Kommentare unserer Leserinnen und Leser zum Gedicht
„Die blutrote Amsel“ von Andreas Vierk


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"Wenn du in ihnen blätterst,
in der Amtsstube, abends,
flattert die blutrote Amsel aus ihnen
aufs Fensterbrett und von dort
hinein in neue Regenwolken."

"Die blutrote Amsel" - ist sie vielleicht
der Austauschsbegriff zur Liebe, die man immer
wieder "erwürgt", also tötet und dadurch verliert
- durch eigene Schwächen, Fehlverhalten?

Auch wenn man in der "Amtsstube" (= Gewissen)
darüber reflektiert, kommt die Amsel immer wieder
zum Vorschein und fliegt in neue Regenwolken.
Vielleicht müsste der eigene Denkprozess in andere
Bahnen gelenkt werden, damit man sich nicht nur
allein schuldig fühlt an den Fehlschlägen (= Selbstmörder).

Schwere Metaphern warten hier auf. Ich habe mich
sehr damit beschäftigt, aber habe keine Sicherheit
meiner Gedanken erlangen können, nur Vermutungen.
Ich denke, einige davon könnten sogar zutreffen...

Jedenfalls lässt mich so etwas nicht in Ruhe.

Liebe Grüße sendet dir Renate

Andreas Vierk (04.01.2022):
Liebe Renate, was fragst du denn noch nach der Bedeutung, wenn du sie schon zu 80 Prozent entschlüsselt hast! Im Grunde sind es alles Bilder der Minderwertigkeit und Selbstbestrafung. Die Amsel könnte auch ein Bild für das Weh sein, das einzige, das von dem Ich noch fliegen kann. Sie wird sichtbar in den Akten des - wie du richtig gesehen hast - Gewissens, einer permanenten Selbstbefragung. Aber all diese Metaphern öffnen sich mehreren Bedeutungen. Dass dich das Gedicht nicht loslässt ehrt mich (Robert hat eine ähnliche Bemerkung gemacht). Liebe Grüße fliegen inmitten weißer Sperlinge zu dir von Andreas

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Da nehme ich fluchtartig Reissaus und komme trotzdem immer wieder zurück in das Wortewirrwarr und suche verzweifelt nach dem roten Faden, der aber verknotet bleibt.
Herzlich Robert

Andreas Vierk (04.01.2022):
Der Rote Faden als Gordischer Knoten ist aber originell! Ich finde aber kein Wirrwarr. Gut, ich habe es ja auch geschrieben. Das Gedicht stößt dich also ab und zieht dich dann wieder an? Na was will denn ein Künstler mehr von seinem Kunstwerk erwarten! Liebe Grüße und Dank für die Eins! - Andreas

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Lieber Andreas!

Manche Amseln, auch innere Amseln können wieder auferstehen, wie der Kuckuck in dem berühmten Lied "Auf einem Baum ein Kuckuck saß!". Mir scheint, du hast meine Kurzgeschichte "Vögel" gelesen. Manchmal list man alles, was da ein anderer schreibt, als Anklage gegen sich selber. Mir geht das auch manchmal so. Nur so hatte ich die Geschichte nicht gemeint. Ich bin nie von meinem Balkon gesprungen, und habe auch nie auf oberen Stockwerken mit Mördern gekämpft. Das waren immer eher innere Kämpfe. Natürlich habe ich in den letzten Jahren auch viel zu verkraften gehabt. Und der Suizid meiner Lebensgefährtin Roxana im Jahr 2007 beschäftigt mich nach jedem ihrer Todestage immer noch. Auch sie ist ja aber nicht etwa vom Balkon meiner Wohnung gesprungen, sondern hat sich in der hiesigen psychiatrischen Klinik erhängt. Bereits auf ihrer beerdigung begegnete mir aber ein Mann, der mir Unterlagen in die hand drückte, die darauf hindeuteten, dass sie in der Klinik auch ermordet worden sein könnte, bzw, dass man versucht hat, sie wiederzubeleben, aber nicht, um sie zurück ins Leben zu holen, sondern, um ihr Organe zu entnehmen. Das konnte geschehen, weil sie einen Organspenderausweis hatte. Diese Unterlagen haben mich tief verwirrt, und ich habe sie sogar irgendwann weggeschmissen. Heute denke ich, das war ein fehler,. Weil ich nämlich mittlerweile weiß, dass so etwas wirklich geschieht. Das ist leider KEIN schlechter Monty-Python-Joke. Daher, wenn du noch so ein Ding hast: Wegschmeißen! Bitte!!!! Die leibliche Auferstehung der Toten, gerade, wenn sie wissenschaftlich "geführt" wird, halte ich für eine schwere Sünde gegen alles nur denkbare zwischen Himmel, Erde und Hölle. Ich hoffe, dass auch Okkultzirkel endlich mit solchen Vorstellungen und Handlungen aufhören. Manches obliegt schon Gott und nicht uns. Bob Dylan prangert solche Frankensteinerei unter anderem in seinem aktuellen Song "My own version of you" an. Ich hatte nur bisher geglaubt, Deutschland habe sich solcher Sünden noch nicht schuldig gemacht, zumindest seit dem dritten Reich nicht mehr. Ich will mit diesem Okkultschrott ganz einfach nichts zu tun haben.

Alles Liebe und grüße zum neuen Jahr,

dein Dichterkollege

Patrick

(Und du kannst dich jederzeit bei mir melden. Und auch meine Kurzgeschichten kommentieren. Oder mir einen Vogel dafür zeigen.Ich bin da nicht so angriffig.)

Andreas Vierk (04.01.2022):
Lieber Patrick, nein, ich habe deine Geschichte nicht gelesen. Für dieses Gedicht lagen die Informationsquellen mal ganz wo anders. Ich war in letzter Zeit aus privaten Gründen etwas traurig und lenkte mich mit alten "Derrick"-Folgen ab (mit dem SS-Mann Horst Tappert). Gut bürgerlich wurde dort oft über Mord, Tod, innere Beweggründe von Mördern usw. philosophiert. Das ist gar nicht so schlecht! Dazu kam bei mir noch die Beschäftigung mit etwas älterer Rockmusike, besonders mit der von Mark Knopfler. Der galt ja als einer der besten Gitarristen der Welt. Ich schätze allerdings auch seine Texte sehr. Er ist nämlich ein richtig guter Lyriker! Nur, dass er darum nicht so einen Hype gemacht hat, wie dein Bob Dylan. Hör dir doch mal den Song "On every Street" an. Aber auch "Industrial Street" will ich dir mal aufs Ohr drücken, weil mich der Text sehr an dich erinnert. Im Allgemeinen liegen meine Inspirationsquellen aber wo anders und beziehen sich nicht auf Filme oder Musike. Und die "Blutrote Amsel" ist natürlich auch auf meine persönliche Vita bezogen. Wie nicht! Liebe Grüße von Andreas

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