Kommentare unserer Leserinnen und Leser zum Gedicht
„Der Künstler als Klempner“ von Hartmut Wagner


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hsieb

23.04.2017
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Zunächst vielen Dank für den beachtlichen und ausführlichen Lebenslauf. Das findet man hier selten.
Als Kunstliebhaberin habe ich eine ähnliche Auffassung zu den Werken der heutigen "Rostkünstler", die sich dafür klempnermäßig aus dem Fenster lehnen. Jeder hat den Anspruch, etwas Besonderes zu erschaffen und hofft auf entsprechende Beachtung....und groß muss es sein - turmähnlich halt. Ein Laudator, der eine abgrundtiefe Philosophie in ihm entdeckt, findet sich. Ein Käufer nicht ganz so schnell.
Es gibt allerdings auch Ausnahmen: z.B der Skulpturenpark in Katzow ( nähe Greifswald) - ein Kaff als Dorf, aber turmähnliche Skulpturen, die beeindrucken. Die Kunst muss frei bleiben, auch wenn sie skurrile Blüten trägt. Diese Kunst ist sicher nicht für Meiers Hausgarten angedacht und muss nicht gefallen, aber eine Aussage, einen künstlerischen Anspruch an das Geschick hätte ich auch. Ich möchte staunen und stehen bleiben wollen.
Der Künstler guckt kunstkatholisch...der Ärmste....er glaubt, er wäre ein kunstnaher Erdenwurm mit seinem Turm.
Mir hat dieses ironische Gedicht sehr gut gefallen.

Grüße von Helga, die sich auch gerne über Vieles lustig macht.

Hartmut Wagner (09.09.2021):
Liebe Helga, erst jetzt, nach vielen Jahren schreibe ich Dir, weil ich Deinen sehr differenzierten Kommentar erst heute entdeckt habe. Ich entschuldige mich, wegen dieses unentschuldbaren Vergehens! Aber von diesem Künstler gibt es noch ein Kunstwerk, das in der Fußgängerzone meiner Heimatstadt Schwerte steht. Mit dem habe ich per Auto Bekanntschaft gemacht. Ich hatte an einem Parteistand für die Wahl der Linken zum Bundestag Propagandaarbeit geleistet. Da wurde ich scheinbar für diese Tätigkeit durch ein Kunstwerk Herrn Klegins, des Schwerter Kunstprofessors, bestraft, mit dieser Installation, nicht mit ihrem Schöpfer, kollidierte ich beim Zurücksetzen, und sie fügte mir für die Kunstmissachtung samt mangelnder Fahrkünste eine mittelgroße Beule im Heck meines Opel-Kadett-Kombis zu. Ich wusste gar nicht, dass ich mit einem Kunstwerk zusammen geprallt war. Es handelte sich um eine Metallkonstruktion, ähnlich einem kleinen Hochspannungsmasten, der an seinem oberen Ende vier verdrehte Verkehrsspiegel zeigt, solche, die normalerweise an unübersichtlichen Kreuzungen hängen, um Autofahrer über andere Verkehrsteilnehmer zu informieren. Meine Mitpropagandisten informierten mich über den Kunstcharakter der seltsamen Skulptur. Ich Kunstbanause hatte schon mehrmals bei Besuchen in der Schwerter Fußgängerzone gedacht: "Was soll dieser Quatsch hier? Der müsste doch bestenfalls an einer gefährlichen Kreuzung stehen, aber nicht hier, wo in erster Linie Fußgänger zuhause sind!" Nun ich war eines Besseren belehrt worden. Das Kunstwerk heißt übrigens: "Weiße Segel", warum auch immer! Was Du aber über landschaftliche Skulpturenparks schreibst, finde ich vollkommen richtig. Skulpturen können schöne Parks sehr aufwerten. Zum Beispiel der sehenswerte Park am Rhein in Bonn, aufgehübscht mittels alter Skulpturen, oder auch andere Anlagen mit durchaus auch abstrakten Figuren. Ich habe einst an meinem Gartenteich z.B. eine halbnackte Venus oder Aphrodite aufgestellt und ihr gegenüber am anderen Ufer, die Kopie von Michelangelos nacktem David. Beides habe ich, "aus Gips", im ehemaligen Gartencenter an der Dortmunder Hohensyburg erworben. Deswegen war der David auch nur halbnackt und trug anders als das Original ein lächerliches Feigenblatt über seinem hübschen Heiligtum. Die Originale aus Marmor waren selbstverständlich unverfügbar, weil unerschwinglich. Die zwei Figuren sollten die Sehnsucht nach Nähe und die trotzdem manchmal beinahe unüberbrückbare Ferne zwischen Frau und Mann verkörpern. Mittlerweile hat die Zeit ihre Aufgabe erfüllt und die Statuen mit fast marmorner grüner Patina umgeben. Außerdem arbeiteten unfreiwillige Künstler an der Vollendung des zweigeteilten Kunstwerks. Ich stieß irgendwann ungewollt die Venus um, worauf sie ihren linken Arm verlor und meine Nichte, die mir fleißig im Garten hilft, beförderte beim Unkrautjäten ohne Absicht mit ihrem Hintern den David in das Gartengewässer. Der zerbrach unterhalb der Knie. Die Füße samt einem Teil der Unterschenkel stellte ich wieder auf dem Steinrand des Teiches auf, den Resttorso buddelten wir mit Blick auf den Teich an seinem Saum ein. Nun schaut der verkürzte David vollkommen patiniert und eingepflanzt sehnsüchtig zu seiner Aphrodite und die ebenso liebesdurstig, aber einarmig, auf ihren David. Sie werden sich leider nie erreichen, wenn ich sie nicht aus Mitleid auf einen gemeinsamen Platz am Ufergestade vereinen werde. Liebe Helga, ich hoffe, Dich erreicht mein äußerst verspäteter Kommentar und Du freust Dich nach so langer Zeit noch darüber. Du darfst Dich auch ruhig über mich alten Kunstbanausen, Körperverletzer der Aphrodite und schlechten Autofahrer lustig machen. Gesundheit, Humor, Lebensfreude und ganz viel Liebe wünscht Dir Hartmut! Und sehr zahlreiche Besuche in verwunschenen Parks mit Marmorbildern oder Stahl- bzw. sonstigen Skulpturen!

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