August Sonnenfisch

GESICHTER EINES JAHRES


 

 

Gesichter eines Jahres


WINTER

Weisheit waltet: die Weisheit
von NYX - der Urgöttin der Nacht -
als NOX verehrt
von den Römern ...

HELIOS, der Gott des Tagesgestirns,
nur ein flüchtiger Gast.

Mariä Lichtmess - Fastnacht -
Aschermittwoch:

allerorten
winterlich kahle Geäste.



FRÜHLING

Rot entflammt in Blütenkerzen
über Blütenkerzen
die Kastanienallee,
als wir uns
herzen und küssen.

Vögelein, wo bist du? -
Hoch oben im Meer der Lüfte
balzt und rüttelt
ein Lerchen-
männchen seinen Jubel!


SOMMER


Wenn der Leib nach den
Abendstunden
lechzt, und nächtliche Biergärten

Oasen im Havelland sind,
dann endlich
herrscht Sommer!


Das Rauschen
des Flusses
beseligt das göttliche Kind in mir.

Der Sommerwind
kost mir
Haare und Wangen.



HERBST

Welch eine Fülle von Farben
und Aberfarben!

Furien übermütiger Winde!
Wilde Drachen

der Kinder am Himmel:
das Belcanto des AUTUMNUS -

dieses Jünglings
mit Füllhorn
und Fruchtschale im Haar.


Ein Herbstblatt, ledig und frei
wie niemals zuvor,
tänzelt mir zu.
Und
um mich herum.
Da tanze
auch ich.


__________________


EULENORAKEL

Alles nur Schicksal? -
Von den Göttinnen des Schicksals:
den PARZEN, künden
die Gestirne.

Doch das von uns Gerufene

zu bemeistern,
ist das Spiel
des MENSCHEN allein.

Sind wir doch Ebenbilder Gottes
in nuce
.


 

 




(c) August Sonnenfisch, im März 2003 ff

N Y X (römisch: Nox)
die altgriechische
Göttin der Nacht
ist eine der fünf Urgottheiten der alten Griechen,
die aus dem anfänglichen Chaos entstanden:
Gaia (die Erde), Tartaros (die Hölle unterhalb des Hades für die Frevler),
Eros (die begehrliche Liebe) und Erebos (die Finsternis) -
sind die vier Geschwister der NYX.


L E R C H E

Die Brutzeit der europäichen Lerche liegt
gewöhnlich von März und Juni

A U T U M N U S
(lateinisch)
der Herbst als Personifikation:
ein Jüngling mit
Füllhorn
und früchtegeschmücktem Haupt.

 

 

 

 

(I)DAS HAIKU:
"Haikus (Hokku, Haikai)" sind 5-7-5-silbige Dreizeiler - eine Lyrikform aus Japan,
welche dort bis heute recht lebendig ist -
siehe dazu die Nachworte von:
(1) JAN ULENBROOK in: "Haiku - japanische Dreizeiler", Reclam Stuttgart 1995
(2) MANFRED HAUSMANN (1898-1986) in:
"Japanische Lyrik", Arche 1990.

(zu 1)
1995 gab es in Japan 50 Monatszeitschriften
für fünfzeilige TANKAS
(welche eine 5-7-5-7-7-silbige Struktur haben)
mit ca. 20 000 Veröffentlichungen pro Monat
sowie über 50 Monatszeitschriften
für 5-7-5-silbige HAIKUS
mit ca. 80.000 Veröffentlichungen pro Monat.

