Kommentare unserer Leserinnen und Leser zum Gedicht
„Der Staat und ich (reloaded)“ von Patrick Rabe


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Ja, ja, ja, ja...auch wenn ich aus meiner pubertären Phase fast schon raus bin kann ich den Grundgedanken dessen nicht vollkommen ablegen. Zu sehr enttäuscht mich die Gesellschaft jeden Tag aufs Neue. Ich für meinen Teil bin jeden Tag damit beschäftigt Mensch zu sein. Wenn die Anderen keine Ethik und Moral haben, muß man ihnen dann mit Ethik und Moral begegnen ? Das sind für mich die Grundgedanken Deines Gedichtes, welches mal wieder so schön roh und ungeschliffen ist. Am Besten gefällt mir S3 - kaum jemand macht sich wirklich bewußt wer und was da in einem plappert. Alleine sich die Frage zu stellen ob es so sein könnte, schreckt die meisten Leute, ab die so nie ein Mensch werden können. So, das mußte jetzt mal raus ;-) Ich liebe diese Texte von Dir, leider darf ich im Moment solche Texte nicht schreiben, ich stehe auf der Todes Liste des Regimes und bin schon inhaftiert. Aber Du machts das ja hervorragend. Dir ganz liebe Grüße - Andi

Patrick Rabe (03.06.2015):
Lieber Andi, haarscharf im Windschatten der Wahrheit zu segeln, das braucht man manchmal! Der Staat bzw unser ganzes System ist völlig neurotisch, bzw deckt unschöne Tatsachen - vor allem über menschliche Innenwelten - mit Verdrängungskleister zu. So ahnen wir zwar, dass wir alle das selbe fühlen aber kaum einer traut es sich mal auszusprechen. Es wäre so einfach und wir würden viel besser miteinander leben können, wenn wir voreinander die Hosen runterlassen würden. So aber hofft jeder, weiterhin als "normal" durchzugehen und, dass keiner hinter seine Maske schaut. Die Krux dabei: Jeder will geliebt werden, wie er wirklich ist! Und nicht so, wie er sich verstellt, um in dieser neurotischen Erfolgsgesellschaft zu funktionieren. Den gesunden Menschen, so wie er propagiert wird, gibt es nicht. Und je eher man aufhört, sich an diesem Menschen-Zerrbild zu orientieren, desto eher hat man gewonnen. Kann natürlich so Kafka-mäßig passieren, dass "die Männer" dann vor der eigenen Tür stehen... (WObei wir auch wieder bei deiner Verhaftung wären. Oder ist dein Platz bei e-stories bedroht? Hoffentlich nicht!) So, jetzt habe ich auch mal was vom Stapel gelassen. Wenn du dir "Deutschland muss sterben" von Slime übrigens mal anhörst, wirst du frappiert feststellen, dass der Text heute aktueller ist als 1980... (Wenn Raketen und Panzer den Frieden sichern, AKW's und Computer das Leben verbessern). Wahrheit altert nicht. Liebe Grüße, Patrick

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Lieber Patrick! Treffliche Analysen innerer Seelenwelten
und Gedankenwelten
in dieser sogenannten Hochkultur:
<< Tanten und Onkelz in dir plappern
und Merkels Lügen wie Knochen klappern >>
<< Das Gewissen ist oft eine große Last,
denn dich macht verrückt, dass du eines hast.
In Krieg, Armut, Zynismus lebst
und doch an dem Lügenteppich auch selber webst. >>
<< Dein Hasspegel steigt mit jedem Bier ...
Dunkle Blumen gebiert böse Saat >>.
Treffliche Analysen in kraftvoll klarer Sprache -
Doch wie und wo und wann die Antwort darauf zu finden?
Ist es die Antwort, diesen Hass auszuagieren, wenn auch kontrolliert:
<< Der Fernseher lodert, die Wohnung ist leer,
der Punk ist gegangen, er reist jetzt zum Meer. >> ? ...
Die Tocotronics benennen den Hass, der überall ist,
den Hass und (implizite) den Selbsthass (auch hinter den Krawatten und über den High Heels)!
Hass und Selbsthass, die nicht benannt werden dürfen
(WIR reden über Fußball: Karlsruhe oder Hamburg!)
Normalo und Normala kennen Selbsthass und Hass ja vorgeblich nicht die Spur -
nur als Jugendliche, da waren auch Normalo und Normala in der Regel nahe dran -
auch an ihrer Verzweifelung! ...
Durch dein Gedicht kam ich auch zu dem Tocotronic-Titel K.O.O.K.!
Herzlich: August


