Kurzgeschichte lesen - oder weitere Beiträge und Infos von Rachida Zoubid anzeigen.
Beiträge anderer Autorinnen und Autoren aus der Kategorie Autobiografisches lesen
Rachida Zoubid (11.01.2016):
Liebe Aylin, zweifelsohne empfinden die Menschen verschiedener Kulturen das Gleiche, wenn Kinder im erwachsenen Alter in die Fremde gehen, aber was uns betrifft war es keine normale Reise, es war vielmehr eine Reise ins Ungewisse, da wir beide sehr jung und frisch vermählt waren. An uns hat keiner außer meinem Vater geglaubt. Meine Schwiegerfamilie zweifelte an unseren Studienabsichten und meine Mutter an unsere Volljährigkeit. Das war für uns ein Ansporn, um das Beste aus unserer Reise zu machen, was uns auch gelungen ist. Das eigenartigste in unserem Leben ist, dass unsere in Deutschland geborenen und in Marokko zum Teil aufgewachsenen Kinder unsere Geschichte wiederholten. Als unser ältester Sohn auch den Wunsch äußerte in Deutschland einen Masterstudiengang mit anschließender Promotion zu machen, habe ich sofort an früher gedacht als wir auch unsere Eltern zurück ließen, aber so traurig und schwermütig wie meine Eltern es waren, war ich wirklich nicht, da ich immer vorbereitet dafür war, dass auch unsere Kinder irgendwann ihren Weg auch anderswo in der Welt einschlagen werden. Ich kann auch nicht sagen, dass der Abschied schwer war, weil ich wusste, dass ich durch die modernen Kommunikationsmittel jederzeit und überall mit meinem Sohn sprechen kann und ihn sogar per Skype sehen kann. Während unserer Zeit hatten wir solche Möglichkeiten nicht, war der Abschied so schwer für unsere Eltern machte. Das Leben ist einfach sonderbar, aber interessant.
Es freut mich zu wissen, dass Du Marokko, das Land der Gegensätze, geliebt hast. Ich bin Marokkanerin und fühle mich in meiner Heimat leider immer noch nicht willkommen, als Frau, als Wissenschaftlerin, als ALLES.
Sonnige Grüße sende ich Dir aus Marokko
Rachida Zoubid (04.11.2012):
Danke für Ihren Kommentar. Sie haben Recht, egal aus welchem Kulturkreis oder Glaubensgemeinschaft man kommt, sind die Ängste fast gleich, würde ich sagen: Man hat mehr Angst vor dem Fremden und vor der Fremde als vor dem Abschied vor dem Gewohnten, von den Eltern, wenn sie am Leben sind, und den Freunden und den Verwandten, wenn man eine enge Beziehung zu ihnen hatte. Im Hinblick auf uns als frisch gebackenes junges Ehepaar war es die Angst vor der Zukunft, vor der Verantwortung, die wir auf einmal tragen sollten, nachdem unsere Eltern unsere Kasse, unser Hotel und unser Restaurant waren. Wir kümmerten uns nur um uns, ums Studium, um Privates. Eigenes Geld hatte ich persönlich nie vorher verdient. Das erste Selbstverdiente Geld habe ich in Aachen in Deutschland bei einem Ferienjob erhalten. Es war schwer die Eltern zu verlassen, aber es war auch schön auf eigene Füße stehen zu dürfen und das richtige Leben zu zweit zu entdecken. Unsere Unterschiede sind eher kultureller und nicht religiöser Natur. Schöne Grüße von Rachida aus Marokko
Rachida Zoubid (04.11.2012):
Liebe Christa, vielen Dank für deinen Kommentar. Ich habe mehr Mut denn je, meine Lebensgeschichte von der Ferne über die Ferne fortzusetzen. Ich bin 1999 samt meiner kleinen Familie zurückgekehrt. Ich habe meine lieben Eltern wieder gesehen, aber ich durfte nicht länger ihre Liebenswürdigkeit, Liebe und Ratschläge genießen, da mein Vater 2002 und meine Mutter einige Monate danach, beide ohne Vorherige Erkrankung verstarben. Ich vermisse sie so sehr, wenn ich in Notlagen gerate, wenn ich glücklich bin und mein Glück mit ihnen teilen möchte….
Sei herzlich begrüßt von Rachida
Nicht vergessen: Eigenen Kommentar zur Kurzgeschichte verfassen!
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für die Leserkommentare liegen bei den jeweiligen Einsendern.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für die Beiträge oder von den Einsendern verlinkte Inhalte.
Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).