Siegfried Fuchsschwanz

Halbzeit



Epilog

Halbzeit, irgendwann ist es für Jeden oder Jede von uns einmal soweit eine Zwischenbilanz zu ziehen. Jeder setzt sich einmal hin, zieht Bilanz und lässt die "Deja Vues" an sich vorbeiziehen. Es ist schick in unserer Zeit, seine eigene Biographie zu schreiben, die eigentlich niemand wirklich interessiert wenn man nicht in der Öffentlichkeit steht. Wäre ich ein Dieter , ein Boris , eine Naddel , eine Verona oder sonst ein Auflagenkönig des Axel Springer Verlags, so hätten Sie jetzt einen Bestseller vor sich liegen, ihn vermutlich aus Sensationsgeilheit verschlingen und ich würde damit richtig Kohle machen. Leider habe ich keinen Ghostwriter, der für mich dieses Buch schreibt  und bin ein kleines Licht in unserer Gesellschaft, an dem nichts zu verdienen ist. Ich werde deshalb dieses Buch wohl nur im Internet veröffentlichen können. Dies ist aber auch zugleich die richtige Plattform, da gerade die virtuelle Welt des Internets eine tragende Rolle in diesem Buch spielt. Internet, Chats - eine neue Art der Vereinsamung in unserer Gesellschaft, eine neue moderne Partnervermittlungsbörse, die Ende der neunziger immer mehr ins Rampenlicht rückte.
Es ist meine Geschichte, die in der realen Welt beginnt und irgendwann mit der virtuellen Welt verschmelzt. Keine Sensation, nichts Besonderes, aber vielleicht das Eine oder Andere, das zum nachdenken anregt, ein Schmunzeln oder ein befreiendes Lachen erzeugt. Antworten und Rezepte kann ich keine geben, die muss jeder für sich selbst finden. Jedoch hoffe ich, den einen oder anderen zum nachdenken anzuregen sich selbst einmal Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen.  

Kapitel 1  Igrendwie irgendwo Irgendwann
 
Es war die Zeit, als Gastarbeiter unser Land eroberten um unsere boomende Wirtschaft zu unterstützen. Als Papagallos die Köpfe unsrer Mütter verdrehten und im grauen Ruhrpott in den Zechen der Kumpels südländisches Flair einzog. Jene Jahre, als sich die junge Familie ihren VW Käfer leistete und überall in den Strassen das Geräusch des Boxer - Motors zu hören war. Adenauer reichte seinen Abschied ein und Ludwig Erhard wurde Kanzler unsrer Republik. Ein Land das, nach einer beschämenden Vergangenheit zum Aufbruch in die nächsten goldenen Jahrzehnte war. Und mitten drin in einem Teil dieser Zeitgeschichte war ich...
 
 
 
Geboren wurde ich in einer süddeutschen Stadt. Zumindest vermute ich das mal, wenn die Angaben meiner Geburtsurkunde stimmen sollten. Mein Vater zog es vor sich nach meiner Geburt aus dem Staube zu machen und sein verdientes Geld in Sicherheit zu bringen. Vermutlich besitzt er heute eine Taverne, eine Pizzeria oder verdient sich seine Lira bei der Mafia in Sizilien oder der Camorra in Neapel.
Ich denke, ich werde es wohl nie erfahren aber der Fantasie sind ja keine Grenzen gesetzt. Meine Mutter zog es zu jener Zeit vor auf mich zu verzichten und mich zur Adoption frei zu geben, so wie man halt unnötigen Ballast los wird. Ich bekam die Gnade von Adoptiveltern, die selbst keine Kinder bekommen konnten und ein frisches Baby schon länger suchten. Zwar war ich auch hier nur 2.Wahl, weil sie eigentlich schon sich für ein Mädchen entschieden hatten. Dennoch war es sicherlich besser, als in irgend einem Waisenhaus zu einem Kriminellen heranzuwachsen. So wuchs ich also auf oder heran bei Eltern, die eigentlich zu alt für mich waren und ohne zu wissen wer ich bin oder wer ich war.
In der sozialen Sicherheit des Mittelstandes erlebte ich meine Kindheit durchquerte recht problemlos alle Schulklassen ohne dass ich mich heute noch an bedeutende Höhepunkte meiner Kindheit erinnern kann. Ich überquerte die Schwelle zum Jugendlichen, begann selbständig zu denken und wurde aufmüpfig. Damals nannte man das Teenagerkrankheit. Sweet, Slade, Uriah Heep und Led Zeppelin waren die ersten musikalischen Begleiter an meiner Seite wozu sich dann später noch 99 Luftballons dazugesellten als die so genannte deutsche Welle absolut hip war. Im Kino, oder sagen wir eher Lichtspieltheater wie man das damals nannte, war John Travolta angesagt, welchen man dann Abends in der Disco durch Outfit und tänzerische Einlagen imitierte.
Auch ich hatte damals mein "stay in the life" und fühlte mich wie ein kleiner Mini - Travolta (heute würde ich es eher als Travolta für Arme bezeichnen. 
Es dauerte ungefähr 12 Jahre bis ich dahinter kam, das in meinem "Familienstammbaum" irgendetwas nicht ganz stimmen konnte. Ich war bis dato immer der Meinung ich hätte Eltern wie andere Kinder und kam auch nie auf den Gedanken daran zu zweifeln. Mit dem Ausbruch meiner "Teenagerkrankheit" jedoch und den zunehmenden Konflikten die sich zu Hause daraus ergaben wurde mir bald klar, das irgendetwas nicht stimmen konnte. Nicht das man es mir so frei heraus gesagt hätte, nein mir wurde es viel subtiler beigebracht wer ich war und woher ich kam.
Hatte Nena mal wieder zu laut ihre Stimme aus den Lautsprechern erhoben oder der Postbote einen bunten Brief (blau) übrig, so wurde mir in einem Art Fluch meine Herkunft bewusst gemacht. Dankbarkeit wurde von mir gefordert für all das, was man für mich getan hatte und wovor man mich bewahrt hatte. Eigentlich hätte ich mir einen Gebetsteppich zulegen müssen und täglich gegen Mekka meine Danksagungen darbieten müssen, mit der Einschränkung freilich, das ich nicht Allah sondern meinen Adoptiveltern danken sollte. 18 Jahre ertrug ich diese Scheinheiligkeit. Mein Dank gilt der damaligen Bundesregierung, die das Gesetz der Volljährigkeit änderte und mich 3 Jahre eher in Freiheit entließ .....
 
Kapitel 2.....  Mein Haus Mein Boot Mein Auto


Eigentlich war es bei mir wohl genau so wie es bei Millionen anderer Jugendlichen war. Wer zu blöd war um zu studieren, wurde genötigt eine Ausbildung zu machen die er eigentlich gar nicht wollte. Es ging gar nicht darum, einen Beruf mit Perspektive zu erlernen, sondern einfach eine zu haben. Es hätte Bäcker, Schornsteinfeger oder Postbote sein können (wie aufregend). Die Hauptsache einfach eine Ausbildung.

Auch ich hatte mit diesem sonderbaren Wertgefühl zu kämpfen, ohne dass ich die Chance hatte jenen zu gewinnen. Ich hatte zwar die Mittlere Reife (was für ein blöder Ausdruck ist man erst voll Reif, wenn man auf dem Gym war?) geschafft aber das berechtigte mich noch lange nicht zur freien Berufswahl. Man nahm mir diese vielleicht entscheidende Lebensfrage mit fürsorglicher Güte ab. Klar wusste ich selbst keine Antwort darauf was ich wollte aber wer weiß dass in diesem Stadium des eigenen Reifeprozesses? Ich hatte auch nichts mit dem Wunderkind "Tate" gemein ich war ein normaler Junge der nichts als seinen Fußball liebte.

Verweilen wir als kleines Intermezzo bei den Leidenschaften eines 16 jährigen schmächtigen Jungen, der immer noch seinen Platz im Leben suchte. Zwei Leidenschaften fesselten mich schon damals und ich denke, das hat sich bis heute nicht geändert: Fußball und Musik.

Eine dritte, auf welche wir in einem späteren Kapitel noch ausgiebig eingehen werden, blieb mir ebenfalls bis heute erhalten...

Schon mit acht bolzte ich auf dem Hinterhof, sammelte offene Wunden wie andere Überraschungseier. Mein größter Wunsch war in einem Fußballverein zu spielen, was jedoch bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr an der Fürsorgepflicht meiner "Eltern" scheiterte. Ich nutzte da die Gelegenheit einen Kompromiss zu erzielen der da hieß: Fußballclub und Lehrstelle. Ich hatte nun zwei Dinge im Mittelpunkt meines Lebens von denen ich eins liebte und eins hasste. Automechaniker war der erlesene Beruf den ich erlernen durfte und für den ich die "halbe Reife" bestanden hatte. Nichts lag auch näher als diese Ausbildung zu machen, war doch der Leiter des Autohauses ein "Familienfreund". Proteste meinerseits waren sinnlos und wurden im Keime erstickt. Wer kennt nicht noch die Sprüche der Nachnazigeneration: so lange du deine Füße unter meinen Tisch streckst .. Handwerk hat goldenen Boden (und dreckige Finger anmerk).

Somit dachte ich, ich bin mit dem Kompromiss den ich ausgehandelt hatte eigentlich noch gut gefahren. Die Ausbildung schaffte ich, sagen wie eher recht als schlecht aber wer kann schon etwas gut was er nicht mag? Ich hatte nur ein Ziel vor Augen: Das Ende des Dramas Ausbildung und meinen 18. Birthday, den Tag meiner Freiheit der Beginn meines eigenen Lebens. Eine Frage drängte sich immer mehr auf, je näher dieser Tag der Freiheit nahte: Was fang ich damit an...?

Heute im nachhinein wenn ich daran denke stelle ich fest es hätte tausend Wege und Richtungen gegeben aber meist wählt man ja den falschen. So stand ich nun quasi da obdachlos mit abgeschlossener Berufsausbildung die ich persönlich als nutzlos erachtete. Im Hintergrund wartete bereits das Damoklesschwert der Bundeswehr, um mich für die nächsten 15 Monate von der Strasse zu holen. Natürlich ist das nur bildlich gemeint, denn ich streckte ja immer noch die Füße unter den Tisch meiner "Eltern", wobei anzumerken wäre, dass diese längst nicht mehr unter den Tisch passten.
Das Problem war: ich hatte einfach kein Geld, um mich von Heute auf Morgen abzunabeln um mir meine eigene Freihat zu schaffen...Das Geld, das ich in meiner Ausbildung verdiente ging raus wie es rein kam. 350 DM war meine Ausbildungsvergütung im letzten Lehrjahr wovon ich 150 zu Hause abgeben musste. Der Rest ging drauf für die Laster des Lebens. Nicht einmal einen Führerschein konnte ich machen denn auch dafür bekam ich die Kohle nicht. Hart für einen Jungen in meinem Alter wenn er mit seiner knatternden Mobylette die Abgase der Mantas seiner Freunde schnuppern durfte... 
Ein Werbespot aus unserem neuen Telefunken im Wohnzimmer veränderte dann mein tristes Dasein und ich sah nur noch eine Perspektive für mein Leben. Es war einer jener typisches Werbespotts der Bundeswehr die damals ausgestrahlt wurden. Nicht neue Männer braucht das Land (wie Ina Deter mal sang)  sondern neue Soldaten braucht das Land. Die Werbespots waren damals so konzipiert dass man hätte meinen können du landest nur bei einer Friedenstruppe deren Generalkommandeur Joschka Fischer war. Das Versprechen des Werbespots ging mir runter wie ÖL und da es auch noch eine Einstiegsprämie von 3000 DM gab überlegte ich nicht lange und unterschrieb einen Kontrakt für 4 Jahre.
Verpflegung, Unterkunft, Führerschein, 4 Jahre all inklusive und zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft 16000 DM nach den vier Jahren. Schlaraffenland? Mitnichten ....eher würde der Ausdruck "vom Regen in die Traufe passen". Der einzige Unterschied zu früher war eigentlich nur, dass das Kommando gewechselt hatte. Die Autorität von früher hatte ein neues Gesicht bekommen. Streckte ich früher meine Füße unter den Küchentisch, wurde dieser nur mit dem Tisch der Kantine ausgetauscht; das Ergebnis blieb das Selbe.
Ehe ich mich versah befand ich mich auf einem Spielplatz für Rambos (den sie noch gar nicht kannten) und hatte Kameraden, die dieses Wort noch wörtlich nahmen und nicht vergessen hatten, wie sie ihren rechten Arm heben mussten. Glücklich war ich nicht aber ich wurstelte mich 4 Jahre durch, wurde Stabsunteroffizier und kassierte meine 16000 DM die mich vier Jahre lang dies ertragen ließen und verließ diesen Turn und Sportverein um die Welt zu erobern - und nicht nur diese....
 
Es war ein strahlender Tag im August, als ich das Tor der Kaserne hinter mir ließ. Ohne mich nochmals umzudrehen, den Blick nach vorne gerichtet machte ich mich auf in eine neue Zukunft. Mittlerweilen besaß ich so ziemlich alles, was ein junger Mann mit 22 Jahren haben musste. Führerschein, Auto, Wohnung und das wichtigste damals für mich: Kohle Asche Schotter. So besch...eiden wie diese 4 Jahre auch waren, dies waren jene Dinge die mich stolz und vor allem unabhängig machten. Der Mietvertag meiner kleinen, spärlich und zweckdienlich eingerichteten Wohnung war so vereinbart, dass er mit dem Ende meiner Bundeswehrzeit erlosch. Mein ganzes Leben und Umfeld hat ich so konzipiert, dass ich am "Tag X" bereit war um die Welt zu erobern. Über eine berufliche Zukunft machte ich mir weder Gedanken noch Sorgen ich war nur von dem einem Gedanken besessen: endlich einmal so zu leben wie ich es wollte, ohne Zwänge und ohne Vorschriften.
 
