Es wird in unserm Leben
oftmals Freudentage geben.
So kaufte sich Walt Roth
das langersehnte Motorboot.
Mit Zwillingsbruder Waldemar,
der aufs Haar ihm ähnlich sah,
durchfurchten die Beiden den See,
mit der schmucken "Annelee".
Es natürlich im Leben ist,
dass die Zeit die Jahre frißt.
So wurde mit den Brüdern halt,
auch das Boot mit ihnen alt.
Touristen mieteten es mitunter,
und dabei ging es plötzlich unter.
Ein Tourist beinahe ertrank,
als die Kiste am Anlegstege sank.
Walt hatte noch nichts gewusst,
von seines Bruders großem Verlust.
Dessen Lina, einst umworben,
war unerwarteterweise gestorben.
Der Nachbar Wilhelm von der Saar
verwechselte Walt mit Waldemar.
Walt dachte, der meint mein Boot,
er wusste ja nichts von Linas Tod.
So kam diese Kondolenz zustand',
sie raubte dem Tröster fast den Verstand:
"Der Verlust muss schrecklich für Sie sein,
aber Sie sind mit dem Kummer nicht allein !"
"Ach wissen Sie, Herr von der Saar,
einstmals war sie wunderbar.
Jetzt war sie nur noch ein altes Wreck,
nun bin ich heilfroh, dass sie ist weg.
Sie hatte vorne ein Loch,
das wurde immer größer noch.
Hinten war ein leidiger Spalt,
immer hässlicher wurde ihre Gestalt.
Touristen hatten viel Spaß mit ihr,
beim letzten Male waren es vier.
Das hält der stärkste Gaul nicht aus,
und jetzt ist endlich der Ofen aus.
Als die vier sie hintereinander bestiegen,
blieb das alte Ding dabei liegen.
Sie brach buchstäblich in der Mitte entwei,
so ging es dann gottseidank mit ihr vorbei !"
Wilhelm von der Saar war sehr betroffen,
sein Mund steht noch immer offen.
Karl Heinz Fricke 20.02.2008