Kommentare unserer Leserinnen und Leser zum Gedicht
„Einem Freund“ von Andreas Vierk


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Den Ort an der Mauer, wo die sich küssten, die David Bowie in "Heroes" ("Helden") besang. Vielleicht suchte den schon Wim Wenders, als er den "Himmel über Berlin" drehte. Es ist ein Ort der Liebe. Ich verbinde dieses Lied mit meiner verstorbenen Freundin Roxana, weil wir so waren: Wir küssten uns, "obwohl Schüsse die Luft zerrissen". Unsere Liebe war von Anfang an bedroht. Einmal durch ihre Suizidalität, dann durch die Tatsache, dass hier bei mir im Haus leider manche Nazis leben (alte wie junge), und sie und ich Linke waren (bzw. ich bin dies noch), und dann auch noch von neidischen Blicken. Aber wir hatten diesen Ort. Ich schreibe dir hier mal den ganzen deutschen Text hin. Bowie hat ihn mit der Hilfe von Brian Eno selber ins Deutsche übersetzt:

"Du, könntest du schwimmen?
Wie Delphine, Delphine es tun?
Niemand gibt uns eine Chance,
doch können wir siegen
für immer und immer.
Dann sind wir Helden...
Für einen Tag.

Ich, ich bin dein König.
Und du, du Königin.
Obwohl sie unschlagbar scheinen,
werden wir Helden
für einen Tag.
Wir sind dann wir.
Nur diesen Tag.

Ich, ich glaubte zu träumen,
im Rücken die Mauer war kalt.
Schüsse reißen die Luft.
Doch wir küssen, als ob nichts geschieht.
Und die Scham fiel auf ihre Seite.
Ja, wir können sie schlagen, für alle Zeiten!
Dann sind wir Helden,
für einen Tag.

Dann sind wir Helden.
Dann sind wir Helden.

Hier findest du ein Video, welches den Song so wiedergibt, wie ich ihn empfinde. Zumindest heute, nachdem Roxana 14 Jahre tot ist. Auch ich habe mich weiter entwickelt, und sehe heute wieder erstens mehr das Allgemeingültige dieses Liedes, und zweitens die Berlinbezüge, die unter anderem mit der geschichte von Christiane F. zu tun haben. Sie ist als Fan auf ein Bowie-Konzert gegangen. Ich wäre mit Roxana sicherlich auf ein Blumfeld-Konzert gegangen. Ich war auch in der Zeit unserer Beziehung auf einem. Leider war sie zu diesem Zeitpunkt in der Klinik und konnte nicht mit. Jochen Distelmeyer war unser "Bowie". Vielleicht sogar unser "Dylan".

https://www.youtube.com/watch?v=E9BbXD-wRfA

Alles Liebe,

Patrick

Andreas Vierk (09.02.2021):
Lieber Patrick, ich habe ja nicht gewusst, dass sich der Todestag deiner Freundin gejährt hat. Das tut mir sehr leid. Und der Hinweis auf Christa Wolfs Buch bekommt noch eine andere - unabsichtliche - Dimension. Liebe Grüße von Andreas

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Lieber Andreas,

meine Beobachten sagen mir, dass besonders die Menschen großer Städte die Schnauze voill von Corona haben. Unser kleiner idyllischer Ort wird von Stadtmenschen in Rente überschwemmt. Häuser verkaufen sich im HandumdrehenInteressant dein Gedicht.
Herzlich Karl-Heinz

Andreas Vierk (09.02.2021):
Lieber Karl-Heinz, ich glaube, du hast da was in die falsche Kehle bekommen. Mein Gedicht geht nicht über Corona. Aber vielleicht wolltest ein anderes Gedicht kommentieren, und bist versehentlich in meins gerutscht. Trotzdem: halt die Ohren steif. Bei mir in Berlin baggern die Schneeräumfahrzeuge. Es war schon lange nicht mehr so tief verschneit. Liebe Grüße von Andreas

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Da ich ehrlichkeitshalber und dies muss ich sagen, Deine Antwort an Renate gelesen habe Andreas, so ist mir hier nun vieles ersichtlich! So gesehen, sind für mich Strophe 1 und 3 voller Aussagekraft diesem bezogen und sie haben mir auch wahrhaft gefallen! Du hast wieder eine starke – kräftige Wahl der Worte! Gefällt mir und Grüße Franz

Andreas Vierk (08.02.2021):
Lieber Franz, es ist ja klar, dass ein Gedicht, dass an jemand persönlich gerichtet ist, mit Hinweisen gespickt ist, die nur der Adressat entschlüsseln kann. - Aber niemandem von euch allen ist aufgefallen, dass der letzte Satz eigentlich im Präsens stehen müsste: "mich reißt es fort", nicht "mich riss es fort." Das werde ich natürlich endern. Liebe Grüße von Andreas