 
Ein kleiner Anarchist machte sich in jenen Augusttagen auf den weg in den Süden. Italien, Frankreich und Spanien; das bedeute für mich schon immer Freiheit, Sonne und La dolce Vita. Vielleicht liegt es in meinem Genen, dass ich auch heute noch eine gewisse Affinität zu den Ländern Südeuropas habe. Der Boxer meines X19 hämmerte in meinem Rücken, als ich mit Bleifuss den Brenner überwand und mich auf der Strada del Sole Richtung Ravenna befand.
Aus den Lautsprechern erklang völlig übersteuert Pink Floyds " Money" und ich fühlte mich unheimlich cool. Ein Ziel oder wohin die Reise eigentlich ging hatte ich nicht und es war auch ohne jede Bedeutung. Vicenza, Rimini entlang der Adriaküste. Ich wollte nur Richtung Süden fahren bis irgendwann die Strasse zu Ende war. Das Meer, die Sonne, das mediterrane Klima; Ich hatte ein Glücksgefühl wie damals nach dem ersten Sex oder dem ersten Joint. Bis Pescara vorbei an Ancona San Benedetto del Tronto brachte mich der X19. Pink Floyd musste Gianna Nannini weichen und es gab kaum einen Strand, an dem ich nicht meine "Visitenkarte" hinterließ....
Der Gedanke hier zu leben setzte sich langsam fest und begann mich zu umzingeln. Klar war mir bewusst, dass auch die Kreditkarte irgendwann mit ihrem Limit drohen würde und das dolce Vita ein jähes Ende finden würde. Ich benutzte die Zeit an den Stränden (während die Augen auf die knackig braun gebrannten Hintern der Signorinas gerichtet waren) über Optionen für so ein Leben nachzudenken. Was für Möglichkeiten hatte ich? Die Sprache war mir fremd, wenn ich auch schnell lernte und es mir einfach über die Lippen ging. Dies war eigentlich schon das größte Hindernis um sich hier seinen Lebensunterhalt wie auch immer zu verdienen. Je mehr ich darüber nachdachte, umso kleiner wurden die Möglichkeiten, die sich ergaben.        Von dem Geld dass ich noch hatte konnte ich noch gut 10 Monate hier verbringen und es würde mir immer noch ein Startkapital für das Comeback im kalten Deutschland bleiben. Kurzum verwarf ich den Gedanken, mich als Strandkorbwächter, Gigolo oder Pizzabäcker hier niederzulassen und beschloss einfach noch die nächsten 10 Monate meine Reise fortzusetzen.
X19 und ich fuhren Richtung Norden, gaben Rimini einen Abschiedskuss und machten uns auf den Weg nach Frankreich. Vorbei an San Marino, über die Berge nach Florenz gen Livorno zum Ligurischen Meer. Gut eine Woche verbrachte ich noch in Livorno, ehe ich mich auf den Weg über Genua und San Remo nach Frankreich machte.
Zufälle, so muss ich immer wieder feststellen, spielen im Leben ein große Rolle. Eine flüchtige Begegnung, eine Zeile in einer Zeitschrift oder Tageszeitung, in den neuen Medien wie dem Internet. Wie auch immer; sie können dein Leben verändern oder dir einen neuen Weg weisen. Mein Zufall während dieser Odyssee durch Südeuropa hieß Manni. Ein circa 40 jähriger Deutscher, der in St. Tropez lebte. St. Tropez, das Domizil des Scheins der Tummelplatz von Visa und American Express, das Eldorado der Selbstdarsteller. Das einzige was von mir eigentlich hierher passte war mein X19, der sich durchaus an den Strandpromenaden sehen lassen konnte und mir auch das Flair des dazugehörens gab. Ich frönte gerade mal wieder einer meiner Untugenden, nämlich an einer roten Ampel die Cassette zu wechseln ohne auf den Verkehr vor mir zu achten. Nannini war out und musste den Dire Straits weichen. Noch ehe der "Sultan of Swing" die Lautsprecher in Besitz nahm und Mark Knopfler seine ersten Riffs auf seiner Gitarre erklingen ließ wurde ich durch einen dumpfen Aufprall erschreckt.
X19 schrie auf vor Schmerz und ich ahnte was passiert war. Die Ampel hatte auf grün geschalten und ich war nicht losgefahren was jedoch meinen Hintermann nicht sonderlich störte; er hatte eher das Bedürfnis X19 beiseite zuräumen. Ziemlich erregt stieg ich aus um mir das Unheil näher zu betrachten und um natürlich ein paar deutsche Kraftausdrücke in Richtung des Übeltäters loszulassen. Merde, Cretin (die einzigen zwei französischen Brocken die mir dazu einfielen) zischte ich als Einleitung zu dem Übeltäter und verlieh dann meiner Empörung noch auf Deutsch deutlich Nachdruck.
Ziemlich gelassen stand der Übeltäter mir gegenüber, zauberte eine Visitenkarte aus der Brusttasche seines Hemdes (welches mich an eine Mischung aus Magnum und Jürgen von der Lippe erinnerte) die er mit dem Satz kommentierte:  "Bleib ruhig Junge wir werden das schon regeln"...
Wir machten einen Date für den Abend bei der Adresse, die auf der Visitenkarte stand aus. Hin und hergerissen zwischen seltsamen Gefühlen fieberte ich dem Abend entgegen. Ich wusste, es war leichtsinnig mich nur mit dieser Karte abspeisen zu lassen und keine Polizei einzuschalten, aber wer holt schon im Ausland gerne die Polizei?
Der Schaden an meinem geliebten X19 hielt sich auch in Grenzen und das ganze war reparabel. Dennoch war mir klar, wenn ich reingelegt wurde, würde das mein Budget doch deutlich schmälern und das kalte Deutschland würde schneller rufen als ich es wollte. Die Adresse existierte tatsächlich und es handelte sich um eine (heute würde man Musikkneipe da zu sagen) Bar mitten in der City. Manni (der Übeltäter) stand hinter dem Tresen und machte einen wichtigen Eindruck. Ohne großen Kommentar legte er mir 2000 DM auf den Tresen und warf mir ein fragendes o. k. entgegen. Ich nickte nur kurz, freute mich in mich hinein weil ich mehr bekommen hatte als ich rechnete und bestellte gleich noch ein Drink, um das ganze mit mir selbst zu feiern. Der Laden war inzwischen gut gefüllt, aus den großen Lautsprechern klangen die aktuellen Charts und es fing mir an hier zu gefallen. Manni stand immer noch recht wichtig hinter dem Tresen, fluchte immer vor sich hin wobei ich aber den Grund nicht feststellen konnte.
Nach meinem 3. Glas Cote de Rhone fragte ich ihn was er für ein Problem hätte. Sein DJ hatte ihn versetzt und er musst nun laufend Musik vom Band spielen und das ist für das Image seines Lokales schädlich. Welcher Teufel mich nun geritten hatte oder ob es nur der Cote de Rhone war weiß ich heute nicht mehr aber wie automatisch begab ich mich hinter die Turntables schrie ein "hi at all" durch das Mikro und legte eine Vinylscheibe auf....
Nicht dass ich da etwas tat wovon ich keine Ahnung hatte, nein das sicherlich nicht, hatte ich doch während meiner Bundeswehrzeit am Wochenende damit meinen geliebten X19 finanziert.
Zufälle, ja sie können das Leben verändern im positiven wie im negativen wobei es sich hier im nachhinein betrachtet eher um einen positiven handelte.
Ich blieb fast 2 Jahre bei Manni, wohnte in seinem Haus und verdiente genug, um X19 und mich zu ernähren. Ich hatte den Einstieg in ein ganz anders Leben geschafft. Es war eine andere Welt als ich sie kannte und es war damals meine Welt. Tagsüber am Strand schlafen und Nachts bis der Morgen kam:   Party Party Party...
Das Geld, das ich bei Manni verdiente, gab ich mit vollen Händen wieder aus. X19 musste nicht mehr mit mir allein vorlieb nehmen, er hatte regelmäßige Abwechslung auf seinem Beifahrersitz ....
Streng genommen war ich illegal in diesem Land, doch wen kümmerte das schon. Eine Krankenversicherung oder sonstige Absicherungselemente besaß ich nicht, mir ging es "bon" und alles andere kümmerte mich recht wenig. Es war mir klar das es nicht ewig so weiter gehen konnte und das Schwert der Realität des Lebens über mir drohend pendelte. Mittlerweilen war ich ja auch nach dem alten Gesetz der Bundesregierung erwachsen und es wurde langsam Zeit das Leben in vernünftige Bahnen zu lenken. Die Zeit der Vorbereitung auf die Rückkehr ins kalte Deutschland begann. Ein kurzer Finanzcheck welcher nicht gerade euphorisch ausfiel und einen super Comeback nicht erwarten ließ.
Bertones X19 brachte mich sicher nach Deutschland und da die einzige Stadt (ausgenommen meiner Heimatstadt) München war, die ich so richtig kannte stand es außer Frage wo wir uns nieder ließen. Ich hatte mir es einfach ja viel einfacher vorgestellt, schließlich hatte ich 904 km Zeit mir darüber Gedanken zu machen wie es nun weiter gehen könnte. Nach 5 Nächten im X19 und endlosen Besichtigungen in Frage kommender Wohnungen fand ich endlich ein kleines Apartment am Stadtrand im Osten von München. Ich hatte davor mindestens 50 Wohnungen abgeklappert, die übermächtige Arroganz der Vermieter zu spüren bekommen und mein Optimismus das dass schon alles klappen würde war schon ziemlich geschmolzen. Meine Restfinanzen reichten gerade für die erste Miete, die Kaution einen vollen Kühlschrank und einen vollen Tank für X19. Ergo: Ich war pleite. Alternativen gab es nun keine mehr. Geld verdienen so schnell wie möglich egal wie und womit. Die nächsten Tage befasste ich mich mit dem ausgiebigen Studium der Münchner Tageszeitungen ohne jedoch irgendeinen Plan dabei zu haben. Eigentlich lebten wir ja in einer Zeit der goldenen Wirtschaft da sollte dies ein kleines Problem für mich sein. Wieder einmal erlebte ich aber die Arroganz der Macht und ich kam schnell zurück auf den Boden der Tatsachen. München hatte nicht auf mich gewartet....
Schnell schraubte ich meine Ansprüche vom Traumjob zurück da mir klar wurde wenn Du überleben willst hast du in dieser Richtung kein Wunschkonzert. Klar hätte ich mich als DJ verdingen können aber dazu hätte ich auch in Südfrankreich bleiben können. Ich nahm einen Job an einer Autobahntankstelle an als Kassierer. Der Vorteil dabei war und das war wohl der einzige sie war grad mal 5 Minuten von meiner neuen Wohnung entfernt. Das Gehalt das mir bezahlt wurde reichte natürlich bei weitem nicht so das ich bald gezwungen war mir eine zweite Einnahmequelle zu eröffnen. Da ich in der "Tanke" eine galante Arbeitszeit hatte bleib mir der Abend frei für Nebenjobs. Ich beschränkte mich darauf Donnerstags und das komplette Weekend für die steuerfreien Nebeneinnahmen zu verwenden. Donnerstags "Tanz für die mittlere Generation" Freitag und Samstag Hard Rock für "Alternative und Langhaarige". Ich verdiente damit mehr als in den 6 Tagen an der Kasse, dennoch war mir dieser Job wichtig da ich dadurch versicherungstechnisch abgesichert war.
Wie immer im Leben kommt auch mal die Zeit der Abschiede und des neuen Aufbruchs. X19 und ich mussten abschied voneinender nehmen (der TÜV hatte ihn nicht mehr lieb) und auch die Zeit an der "Tanke" neigte sich ihren Ende entgegen. Ich hatte den Gestank der verschwitzen Brummi - Fahrer satt, die dämlichen Fragen der Touristen - es kotzte mich einfach alles an. Wieder einmal stand ich vor einer Kreuzung meines Lebens ohne zu ahnen welche Strasse ich benutzen sollte ........
Der eine oder andere der dies liest fragt sich sicher gibt es eigentlich keine Frauen? Natürlich gibt es die und gab es sie und jene spielten eine bedeutende Rolle doch ich ziehe es vor Ihnen ein eigenes Kapitel zu schenken auch auf die Gefahr hin dass es wütende Proteste dererseits geben wird.
Die nächsten Jahre vergingen rasch und ich möchte sie hier einfach überspringen weil sie eigentlich aus meinem Gedächtnis gelöscht sind und es sicherlich die vier dunkelsten Jahre waren die ich erlebte. Beruflich tat sich in dieser Zeit sehr wenig und so stand ich mal wieder irgendwie an einem Scheideweg. Ich wusste wenn ich jetzt nicht schnell durchstartete wäre es zu spät und ich würde irgendwann bei BMW am Fließband das Rücklicht der 3 er Reihe montieren. Ich war mal wieder in jener Zeit Anfang der 90er ohne Job. Die Finanzen sahen auch nicht rosig aus da sie den vier dunklen Jahren zum Opfer gefallen waren. Jobs gab es genug denn Anfang der 90er boomte unsere wirtschaft immer noch. Die letzten vier Jahre stand ich jedoch weder in einem geregelten Arbeitsverhältnis noch hatte ich sie zur Weiterbildung benutzt. Es war klar ich musst fast bei Null oder ganz unten beginnen. Zufälle ... ich hatte es scho nmalerwähntsieverfolgenunsdasganzeLebenesistnurwichtigsierichtignutzenzuwissenundsienichtzuübersehen.br Zwei Stellenanzeigen in der Süddeutschen fielen mir auf als ich jene eher gelangweilt im Rialto meinem Stammcafe in der Leopoldstrasse durchblätterte. Zum einen wurde ein Fachverkäufer für Fernseher und zum andern eine DJ gesucht. Ich beschloss zweigleisig zu fahren und mich bei beiden Stellen zu bewerben. Technische Dinge waren immer mein Steckenpferd und mein Wunschberuf war immer schon der des Radio und Fernsehverkäufers so wie man das damals bezeichnete. Leider wurde da ja nichts draus da ich ja genötigt wurde an Autos rumzuschrauben. Als erstes bewarb ich mich als DJ sicherlich weil ich mir dachte das ich diesen Job einfacher bekomme und somit schon mal abgesichert war.
Philoma Bar hieß der Laden in der Schleißheimerstrasse eine skurrile Tanzbar mit Kultstatus in München. Es gab nichts und niemand den es dort nicht gab. Studenten, Singles mittleren Alters, Filmschauspieler, Neger, Türken alles verkehrte in diesem Etablissement. Von Zeit zu Zeit feierten Produzenten des deutschen Films ihre Premieren darin oder Bands wie Die Toten Hosen ihre Gigs in München. Campino war schon Stammgast hier und man wusste nach jedem Hosen - Konzert was auf einem zukam. Die Musik war noch skurriler als das ganz in rotem Leder gehaltene Outfit, das eher an Moulin Rouge als eine Diskothek erinnerte. Gespielt wurde alles was damals eigentlich in anderen Szene Discos einer Todsünde gleichkam und den DJ wohl den job gekostet hätte. Abba, Rosenberg, Tozzi, deutsche Schlager. Eben die ganze Palette übelster Musik. Dennoch den Leuten gefiel grad dies,  waren sie auch nur da um sich gerade darüber lustig zu machen. Für mich war das kein Problem, für mich war nur die Bezahlung wichtig nicht mehr und nicht weniger und die stimmte.
So hatte ich also den ersten Job aber wie gesagt dies sollte mir nicht genügen da mein Lebenszug ja eigentlich ein ganz anders Gleis befahren sollte. Ich bewarb mich in dem Elektrofachgeschäft, war aber wohl nicht der Einzige, denn die Stelle war längst vergeben. Zufälle?... klar wir sind wieder einmal soweit. Am Vortag meiner Bewerbung hatte der Schallplattenverkäufer des Ladens gekündigt und man bot mir diese Stelle gleich ab dem nächsten Tag an. Ich überlegte nicht lange, verschwieg natürlich meinen Nebenjob und unterschrieb den Arbeitsvertrag.
Ich pendelte zwischen zwei Jobs nachts die Bar und tagsüber im Elektroladen. Natürlich ging das an die Substanz und "Brüderchen Schlaf" saß mir morgens tief in den Augen aber ich hielt es fast 2 Jahre durch. Ich war inzwischen im Elektrofachgeschäft die Leiter empor gestiegen und vom Verkäufer zum Abteilungsleiter aufgestiegen. Die kleine silberne Scheibe mit 12cm Durchmesser löste das Vinyl ab und ich machte mich daran mich weiterzubilden. Ich war auf einmal karrieregeil und nichts war mir wichtiger als das. Meinen Nebenjob in der skurrilen Bar hatte ich an den Nagel gehängt und mit ihm auch für immer meine Ära als DJ. Ich war beruflich gesehen ein so genannter Quereinsteiger und ich wusste, das jenen Grenzen gesetzt sind und die Sprossen der Leiter des Erfolgs begrenzt waren. Mitte der 90er entstand ein neues Berufbild, eines da viele bis heute sicherlich noch gar nicht kennen, nämlich dass des Tonträgerfachverkäufers.
Da ich bereits die nötige Praxis an Berufsjahren mitbrachte ließ man mich auch zur Prüfung bei der Handwerkskammer zu. Ich bestand die Prüfung mit Bravour ohne mich darauf vorbereitet zu haben weil ich der Meinung war in der Praxis genug gelernt zu haben. Nun hatte ich also zwei erlernte Berufe doch aus dies befriedigte meine Ehrgeiz noch lange nicht. Im Fachgeschäft hatte ich inzwischen die Abteilung gewechselt, verbunden mit einem weiteren Schritt auf den Sprossen der Leiter und war nun Abteilungsleiter der Unterhaltungselektronik. Ich war der einzige Abteilungsleiter im Hause ohne die Ausbildung zum Einzelhandelkaufmann. Natürlich wurmte mich das und es war auch eine Frage der Bezahlung respektive des Tarifs. Wieder einmal reichte ich also ein Gesuch bei der Handwerkskammer ein mit dem Antrag auf Zulassung zur Prüfung des "Kaufmanns im Einzelhandel"...Die Zulassung wurde mir gewährt und ich bestand auch diese Prüfung ohne größere Probleme.
Es war die Zeit des Umbruchs in jenen 90er Jahren. Ein Einzelhandelsgeschäft tat sich immer schwerer gegen Handelsketten, die wie Pilze im Wald aus dem Boden schossen und zur Vernichtung des Einzelhandels angetreten waren. Wir hielten und wacker gegen die Übermacht der Media und Pro Märkte, die versuchten alle Marktanteile an sich zu reißen um eines Tages den Konsumenten ihr Diktat aufzuzwingen...
Auch uns traf einer diese Übernahmen und aus dem Einzelhandelsgeschäft wurde ein Fachmarkt oder sollte man besser sagen ein Billigmarkt für Schnäppchenjäger? Für mich selbst hatte das keine Auswirkungen im Gegenteil, man erkannte wohl mein schlummerndes Potenzial und schickte mich auf Kurse für Führungsnachwuchskräfte welche ich alle durchlief. Dies war auch eine wichtige Grundvoraussetzung wenn man an die üppigen Geldtöpfe in der Branche wollte und dies war mein erklärtes Ziel und nichts aber auch gar nichts hatte davor Priorität. Die Jobs in der obersten Etage eines solchen Marktes waren entweder nur mit einem BWL - Studium zu erklimmen oder mit Fach und Führungsqualitäten, die man sich nachweislich in der Praxis erworben hatte.
Nicht unbedingt, dass der Job eines Marktleiters vielleicht als der Überjob in der Gesellschaft gilt oder galt. Das liegt eher daran, dass die Allgemeinheit keine Ahnung hat was man da so verdient oder sagen wir verdiente Media - Markt und Pro Markt, um mal zwei der Marktführer von damals zu nennen, dotierten diese Stellen je nach Marktgröße mit bis zu 200 000 DM jährlich, voll fettem Firmenwagen inklusive. Inzwischen haben auch jene gelernt, das Geld nicht mit vollen Händen rauszuwerfen und die Jobs sind deutlich schwächer dotiert. Man konnte sich es eben früher leisten, da die Gewinnspannen zweistellig waren und der Konsum von Elektronikartikel einfach boomte. Überhaupt muss man sagen hätten viele Firmen in diesen wirklich goldenen Zeiten nicht so mit Geld um sich geschmissen, gäbe es heute sicherlich weniger Schließungen oder Konkurse.
Ich will nur mal ein kleines Beispiel von vielen hier aufführen um zu zeigen, wie versnobt diese Firmen waren. Als die Glanzzeit der mobilen Telekommunikation begann, jeden Monat ein neues Handy und ein neuer, für den Kunden kaum zu verstehender Vertag angeboten wurde, gab es für die Verkäufer Schulungen. Nicht in einem Hotel in der Stadt, nein auf Madeira, der Zugspitze oder auf Ibiza; natürlich übers Weekend und in Firstclass Hotels. E - plus wäre wohl froh, sie hätten heute noch dieses Geld, das sie damals sinnlos verprassten um Marktführer zu werden, was ihnen bis heute nicht gelang und auch nicht mehr gelingen wird.
Wenden wir uns nun aber wieder den Fortschritten zu, die ich so langsam machte und den nächsten Stufen der Leiter die ich bereits in Sichtweite hatte. Es lief eigentlich alles bestens bis etwa Mitte der 90er, als die Wirtschaft etwas zu flauten begann. Klar war das schon vorher und begann auch schon am Anfang dieses Jahrzehnts, doch man erkaufte sich einfach noch Umsatz über Dumpingpreise um so die Vorjahresergebnisse zu verbessern. Unser Haus bekam das sehr deutlich zu spüren und früher als andere, weil unsere Philosophie einfach eine andere war. Beratung und Kundenpflege waren unsere Waffen im Kampf gegen die Giganten. Wir verloren den Kampf.
Der Konzern, der uns damals übernommen hatte, entschied ziemlich schnell das Haus zu schließen. 60 Mitarbeitern wurde eine Abfindung in die Hand gedrückt und das ganze dann Sanierung aus Kostengründen genannt. 20 000 DM wurden mir angeboten oder als Alternative einen Ortswechsel, verbunden mit einem kleinen Schritt auf der Leiter und einer Gehaltsaufbesserung. Ich war mächtig stolz denn es gab nur 2 Mitarbeiter im Hause denen diese Offerte zur Wahl gestellt wurde. Es gab eigentlich nur zwei Probleme oder Einwände die dagegen sprachen. Einmal war da ... aber das machen wir dann im 3. Kapitel und zum andern musste ich mein geliebtes München verlassen.
Heute im nachhinein weiß ich, dass ich mich falsch entschieden habe. Ich ließ mich blenden von Erfolg und Geld und sah nicht die wahren wichtigen Dinge im Leben die zählten... Warum ich das nun so betone? Weil man einfach mit der Zeit dahinterkommt, dass es wichtigere Dinge gibt... Richtig fett reich wird niemand von uns, das bleibt anderen vorbehalten die es in die Wiege gelegt bekamen oder sich über zweifelhafte unmoralische Geschäfte bereichern. Für den Rest sind einfach irgendwo Grenzen gesetzt, die nicht zu überwältigen sind. Zufrieden ist man nie, egal ob man 1500 Euro oder 5000 Euro verdient. Das einzige was sich ändert ist im Endeffekt der Standart in dem man lebt. Wer mit 1500 Euro nicht zu recht kommt tut das auch mit 5000 nicht und am Ende des Monats bleiben von den 5000 nicht mehr übrig als von den 1500. Ich sehe das heute viel gelassener als früher und weiß, dass die Prioritäten des Lebens sicherlich woanders liegen.
Kommen wir aber zurück Hans Falladas "Ein Mann will nach oben" und bemerken gleich mal vorweg - je weiter oben desto dünner wird die Luft, was auch ich noch zu spüren bekommen sollte. Die Zeit schritt voran und in rasendem Tempo ging es dem nächsten Jahrtausend entgegen. Die goldenen Zeiten der vergangenen Jahrzehnte waren längst vorbei und der modrige Geruch der wirtschaftlichen Rezession machte sich im Lande langsam breit. Die Deutsche Mark machte ihre letzten Atemzüge und ich hatte mein geliebtes München verlassen. Kein "Cafe Latte" mehr im Rialto, keine Maß Bier mehr in der Waldwirtschaft, keine Radler mehr am Chinesischen Turm und keine Hasen mehr auf der Leopoldstrasse. Für mich ging ein Stück Lebensqualität verloren. Stattdessen war ich in halb Deutschland unterwegs und mein zuhause waren die Hotelbetten. Ich hatte die Aufgabe in kränkelnden Filialen unseres Konzern den maroden Abteilungen neues Leben einzuhauchen. An Abwechslung mangelte es nicht, da es über ganz Deutschland verteilt genug davon gab. Circa 1 Jahr tingelte ich so durch unser Land. Irgendwann klingelte mal wieder das Telefon und mein damaliger Chef war dran. Nicht wie gewohnt mit einem neuen Einsatzort, vielmehr wollte er mir ein Angebot unterbreiten.
 
