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Andreas Vierk (16.01.2022):
Lieber Olaf,
ich habe schon als Jugentlicher angefangen, mich relativ klassisch durchzubilden, aber Inges Kommi hat mich doch etwas hinten über kippen lassen. Es ist einfach so lange her, dass ich auch mal nachschlagen muss. Eine derartige Symbolkraft hätte ich meinem eigenen Gedicht gar nicht beileigen wollen. Das darf ich auch nicht, denn ein Gedicht, so metaphorisch es auch immer ist, sollte den Leser ja nicht überfordern. Ich dachte an ein Kind, entweder wirklich nur traumversunken, oder tatsächlich gerade gestorben. Es wäre dann noch nicht verherrlicht, sondern in einem Zwischenreich und wüsste erstmal nicht, was ihm geschehen sei. So dachte ich mir das in etwa. Übrigens danke für das Lob meiner Gedichte in deinem Re-Kommentar! Da hatte ich aber auch nicht an die von mir geschriebenen Bücher gedacht, sondern an die tausend Wissensschätze im Regal und die nochmal tausend auf dem Dachboden. Manchmal werden Bücher halt nicht weiterverkauft, sondern eingestampft und recycelt. Da sind auch Bücher darunter, nach denen ich jahrelang auf der Jagd war, Bücher, die 500 Jahre berühmt waren und jetzt nicht mehr verlegt werden, weil sie niemand mehr liest. Das ist doch schade, oder?
LG von Andreas
Liebe Grüße von Andreas
Andreas Vierk (16.01.2022):
Liebe Inge,
als ich heute sehr früh morgends deinen Kommentar auf dem Handy las, dachte ich, Patrick hätte mir wieder eines seiner endlosen Referate über Bob Dylan geschrieben. Dann hat mich diese griechische Mythologie etwas erschreckt, besonders Zeusen, der ja immer mal irgend jemanden in der Hüfte oder in der Stirn hatte. ;-)) Aber, Inge, da hast du ja mal den halben Ovid und noch ein bisschen Hesiod über meinem Gedichtle ausgegossen! Bei dem Vers mit Papas Schenkel war ich im Nachhinein erstaunt, wie sehr ich Ovid schon gleichsam verdaut habe. Aber ich hatte bei dem Gedicht überhaupt keine griechisch/römische Mythologie im Sinn. Umso mehr freut es mich, dass da noch jemand große Literatur liest. Ich kenne hier bei e-Stories viele Dichter, denen ich unterstellen könnte, überhaupt keine Bücher zu lesen. Wie kann man schreiben, ohne zu lesen? Ich kenne eine junge Frau, der ich mal sagte, sie hätte einen Hals wie Nofretete. Sie fragte mich, wer das sei! Ich habe Berliner Kinder gesprochen, die nichts über die Gedächtniskirche wussten, und sie für ein Schloss hielten. Halbwegs intellektuelle Leute kenne ich nur aus meiner Kirche. Meine ehemalige Chefin hatte mal als Whatsapp-Motto "Auch ich in Berlin". Da wusste ich, dass sie sich schon mal mit Bildern von Poussin beschäftigt hatte. Warum bildet man sich? Ich hatte Freude an Bildung. Ich bin als 16-Jähriger laut deklamierend in der U-Bahn aufgesprungen, so begeistert war ich von den aischyläischen Chorversen der "Totenspende" (übersetzt von Emil Staiger). Aber bücherlesen macht auch einsam und eigenbrötlerisch. So weit erstmal.
Liebe Grüße von Andreas
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