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Wenn einige schon kommentiert haben und Du ihnen geantwortet hast, verstehe ich einen klitzekleinen Schimmer von dem, was Du mit Deinem - wie üblich erstaunlichen und geheimnisvollen - Gedicht gemeint hast. Prima und super. Ich persönlich habe nie in meinem langen Leben etwas Mystisches erlebt, noch ist mir sowas widerfahren. Es fand sich immer eine erstaunlich natürliche Erklärung.Zugegeben ausser Alkohol, Amphetamin und Hasch habe ich keine Drogenerfahrung, was sicherlich für die Mystik förderlich wäre. Herzlicher Gruss Robert

Andreas Vierk (08.02.2021):
Lieber Robert, mit Drogen habe ich auch keine mystische Erfahrung gehabt, und echte Mystik braucht auch keine Krücken. Ich hab zwar Zigaretten geraucht und Alkohol getrunken, das hatte aber nicht ursächlich mit mystischen Erfahrungen zu tun. Fliegenpilze sind vielleicht was für Möchtegern-Gurus. Bei mir kommt eigentlich jede Erfahrung, nicht nur die mystische, aus der Literatur. Samadhi habe ich mal für eine Sekunde gehabt. Das lässt sich nicht beschreiben. Das Erleben, dass Gott allezeit nahe ist, muss ausreichen. Lieber Gruß von Andreas

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"Die Muse, die Muse, die Muse
beschwingt uns stets mit ihrem Kusse.
Und ja, manche Stadt, leider ist `ne Hure,
wenn sie sich verhält wie eine Nutte !"
(Hanns Seydel, 08.02.2021, für Andreas Vierk)


Guter Andreas,

Dein herrliches Gedicht stimmt traurig, ich finde es eine zu Herzen gehende Ballade (aber die von Dir gewählte Kategorie ist natürlich die beste) !!!
Ja und Deine Meisterschaft in der äußerst anspruchsvollen (endreimgeformten) 5zeiligen Strophenform - großartig !
Für Deine Gedichte kann man sich regelrecht begeistern (Dieses Gedicht von Dir las ich 3 Mal hintereinander) !

GLG in die 2. Woche des Februar dieses so wichtigen 2021 von Hanns

Andreas Vierk (08.02.2021):
Lieber Hanns, so herrlich ist das Gedicht nicht, seine Traurigkeit hast du aber gut heraus gelesen. Mal sehen, was der Adressat dazu sagt. Liebe Grüße von Andreas

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Ich kenne das Buch von Christa Wolf
nicht.
Aber deín Schlusswort in deinem
Gedicht lässt es mich ahnen.
"Mich riss es von den Straßen fort
in ein gehauchtes Land."
Das gefiel mir sehr.

Im Gewöhnlichen kann man nicht
den Himmel finden,
keinen Ort, der Heimat wäre.

Das "gehauchte Land", von dem wir
über Jesus Christus erfahren durften,
das "hinter dem Schleier" liegt,
das ist gemeint, nehme ich fest an.

Dieses Gedicht ist wieder etwas ganz
Besonderes.

Liebe Grüße - Renate







Andreas Vierk (08.02.2021):
Liebe Renate, die Erwähnung von Christa Wolfs Buch hat in dem Gedicht eine Teleskopfunktion: Frau Wolf schrieb eine sehr bittere Liebesgeschichte über zerbrechende Konventionen aus der Zeit der deutschen Spätromantik, war aber selber eine honeckertreue Betonkommunistin. Patrick (er ist mit dem Freund gemeint) hat kein Hehl aus seiner politischen Denkrichtung gemacht. Er kann seine Erfüllung nur in dieser Welt finden, sagte aber, seine Generation sei eine zerbrochene. Ich wurde mit der Zeit immer mystischer, ging also einen ganz anderen Weg. Es geht uns beiden, glaube ich, um das durchbrechen oder überwinden von Konventionen. Das versuchte ich mit dem Gedicht auszudrücken. Es ist eine mögliche Antwort auf seinen Zyklus "Mystik". Mit meinem Ziel, dem gehauchten Land, hast du recht. Im Grunde wollen wir beide aus unserem persönlichen Wasteland herausfinden. Liebe Grüße von Andreas

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Antwort vom Freund:

Christa Wolf fand nicht das Land,
das sich eng mit ihr verband,
du wirst vielleicht das Land noch finden,
ohne an Corona dich zu binden.

Andreas, lG Bertl.

Andreas Vierk (08.02.2021):
Lieber Bertl, die Strophe bezieht sich auf Christa Wolfs Erzählung "Kein Ort. Nirgends", in der die Begegnung Heinrich von Kleists mit Karoline von Günderrode geschildert wird. LG von Andreas

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