Kommentare unserer Leserinnen und Leser zum Gedicht
„Das Gelaber eines geisteskranken Diakons“ von Patrick Rabe


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Lieber Patrick,
das sind natürlich prägende Erfahrungen (die ich in meinen Gemeinden nie gemacht habe). Da beeinflusst das übergriffige Verhalten eines "Geistlichen" für immer das Gottesbild. Wir hatten in meiner jetztigen Gemeinde jemanden (ein einfaches Mitglied), der ein bisschen sehr auf kleine Mädchen abzielte. Wir versuchten, ohne ihn aggressiv anzugehen, ihn immer wieder auf unsere Beobachtungen aufmerksam zu machen. Irgendwann verschwand er für immer aus der Gemeinde. Befreundete Vietnamesen feierten in dieser Zeit bei uns Mondfest. Da tanzten zauberhaft gekleidete Kinder. Ich traute mich nicht, sie zu fotografieren, um, wie ich sagte, "nicht mit M. verwechselt zu werden". Aber das ist alles schon lange her.
Liebe Grüße von Andreas

Patrick Rabe (21.12.2020):
Lieber Andreas. Ich weiß natürlich, dass die höchste gabe Gottes wahrscheinlich das totale Verzeihen ist. Und man erlebt dann auch Transzendenz. Dennoch. Ein Leben ist lang. Und manchmal trifft man wirklich Leute wieder, die man von früher kennt, und ist dann erschüttert darüber, wie ihr Leben in die Brüche gegangen ist. Und wenn sich das dann summiert, und man merkt, dass fast ein ganzer Stadtteil, eine ganze Generation und so manches in der Welt darniederliegt und kaum noch aufstehen kann, dann fragt man sich schon, ob erneute Zurückhaltung der angebrachte nächste Schritt ist. Es ist nämlich schon ein Unterschied zwischen dem, der jemanden ermordet, und dem, der ermordet wird. Es muss ja nicht immer gleich derartig drastisch sein, aber nur alleine das immer mehr Verwischen von solchen Zusammenhängen und das Grinsen mancher uralter Diakone, die nicht ohne Grund von manchen hier lebenden Menschen den schauervoll ausgesprochenen "Spitznamen" "Peiniger" bekamen, und die hier munter mit fast hundert Jahren noch auf dem Fahrrad durch die gegend fahren, fragt man sich schon irgendwann mal, ob man an Gottes Heilsplan irgendwas falsch verstanden haben könnte... Jedenfalls, das ich nicht immer hier, und nicht immer in Hamburg gelebt habe, hat meinen Blick geschärft. Was mich antreibt, ist ja aber nicht selbstgerechtigkeit, sondern Mitgefühl mit den Opfern. Ich möchte sie auch gar nicht hauptsächlich zu Anzeigen animieren, sondern dazu, ihr Schweigen zu brechen, um überhaupt mal erkennen zu können, dass sie vor dem Falschen Angst haben, und stattdessen immer wieder in die Arme von "Autoritätspersonen" laufen, die ihnen dann wieder schlimme Dinge antun. Und DAS ist es, was ich allmählich nicht mehr ertrage. Jesus lehrte einen Vater im Himmel. Keinen Pater auf der Kanzel. Liebe Grüße von Patrick

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