Eine Filiale im Osten Bayerns hatte Problem und er würde gerne die Stelle des stellv. Filialleiters mit meiner Person besetzen. Wie immer natürlich, wenn man solche Angebote bekommt: schmackhaft serviert, garniert mit Perspektiven und dem "Lockruf des Goldes". Es gab keine Gründe lange darüber nachzudenken, denn ich hatte längst einen dicken Hals was meine momentane Tätigkeit anging. Ich hatte weder Lust weiterhin in Dessau, Potsdam oder Zwickau ehemaligen Kombinatswerktätigen das 1 X 1 von Verkaufsstrategien oder der freien Marktwirtschaft beizubringen, noch ewig aus meinem Samsonite zu leben.
Weiden in der Oberpfalz .... oder sollte ich jetzt sagen für einen Münchener das Elba Napoleons? Eine verschlafene Kleinstadt am Ende der Welt in der man eigentlich einen eigenen Dolmetscher braucht, um deren Sprache zu verstehen. Es sollte mein Domizil für die nächsten 3 Jahre werden. In der Hierarchie meines neuen Arbeitsplatzes war ich nun die Nummer zwei und ich war zumindest was das berufliche anbelangt voll mit mir zufrieden. Ich konnte mir in Weiden ein richtig geiles Apartment leisten und fuhr auch privat eine gehobene Mittelklasse. Meinen Vorgesetzten kannte ich noch aus Münchner Zeiten und somit war der Arbeitsalltag wirklich mehr als angenehm. Es waren drei schöne Jahre was das berufliche anbelangte, die damit endeten, dass mein Chef sich für einen anderen Markt "hunten" ließ. Da er selbst Münchner war und eigentlich den Weidener an sich und seine sagen wir mal Gepflogenheiten auch nie recht verstand war klar, dass er jenes Angebot annehmen würde. In mir keimte natürlich die Hoffnung, seinen Platz einnehmen zu können und somit eigentlich am Ziel meiner Träume zu sein. Aber wie war das ...? Es kommt meistens anders als man denkt und es kam anders. Man setzte mir einen "Neuen" vor die Nase und ich musste mich weiter mit der Nr. 2 begnügen...
 
Ich kontaktierte meinem früheren Chef um mal abzuklopfen, wie es denn in seinem neuen Job in Regensburg so aussieht. Er machte mir das Angebot zum Ende des Jahres zu Ihm zu wechseln und wieder die Stelle der "Nr. 2" zu besetzen. Nach einem Vorstellungsgespräch mit seinem Vorgesetzten unterschrieb ich einen neuen Arbeitsvertrag zum 1. Dezember 1998, der auch wesentlich besser dotiert war. Wir hatten aber erst Mai 98 und so hieß es für mich: noch 5 Monate in Weiden nötigen lassen. 8 Jahre hatte ich bei diesem Konzern verbracht und nun sta-nd der Wechsel zu einem Mitbewerber der Branche bevor. Die Erfahrung lehrte mich, dass wenn man fair die Karten auf den Tisch legt, man nicht unbedingt zu den Gewinnern gehört.
In der Regel war es so, wenn es irgendwie rauskam, dass man zu einem Konkurrenten wechselte und sich wie ich in einer Führungsposition befand mit der sofortigen Kündigung rechnen musste. Ich dachte lange nach, wie ich eine Möglichkeit finden könne um mich profitabel aus dieser Affäre zu ziehen. Es gab nur einen Weg, den ich erreichen musste und dies war ein Aufhebungsvertrag in gegenseitigem Einverständnis (welcher dann noch die angenehme Nebenwirkung einer Abfindung mit sich bringen würde). Munition gegen meinen damaligen Chef hatte ich genug und da er mal einfach gesagt ein " Arschloch" war hatte ich auch keine Skrupel diese mir zunutze zu machen.
Mir war klar wenn ich es so hin bekomme, dass eine weitere Zusammenarbeit zwischen uns unmöglich wäre, hätte ich sehr gute Karten mein Ziel zu erreichen. Ich schrieb also einen Brief an die Konzernleitung, in dem ich meinen Unmut kundtat und natürlich sämtliche Vergehen meines Vorgesetzten schilderte. Immer natürlich nur zum Wohle und in Sorge um das Unternehmen. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: kaum eine Woche später hatte ich ein Gespräch bei der obersten Führungsriege des Konzerns, wo ich quasi zum Rapport bestellt wurde. Hier wiederholte ich meine Ausführungen und Vorwürfe und man kam schnell zu der Überzeugung, dass eine weitere Zusammenarbeit im Outlet Weiden für alle Beteiligten nicht fruchtbar wäre. Mit sofortiger Wirkung wurde ich erst mal freigestellt, was nichts anderes als Urlaub zu Hause bei vollen Bezügen bedeutete. Man wollte mir so bald als möglich eine Offerte in einem anderen Outlet anbieten, was ich natürlich kategorisch ablehnte. Ich wusste, die anderen Stores lagen außerhalb einer zumutbaren Grenze (Entfernung) und machte Ihnen klar, dass ein Umzug für mich nicht in Frage käme da ich in Weiden meinen Lebensmittelpunkt sah und hatte (Lügner).
Irgendwie waren sie ratlos und ich hatte Sie da, wo ich Sie haben wollte. 4 Monate vergingen ich bekam pünktlich mein volles Gehalt ohne dafür nur einen Finger zu rühren... Im Oktober kam dann endlich eine Einladung mit erneutem Termin bei einem der obersten "Vorturner" des Konzerns. Ich wusste nun kam eine Entscheidung und ich musste gut taktieren und pokern bei diesem Gespräch. Das Gespräch begann unterkühlt mit Drohungen einer Kündigung, falls ich nicht bereit wäre einzulenken. War ich natürlich nicht. Selbstverständlich hatten Sie damit gerechnet und der Aufhebungsvertrag lag bereits verdeckt auf dem Tisch. Es begann das pokern und taktieren. Man bot mir eine Summe von 10 000 DM an und reichte mir das Schriftstück zur Unterschrift unter die Nase mit der Bemerkung Ich müsste froh sein, überhaupt etwas zu bekommen. Das war nun ein fataler Fehler, denn zu verschenken hat ja niemand was. Das war mir klar also wusste ich da ist noch Luft nach oben.
Ich erhob mich aus meinem Sessel in Richtung Ausgang mit der Bemerkung, dass dies kein akzeptables Angebot für mich ist und ich das Gespräch unter diesen Umständen als beendet sehe verbunden mit der Drohung das ganze meinem Rechtsschutz zu übergeben. Nicht einmal die Klinke der Türe hatte ich in der Hand und schon verspürte ich einlenken. Man wollte, dass ich doch erst mal meine Vorstellungen kundtue, denn ein arbeitsrechtliches Verfahren würde ja niemanden nutzen. Jetzt hatte ich Sie da, wo ich Sie haben wollte. Ich machte mein Angebot, natürlich jenseits von Gut und Böse und völlig überzogen.
40 000 war meine fast schon unverschämte Forderung, die meinem Gegenüber wohl einen mächtig dicken Hals bescherten. Wir trafen uns schließlich bei 28 000 DM und ich verließ mit einem kaum zu beschreibenden Hochgefühl jenes Büro.
Ich glaube, dieser Moment gehörte zu den Top Ten meiner bis dahin erlebten Orgasmen.....
1998 wir erleben ein Jahr des Umbruchs sowohl bei mir als auch in unserem Land. Die SPD gewinnt mit den Grünen die Bundestagswahl und Gerhard Schroeder wird Kanzler. Ein turbulentes Jahr nicht nur für mich auch für die Gesellschaft neigte sich ihrem Ende zu. Die Titanic eroberte unsere Kinos, der Präsident der USA schwört vor der Grandjury im Lewinsky - Prozess einen Meineid ("I did not have sex with that woman Miss Lewinsky"), Viagara wird in Deutschland zugelassen und der erste Irakfeldzug beginnt. In meinem CD - Player lagen die neuen kleinen Silberscheiben von Hammerfall, Metallica oder die neue Westernhagen. Wolfgang Petry quälte das Land durch jeden Lautsprecher und ich hatte mal wieder einen beruflichen Ortswechsel vorgenommen der mich zumindest näher an meine Traumstadt München brachte.
Regensburg war mein neues Domizil, wo ich Ende 98 meinen neuen Job (dank Vitamin B) antrat. Viereinhalb Jahre sollte dies mein neuer Brötchengeber sein, bis auch dieses Unternehmen der Hammer der Rezession traf. Da ich einer der höchstdotierten Mitarbeiter war, wurde ich irgendwann Opfer der Kosten - Nutzungsrechnung und bekam meine Kündigung, versüsst (wenn man überhaupt so was schmackhaft machen) mit einer Abfindung. Ich war zum ersten mal in meinem Leben offiziell arbeitslos.
Die allgemeine Lage in der Region war schlecht und die Illusion schnell wieder eine braver Steuerzahler zu werden schien weit entfernt. Durch einen Ortswechsel wäre sicherlich einiges möglich gewesen, was für mich aber absolut nicht in Frage kam. Zum einen hatte ich mir erst vor kurzem eine neue Wohnung eingerichtet und zum andern war ich langsam des ständigen Neubeginns in ei nemandernUmfeldmüde.br  
 
Ich denke es gibt nicht viele Möglichkeiten in so einer Lage und es ist Vorsicht geboten, um nicht an den Rande der Gesellschaft zu rutschen. Man kann sich diesem Schicksal ergeben, mit einem Existenzminimum dahin vegetieren oder man sucht nach Alternativen, um die rasante Talfahrt der eigenen wirtschaftlichen Verhältnisse zu stoppen. Ich entschloss mich schnellstens Florian Gerster meine Kündigung zu überreichen und mich in den wilden Westen der Selbständigkeit zu begeben. Mir fällt dazu ein weiser Satz ein (danke Iris), den ich mir zur Maxime gemacht habe und der jeder, der sich in einer scheinbar ausweglosen Situation befindet, anwenden sollte :
" Warte nicht auf den Wind, sondern nimm die Ruder selbst in die Hand "
Eine Idee, ein Konzept, das nötige Fachwissen und Mediaxa - Promotion war geboren.
Sicherlich wird dies nicht meine Lebensaufgabe werden aber für die nächsten Jahre ist dies mehr als eine Alternative, um die wirtschaftliche Flaute in meinem Beruf zu überbrücken. Es ist nicht wichtig ob ich nun 50, 100 oder 200 000 damit im Jahr damit verdiene, wichtig ist das ich und mein Umfeld damit leben kann und dass es mir Spaß macht und diese Kriterien sind alle gegeben...   
Ich war natürlich weder zufrieden noch glücklich mit der Situation, zumal ich schnell merkte, dass jener "Neue" einer besonderen Gattung angehörte. Man findet diese Menschen eigentlich überall und man muss Ihnen schon zugestehen, dass Sie clever sind. Ihr Motto könnte man so umschreiben: Lass andere das tun, was Deine Aufgaben sind, halte dich zurück und komme erst wieder in den Vordergrund um die Belohnung dafür abzuholen.... Eine Zeitlang machte ich das Spiel mit, doch mein Unbehagen wuchs stetig und mir war klar es war an der Zeit etwas zu unternehmen.
 
Kapitel 3                                   Von Jägern und Sammlern

Dem aufmerksamen Leser wird sicherlich nicht entgangen sein, dass Frauen bisher weder erwähnt wurden noch irgendeine Rolle spielten... Um Spekulationen gleich mal die Nahrung zu nehmen: Ich bin weder schwul noch frauenfeindlich.
Ganz im Gegenteil, Frauen hatten und haben eine derart große Bedeutung das Sie ihr eigenes Kapitel bekommen. Es ist für mich das sensibelste Kapitel dieser Geschichte denn ich werde dabei einigen auf die "Füße treten" und mir viel Kritik einheimsen. Lange überlegte ich mir ob ich Originalnamen oder Pseudonyme verwenden sollte und habe mich letzt endlich für die "Pseudos" entschieden. Klar ist mir natürlich, dass sich die eine oder andere (falls sie zufällig auf meine Internetseite stoßen sollte) sich schnell wieder erkennen wird. Den Protesten sehe ich allerdings gelassen entgegen schließlich wäre es ja auch ihr gutes Recht, da dies eine eindeutig subjektive Darstellung von mir ist. Beginnend in der Pubertät, über die erste großen Liebe vorbei an "One Nights Stands" (blöde Bezeichnung die können auch am Tage passieren *g) bis hin zu einem neuen Phänomen unserer Zeit, dem Internet, werde ich versuchen alle diese Facetten hier aufzuarbeiten.
Wie positiv oder negativ auch meine Darstellung einzelner Erlebnisse hier sein wird, ist es mir vorweg ein Bedürfnis ausnahmslos allen darin beteiligten Personen zu danken denn eines haben sie alle gemeinsam: Sie haben mein Leben in irgendeiner Art geprägt...und damit auch mich als Person.
DANKE   "Janette, Irene, Liana, Daggi, Tatjana, Mary, Inge, Ines, Tania"   DANKE
 
 
 
