Kommentare unserer Leserinnen und Leser zum Gedicht
„Nachdenkenswert“ von Helga Aberle


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hsieb

15.09.2008
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Liebe Helga,

Die Tragik eines Rollstuhlfahrers liegt oft leider auch in der Unsicherheit der Menschen mit dieser Situation natürlich umzugehen. Der Sensus dafür wird scheinbar erst entwickelt, wenn eine eigene Betroffenheit gegeben ist, dabei kann dieses in jeder Sekunde passieren. Meine Schwester hat MS und sitzt im Rollstuhl und ich habe mit ihr schon oft über diese Problematik gesprochen. Immer wieder machen Rollstuhlfahrer schmerzliche Erfahrungen. Ich habe aber den Eindruck, dass so allmählich in den Köpfen vieler Menschen etwas passiert. Aber nicht genug. Jeder Rollstuhlfahrere ist ein Individuum wie alle Menschen es für sich beanspruchen. Kurz, ein Behinderter muss nicht zwingend auch im Kopf Behinderungen aufweisen, was bei körperlich Gesunden oft der Fall ist! Aber dämliche Menschen neigen dazu, stets Klischees zu bedienen und alle in einen Topf zu werfen. Dabei ist es so einfach, man kann Hilfe anbieten, wenn sie uns nötig erscheint (also hinsehen) und mit dem Betroffenen ganz normal sprechen, ob er Hilfe möchte, wobei auch immer. Es ist die Akzeptanz, die wohl den Menschen so schwer fällt. Die meisten haben schlicht Angst, etwas falsch zu machen. Also wenden sie sich lieber ab. Andere sind in ihrem Übereifer an Rücksicht und Mitgleid genauso unerträglich. Die Natürlichkeit im Umgang mit "fremden" Leid ist wohl sehr schwierig. Die oberflächliche Spaßgesellschaft hat damit größte Probleme. Aber man merkt nichts und plätschert weiter im Morast des Konsum- und Partyrausches. Scheiß auf die, die da nicht mitmachen können und wollen.
Nein, es gibt auch noch gute und verständnisvolle, sensible Menschen. Aber noch sind sie in der Minderheit. Schade!
Dein Gedicht hat mich einmal wieder nachdenklich gestimmt. Ich glaube, man sollte auch in der Lyrik dieses Thema nicht vergessen. Danke für Dein gesellschaftskritisches Gedicht.

Helga Aberle (26.09.2008):
Liebe Helga, leider hat es eine Weile gedauert bis ich Dir Deinen interessanten und aufschlussreichen Kommentar, für welchen ich herzlich danke, nun beantworten kann.Um eines vorweg zu greifen, ja, es gibt verständnisvolle und sensible Menschen, in deren Nähe man sich auch als Behinderter angenommen und wohl fühlt. Aber diese sind, wie auch Du zitierst, immer noch in der Minderheit. Nun könnte man sich fragen, warum das so ist denn die wenigsten Menschen sind so entsetzlich überheblich und arrogant, dass sie Behinderte bewusst meiden oder,wie ganz persönlich erlebt,man zum Produkt allgemeinem Gelächter wird. Mich hatte das damals sehr verunsichert und verletzt, heute denke ich, die Menschen waren einfach nur dumm. Aber ist jener, sehr bekannten Modezar, auch als lediglich NUR dumm anzusehen, oder wie wäre über ihn zu denken, der darauf bestand, dass während eines Fluges, ein Rollstuhlfahrer aus seinem Blickwinkel zu verschwinden hatte? Für mein Verständnis einfach nur über alle Maßen arrogant und überheblich. So kann ich den Rollstuhlfahrer nur beglückwünschen,der diese Sache zur Anzeige brachte. Solche Erlebnisse zählen für Behinderte, zum Glück, zur ganz großen Ausnahme und alles andere über das wir - die Behinderten - bisweilen stolpern, wäre mit ein wenig Toleranz, Verständnis und Freundlichkeit - auf beiden Seiten - wohl doch zu meistern. Für die einen gäbe es zu bedenken, dass nicht ein überschütten an Hilfsbereitschaft erwünscht, für die anderen, dass hilfloses und ängstliches Wegschauen verletzlich, und, für den Behinderten gälte es zu sehen, dass die aller, allerwenigsten einem wirklich böses wollen. Auch hier wäre ein wenig Toleranz und Verständnis für menschliche Schwächen und Unzulänglichkeiten hilfreich. Dir einen schönen und sonnigen Tag und liebe Grüße

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Liebe Helga,
mit diesem sehr guten Gedicht legst Du
Deinen Finger in die Wunde.Grausamkeit
ist oft eine Folge der Achtlosigkeit,
der fehlenden Empathie.Es fällt schwer ,sich in einen anderen Menschen zu versetzen,weil wir zu wenig nachdenken.
DEnn wer möchte schon,dass man in seinem
Beisein in der 3.Person von ihm spricht,
als sei er nicht mehr für sich zuständig
Ich wünsche Dir einen schönen Wochenan-
fang und grüße Dich herzlich
Ingrid

Helga Aberle (16.09.2008):
Liebe Ingrid, für Deinen trefflichen Kommentar bedanke ich mich sehr. Das ist es wohl, wir denken uns nicht, oder zu wenig in andere Menschen hinein, und besonders krass zeigt sich das im Umgang mit Behinderten. Die einen erschlagen diesen mit ihrer Hilfsbereitschaft, die eher schon an Bevormundung grenz, die anderen schauen diskret weg, wissen nicht was sie sagen sollen und reden quasi nur noch hinter vorgehaltener Hand über einen. Hierin kenne ich mich aus. Somit spiegelt das Gedicht mal wieder eigene Erfahrungen wider - wenn auch überspitzt. Herzliche Grüße zu Dir zurück Helga

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Liebe Helga,
das ist nicht nur nachdenkenswert, das ist erschütternd.
Wenn jemand infolge körperlicher Einschränkungen wie geistesgestört behandelt wird. Das hast du beeindruckend dargestellt.
Liebe Grüße von Heinz

Helga Aberle (16.09.2008):
Lieber Heinz, Für Deinen freundlichen Kommentar möchte ich mich herzlich bedanken, ich habe ihn gerne und mit Interesse gelesen. Mit der Behinderung eines Mitmenschen umzugehen ist schon ein sensibles Thema, welches allen Beteiligten - auch uns Behinderten - Toleranz und Einsicht abverlangt. Hier hilft nur, wie überall im Leben; ein offenes Wort und die Bereitschaft einander wohlwollend zuzuhören. Liebe Grüße Helga

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