Patrick Rabe (03.06.2015):
Lieber August, zunächst einmal ein dickes DANKE für deinen ausführlichen Kommentar! Ich denke, wie ich schon Andi Thon schrieb, dass die Gesellschaft neurotisch organisiert ist und wir alle bestimmte Dinge voreinander verbergen. Natürlich haben auch Normalo und Normala ihren Hass/Selbsthass, natürlich regiert allerorten auch Angst vor den anderen und sich selber, aber man agiert das meistens aus, indem man kleine, eklige Giftspritzen absondert. Eine gewisse Form des Mobbings bzw Bashings ist gesellschaftlich akzeptiert. Man schaue sich nur Stefan Raabs "TV TOtal" an. (Oder Sendungen, in denen mitgefilmte, teils lebensgefährliche Missgeschicke präsentiert werden) Mit Häme zeigt man auf die Leute, die aus dem Rahmen fallen, die sich angeblich peinlich machen, die anders sind. Aber anders als wer eigentlich!? Jeder ist anders als alle anderen, gell? Nur manche werden nie Individuen, bleiben immer Nachmacher und Nachplapperer. Individuen sind gefährdet. Niemand will geköpft werden wie Sophie Scholl. Aber Individuen sind auch gefährlich. So wie Sophie Scholl. Vor der die Gestapo soviel Angst hatte, dass sie sie köpfen musste. Wenn es einen Schöpfer gibt, dann ist dieses Mädchen mit geradem Rücken vor ihn getreten. Die Nazis hatten damals Recht und Gesetz auf ihrer Seite. Aus heutiger Sicht ist es leicht zu sagen, dass sie falsch lagen. Viel schwerer ist es zu erkennen und auch laut zu sagen, dass unsere "Demokratie" auch nicht der wahre Jakob ist. Und sich momentan bedenklich in die falsche Richtung entwickelt. Die heutige Politikerkaste ist so verheuchelt, dass einem schlecht werden kann. Und Amerika? Darf ein Land, das Folterknäste wie Guantanamo betreibt, anderswo die Menschrechte anmahnen? Lieber August, ich habe vor fast keiner gesellschaftlichen Gruppe mehr Achtung. Nur vor den Künstlern. Wenn eine Gruppe diese Welt retten kann, dann sie. Und nicht auf Gruppen sollte unsere Hoffnung ruhen, sondern auf Individuen. Übrigens gibt es noch viel bessere Tocotronic-Songs als K.O.O.K.! Gib mal "Das rote Album" ein. Einfach nur toll. Ganz liebe Grüße, Patrick

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Lieber Patrick,

die ungestüme Kraft der Jugend
strotzt hier aus jedem Punkerwort.
Das Pfeifen auf den Staat als Tugend
ist ihnen mehr als bloß ein Sport.

Liebe Grüße
Faro, der aus unerfindlichen Gründen heute "nur" kommentieren kann.

Patrick Rabe (03.06.2015):
Lieber Faro, hoffentlich bist du nicht gesperrt. Das Rausfliegegespenst geht ja nach der kurzzeitigen Sperrung von Henning Brunke ein bisschen rum im Forum... Naja, alles Gute und viel Punkpower von deinem roten Revoluzzer!

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Lieber Patrick,

was für eine (deine) Nacht beschreibst du in deinem Gedicht!
Jugendrebellions-Erinnerungen gemischt mit Zweifeln an deiner Sehnsucht und dem etwas eintönig aufpeitschenden Rhythmus der Band, wenn ich das richtig verstehe und an unser letztes Gespäch denke. Stück für Stück lässt du die Vergangenheit hinter dir, wenn auch unter Schmerzen (?).

Ich hoffe, jeder Morgen nach einer solchen Nacht macht dich freier.

Liebe Grüße, deine dir gewogene Freundin Irene

Patrick Rabe (03.06.2015):
Liebe Irene, sich diesem inneren Druck zu stellen, ist die Aufgabe des Dichters. Während manch "Normalo" (siehe Kommentar von August Sonnenfisch) ihn wegprojiziert, darf und sollte der Dichter ehrlich sein. Nur, wer seinen Hass rauslässt, kommt mit sich ins reine. Natürlich sollte dieser Hass an die richtige Adresse gebracht werden, und nicht wie bei den Meisten pö a pö per Giftspritze an Unbeteiligte verteilt werden. Das Gedicht präsentiert den Punk als Musik und Haltung, die sich einer Einschubladierung bewusst entzieht und ebenso bewusst von der "Gesellschaft" als "unschön" empfundene Formen wählt, um der ganzen Verlogenheit unserer Gewinnermentalität einen Arschtritt zu verpassen. Das Gedicht ist eine Hommage an die Musik meiner Jugend, aber auch ein "Den-Hut-Ziehen" vor integren, echten Leuten. Die beiden Langenhorner Punkbands Slime und Razzia sind auch in ihren 50ern noch Punks, ohne Irokesenschnitt und Nietengürtel zwar, aber politisch immer noch integer. Dirk Jora - Sänger von Slime - der Plattenmillionär sein könnte, hat immer alles Geld sofort ausgegeben, hat bei keiner Bank ein Konto und lebt in einem Schrebergartenhäuschen. Vielleicht findest du so eine Einstellung pubertär oder gaga, ich finde sie konsequent. Der Typ ist 1 zu 1. Der singt nicht auf der bühne "Man sollte, man müsste, man könnte, aber auch nur ihr und ich nicht!", sondern der lebt sein Aussteigertum. Und die Typen von Razzia engagieren sich für Kultur in unserem Stadtteil, nette Leute, die ich persönlich kenne. (Prahl!) Der Titel "Der Staat und ich" bezieht sich übrigens auf das Blumfeldalbum "L' etat et moi", dessen Thesen ich hier aufgreife. Es ist also ein später Beitrag zum Hamburger Band-Diskurs, der 1994 geführt wurde. Liebe Grüße, dein stets schaffender Poetenfreund Patrick

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