Viele gute Ideen, die meisten der allerbesten Ideen, sind aus einem Mangel entstanden. Kaum ein Mensch würde auf die Idee kommen, am Äquator die Heizung zu erfinden oder den Kühlschrank im ewigen Eis der Nord- oder Südpole. So war es in erster Linie eine verkorkste Kindheit, die bei mir einen Mangel darstellte, der zum Quell für reichlich Fantasien in Wort und Bild führte. Was in meiner Kindheit als Spinnerei und Weltabgewandtheit belächelt wurde, läßt sich heute als kreative Besonderheit in meinem Job zu Markte tragen.

Dichten und Schreiben ist für mich das gedankliche Verreisen in andere und neue Welten. Ein Weg, um der Welt einen Glanz zu geben, für den die irdischen Mittel oft nicht ausreichen. Wünschenswert wäre für mich, wenn alle Gedichte dieser Welt mit Pseudonymen ein zusätzliches Forum finden würden. Zu sehr lassen sich die Menschen leiten vom Gedanken, was ein berühmter Mensch sagt, tut, denkt, muß auch gut sein. Das kann dann dazu führen, geschehen einst in einer deutschen Großstadt, eine Vernissage mit teuren Bildern, mit aufwendigem Marketing, mit viel PR und Presse. Die Menschen strömten in Scharen und sie bestaunten die treuren Bilder, ja fast ehrfürchtig versuchten sie zu verstehen und anerkannten als besonders wertvoll, was sich den Betrachtern bot. Doch das Ganze war ein Experiment: Dem Publikum wurde sodann auch der immer wieder hochstilisierte aber geheim gehaltene Unbekannte Künstler vorgestellt: Eín Affe!

Lassen wir Menschen uns demnach nicht veraffen, sondern genießen wir mit unserem eigenen Empfinden, mit unseren eigenen Wertvorstellungen, frei von vermeintlichem "Was inn ist und gebildet erscheint". Die Muse braucht keine Statussymbole, sie gelingt alleine mit Freude, mit Freude wie wir das Lächeln eines lieben Menschen genießen können.

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Erste Veröffentlichung auf e-Stories.de am 15.07.2004