Georges Ettlin
Ausdruckskunst
DIE ALTE STADT
Verstummt ist hier Zerfall
und schläft
als weicher Staub
in Ritzen :
Stadtnachts,
wenn verborgne Schlafgedanken allen Bürgern
auf die alten Dächer fallen,
stürzt uns mancher seltsam` Traum
von einem schlafend-braven Menschen
aus dem offnen Gassenfenster raus :
Da erschreckt uns in den Hinterhöfen
der lauernd-geile Spiegelmensch, das seidne Männchen,
es süsst uns jetzt sogar
sein samtnes Augenrollen...
teppichweich sein Blick !
Oh, wie nackt und rot uns jetzt
sein heisses Zünglein flattert !
Oh, wie nackt und rot uns jetzt
sein heisses Zünglein flattert !
Ab zwei Uhr morgens geilt dem Mann verbotne Zeit :
Der trunknen Dame Röcke sind jetzt weit :
Das freche Mädchenknie in einer dunklen Ecke
ist feucht vom Schleim der eignen Schnecke,
verziehrt vom rosa Unterrocke
ist sie wohl an dem heimlich` Orte,
so wie Bäckers frische Torte !
Die Altstadt ist ein Luder
sie greift uns an das Ruder...
...Wir triften still den Frauen nach :
Doch ein braver Engel
der da mit uns streunt :
Er ists, der nur von keuscher Liebe träumt,
Er nimmt uns bei der Hand.
***
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.04.2008.
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