lieber lars, du malst hier ein endzeitliches bild, wie schon so viele autoren vor dir. um bei einem mittlerweile derart abgenutzten thema noch hervorstechen zu können, ist wie ich finde, vor allem die farbpallete von entscheidender bedeutung. man merkt, dass du dich intensiv mit dem behandelten thema auseinandergesetzt hast und das die gedanken aus deinem tiefsten emotionalen empfinden entsprungen sind. doch eben diese Emphase, diese Gefühlswelt springt an vielen stellen nicht auf den leser (mich, harhar!) über. die metaphern und die bildliche struktur gefallen mir an und für sich sehr gut. Die Assoziationen eines Krieges mit pauken und fanfarenschlägen ist klassisch und zieh immer gut, zudem ist solches ein würdiger auftakt für deine "endzeit". doch wo viel licht ist, fällt auch schatten...womit wir beim Wehmutstropfen angelangt wären. ein so ernstes thema bedarf natürlich einer gewissen Komplexität an reimen bzw. einem zur bedeutung des themas passenden Stil- "nichts mehr gibt es noch für geld" klingt nach einem Spaßreim, ist daher endzeitunwürdig. Auch der wechsel zwischen sich reimenden und nicht reimenden passagen sollte noch etwas überdacht werden (aber das ist geschmackssache)
auch kognitive verbindungen sind noch ausbaufähig. z.b.
"Leise fällt der saure Regen
nichts mehr gibt es noch für Geld"
hier fehlt jedweder zusammenhang, man befindet sich auf einem schlachtfeld, trompeten (bomben), saurer regen und auf einmal fragt man sich nach dem kontostand?
was die oben bereits erwähnte linguistische komplexität betrifft, so findet sich eigentlich nur ein negativbeispiel, das aber dafür umsomehr aus dem gut formulierten gesamtbild heraussticht:
"So schwinden letzte Atemzüge
Etwas drücket meinen Bauch"
Ich bitte dich, lars^^ eine altdeutsche form sollte auch in einen altertümlichen kontext gebettet sein. "Mich deucht, der milchmann kommet" *fg*
zu guter letzt kommen wir zu deinen Faszit gen ende des gedichtes:
"Und doch gibt es Hoffnungsschimmer
des Menschens letztes Gewimmer
ertarrt nun endlich für immer"
da drängt sich einfach die frage, was am tode (erstarren der letzten stimmen), so kommt es rüber, hoffnungsvoll sein soll.
in toto bleiben aber trotzdem die positiven ansätze des gedichtes bestehen. nich ganz so gut wie deine haikus, aber du bist auf dem rechten pfad. 3+ (aber tendenz zur 1)^^
mit freundlichen grüßen
Sebastian
Lars Fiedler (04.02.2006):
es stimmt nicht (betrachtungswinkel, ich weiß), dass dies aus dem nichts gegriffende worte sind ("nichts mehr gibt es noch für geld"). So ist dies ein Hinweis, auf den meiner Meinung nach grausamen Weg, den die Menschheit eingeschlagen hat. Sie bewegt sich fort jeglicher Art von der Achtung und eigentlichen Werten. So gibt es immer weniger Dinge, die man für Geld bekommt, doch der angeschnittene Krieg ist in diesem Sinne eine Art Revolution. Schlagartig ändert sich alles, die Grundpfeiler unserer Gesellschaft sind zertrümmert, der Mensch an sich hat sich selbst vernichtet. Wir sollten nicht so egoistisch sein, will ich sagen (letzte Strophe).
das Drückende im Bauche, steht für die Gewissheit, dass wir als Menschen versagt haben, doch lasse ich die Option auf Neues, das "letzte Gewimmer"( bisherige Art des Lebens) ist vorüber, die Schübe sind nocheinmal die letzten Zuckungen des "alten Menschen".