 
Janette
Natürlich hatten auch wir unsren Partykeller mit Lautsprechern die zwar riesengroß waren aber klangen wie ein alter Käfer, dessen Auspufftopf das zeitliche gesegnet hatte. Es war der allabendliche Treff vor der "Ausgangssperre" ergo also bis 21 Uhr. Man hörte Musik mit über 100 Dezibel trank Bier rauchte eine "Ziggy" nach der anderen und war mächtig  cool. Die Mädchen waren im Schnitt immer 2 - 3 Jahre älter hatten also die magische 16 erreicht, erschienen mir aber alle durchwegs eingebildet und abgehoben  (red bull gab es damals noch nicht. Somit  begnügte ich mich mit Dezibel, Marlboro und Bier. Ferner hatte ich den Nachteil das ich wesentlich jünger aussah als ich war und somit die Chanchen deutlich sanken. Ich hatte damit damals schwer zu kämpfen, empfand das als kleinen Weltuntergang für mich und versucht alles um älter zu wirken. Selbst der Rasierapparat zu Hause hatte kein Mitleid mit mir und wollte mir nicht zu ein paar Bartstoppeln verhelfen.
Eine unsrer Lieblingsbeschäftigungen war es abends nach Einbruch der Dunkelheit ins Schwimmbad einzubrechen und im, wenn auch meist kalten Rhein, nackt zu baden. Dies war damals für mich praktisch immer der "Highlight" schlechthin und die einzige sexuelle Erfahrung außer "Bravo, Praline und Wochenend" unter meinem Bett (gut versteckt vor den Sittenwächtern zu Hause). Im Schwimmbad blieb nur der Part des Spanners und es war schon mächtig klasse damals endlich echte Titten zu sehen. Es war aber irgendwie für mich quasi der Startschuss Mädchen anders zu sehen als bisher. Viele meiner Freunde hatte bereits eine Freundin nur ich hatte immer noch keine Ahnung von gar nichts, was sich aber bald ändern sollte...
Außer dem alltäglichen rituellen Besuch auf dem Bolzplatz hatte sich Tischtennis als zweite Nachmittagsbeschäftigung durchgesetzt. Einer meiner Freunde hatte eine Tischtennisplatte zum Geburtstag bekommen und seither war es jeden Tag angesagt sie aus dem Keller zu schleifen. Wir veranstalteten täglich unsere Turniere und die Clique die sich daran beteiligte wurde immer größer. Da ich wie die meisten Sportarten auch dies recht gut beherrschte, konnte ich hier Eindruck schinden, was natürlich sehr wichtig war zumal auch Mädchen dabei waren...
Janette war eine der besten an der Platte und ich stand immer wieder im Finale mit ihr welches ich auch meistens verlor. Die Tragik für mich daran war nicht nur, dass ich gegen ein Mädchen verlor - was bei den anderen Jungs nicht besonders ankam - sonder dass sie auch noch vier Jahre jünger war als ich. Trotz dieser "Niederlagen" war sie mir sehr sympathisch. Ja mehr, ich war zum ersten Mal verliebt. Das ganze war natürlich nicht so einfach, denn zum einen war sie einfach zu jung und zum anderen war die Gefahr groß, dass ich mein Gesicht im Freundeskreis verlor was für einen Fünfzehnjährigen nicht gerade erstrebenswert scheint. Dennoch das Fieber hatte mich gepackt und ich ließ nicht locker um bei ihr anzukommen. Nach circa 50 Niederlagen an der Tischtennisplatte war unsere Freundschaft soweit gewachsen, dass wir uns täglich sahen. Entweder ich besuchte sie oder sie kam zu mir. Keinen Tag konnten wir ohne einander sein, ohne jedoch die Grenze der Freundschaft zu überschreiten, was auch noch Wochen so bleiben sollte.
Janette war knabenhaft, hatte kurzes blondes Haar und man hätte sie auf den ersten Blick auch für einen Jungen halten können, was sie auch durch ihre ganze Art noch unterstrich. Das sie mich mochte lag auf der Hand. Nur war ich mir nicht im klaren, ob sie auch jene Gefühle in sich verspürte, die ich für sie hatte. Ferner hatte ich immer das Gefühl was verbotenes zu tun da sie ja grad mal erst 12 wurde. Auch von "zu Hause" kamen schon die ersten Mahnungen, ob ich mir nicht gleichaltrige Freund suchen könne... 
Irgendwann nach Wochen war es dann doch so weit: Im Holzschuppen von Janette`s Vater lagen wir uns in den Armen, küssten uns und ich fasste zum ersten mal einen nackten Busen an. Petting hieß das Zauberwort, das jede Seite der "Bravo" zierte und das wir nun in der Praxis umsetzten. Mein erster Kuss, mein erstes tapsiges Berühren. Mit Janette betrat ich eine neue Welt die ich noch nicht kannte. Gut ein halbes Jahr glich ein Tag dem anderen. Kaum waren die Hausaufgaben hingeschmiert war ich schon bei Janette im Holzschuppen, der jetzt Priorität vor dem Bolzplatz hatte. Eigentlich wollten wir beide sicherlich "mehr". Dies scheiterte aber wohl an der mangelnden Courage beiderseits. Irgendwie wussten wir halt beide, dass wir etwas verbotenes machten und die Angst mal erwischt zu werden war einfach zu groß.
Wie es eigentlich auch keinen richtigen Anfang zwischen uns beiden gab so gab es auch keinen Schluss. Das ganze verlief irgendwann einfach im Sande indem die gegenseitigen Besuche weniger wurden bis man sich aus den Augen, nicht aber aus dem Sinn verlor. Für mich war Janette einfach das Mädchen das mir den "Schlüssel" überreichte in eine neue Welt, die ich bis dahin nicht kannte. In den nächsten Wochen danach benutzte ich diesen Schlüssel eifrig und holte nach wo ich noch einen Rückstand gegenüber meiner Freunden vermutete, den es wohl gar nicht gab. Über Knutschen und Petting kam ich aber nie hinaus und da ich die Geduld des Wartens nicht aufbrachte, wechselte ich im vierzehn Tage Rhythmus meine Freundinnen in der Hoffnung, endlich mal zu einem meinem ersten Treffer zu kommen. Schließlich war ich ja mittlerweile schon sechzehn und meine Freunde hatten "ES" zumindest mit der Klappe schon mit dreizehn hinter sich gebracht. Sorgen machte ich mir nicht wirklich darüber, schließlich hatte ich ja unter meinem Bett noch Praline und Wochenend und versteckt, die für Entkrampfung sorgten.
 
 
Irene . . .(das erste Mal tut´ s noch weh)
 
Ich hatte die Schule und Janette abgeschlossen, meine ersten Erfahrungen mit dem femininen Geschlecht gemacht und mein altes Fahrrad gegen eine neue " Mobylette " eingetauscht. Was Frauen anbelangt oder sagen wir besser Mädchen war ich zum Jäger und Sammler geworden. Sammler deswegen weil ich genau Buch führte über meine Freundinnen und Jäger weil ich immer noch nicht zum "finalen Schuss" gekommen war. Das Sammeln war einfach das Jagen dagegen schwer.
Einer meiner Manien in der damaligen Zeit war, dass ich alle vierzehn Tage zum Frisör ging. Die Preise im Gegensatz zu heute waren human so dass man sich das schon erlauben konnte. Nicht das dies nötig gewesen wäre da man die Haare eh etwas länger mit "Nackenspoiler" trug, aber es war einfach angesagt sich die Spitzen schneiden zu lassen um dann mit einer Föhnfrisur herumzustolzieren. Ich meine man kann das ja heute noch gut beobachten. Es gibt immer noch ein paar Zeitgenossen, bei denen die Zeit stehen geblieben ist und die sich immer noch in den Achtzigern befinden rein optisch zumindest. "Zottel Petry" oder Hansi Hinterseer haben den Frisör wohl nie in ihrem Leben gewechselt und verkörpern noch heute zwei Trends von damals. Ich muss mich wohl eher zu der Gattung des unmusikalischen Skifahrers aus Österreich zählen, was das das Outfit anbelangte damals  (schüttel igitt).
Zottel Petry wäre mir zu schmuddelig gewesen und lässt auch heute noch, wenn ich so was sehe, schnell den Wunsch nach einer Flasche  "Sagrotan" in mir aufkommen. Vermutlich gab es auch noch einen anderen Grund für meine übertriebenen Frisörtermine, der aber zunächst nur in meinem Unterbewusstsein war. Alle meine Termine hatte ich immer bei Irene, 23 bildhübsch und unerreichbar für mich, wie ich annahm. Sie war Schweizerin und arbeitete in Deutschland, was nichts ungewöhnliches war in einer Grenzstadt wo zwei Länder nur durch einen Zaun voneinander getrennt waren. Je mehr Termine ich bei ihr hatte, desto vertrauter wurde der Umgang. Aus einem anfänglichen "Sie" wurde ein "Du" und aus meiner respektvollen Distanz wurde ein eifriges Flirten mir der Schönen. Jede Berührung ihrer zarten Finger, die sich ja nicht vermeiden ließ, weckte Gefühle in mir die durch entsprechen Kleidung geschickt zu verstecken versuchte. In mir machte sich der Gedanke breit, dass sie mich und ausschließlich mich extra sensibel berührte wenn sie mir das Haar wusch oder mir arbeitsbedingt sehr nah war. Hop oder Top hiess mein Motto nach einiger Zeit, denn ich hielt es nicht mehr aus und die Frisörbesuche alleine waren mir einfach zu wenig...
Ich denke, die Fantasie eines sechzehn jährigen ist noch nicht sonderlich groß was die Art und Weise eines ersten Dates anbelangt. Die meinige war es wohl auch nicht. Für mich gab es auch nicht viele Alternativen denn bei Discos war die Gefahr groß, dass ich an der Türe abgewiesen würde und diese Blamage wollte ich nun auch nicht riskieren. Ferner hatte ich natürlich auch Schiss mit den sieben Jahren Unterschied lächerlich zu wirken neben dieser Frau, die alles hatte was ich wollte. Kino war eine Alternative, wenn auch eine abgedroschene Idee.
Kino... damit hatte ich in der jüngsten Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht; hatte ich doch erst vor ein paar Wochen im Kino meinen ersten Schuss, ohne dass Praline oder Wochenend mir zur Seite standen... Wieder einmal (ich weiß nicht zum wievielten Male) bewunderte ich Bruce Lee in "Die Todesfaust des Cheng Li". Er war einfach mein Kultdarsteller schlechthin damals. Mitten im Film setzte sich ein Mädchen in die freie Loge neben mich und begann mich zu berühren, zu streicheln und zu küssen. Ich wusste gar nicht wie mir geschah und als sie sich auch noch daran machte sich um mein bisher vernachlässigtes Teil, dem andere Mädchen davor nie Beachtung schenkten, zu kümmern fühlte ich mich wie im 7. Himmel. Die Unbekannte verpasste mir einen Französischkurs, den ersten meines Lebens, und verschwand ebenso schnell wieder wie sie erschienen war. Sie ließ mich zurück mit dem besten Gefühl, das ich bis dahin je hatte. Allerdings auch mit einer total verschmutzten Hose so dass ich mich kaum aus dem Kino traute. Ich dachte jeder wüsste Bescheid, wenn er an mir herabsehen würde.
Falls jene Unbekannte dies zufällig lesen sollte...wäre Zeit sich zu melden, denn bis heute weiß ich nicht wer Sie war... 
Ich hatte mich also fürs Kino entschieden, war aber natürlich (typisch Mann der ich noch nicht war) zu feige Sie darauf direkt anzusprechen. Ich legte die Karten beim nächsten Frisörbesuch also in ihr Arbeitskörbchen zwischen Scheren, Kämme und Bürsten und natürlich versehen mit meiner Telefonnummer. Vier Tage des Wartens und des Leidens standen vor mir. Wie immer, wenn man sehnsüchtig etwas erwartet, in diesem Falle den Telefonanruf von Irene, haben solche Tage 48 Stunden und nicht 24. Zu jenem Zeitpunkt hatte ich auch keine Ahnung, dass Frauen was so was anbelangt immer taktisch handeln. So wurde ich auch von ihrer Taktik gefoltert und Sie ließ mich bis zwei Stunden zuvor zappeln. Eigentlich hatte ich schon keine Hoffnung mehr; dennoch blieb ich wie immer an diesen vier Tagen in der Nähe des Telefons, bekanntlich stirbt die Hoffnung ja zuletzt.
Zu meiner Überraschung wollte sie mich zu Hause abholen, hatte ich ich mich doch schon darauf eingestellt an diesem regnerischen Tag mit meiner "Mobylette" zum Kino zu knattern und dort pudelnass zu erscheinen. Irene hatte den Führerschein und besaß einen Volvo. Nichts ungewöhnliches, denn ich glaube damals fuhren alle Schweizer Volvos. Ich war happy ... stylte mich zurecht und hoffte inständig, dass ein paar Freunde von mir unten auf der Strasse waren und mich auch ja in dem Volvo einsteigen sahen. Würde mir natürlich mächtig Punkte in der Hierachie unserer Strasse einbringen...Pünktlich stand die "Schwedenkarosse" vor meiner Haustüre und mit ihr eine topgestylte Irene was gleich die Fantasie in mir anregte. Schon damals legte ich großen Wert auf die "Verpackung" und weniger auf das, was drin steckte da ich schon damals eine Phobie gegen dicke Frauen hatte. Irene erfüllte diese Attribute und was sich unter ihrem Outfit verbarg ließ sich schon erahnen.
Das Kino war kaum besetzt, was nicht unüblich war in jener Zeit denn Kinos hatten mit ihrer Existenz zu kämpfen. Sie waren durchwegs in schlechtem Zustand und man hatte immer das Gefühl einen modrigen Geruch zu verspüren. Mir war das an jenem Abend einerlei, ich saß in meiner Loge neben Irene und hatte meine Augen überall nur nicht auf der Leinwand. Ich musterte Sie unentwegt natürlich mit schüchternen verstohlenen Blicken dachte hin und wieder sogar an meinen letzten Kinobesuch mit dem Französischkurs, sicherlich mit der Hoffnung mit Irene ähnliches zu erleben. Es geschah nichts. Irgendwie überlegte ich dauern ob ich es wagen sollte mich ihr zu nähern oder ob ich damit alles versauen würde. Ich ließ meiner Feigheit die Oberhand und so verließen wir gemeinsam das Kino ohne uns näher gekommen zu sein. Ich war enttäuscht, hatte ich mir doch einfach mehr erwartet und mir das schon die ganze Woche in meiner Fantasie ausgemalt. Mein Fehler war wahrscheinlich, dass ich dabei vergaß, das Irene eine Frau war und keine meiner 15 jährigen Freundinnen. Frauen ab einer gewissen "Reife" ticken anders, das sollte ich später noch oft zu spüren bekommen.
Wie ich schon mal erwähnt hatte, wohnte Irene in unserer Nachbarstadt in der Schweiz. Ich ging eigentlich davon aus, nun nach Hause zu gehen, zumal meine elterliche Sperrstunde erreicht war. Aber, Frauen ticken anders und sie wissen meist, was sie wollen; zumindest wenn es um bestimmte Sachen geht.
Zielstrebig ging Sie mit mir in Richtung ihres Autos, von der flüchtigen Bemerkung unterstrichen "fahren wir ?"... Klar, war meine kurze Antwort eigentlich nicht mutmaßend wohin, was mir aber bald klar wurde. Minuten später überquerten wir die Grenze und ich war in ihrer Wohnung. Irene wohnte in einer für damalige Verhältnisse modern eingerichteten 3 Zimmer Wohnung mit herrlichem Blick zum Bodensee. Etwas verspielt wirkte das ganze ohne jedoch gleich kitschig zu wirken. Auf dem Plattenteller lag eine Jazzscheibe deren sanften Saxophontöne den Raum erfüllten. Sie "parkte" mich auf ihrer Sitzgruppe drückte mir eine Flasche Merlot in die Hand und verschwand im nächsten Raum. Es vergingen einige Minuten, in der sie mich mit meinen inwischen entstandenen frivolen Gedanken allein lies. Aufstehen brauchte ich nicht mehr, denn meine Jeans drohte im Schritt aus allen Nähten zu platzen und es wäre mir in diesem Moment auch peinlich gewesen, wenn sie meine Erektion bemerkt hätte. Wenn ich jetzt so über diese Situation nachdenke, muss ich schmunzeln aber ich war halt mal grad sechzehn und meine Erfahrungen beschränkten sich auf Mädchen, die meist noch jünger waren als ich, einen französisch Crashkurs, Bravo, Praline und Wochenend...
Mein "Verlangen" kam endlich wieder aus dem anderen Zimmer, sie hatte sich umgezogen oder sollte ich besser sagen ausgezogen? Sie trug einen Morgenmantel, der mir tiefe Einblicke gewährte und absolut nicht zu einer Entspannung in meinem Schritt beitrug. Viele Worte fielen nicht mehr (Frauen ab einem gewissen Alter wissen genau, was sie wollen wenn sie es wollen) und ehe ich überhaupt so richtig begriff was geschah, hatte sie mich im wahrsten Sinne des Wortes flachgelegt. Irene beherrschte "Ji Jutsu", eine Mischung aus Judo und Karate, das sie mir wohl unbedingt demonstrieren mußte.
Es kam wie es kommen musste und wie es Millionen anderer wohl auch schon passiert ist (natürlich würde das keiner zugeben) - der Zug war abgefahren bevor er im Bahnhof war. Männer machen sich im allgemeinen darüber einen "Kopf", was eigentlich gar nicht nötig ist. Mir passierte das hin und wieder noch in meiner jugendlichen "Sturm und Drangzeit"  aber ich hab nie eine Frau und die Betonung liegt jetzt auf Frau, die nicht eine Lösung fand. Irene merkte wohl schnell, daß es mit meinen sexuellen Erfahrungen nicht weit her war und übernahm den aktiven Part. Irgendwann in jener Nacht klappte es dann auch und ich hatte "Mein erstes Mal"...
Irene brachte mich gegen sechs Uhr früh wieder nach Hause. Eine eigenen Schlüssel hatte ich ja nicht und somit war ich genötigt zu klingeln... Es war das erste Mal, daß ich eine Nacht wegblieb und die Ausgangssperre, die um 23 Uhr begann verletzte. Natürlich traf mich der "Zorn des Gerechten" in Form einer kräftigen Ohrfeige meines `Vaters´. Im Rapport musste ich darlegen, wo ich die ganze Nacht war und was ich gemacht oder getrieben hatte wie er es nannte. Das *Treiben* ließ ich natürlich weg bei meinen Schilderungen, jedoch erwähnte ich mit einem gewissen Stolz, dass ich bei meiner Freundin in der Schweiz war. Ein fataler Fehler, wie sich schon bald herausstellte und der mir Sanktionen brachte, die es mir sehr erschwerten sowohl die Nächte als auch die Tage in der Schweiz zu verbringen.
Es gab Familienrat. Dies bedeutete nichts anders, als dass vier *Geschworene* sich geeignete Maßnahmen überlegten, um mich wieder auf den Pfad der Tugend zu bringen. Das Ergebnis der honoren Sitzung war niederschmetternd für mich. Ausgangsverbot nach 20 Uhr und der Einzug meines Personalausweises bis auf unbestimmte Zeit. Niedergeschlagen und mit der Welt am Ende suchte ich nach Lösungen, um aus diesem Dilemma wieder rauszukommen. Doch wer liebt, findet auch dazu eine Lösung 
 
 Das hatte ich nun davon. Alle Sanktionen, die mich richtig trafen wurden gegen mich verhängt. Es machte wenig Sinn dagegen anzukämpfen, denn das was der "Familienrat" mal beschlossen hatte, war Gesetz. Vielmehr begann ich nun darüber nachzudenken, wie ich dennoch meine neue große Liebe wieder sehen und meine `Eltern´ austricksen konnte. Ideen hatte ich genug nur die Ausführung war das Problem, da alle mit einem ziemlichen Risiko verbunden waren.