(zu 2)
Die Form eines HAIKU solle 17 Silben messen,
ein formaler Gesichtspunkt,
welcher ein Haiku absondere
aus der Grenzenlosigkeit der Welt.
"Die innere Gestaltung jedoch,
die lebendige Gliederung,
das künstlerische Wachstum des Abgesonderten
wird von anderen Kräften betrieben.
Diese anderen Kräfte, die dem winzigen Gebild:
dem punktuellen All:
beispielsweise der Welt im Tautropfen,
das geheimnisvolle, blumenhafte
und atemberührende Dasein verleihen,
diese Kräfte gilt es,
bei einer Übertragung ins Deutsche
spürbar werden zu lassen.
Ob man sich dabei
an die vorgeschriebene Silbenzahl
hält oder nicht,
ist von untergeordneter Bedeutung.
Es hat den Anschein,
als sei die deutsche Sprache
nicht dafür geschaffen,
mit siebzehn Silben das Gleiche auszusagen
wie die japanische Sprach
IN IHRER BÜNDIGEN GEDRUNGENHEIT.
Allen bislang unternommenen Versuchen,
die japanischen Kurzgedichte Zeile für Zeile
unter Beachtung der Silbenanzahl zu übertragen,
haftet etwas Unnatürliches und Erzwungenes an.
Der Schmelz und die künstlerische Unschuld
gehen verloren. Immer wieder merkt man,
dass hier oder dort der 'richtige' Ausdruck,
der sich von selbst angeboten,
nicht genommen wurde.
Ein sinnverwandtes Wort wird aber in einem Gedicht, zumal in einem so knappen,
unvermeidlich zu einem unpassenden Wort.
Im Gedicht hat das Wort
eine so tiefe und urtümliche Bedeutung,
dass der Verstand sie nicht fassen kann.
Ein vollkomenes Gedicht ist deshalb vollkommen,
weil jedes Wort sich durch die Hingabe des Dichtenden in ein Mysterium verwandelt hat. ...
Daher ist man gerufen, bei Übertragungen
vor allem darauf bedacht zu sein,
das Wesentliche in acht zu nehmen,
die innere Form, den Geist,
der zu innerst innen waltet."
(a.a.O., Seiten 151f)
Wie ich hörte, sei auch
für die "Deutsche Haiku Gesellschaft"
die Silbenstruktur 5-7-5
für deutschsprachige Haikus nicht zwingend -
wegen der Andersartigkeit unserer Sprache.
Wohl aber seine betrachtende Distanziertheit
(die Ich-Aussagen meidet)
sowie seine Naturbezogenheit
und eine Bezogenheit auf die Jahreszeiten.

(II) ZUR FELDLERCHE:
Von Ende Februar bis Ende Juli kann man
die FELDLERCHEN (Alauda arvensis)
bei ihrer Balz beobachten: Man hört dann
die Männchen(bis zu 15 Minuten lang)
hoch am Himmel besonders laut singen
- und selbst bei ihrem Sturzflug zu Boden
singen sie noch.
Mit etwas Glück kann man auch ihren Balzflugtanz
(50 bis weit über 100 m hoch) verfolgen.
Die Weibchen singen auch, doch leise und am Boden.
Während der Balz sitzen die Männchen
in ihrem Brutrevier auch häufiger
auf Pfählen und auf dem Boden
singend und rufend,
um auf sich aufmerksam zu machen.
Die Stimme / der Ruf der Feldlerchen
ist sehr abwechslungsreich:
ein vibrierendes "trlie":
ihr Gesang ist eine Aufreihung verschiedener trillernder Töne ....
Seit jeher freuen sich Menschen über
den frohgemuten, beschwingten Gesang
dieses Himmelsvogels.
Die Feldlerche gilt denn auch als Symbol
der Heiterkeit und des munteren Liedes.
"Sie singt wie eine Lerche", sagen Italiener
über ein heiteres und sangeslustiges Mädchen.
Franzosen loben mit dieser Metapher
ein besonderes Gesangstalent ....
Und wie sieht die Feldlerche aus? -
Männchen und Weibchen
sehen im Gefieder ziemlich gleich aus.
Der Unterschied liegt in der Größe und im Gewicht.
Das Weibchen ist größer und etwas schwerer.



August Sonnenfisch, Anmerkung zum Gedicht

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.01.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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