Irene sollte natürlich nichts davon erfahren, schließlich wollte ich ja weder mein Gesicht verlieren noch als kleiner junge dastehen, der ich halt doch noch war. Zunächst einmal war das alles auch nicht so relevant, denn ein neues Date hatten wir noch nicht. Ich wusste nicht recht wie ich mich verhalten sollte gegenüber Irene, sollte ich sie anrufen oder sie besuchen?

Wir sprachen in jener Nacht nicht über das Morgen, denn alles was da zählte war der Augenblick. Die nächsten Tage waren hart, meine Gedanken waren nur bei IHR und sie war weit weg und unerreichbar für mich im Moment. Das Wochenende nahte und ich hatte immer noch Ausgangssperre und keinen Pass. Wir wohnten damals im 4. Stock eines Mietshauses und es gab nur eine Möglichkeit raus und rein zu kommen ohne erwischt zu werden. An meinem Fenster vorbei lief eine Dachrinne, die unten im Rasen unseres Vorgartens endete. Ich machte sie mir zum Komplizen, wartete bis meine `Eltern´ zu Bett waren, ließ mein Fenster angelehnt und kletterte hinab. Keinen Gedanken verschwendete ich daran, dass das nicht gerade ungefährlich war was ich da tat - ich war einfach nur getrieben von einer Sehnsucht und dazu waren mir keine Hindernisse zu groß. Ohne Probleme erreichte ich den Vorgarten und machte mich auf den Weg zu Ihr. Die "Mobylette" konnte ich nicht benutzen, da auch sie in den Sanktionen inbegriffen war. Mir blieb also nur ein längerer Fußmarsch als Alternative. Immerhin hatte ich dabei Gelegenheit darüber nachzudenken, wie ich die Grenze ohne Ausweispapiere überqueren könne...

Es gab zwei Möglichkeiten an mein Ziel zu kommen und als illegaler Grenzgänger erfolgreich zu sein. Zum einen war abzuwarten bis eine größere Gruppe den Zoll überquerte um dann im Sog unauffällig mitzuschwimmen. Leider war dazu der Zeitpunkt ungünstig, da dieses Frequenz in den späten Abendstunden kaum gegeben war. Vorteil dieser Idee: sie war völlig risikolos denn selbst wenn ich aufgehalten, würde hätte ich mich auf dumm stellen können.

Die zweite Variante war da schon wesentlich gefährlicher, aber die Chance erfolgreicher zu sein größer. Vier Grenzübergänge verbanden damals die beiden Städte miteinander und einer davon war nur tagsüber geöffnet. Nachts wurde er mittels eines circa drei Meter hohen Tores geschlossen, an dessen Oberkante sich Stacheldraht befand. Ich ging davon aus, daß er unbewacht war, da es sich ja politisch gesehen nicht um eine brisante Grenze handelte. Ausgestattet mit dicken Handschuhen, um dem Stacheldraht zu trotzen kletterte ich drüber, sprang und hatte Schweizer Boden unter meinen Füssen. Es ging gut, niemand hatte den illegalen Einwanderer gesehen und ich rannte was ich konnte, um aus dem Gefahrenbereich zu kommen. Insgesamt zwei Stunden brauchte ich für die ganze Aktion bis ich kurz vor Mitternacht bei meiner Traumfrau angekommen war.

Traum und Alptraum liegen oft nahe beisammen, vor allem was Traumfrauen anbelangt und ich machte schon früh meine Erfahrungen damit. Irene war eine jener, die dazwischen lag - mal Traum mal Alptraum. Ihr Volvo war nicht zu sehen, was mich schon erahnen ließ, daß sie nicht zu Hause war. Mein Klingeln bestätigte mir meine Vermutung schnell. Ich beschloss zu warten, irgendwann mussten die Diskotheken ja schließen und Zeit hatte ich ja noch ein paar Stunden. Auf der Eingangstreppe des Hauses verbrachte ich die nächsten Stunden voller Hoffnung, mit dem Blick zur Strasse.

Gegen vier Uhr früh wurde ich erlöst und ich spürte, wie mein Herzschlag seine Frequenz erhöhte. Irene sah mich völlig überrascht an und war zunächst sprachlos, ehe Sie mir den Unterschied zwischen Traum und Alptraum klarmachte. Sie zischte mich in reinem Schweizer Dialekt an, so dass ich Mühe hatte ihrem Monolog zu folgen. Den Sinn des ganzen verstand ich wohl, ich sollte mich einfach "verpissen"...

Ich war nicht in der Lage irgendetwas zu sagen oder zu antworten, ich kämpfte damit Tränen zu unterdrücken um mir nicht diese Blöße auch noch zu geben. Alles umsonst. Das ganze Risiko, das ich auf mich genommen hatte. Ich hätte sterben können in diesem Moment. Den ganzen Weg zurück heulte ich "Rotz und Wasser". Am Grenztor riss ich mir noch meine Jeans auf und gegen sechs Uhr morgen erreichte ich über die Dachrinne wieder mein Bett. Niemand hatte Verdacht geschöpft, man wunderte sich zwar über meine verschlafenen Augen beim Sonntagsfrühstück aber wer kam schon auf die Idee, daß ich ausgebüchst war...

Die nächsten Tage und Nächte waren für mich die Hölle, ich zerfloss in Selbstmitleid. Irene anzurufen machte keinen Sinn, nochmals eine nächtliche Eskapade zu starten auch nicht und weiterhin schlaflose Nächte zu verbringen erst recht nicht. Es musste einen Weg geben mit Ihr wieder in Kontakt zu treten ohne aufdringlich zu wirken, aber Ihr dennoch zu signalisieren, daß ich nicht aufgeben würde. "Fleurop" wurde mein Verbündeter, dies erschien mir der beste Weg zu sein Ihr ein Zeichen zu senden. Ich fügte eine Karte hinzu in der ich mich für mein Verhalten entschuldigte...(Für welches Verhalten eigentlich?) Diese Aktion verhalf mir zumindest aus meinem psychischen Loch in dem ich mich befand zu krabbeln und mir eine Hoffnung zu geben...

Vielleicht prägten mich diese Erlebnisse damals, denn es war eine Ausnahme und das einzige Mal, daß ich so etwas tat. Nicht, daß ich Frauen keine Blumen schenke, im Gegenteil, aber betteln tat ich nie mehr und ich werde es auch nie mehr. Die Beziehung mit Irene war eine einzige Bittstellung meinerseits und eine Erniedrigung bis zum Ende. Damals konnte und wollte ich es einfach nicht verstehen, daß eine Frau einfach nur ihre Bedürfnisse befriedigen will ohne eine emotionale Bindung einzugehen. Sicherlich liegt es in der Natur des Mannes, dass Frauen nicht das zugestanden wird, was für Männer völlig normal ist. Damals war ich auch anderer Ansicht, doch verschiedene Erlebnisse im Laufe der Zeit lehrten mich eines besseren. Tage vergingen, es tat sich nichts; weder ein Anruf noch irgend ein Zeichen von meiner vermeintlichen Traumfrau. Die Wogen zu Hause hatten sich wieder geglättet, nur meinen Pass hatte ich immer noch nicht zurück bekommen. Zumindest war ich wieder "Freigänger" da die Ausgangssperre aufgehoben wurde. Ich begann mich wieder um meine Freunde zu kümmern, die ich wirklich alle sehr vernachlässigt hatte...

Eine Begleiterscheinung, die man immer wieder und überall beobachten kann. Freunde, die eigentlich das wichtigste sind was man hat, werden generell sobald eine Beziehung ins Spiel kommt in die 2. Reihe zurückgestellt. Dort werden Sie quasi geparkt bis man sie zur Bewältigung des "Katers" nach der Beziehung wieder dringend braucht. In der Regel verzeihen auch echte Freunde einem das, weil Sie es aus Erfahrung selbst kennen oder einfach der Freundschaft wegen den zugewiesenen "Parkplatz" akzeptieren. Einer der größten Fehler den man tun kann und der für keine Beziehung förderlich ist und irgendwann in Isolation endet. Jeder oder Jede, die sich mal hinterfragt, wird bei sich selbst erkennen am Anfang von neuen Beziehungen ähnlich gehandelt zu haben. Die Gefahr in eine großes Loch zu fallen, wenn sich die Prinzessin oder der Prinz nicht als solches herausstellt, ist dann sehr groß. Ferner gibt es noch einen wichtigen Aspekt, denn Freunde haben keinen vernebelten Blick wie Wir, die verliebt sind. Sie sehen unseren neuen Partner aus einer gewissen Distanz heraus mit einer Objektivität, die wir gar nicht haben können und auch nicht haben wollen. Jeder sollte in einer Beziehung seinen eigenen Freundeskreis bewahren, hegen und pflegen.

Meine Freunde nahmen mich wieder mit offenen Armen auf und es begann so langsam wieder der mir vertraute Alltag. Ab 22 Uhr war zwar wieder die Ausgangssperre in Kraft, was mich aber nicht sonderlich störte, da es ja nur eine Stunde war die man mir gegenüber früher nicht mehr zubilligte. War mal ein nackich baden im Rhein oder Bodensee mit der Clique angesagt gab es ja immer noch die Dachrinne, die mein Verbündeter war. Abends war ich meist lang wach und konnte kaum einschlafen, weil ich an Irene dachte. Um meinen Gemütszustand noch mehr zu senken, hörte ich mir tieftraurige Songs an. Ein Masochismus, den ich mir bis heute nicht abgewöhnt habe.

Gut vierzehn Tage waren vergangen seit Fleurop für mich einen Auftrag erledigt hatte. Wieder mal war Samstag und ich stellte mir gerade die Frage was ich mit dem Abend oder er mit mir anstellen könnte. Meine `Eltern´ hingen wieder mal vor der Glotze und ließen sich vom Musikantenstadl quälen, während ich in meinem Zimmer kräftig mit Led Zeppelin dagegenhielt. Ich überhörte das Klingeln des Telefons, jedoch störte es die Kastelruther Spatzen im Wohnzimmer, sodass gegen seine Gewohnheit mein `Vater´ den Hörer abnahm. Er hämmerte gegen meine Türe, schrie Telefon und verschwand wieder in der heilen Welt der ARD. Die Stimme am anderen Ende der Leitung war mir vertraut, Irene...

Als ob nichts gewesen wäre, kein Break zwischen uns nichts .. fragte Sie mich ob ich Lust hätte heute Abend in einen Club zu gehen. Spontan sagte ich ja, was hätte ich auch sonst sagen sollen? Wir verabredeten uns also für Mittenacht in dem Club, der glücklicherweise auf meiner Seite der Landesgrenze lag. Die Dachrinne erfüllte wieder ihren gewohnt zuverlässigen Dienst und so erschien ich pünktlich gegen Mitternacht im `Horizon´, einem der angesagtesten Clubs unserer Stadt. Eine Hürde hatte ich noch zu überwinden, den vor Östrogen strotzenden Türsteher zu überzeugen das ich hier dazugehörte.

Das "Dazugehörigkeitsgefühl" kostete mich zwanzig Mark und damit war auch diese Hürde genommen. Irene saß an der Bar unterhielt sich gestikulierend mit zwei anderen Mädels, ohne mich wahrzunehmen. Ich atmete tief durch nahm all meinen Mut zusammen und ging mit einem lockeren "Hallo" auf den Lippen auf sie zu. Sie schenkte mir ein Lächeln, einen Kuss auf die Wange und stellte mir ihre Freundinnen Marlies und Jasmin vor. Marlies und Jasmin mochten so um die fünfundzwanzig sein und irgendwie kam ich mir einfach "Fehl am Platze" vor.

Nicht nur, dass ich Schwierigkeiten hatte dem Dialekt zu folgen, auch waren die Gesprächsthemen nicht meine Welt. Irene bezog mich kaum ins Gespräch mit ein und ich blieb bis in den frühen Morgen ein Fremdkörper in dieser Runde. Gegen 3 Uhr morgens wurde ich von der Sperrstunde des Clubs erlöst. Marlies und Jasmin verschwanden und wie irgendwie selbstverständlich ging ich mit Irene zu Ihrem Volvo. Irene fuhr mich nach Hause - zumindest so in etwa....

Ein Volvo war schon damals ein komfortables Autos, geräumig mit weichen Sitzen ausgestattet. Um dem erhobenen Zeigefinger meiner hoch geschätzten Lektorin zu entgehen verzichte ich mal auf ausführliche Details. Mehr als zufrieden kletterte ich jedenfalls wieder in den Morgenstunden die Dachrinne hinauf in mein Zimmer und schlief entspannt und glücklich ein.

Die folgenden Wochen glichen einer Fahrt auf einer Achterbahn geprägt von  up and down`s. Man könnte fast sagen, es entstand eine Beziehung zwischen Irene und mir, wenn auch deren Stützpfeiler wohl sexueller Natur waren. Meinen Pass hat ich inzwischen wieder bekommen womit mir zumindest das Abenteuer eines illegalen Einwanderers erspart blieb. Die Wochenenden gehörten uns, soweit Irene keine Dates mit ihrem Freundeskreis hatte. Sie war einfach der Meinung, dass ich da nicht hingehöre - was ja eigentlich auch stimmte. Das es mich dennoch störte nicht dabei zu sein war Ihr egal und eine aufkommende Diskussion erstickte sie immer schon im Keime. Sie war mir einfach in allen Belangen haushoch überlegen, wovon ich allerdings kräftig profitierte und was auch meinen eigenen Reifeprozess vorantrieb. Ausdrucksweise, Kommunikation und Benimmregeln; ich konnte viel von Ihr lernen und nicht zu vergessen das 1 x 1 der Liebe oder eigentlich sollte ich eher sagen Sex, denn die Liebe war wohl eher eine Einbahnstrasse... Was ich Ihr wirklich bedeutet habe, weiß ich bis heute nicht und werde es wohl auch nie mehr erfahren. Irene hat irgendwann geheiratet lebt heute mit ihrem Mann und ihren Kindern in der Schweiz immer noch nahe an der Grenze. Ein Freund von früher hat Sie ab und an mal gesehen und erzählte mir, dass auch Sie sich jedes mal sich nach mir erkundigt.

Im nachhinein betrachtet ist sie wohl die Frau gewesen, der ich meine meisten Tränen schenkte und es war auch die einzige bisher, die je mit mir Schluss machte. Sie benutzte mich einfach wie Sie mich gerade brauchte, stellte mich danach wieder in eine Ecke um mich irgendwann wieder da rauszuholen. Ich weiss heute nicht mehr wie viele Nächte ich wartend vor ihrer Wohnungstür verbrachte, um meine Abfuhr abzuholen und weinend auf meiner Mobylette heimzufahren. Irgendwann hatte Sie dann wohl ihren Sadismus gegenüber mir ausgelebt und Sie beendete unsere Beziehung trocken nüchtern und schnell und dies war auch im nachhinein betrachtet wohl besser so ....

 

Liana oder Amsterdam ist keine Reise wert

Nach Irene, wo ich quasi all meine ersten Erfahrungen gemacht hatte, genoss ich Jahre der Freiheit. Sobald etwas enger wurde, trat ich den Rückzug an oder wechselte meine Freundin. Liebe spielte dabei keine Rolle mehr und es dauerte nach Irene lange, bis ich diese Empfindung wieder spürte.

Die Bundeswehr war mein zu Hause und an den freien Wochenenden gehörte ich in den Discos zu den Jägern und Sammlern. Das was ich so aufsammelte war meist jünger als ich. Ein Umstand, dem ich bis auf ganz wenige Ausnahmen bis heute immer treu blieb. Der Freundeskreis hatte sich auf so genannte Kameraden reduziert, mit denen man sich einfach arrangierte um nicht in der Isolation zu leben. Mein ganzer Stolz war mein X 1.9. Der idealste Partner, den ein Jäger und Sammler damals haben konnte. An den Weekends fuhr ich mit Thomas, dem einzigen Freund den ich damals beim Bund hatte, oft einfach nur so drauflos um dann in irgendeiner Stadt wo es uns gefiel jenes zu verbringen. München, Stuttgart, Frankfurt, Berlin: überall ließen wir unsere Visitenkarte zurück. Ich führte ein Leben ohne Ziel und Plan. Irgendwann an einem dieser Wochenenden hatten wir den Plan Zürich zu erobern. Wir rasten also an einem Freitag nach Dienstschluss in Richtung Bodensee. In Friedrichshafen beschlossen wir eine längere Pause einzulegen, um dann mit der ersten Fähre am nächsten Morgen über den Bodensee in die Schweiz zu gelangen. Was uns nun fehlte war eigentlich nur eine Übernachtungsmöglichkeit, denn X 1.9 war nicht gerade komfortabel was dieses anbelangte. Erfahrungen wie man so was anstellte hatten wir genug gesammelt und wir kannten auch die Örtlichkeiten, wo dieses Vorhaben von Erfolg gekrönt sein könnte.

Eine ideale Location für diese Zwecke (gilt übrigens bis heute) sind immer Tanzlokale. In Discos findet man zwar oft das bessere "Material" aber das endet meist nur auf der Damentoilette, dem Parkplatz oder im eigenen Auto. Einen Kost und Logie all inklusive Platz dort zu finden ist eher die Ausnahme. Ferner kommt noch der Umstand dazu, dass die Mitbewerber wesentlich konkurrenzfähiger sind. In Tanzlokalen ist das alles viel einfacher, es verkehren dort eine ganz andere Art von Frauen. Es sind dort meist drei Kategorien von Frauen zu finden. Die "Übriggebliebenen" denen es sowohl an Charme und Ausstrahlung als auch dem nötigen Outfit fehlt und bei denen die innere Uhr bereits zu schnell tickt. Die "Jäger und Sammlerinnen" meist verheiratet aber einsam und unbefriedigt, was ihr Leben anbelangt. Vernachlässigt vom Ehemann, der sich auf Montage, im Aussendienst oder auf der A3 mit seinem 12Tonner befindet. Die dritte Kategorie nenn ich mal die "Rühr mich nicht an" jene die ja so auf diese fast zum Ohrenkrebs führende Musik stehen und nur zum Tanzen hier sind und dieses als ihre große Leidenschaft bezeichnen. Es sind jene, die immer nach dem Sex behaupten werden: "so was mache ich sonst nie" und sich quasi dafür entschuldigen, dass ihnen was Spaß gemacht hat .....

Thomas und Ich suchten also zielstrebig in Friedrichshafen nach einen Etablissement, das unsere Wünsche und Bedürfnisse befriedigen konnte. Der Türsteher musterte unserer beiden Jeans etwas argwöhnisch, ließ uns aber passieren. Wir suchten uns einen Platz mit Rundumblick also quasi den Hochsitz des Jägers. Da ich auch recht gut tanzen konnte (hatte mir Irene beigebracht) tat ich mich immer leicht, schnell Kontakte zu knüpfen. Thomas hatte zwei linke Füsse und so blieb das Ganze an mir hängen. Wie der Jäger bewaffnet mit seinem Fernglas beobachteten wir das Wild auf der Tanzfläche. Die Entscheidung war einstimmig wir hatten uns zwei Mädels knapp um die zwanzig herausgesucht. Ich hatte zwar leichte Bedenken dass sie etwas zu jung wären und die Gefahr groß war, dass sie noch bei ihren Eltern wohnten aber die beiden gefielen uns einfach.

Aus den Lautsprechern klang eine quälende Musik, die ich nicht mal kannte und eigentlich auch nicht kennen wollte. Durchwegs deutsche Schlager, die einem eine heile Welt mit Sonne, Strand und Liebe vorgaukelten. Über Ibiza, Masspalomas bis hin zu einem Bungalow in Santa Nirgendwo immer derselbe Rythmus und die gleichen schwachsinnigen Texte quälten unsere Ohren. Es war langsam Zeit zu handeln. Ich ging auf die beiden Auserkorenen zu und forderte sie zum tanzen auf. Welche der beiden war mir eigentlich egal und ich überließ es Ihnen diese Entscheidung für mich zu treffen. Sie sahen sich kurz an und eine der beiden ging mit mir zur Tanzfläche. Der DJ oder sagen wir lieber Plattenleger legte noch zwei drei sonnige Scheiben auf um dann die Gangart zu verlangsamen. Dies verbesserte zwar auch nicht die Qualität der Musik aber es brachte einem näher zu seinem Gegenüber. Sole, Mare und Cantare. Nichts anderes als zuvor aber diesmal halt auf italienisch. Es war Zeit den Bagger auszufahren und mal auszuloten ob sich der Aufwand, den ich hier betrieb, auch lohnen könnte. Ich begann mit Ihr eine unverfängliche Konversation und erfuhr schnell so ziemlich alles, was ich wissen musste.

Die beiden machten am Bodensee Urlaub und kamen aus der Gegend bei Stuttgart, was ich schon vorher vermutete denn es war unschwer an Ihrem Dialekt zu erkennen. So nach dreißig Minuten Tanzfolter brachte ich Sie an ihren Tisch zurück, holte Thomas und wir setzten uns zu den beiden.

Nach einem kurzen Austausch von Höflichkeiten begann ich die Beiden erst mal genauer zu mustern. Angela hiess jene, mit der ich getanzt hatte und war schon mal eher nicht mein Typ. Sie hatte einen üppigen Busen, blonde halblange Haare und ihre Figur war schon über meiner Schmerzgrenze. Nicht das sie gerade dick gewesen wäre aber beim tanzen hatte ich schon beim Griff in ihre Hüften gespürt, dass sie im Bodensee auch ohne Rettungsringe auskommen würde.

Meine Schmerzgrenze war, das muss man fairerweise sagen, damals allerdings auch sehr tief. Diesbezüglich hat sich bis heute auch nicht viel geändert, auch wenn ich einmal "Eine" Ausnahme machte aber dazu kommen wir in einem späteren Kapitel. Liana war auf den ersten Blick Angela sehr ähnlich aber eher die smarte Ausgabe. Anscheinend hatten Sie den selben Frisör und man hätte sie auf den ersten Blick für Schwestern halten können. Dennoch Liana war klar mein Typ. Sie hatte die zehn Kilo weniger die Angela zu viel hatte wirkte gerade zu zierlich neben Angela. Wortführerin war Angela, ein Wasserfall der nie zu enden schien. Ich beschränkte mich eher aufs oberflächliche zuhören und spielte mit meinen Augen mit Liana. Wir flirteten bereits ohne das die anderen beiden das merkten. Nach einer Weile verzogen sich die Mädels gemeinsam auf die Toilette; ein typisches Frauenritual wenn sie mit Freundinnen unterwegs sind.

Für Thomas und mich war das die Gelegenheit die Clans abzustecken. Leider hatte Thomas überhaupt kein Interesse an Angela (konnte ich fast verstehen) und ich konnte Sie ihm auch nicht schmackhaft machen. Ich dagegen war hin und weg von Liana doch ohne Thomas würde das schwierig, da die beiden ja wie Kletten aneinander hingen. Richtige Freunde können aber auch mal über Ihren Schatten springen und so überzeugte ich ihn, dass ich seine Hilfe bräuchte. Nach dem rituellen Toilettengang der beiden hatte die Sitzordnung gewechselt. Sassen wir uns zuvor noch gegenüber, so hatte ich nun meinen Platz neben Liana und Thomas neben Angela. Der DJ hatte gerade wieder seine sentimentale Phase. Eine gute Gelegenheit zu tanzen und um so Liana näherzukommen. Wir überließen die anderen beiden ihrem Schicksal und für die nächste Stunde war der DJ unser Verbündeter. Schon jetzt war klar, dass das eigentliche Vorhaben des Abends gescheitert war, denn zumindest Liana gehörte nicht zu jenem Klientel das man normalerweise in diesen Tanzlokalen findet.

Wir kamen uns bei Songs von Eros näher, begannen zu schmusen, streichelten uns auf der Tanzfläche und die Zeit schien stillzustehen. Anscheinend wollte der DJ auch mal up to date sein, denn er riss uns mit hämmerndem Beats von Michel Jackson in die Realität zurück. Thomas hatte ganze Arbeit geleistet ein richtiger Kumpel halt. Als wir an unseren Tisch zurück kamen lag er Angela in den Armen und sie küssten sich leidenschaftlich. Ein versteckter Blick auf meine Uhr bestätigte meine Vermutung, dass hier wohl bald die Lichter ausgingen und es war Zeit eine Entscheidung zu treffen.

Zur völligen Überraschung von Thomas hatte ich mich für den Rückzug entschieden. Darüber war er eigentlich auch erleichtert, denn er hätte X 1.9 Angela so und so vorgezogen. Das ich mich allerdings für den nächsten Tag mit den beiden verabredete löste wenig Begeisterung aus. Schnell hatte er jedoch erkannt, dass ich mich verliebt hatte und das er dagegen schwer ankommen könnte. Er ließ sich also dazu überreden, sich auch weiterhin um Angela zu kümmern. Statt in Zürich verbrachten wir den nächsten Tag in Lindau am Bodensee. Nicht gerade spannend, aber das war mir egal. Händchenhaltend sahen wir die Altstadt an, redeten viel über uns und so sonnig wie jener Samstag war, so glücklich waren wir auch.

Das Wochenende war rasend schnell vergangen und der Alltag holte uns spätestens am Kasernentor wieder ein. Ich hatte eigentlich längst keine Lust mehr. Was mir allerdings wenig nutzte, da ich ja noch 3 Jahre Vertrag mit dem Trachtenverein hatte. Die nächsten fast zwei Jahre pendelte ich zwischen Liana und Kaserne hin und her. Die Woche über in Fürstenfeldbruck am Weekend im Schwabenland. Liana war die erste nach Irene mit der ich eine so enge Beziehung hatte. Es klappte alles mit uns, wir waren verliebt und planten für die Zukunft. Liana hatte im Prinzip nette Eltern, die mich freundlich aufnahmen, mir aber völlig auf den Geist gingen. Nichts überließen sie uns, alles wurde oder sollte so gemacht werden, wie sie es sich vorstellten. Sie besaßen ein gro8es Haus und nach circa 4 Monaten hatten wir unsere eigene Wohnung darin.

Alles natürlich generalstabsmäßig organisiert von Ihren Eltern. Auch die Pläne für meine Nach - Bundeswehrzeit waren bereits gemacht. Einen Arbeitsplatz würde mir Liana`s Vater über Vitamin B besorgen, das Dachgeschoss des Hauses könnte man später ausbauen und und und...

Schrecklich, je mehr ich mir das jedes Wochenende anhörte, desto mehr Abneigung empfand ich. Gedanklich war bereits der Rückzug für mich beschlossen. Nicht von Liana, aber aus dem Umfeld ihrer Eltern. Liana selbst kam nie gegen Meinungen ihres Vater an, er war das Autoritärste was ich je kennen gelernt hatte; eine Art John Wayne aus dem Schwabenland nach dem Motto "Das Gesetz bin ich". Liana kann man auch keinen Vorwurf machen, denn mit ihren neunzehn Jahren hatte sie einfach die Nabelschnur noch nicht durchbissen. Einen Keil zwischen die Familie wollte ich nicht treiben und so machte ich einfach erst mal gute Mine zum bösen Spiel.

Die Wochenenden hatten immer das selbe Gesicht, tagsüber war ich "Angestellter" bei Ihrem Vater, was nichts anderes bedeutete, dass er immer eine Arbeit für mich fand. Dieser Mann hatte nie Ruhe und Rast, immer fand er etwas zu tun. Sei es eine neue Garage zu bauen oder Holz für den Winter einzuholen. Die begann in der Regel morgens um sieben und endete erst mit Einbruch der Dunkelheit. Vielleicht ist das die Ursache, warum ich bis heute eine Abneigung oder sagen wir eine gewisse Reserviertheit gegenüber Eltern aller meiner Freundinnen hatte. Leibeigener, Neger, Sklave und Hausmeistergehilfe so kam ich mir vor an diesen Wochenenden. Ich denke, dies war für mich eine Lehre des Lebens und niemand wird mich je wieder so verbiegen können. Jahre später versuchte mal jemand ähnliches, scheiterte allerdings damit, vielleicht deswegen weil mich die Erinnerung an damals dies überbewerten ließ.

Nichts desto trotz, die Nächte blieben uns. Liana war recht unerfahren und ich hatte auch nur meine "Ausbilderin" Irene ihr voraus. Dennoch klappte es zwischen uns hervorragend und wann immer wir die Gelegenheit hatten, genossen wir unser Liebesleben in vollen Zügen. Streit oder Meinungsverschiedenheiten gab es kaum. Was allerdings daran lag, dass ich nicht in Opposition gegenüber ihrem Vater ging. Wir rauchten zusammen unseren ersten Joint um festzustellen, wie dessen Wirkung auf Sex war und versuchten auch sonst einige Dinge, die uns beiden bis dahin fremd waren...

Die erste Zeit fuhr Thomas noch mit und sich dann regelmassig mit Angela traf. Anscheinend hatte er doch Gefallen an Ihr gefunden, wobei es zumindest von seiner Seite aus wohl nicht die große Liebe  war. Irgendwann so nach circa 2 Monaten hatte er dann keine Lust mehr und suchte sich eine Freundin am Standort.

Angela hing nun wie eine Klette als drittes Rad am Wagen an uns. Die Samstag Abende verbrachten wir meist in Discotheken und da Angela kein Auto besaß, mussten mir meist bis in den frühen Morgen warten bis es der Dame genehm war nach Hause zu wollen. Im Endeffekt stahl Sie uns unsere gemeinsame Zeit, die eh nur knapp bemessen war. Liana und Angela waren schon seit Sandkastenzeiten Freundinnen und keine ließ über die andere etwas kommen. Dies hatte natürlich auch zur Folge, dass Einwände meinerseits sinnlos waren und ich des lieben Friedens willen dazu schwieg und das, obwohl ich etwas wusste über Angela, das die Freundschaft wohl schnell beendet hätte. Es war an einem Samstag. Ausnahmsweise hatten wir Angela nicht im Schlepptau, sondern verbrachten einen gemütlichen Abend bei Liana in unsrer Wochenendsuite. Gegen Mitternacht klingelte das Telefon und Angela war am anderen Ende der Leitung. Sie musste Liana recht wirres Zeug erzählt haben und vermittelte anscheinend auch den Eindruck ein paar Gläser Rotwein zu viel zu haben. Jedenfalls hatte sie den letzten Bus verpasst und auch kein Geld mehr für ein Taxi. Angeblich hatte sie Angst, weil sie von einem Typen belästigt werde. Liana sah mich mir ihren bettelnden Augen an und ich fuhr natürlich los um Angela zu holen. Schnell fand ich sie an der Bar der Diskothek. Es schien ihr prächtig zu gehen und ich hatte nicht den Eindruck, dass sie irgendwelche Probleme hatte. Anscheinend dachte sie auch nicht im Traum daran nun zu gehen, denn sie bestellte mir sofort ein Pils. Murrend setzte ich mich zu ihr und ließ mich von dem Wasserfall der wieder mal kräftig plätscherte vollquatschen.

Sie sprach über Thomas, was er für eine Niete und ein Idiot ist und zerfloss in Selbstmitleid. Meine Ohren hatte ich auf Durchzug gestellt und ich war wirklich froh, als sie sich zum Aufbruch überreden ließ. Gut zwanzig Kilometer waren es bis nach Hause und ich gab X 1.9 meinen Bleifuss zu spüren. Etwa auf halber Strecke fiel der ihr ein, dass sie ein "Bedürfnis" hatte und bat mich doch am nächsten Parkplatz zu halten. Einwände meinerseits sie solle doch noch ein paar Minuten aushalten wir wären ja gleich zu Hause wurden mit einem Igno honoriert. Also hielt ich an, bevor mir die Gute noch die Recarositze versaute.

Angela machte keine Anstalten auszusteigen sondern überraschte mich nun damit, dass sie ihre Bluse aufknöpfte und ihren Monstermöpsen die Dunkelheit der Nacht zeigte. Mir verschlug es glatt die Sprache und ehe ich mich versah, drückten die beiden Riesenteile auf mein Gesicht und nahmen mir jede Luft zum atmen. Irgendwie gelang es mir, mit der linken Hand die Fahrertüre zu öffnen und ich kugelte förmlich aus dem Wagen. Nachdem ich mich wieder aufgerappelt hatte begab ich mich zur Beifahrertür, riss sie auf und zog oder besser gesagt zerrte ich Angela aus dem Wagen. Ich schrie sie an dass sie den Rest des Weges laufen könne und machte ihr klar, dass ich Liana erzählen würde was passiert war.

Vor mir stand nun ein Häufchen Elend, Tränen prasselten auf ihre nackten Brüste, sie schluchzte vor sich hin, sagte es tut ihr Leid und stammelte irgend etwas von Hilf mir Hilf mir .... Ich knöpfte ihre Bluse wieder zu, wischte ihr die Tränen ab und setzte sie wieder ins Auto. Sie tat mir jetzt einfach leid und ich versprach ihr, Liana nichts von dem Vorfall zu erzählen, was ich auch nie tat. Das Schluchzen nahm kein Ende und mir wurde langsam klar, dass da noch etwas anderes sein musste, das ihr zu schaffen macht. Irgendwann, nach langem ewigen Hinterfragen meinerseits ließ sie es raus und es schien für sie wie eine Erlösung zu sein... Sie war schwanger!

Thomas soll der Vater sein, wobei ich mir da nicht so ganz sicher war nachdem was ich zuvor erlebt hatte. Wir sprachen bestimmt zwei Stunden darüber und suchten nach einer Lösung. Thomas sollte nichts erfahren. Ehrlich gesagt, so wie ich ihn kannte, wollte er das auch nicht. Angela und Liana lebten in einem Dorf wo jeder Jeden kannte und man kann sich vorstellen was für Probleme sie bekommen hätte wenn das raus gekommen wäre. Ich versprach ihr, nach einer Lösung zu suchen und ihr zu helfen wo immer ich kann.

Liana erzählte ich alles (ließ dabei den Strip im Auto aus) und wir machten uns daran eine schnelle Lösung für Angela`s Problem zu finden. Ich wusste eigentlich nur eine Möglichkeit und die kannte ich auch nur vom hörensagen - Amsterdam.  Nach durchforsten diverser Zeitungen fand ich dann auch eine Anzeige in der Hilfe angeboten wurde. Telefonisch setzte ich mich mit einer Klinik in Amsterdam in Verbindung und machte einen Termin für Angela aus. Man erklärte mir, dass es bis zur sechsten Woche problemlos sei den Eingriff vorzunehmen und kein stationärer Aufenthalt nötig wäre.  Eine Begleitperson sei nötig und die Patientin bräuchte danach 48 Stunden Ruhe. Angela ließ sich nicht mehr davon abbringen, ihr Entschluss stand fest. Ich nahm drei Tage Sonderurlaub und fuhr mit Angela nach Amsterdam...

Liana konnte nicht mit denn wir wollten Fragen ausweichen die dann gestellt würden. Ich dachte nicht viel nach über das was ich da tat und auch nicht darüber ob das nun richtig oder falsch sei, schließlich sagte ich mir ist das ja nicht mein Problem. Amsterdam, das Venedig des Nordens erreichten wir in den Morgenstunden. Angela sprach kein Wort darüber was auf sie zukommen könnte oder was sie zu erwarten hätte. Nicht die Spur von Angst war ihr anzumerken, mir erschien sie eiskalt. Die Fahrt über plauderten wir über alles mögliche, nur dieses eine Thema klammerten wir sorgfältig aus. Mehr als eine Adresse und eine Telefonnummer hatte ich nicht und so beschloss ich einen Taxifahrer anzuhalten, damit jener mich im Schlepptau zu der Klinik bringen konnte. Das süffisante Grinsen des Taxifahrers verriet, dass er sich auskannte. Der Taxler machte seine übliche Stadtrundfahrt, die er wohl immer mit diesem Klientel machte, ehe wir nach einer halben Stunde endlich vor der Klink standen.

Wir betraten ein Wartezimmer so wie es in jeder Arztpraxis bei uns auch aussieht. Nüchtern, steril und zweckmäßig eingerichtet. Der erste Schock traf mich, als ich die Gesichter der Wartenden musterte. Da waren Mädchen dabei mit ihren Müttern, die kaum fünfzehn sein konnten. Ich verbot mir darüber nachzudenken, schnappte mir eine Zeitschrift vom Tisch und begann darin zu blättern. Eine Art Empfangsdame betrat den Raum, erkundigte sich nach unsrem Namen und überreichte uns eine Broschüre sowie eine Vereinbarung, die Angela unterschrieben musste.

In der Broschüre standen Verhaltensregeln nach dem Schwangerschaftsabbruch, Empfehlungen für Verhütungen und noch so ein paar Dinge, um die sich Männer nicht kümmern müssen. Angela unterschrieb, war auch dabei immer noch erstaunlich gelassen und ruhig. Mir schossen so Gedanken durch den Kopf wie: wenn da was schief geht bin ich mitschuldig oder kann ich das verantworten Sie da nachher reinzulassen? Gut zwanzig andere taten das auch, also sagte ich mir um meinem Gewissen Beruhigung zu verschaffen, wird das schon alles in Ordnung sein. Da ganze kam mir vor wie eine Fliessbandmassenabfertigung, ca. alle 15 Minuten ging die Türe der Praxis auf, ein Namen in gebrochenem Deutsch wurden aufgerufen und ein Frau oder ein Mädchen verschwand hinter der Tür. Keine sah ich wieder was wohl daran lag, dass sich der Ausgang wo anders befinden musste. Die Mütter durften ihre Töchter begleiten also ging ich davon aus, dass auch ich dies tun würde obwohl ich eigentlich nicht recht wusste  ob ich das überhaupt wollte. Irgendwann wurde ich aus der Lethargie meiner Zeitschrift gerissen als Angela`s Namen aufgerufen wurde. Ich gab mich als ihr Freund aus und durfte Sie begleiten.

Zunächst mussten wir das Honorar 150 Gulden abdrücken, wofür wie sogar eine Quittung bekamen. Schon makaber dachte ich mir. In einem Art Vorraum zur Praxis durfte ich Platz nehmen, während Angela hinter einem Vorhang vermutlich in der Praxis verschwand. Gut zwanzig Minuten mochten vergangen sein, dann stand Angela wieder vor mir. Ihre Stimme war leise, klang zittrig und ihr aschfahles Gesicht erzählte den Rest. Ich stützte sie ab, da sie sehr wacklig auf den Beinen war und brachte sie zum Auto. Leider hatte mein X 1.9 ja keine Rücksitze, denn die wären jetzt von Nöten gewesen. So funktioniert ich den Beifahrersitz zum Liegesitz um und versuchte es ihr so gemütlich wie möglich zu machen. Tränen flossen ihr herab, was sie sagte war eher ein stammeln, so dass ich es nicht verstehen konnte. Ich bot ihr an, ein Hotelzimmer zu nehmen damit sie sich erst mal ein bisschen regenerieren könne aber das wollte sie nicht. Ich trat X 1.9 bis die Tachonadel ihren Endpunkt erreicht hatte immer in der Hoffnung, das alles schnell hinter mir zu haben.

Angela hatte fürchterliche Blutungen und Schmerzen im Unterleib und auch psychisch war der Kollaps sehr nahe. Irgendwie war ich hilflos und ich war nur noch froh, als wir in den Morgenstunden des nächstes Tages ihr Dorf erreichten. Liana hatte ich von unterwegs aus angerufen und sie wartete schon auf uns, um sich um Angela zu kümmern. Ich weiß nicht ob es die seelischen oder die körperlichen Schmerzen waren, die ihr mehr weh taten. Jedenfalls hatte ich bis dahin noch nie so etwas erlebt und das Ganze ging mir schon sehr unter die Haut. Angela erholte sich nach einigen Wochen und zumindest äußerlich war sie wieder die Alte. Was geschehen war wurde nie mehr erwähnt, es war tabu für uns darüber zu sprechen. Auch Liana und ich verloren darüber nie ein Wort, es wurde einfach totgeschwiegen.

Ich könnte jetzt, mit genügend Abstand meine Meinung dazu hier nieder schreiben, aber ich denke das würde so ein umfangreiches Thema sein, dass es den Rahmen hier sprengen würde. Vielleicht nur soviel dazu: Ich würde es jedem versuchen auszureden, der diesen Schritt erwägen würde und sei die Notlage auch noch so groß. Wo ein Wille ist ist auch ein Weg, selbst in unsrer so kinderunfreundlichen Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die wir alle geprägt haben und sie dazu geführt haben was sie heute ist.


Die Monate vergingen und es hatte sich nichts geändert. Die Wochenenden verbrachten wir weiter im Hause von Liana´s Eltern aber die ganze Beziehung an sich hatte abgebaut. Gründe dazu sind schwer zu ermitteln, sicherlich sahen wir uns recht wenig und wenn hatten wir auch nie richtig Zeit für uns alleine, da uns ihre Eltern im Nacken saßen. Meine wöchentlichen Besuche reduzierten sich so allmählich auf alle vierzehn Tage und ich merkte auch in mir einen Drang nach Veränderung.

Meist habe ich feine Antennen, was mein Gefühlsleben anbelangt und ich wusste immer wann es Zeit war, zu gehen. Das einzige Problem dabei war immer, und das hat sich bis heute nicht geändert, dies jemand bei zu bringen. Vielleicht habe ich zu oft schon Dramen einer Trennung erlebt und versuche mich dann davor zu drücken, was natürlich ein großer Fehler ist. Später im Laufe der nächsten Kapitel werden noch mehrere solcher Beispiele folgen, in denen ich einfach zu lange gewartet habe, einen Schlussstrich zu ziehen.

Bei Liana war es einfach, denn sie kam mir einen Schritt entgegen. Sie tat das einzige, was ich einer Frau nie verzeihen kann: sie betrog mich. Ich erfuhr es von ihr selbst, als ich an einem Wochenende mal nicht auftauchte und sie mir ihre Wut darüber am Telefon klar machte. Dabei gab sie mir zu verstehen, dass die Highlander-Zeit - Es kann nur einen geben, vorbei war. Nicht mal traurig war ich darüber, nur der verletzte Stolz des Mannes nagte an mir. Ansonsten war es der Steilpass, den ich brauchte, um einen Schlussstrich zu ziehen. Sie rief noch ein paar mal an, schrieb mir ein paar Briefe, rührselig mit der bitte um Absolution aber das alles konnte meinen Entschluss nicht mehr ändern. Nur noch ein paar Monate Bundeswehr hatte ich vor mir und alles was mich jetzt noch interessierte war jener Tag, an dem ich mit X 1.9 das Tor der Kaserne auf Nimmerwiedersehen hinter mir lassen würde...
...um die Zeit der Freiheit in Italien und Frankreich zu genießen.
 
 
Kapitel 4 ....                     Frauen Kinder und Alimente

Der geneigte Leser wird nun die nächste Frauengeschichte erwarten aber da muss ich Ihn leider enttäuschen.  Vielmehr möchte ich in diesem Kapitel eine Lanze brechen für all die "bösen Väter",  die monatlich Ihre Zahlungen leisten ohne irgendwelche Rechte zu haben.
Gleich vorweggenommen, ich habe größten Respekt vor allein erziehenden Müttern und Ihnen gehört rundum meine Bewunderung. Dennoch gibt es einige Aspekte, die ich mal näher beleuchten möchte. Der Gesetzesgeber hat alles geregelt, wobei diese Regelungen sehr einseitig sind. Die Realität sieht so aus: Der Mann zahlt und die Frau bestimmt!
Vielleicht eine Art Rache der Frau mit der Unterstützung des Staates im Nacken. Zumindest so lange, bis das Kind erwachsen ist hat die Mutter die Möglichkeit den Mann zum Spielball ihrer Launen zu machen.  Manchmal hat man das Gefühl, sein Leben lang dafür büssen zu müssen und ich meine das jetzt nicht finanziell. Vielen Vätern werden die Nadelstiche bekannt sein, die man gezielt im Laufe der Zeit immer wieder verabreicht bekommt. Termine werden prinzipiell von der Mutter bestimmt und kommt man 5 Minuten zu spät, kann man wieder gehen ohne sein Kind gesehen zu haben. Die Zeit, die einem eingeräumt wird ist meist zu knapp und wird noch knapper, wenn man sich zuerst die Vorwürfe der Vergangenheit  anhören muss. Der neue Lover grinst Dich an und weiß  genau  er wird Deine EX nie heiraten oder gar Deine Tochter adoptieren, was doch nahe läge so wie er den Vater spielt.
Mitnichten, denn rechnen können Sie natürlich auch und die Alimente würden dann fehlen. 
Ich will jetzt hier nicht ein pauschal Urteil abgegeben, es sind nur Erfahrungen, die ich selbst gemacht habe und ich stehe damit nicht allein.  Natürlich gibt es Mütter, die das ganz fantastisch  handhaben  und für die es auch wichtig ist, dass der Kontakt zum Vater auf einer vernünftigen Basis existiert.
Stefanie war ein  Unfall. Blödes Wort, das ich nicht mag. Die Beziehung mit Daggi war damals eigentlich schon am Ende und nur Stefanie erhielt sie noch zwei weitere Jahre aufrecht. Ich verließ damals die gemeinsame Wohnung, wohl wissend was ich meiner Tochter damit antat. Dennoch auch heute stehe ich noch dazu, denn es gab keinen andern Weg. Die ersten Jahre gab es gar keinen Kontakt zwischen Stefanie und mir und es dauerte fast 5  Jahre bis ich Sie wieder sah. Damals nahm tatsächlich ihre Mutter mit mir Kontakt auf  und gewährte mir ein so genanntes Besuchsrecht, immer Sonntags alle 14 Tage. Es war eine schöne Zeit, die ich mit Stefanie verbrachte die dann irgendwann aus einer Laune ihrer Mutter heraus endete.
Über das Jugendamt musste ich erfahren, dass ich kein Umgang für meine Tochter bin, da ich nach Ansicht von Stefanies Mutter meine Beziehungen zu häufig wechsle. Das war´s dann bis heute, die Beziehungen wechsle ich immer noch und Stefanie habe ich nie wieder gesehen.
Die einzige Verbindung dir mir bleibt, sehe ich jeden 1. des Monats auf meinem Kontoauszug...
 
Nach meiner Rückkehr aus Frankreich nach München lernt ich Daggi kennen. Liana war längst vergessen und ein feste Beziehung hatte ich seitdem nicht mehr. Ich war gerade wieder dabei Fuß zu fassen in meiner Lieblingsstadt, hatte eine neue Wohnung in Giesing bezogen und verdiente meinen Lebensunterhalt tagsüber an einer Tankstelle und nachts als DJ.  Daggi arbeitete ebenfalls an dieser Tanke, meist eine Schicht nach mir. 
Sie war eigentlich nicht mein Typ, eher die Art  Frau der ich normalerweise aus dem Weg ging. Natürlich wirkend, mit alternativem Erscheinungsbild könnte man sie beschreiben. Grossen Wert auf ihr Äußeres schien sie nicht zu legen, eher machte sie den Eindruck als ob sie grad von einer Demo in Kreuzberg oder der Startbahn West in Frankfurt kam.  Was sie dennoch attraktiv wirken ließ,  waren ihre schulterlangen braunen Haare, eine gewisse Ausstrahlung die sie besaß und ihr Körper, der mich zugegeben reizte. Daggi war über 1.70 groß und schlank mit einer eher knabenhaften Figur.  Sie schien für ihre neunzehn Jahre schon recht altklug zu sein, was mich sehr beeindruckte. Den Job in der Tankstelle betrachte sie wie auch ich als eine momentane Übergangslösung.  Wir wechselten immer ein paar Satze miteinander, wenn sie mich an der Kasse ablöste. Freundlich, höflich aber distanziert. Notstand war in dieser Zeit im sexuellen Bereich auch nicht gegeben, denn in den Discotheken wo ich abends an den Turntables stand, war das Angebot größer als die Nachfrage. Ich weiß heute nicht mehr, welche Motivation ich hatte, dass ich Daggi irgendwann einfach fragte, ob Sie mit mir essen gehen würde.
Vielleicht war es der Jagdinstinkt -  eine Beute zu erlegen, die unnahbar erschien und völlig gegen jede Norm war.
Daggi und ich gingen zu einem Italiener in Riem, bei dem wir uns Rotwein und Pasta wunderbar unterhielten. Sie hatte mich tief beeindruckt, ihr Wissen, ihre Intelligenz und ihr starkes Selbstbewusstseim. Wie ich das ganze für mich einordnen sollte, war mir nicht klar und ich ließ zunächst einmal weiter Vorsicht und Distanz walten. Wir kamen überein, diesen Abend bei Gelegenheit zu wiederholen ohne uns in irgendeiner Weise zu verpflichten. Die nächsten Tagen an der Tanke waren nicht anders als die davor. Wir waren weiterhin höflich distanziert und verloren auch kein Wort über den gemeinsamen Abend.  Ein Knistern war dennoch zu spüren. Irgendwie hatte ich das Gefühl es fehlte nur der Auslöser oder jemand der den Schalter drückte.
Ich übernahm eine Nachtschicht, weil sich ein Kollege krank gemeldet hatte. In der Disco meldete ich mich krank, denn dieser Job war mir wichtiger und durch die Sonderschicht konnte ich mir gute Karten bei meinem Arbeitgeber sichern. Gegen 3 Uhr morgens sah ich Daggis roten Fiesta an der Tankstelle vorfahren. Sie betrat das Office und überraschte mich damit das sie ihr Alternativ- Outfit gegen absolute Nightlife Gardarobe getauscht hatte.  Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass ein paar Muntermacher wohl ihre PS erhöhten, denn Sie war beschwingt wie nie.
Damals war es einfach üblich, sich alles mögliche einzuschmeißen und Münchner Diskotheken waren der Umschlagplatz schlechthin. Red Bull oder ähnliche Drinks gab es noch nicht und die hätten auch nicht die Wirkung jener kleinen Pillen gehabt, die man damals nahm. Waren es die kleinen Runden,  ihr sexueller Notstand oder war Sie einfach nur geil auf mich? Ich weiß es nicht. Nur was nun geschah war selbst für mich verblüffend. Daggi holte den Schlüssel für das Büro unseres Chefs, sperrte die Türe auf,  nahm mich bei der Hand und zog mich hinein. Wir hatten wilden Sex darin und das Büro glich einem Schlachtfeld danach.
Daggi brachte das Büro wieder in Ordnung und ich lies erboste Kunden wieder ins Office. Ich entschuldigte mich mit einer technischen Störung, was hätte ich sonst auch sagen sollen.  Die nächsten Tage verliefen wie gewohnt und wir sprachen auch nicht über jene Nacht, vermutlich war es uns beiden etwas peinlich. Nach ein paar Tagen des Schweigens verabredeten wir uns wieder zum Essen, welches dann bei Daggi zu Hause ihren Ausklang fand.
Daggi wohnte zusammen mit ihrem kaum älteren Bruder bei Ihrer Mutter. Diese war eine Akademiker - Witwe, die ihren Mann früh durch eine Krankheit verlor. In Trudering hatte sie ein Reihenhaus mit Swimmingpool; alles vom feinsten.  Daggi hatte ihr Zimmer im Dachgeschoss, bestimmt 80 qm für sich alleine. Sie hatte es so eingerichtet wie man es vermuten konnte , alternativ, nüchtern und schlicht. Nur ein Transrotor - Plattenspieler ragte heraus und verriet den Wohlstand in dem sie leben musste.  Ich wollte auch schon immer so ein Teil aber 3000 DM nur für einen Plattenspieler gingen damals über meine Verhältnisse.  Bewundernd musterte ich an jenem Abend das Teil sowie ihre stolze Plattensammlung mit hunderten von LPs.  Ein Blick in die CD oder Plattensammlung einer Frau lohnt sich immer, denn sie ist sehr aussagekräftig für mich und lässt mich meist erkennen mit wem ich es zu tun habe...
 
Zu den Klängen der legendären Toto liebten wir uns in jener Nacht, wobei es für uns beide wohl nicht gerade der Brüller war. Irgendwie kam ich nicht mit ihr zu recht und erst viel später kam ich dahinter, dass man mit Daggi nur an ungewöhnlichen Orten oder mit Spontanangriffen zum Gipfel kommen konnte. Am Morgen danach saß ich am Frühstückstisch, als ob ich immer schon hier gewesen wäre. Ihre Mutter verlor kein Wort über mich und das ganze kam mir schon etwas seltsam vor.  Etwas später kam Rolf, ihr Bruder, hinzu und auch der betrachtete mich wohl als selbstverständlich.  Zum Kaffee drehte er sich einen Joint an dem er genüsslich zog und auch das schien hier selbstverständlich zu sein.
Irgendwie war hier alles anders als ich es kannte und nicht meine Welt. Ich wusste schon jetzt, dass ich mich auch nicht daran gewöhnen könnte.  Die Wochenenden verbrachte ich von nun an bei Daggi. Den DJ-Job an den Wochenenden schmiss ich hin um mehr Zeit für Sie zu haben. Eigentlich war es immer das selbe. Jedes Wochenende war Party angesagt im Reihenhaus im Münchner Osten. Rolf hatte immer all seine Bekannten da, meist Typen aus der Musikerszene, die eigentlich nichts anderes taten als sich das ganze Wochenende zu bekiffen. Sollte mal das Dop ausgegangen sein, tat es auch der Hustensaft aus dem Medikamentenschrank. Am Sonntag Abend glich das Haus dann eher einem Schweinestall als einer Nobelvilla in Trudering.  Der Gestank von kaltem Rauch, Burbon, Gras und Marihuana sowie Berge von Fastfood Abfällen ließen mich immer erschaudern.
Was ich absolut nie leiden konnte ist einfach eine vergammelte Wohnung. Unordnung, Unsauberkeit und Schlamperei.  Alles dies schien jedoch nun zu meinem Alltag zu gehören und wenn ich Daggi wollte musste ich wohl damit klar kommen, aber ich kam es nie. Die Beziehung zwischen uns plätscherte so dahin, die meiste Zeit verbrachte ich in der Drogenhöhle in Trudering aber glücklich war ich dabei nicht.  Das Liebesleben hatte ich sich auf ein Minimum reduziert und ich begann bereits mich abzunabeln. Irgendwann, nach wochenlanger Abstinenz, war das Bedürfnis wieder da körperliche Nähe zu spüren - dabei entstand Stefanie.
Stefanie kam an einem Dezembertag zur Welt. Etwas früher als sie ihren Termin hatte, aber gesund und ohne Komplikationen. Daggi und Ich rauften uns zusammen, Stefanie zuliebe, suchten uns eine gemeinsame Wohnung im Münchner Osten und versuchten es mit Familie. Unsre Beziehung konnte man eher als platonisch oder als Zweckgemeinschaft sehen.  Meinen Job an der Tanke hatte ich aufgegeben und war nur noch als DJ tätig, weil ich so einfach mehr Geld verdienen konnte was jetzt auch nötig war.  Daggi kümmerte sich um Haushalt und Stefanie während ich meiner Tätigkeit  Nacht für Nacht nachging.  Die Konversation zwischen uns war inzwischen bei Null angelangt und wenn überhaupt eine da war, waren es nur Streitgespräche. Meine Empfindungen für Daggi waren einfach weg und das Einzige was mich davon abhielt sie zu verlassen, war Stefanie. Fast zwei Jahre spielte ich das Spiel mit ,obwohl ich mir immer wieder sagte das es dass nicht sein kann.
Irgendwann kollabierte das Ganze, ich packte meine Koffer und verschwand ohne ein Wort und lies Stefanie zurück.
Ich kann so manchen Mann verstehen, der den Gedanken schon mal hegte sein eigens Kind zu entführen. Auch ich dachte damals daran, Sie mitzunehmen und mit Ihr auf nimmer Wiedersehen zu verschwinden.  Hätte ich die finanziellen Vorrausetzungen dazu gehabt, glaube ich wäre dies passiert und ich wäre mit Ihr irgendwo in Südamerika verschwunden. Zum Glück hatte ich diese nicht, denn es wäre auch der falsche Weg gewesen.
An jenem Tag stand ich vor dem Nichts. In der Hand einen Koffer, Tränen in den Augen und ohne Perspektive für mein Leben.  Ich hatte nichts außer den nötigsten Klamotten - nicht mal ein Foto von Stefanie. 
In einer der Diskotheken, wo ich arbeitet fand ich Unterschlupf in einem kleinen Apartment das der Besitzerin gehörte. Wochen vergingen, ohne das ich von Daggi etwas hörte und auch ich machte keine Anstalten mit ihr in Kontakt zu treten.  Mein Alltag war eher trist und ich schmolz in Selbstmitleid dahin.  Ich verschlief ich den Tag und Nachts arbeitete ich.  In einem der Tanzlokale hatte ich mir ein sexuelles Verhältnis mit einer verheirateten Frau zugelegt, mit der ich in losen Abständen je nach Bedürfnis schlief. Wieder einmal hatte ich Rosi mit auf meine Bude genommen und mit ihr die Nacht verbracht, als es früh morgens  an meinem Apartment klopfte.
Mit allem hatte ich gerechnet, nur nicht mit Daggi.  Ehe ich mich versah stand sie mit Stefanie in meinem Apartment . Rosi schaute verblüfft unter der Bettdecke hervor und Daggi bekam einen Schreianfall, den ich eigentlich nicht recht nach voll ziehen konnte. Sie nahm Stefanie bei der Hand, machte kehrt und verließ das Apartment. Stefanie brüllte sich die Seele au dem Leib und ich warf mich schnell in ein paar Klamotten, um ihnen hinterherzulaufen. Die Beiden waren inzwischen  auf der Strasse angelangt  und jede zog in eine andere Richtung. Stefanie schrie unentwegt und wollte zurück zu mir, während Daggi sie in die andere Richtung zog.  Bis heute habe ich dieses Erlebnis nicht vergessen und immer noch vor Augen, als wäre es gestern gewesen und ich fühle mich heute noch richtig schlecht wenn ich daran denke.
Dies sollte für Jahre auch der letzte persönliche  Kontakt gewesen sein, von nun an gab es das nur noch über die Behörden. Ich erkannte im nachhinein die Vaterschaft an und das Jugendamt übernahm die Amtspflegschaft für Stefanie.
 
 
Mary oder den größten Fehler den ich je machte
 
Es war Dezember 1998, als ich im Fürstenfeldbrucker Amtsgericht meiner Scheidung einwilligte. Kurz und trocken, als könne man Jahre der Gemeinsamkeit einfach ausradieren.  Sieben Jahre waren wir zusammen und die letzten vier  davon verheiratet. Eine Beziehung die durch dick und dünn ging und die glücklichste Zeit die ich je hatte.
Vieles schoss mir durch den Kopf an jenem Tag des 9. Dezembers auf der Fahrt nach Fürstenfeldbruck. Zeit hatte ich genug ich wohnte während des Trennungsjahres im Osten Bayerns und die zwei Stunden Anreise zum Scheidungstermin nutzte ich noch einmal die Jahre an mir vorbei ziehen zu lassen. . . .
Daggi war vorbei und ich arbeitete immer noch  als DJ in München. Mein kleines Apartment oberhalb eines der Tanzlokale für die ich arbeitete hatte ich auch noch und Perspektiven für mein Leben sah ich keine und wollte ich auch keine sehen. Wenn Rosis Mann mit seinem Brummi auf den Autobahnen des Landes war kümmerte ich mich um Sie und ansonsten stahl ich eigentlich jedem Tag seine Zeit.  Beruflich hatte ich auch kein Interesse endlich mal Fuß zu fassen ich legte einfache eine Gleichgültigkeit an den Tag.
Mary war die Frau, die mich aus dieser Tristesse befreite und ich habe Ihr alles zu verdanken was ich heute bin. Ich weiß nicht, ob ich ohne Sie jemals wieder die Kurve bekommen hätte.
Es war die Philoma - Bar,  ein Tanzlokal Münchens angesiedelt zwischen Kult und Kitsch. Dort sah ich Mary zum ersten mal und Sie schlug bei mir ein wie eine Bombe. Halblanges, blondes Haar mit Strähnchen ein bezauberndes Lächeln und voller Charme. So trat Sie mir am Mischpult im Philoma gegenüber.  Sie war es, die die Initiative ergriff, mich ansprach und zu einem Kaffee nach der Sperrstunde einlud.  Sie war mein Typ schlechthin. Vergleichbar mit Cameron Diaz, die so in etwa meiner Traumfrau entspricht. Wenn es Liebe auf den ersten Blick gibt, dann war es das. 
Ab jenem Tag und dem gemeinsamen Kaffee nach der Sperrstunde waren wir unzertrennlich. Ich krempelte mein Leben völlig um, hängte all meine DJ - Jobs an den Nagel,  machte in späten Jahren  zwei Ausbildungen und sicherte uns somit ein festes Fundament für die Zukunft. Wir richteten uns eine gemeinsame Wohnung ein, etwas außerhalb von München und waren richtig glücklich.  Mit ihrer Familie verstand ich mich bestens und größere Probleme, die es zu lösen gab hatten wir nicht. Mary half mir unheimlich in der Anfangszeit,  um die Kurve von meinem Lotterleben in eine gesicherte Existenz zu bekommen.  Nach sieben glücklichen Jahren ohne ein Wenn und Aber heirateten wir.
Den Antrag machte Sie mir. Es war auf einer Fahrt von der Arbeit nach Hause, irgendwo zwischen München und Fürstenfeldbruck  wo wir unser zu Hause hatten. Wir hatte natürlich schon oft vorher darüber gesprochen, doch nie konkret. So beschlossen wir an einem 3. Juni zu heiraten, es war jener Tag an dem wir uns kennengelernt hatten. Die Hochzeit war nur Standesamtlich, das war auch unserer gemeinschaftlicher Wunsch. Im engen Familien und Freundeskreis erlebten wir diesen wunderschönen Tag, ehe wir nach Djerba in die Flitterwochen flogen.
Wir waren weiterhin glücklich, ich liebte Sie und Sie liebte mich. Beruflich kam ich extrem schnell vorwärts, ich wurde ein richtiger Streber und Workaholic.  Tief in mir verspürte ich den innigen Wunsch ein Kind mit Mary zu haben und wir versuchten es auch eifrig, jedoch ohne Erfolg.  Dennoch wir waren glücklich und ich weiß noch wie heute als Mary immer sagte: sie verstehe die Leute nicht  die sich scheiden ließe ....
Viele Beziehungen in unsrem Bekanntenkreis gingen damals in die Brüche. Doch für Mary stand immer fest, dass Ihr so etwas nie passieren würde. Ich glaube sogar, dass sie sich heute noch schämt zuzugeben, dass Sie geschieden ist. Vieles weist auch darauf hin, nicht zuletzt dass sie immer noch meinen Namen trägt. Ich glaube, nein ich bin überzeugt davon, dass Sie bis zur letzten  Sekunde noch auf ein Einlenken meinerseits damals am Scheidungstermin gehofft hatte.
Die Schuld warum es so kam, muss ich ganz auf mich nehmen. Ich werde mir es nie verzeihen und Sie, trotz allem ihrem Großmut den Sie besaß, wohl auch nicht. In meiner Engstirnigkeit hatte einfach vergessen, was das wichtigste für mich ist: nämlich Mary. Ich hielt es für wichtiger, beruflich weiter zu kommen, Karriere zu machen um so unser Zusammenleben auf ein  sicheres Fundament zu stellen. Was ich dabei vergaß war Mary...
Mary war die treuste Seele der Welt, nie hätte Sie mich hintergangen, betrogen oder ähnliches. Nur eines konnte Mary nicht: alleine sein. Ich hätte es wissen müssen, schließlich kannte ich Sie ja lang genug. 
Mitte der 90er wurde der Laden in dem ich arbeitete von einem der Haie der Branche gefressen, die alles aufkauften was es so an kleineren Fachgeschäften  in der Branche  gab.  Den Mitarbeitern wurde nach der Übernahme in der Regel gekündigt, was Ihnen mit einer Abfindung mehr oder weniger versüßt wurde. Mir wurden damals zwei Alternativen gestellt, ein Privileg auf das ich mir schon was einbilden konnte. Abfindung oder Übernahme, verbunden mit einem Aufstieg und einer Versetzung in eine Filiale des Konzerns, jedoch nicht in München.
Natürlich besprachen wir das, doch Mary sagte mir nie die Wahrheit. Sie war, wie sie immer war, großzügig und immer nur das Beste für mich wollend. Sie möchte mir nicht im Wege stehen und nicht dafür verantwortlich sein, mir diese Große Chance verbauen. Hätte ich damals ein bisschen zwischen den Zeilen gelesen und besser zugehört, wäre ich heute noch glücklich verheiratet. Ich tat es nicht sondern nahm den Job an und machte den größten  Fehler überhaupt...
Von nun an ging es mit Uns schlagartig bergab. Wir hatten nur noch eine Wochenendbeziehung, die sich auf Samstag Abend bis Sonntag Abend beschränkte.  Die ersten Wochen ging das noch und Mary beschwerte sich auch nicht darüber. Doch je länger die Situation so war, desto deutlicher wurden die Signale der Unzufriedenheit ihrerseits. Ich deutete diese Signale nicht richtig, reagierte mit Schroffheit, Vorwürfen und meiner üblen Ignoranz des Schweigens, die ich an den Tag legen kann, wenn ich unzufrieden bin. Eine meiner schlimmsten Eigenschaften, die ich mir immer noch versuche abzugewöhnen. Mit der ich schon manche Frau auf die Palme gebracht habe und auf die ich weder stolz noch glücklich darüber bin.
Die Signale, die Mary sendete, waren eindeutig. Sie  freute sich nicht mehr, wenn ich kam. Sie lies sich äußerlich gehen,  fraß sich ihren Frust quasi von der Seele und sexuell betätigte Sie sich nur äußert widerwillig. Kein Wochenende verging ohne Streit, ohne gegenseitige Vorwürfe und ich begann mich zu distanzieren. Die Abstände meiner Besuche dehnten sich aus. Anfangs eine vierzehntägiger Rhythmus  bis ich gar nicht mehr nach Hause kam. 
Dies geschah nach einer der üblichen Auseinandersetzungen, die wir mal wieder an einem Weekend hatten. Ich hatte Sie damals wüst beschimpft und empfindlich verletzt Das hat Sie mir bis heute nicht vergessen, so wie ich Sie kenne. Mary hatte in dieser Zeit bestimmt 15 Kilo zugelegt und sie war wirklich nicht mehr die Superfrau, die ich kennen gelernt hatte. Ein Wort gabt das andere und im Affekt des Streits  sagte sagte ich damals etwas zu ihr, was ich hier auch nicht niederschreiben will, weil ich mich noch heute dafür schäme.
Mary ist einer der sensibelsten Menschen, die ich kenne oder je kannte . Sie wurde nach der Scheidung sehr krank, hatte mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber zu kämpfen und litt lange Zeit an Magersucht. Vermutlich eine Ursache meiner verbalen Entgleisung. Nach dem ich mich also gar nicht mehr zu Hause sehen ließ, bekam ich recht schnell Post von ihrem Anwalt. Sie reichte die Scheidung ein.  Wir taten beide nichts, um das zu verhindern. Ich denke, wir scheiterten beide an unseren Stolz  und das bedauere ich sehr. Irgendwie hatte ich an jenem Tag im Gerichtssaal das Gefühl, wir warteten beide darauf das irgend jemand uns hinderte, uns scheiden zu lassen. Niemand tat es. So verließ ich schnell den Gerichtssaal, ohne Sie anzusehen oder Ihr noch einen letzten Blick zuzuwerfen. Meine Tränen konnte ich noch bis zum Auto zurück halten, ehe dann die  Niagara-Fälle über mich die Herrschaft bekamen. Über Mary hielt ich mich weiterhin auf dem laufenden. Ihre Schwester versorgte mich mit Infos und sie deichselte es auch, dass wir uns etwa ein Jahr nach der Scheidung in München noch einmal trafen.
Marys Schwester war der Meinung, dass Sie mich immer noch liebte und hatte es sich offenbar zur Aufgabe gemacht uns irgendwie wieder zusammenzubringen. Wir trafen uns tatsächlich aber es wurde nur ein Ping Pong Spiel der gegenseitigen Schuldzuweisungen. Ich entschloss mich, den Kontakt  wieder ganz abzubrechen, da ich den Eindruck hatte Ihr nur noch mehr weh zu tun damit, was wohl auch so war.
Es waren bisher immer gewisse Abstände, in denen wir nichts mehr voneinander hörten, doch irgendwie kam es immer wieder zu einem erneuten Kontakt  zwischen uns.  Mary scheint oder schien immer auf dem laufenden zu sein, in welcher privaten Situation ich mich gerade befand. Den letzten Kontakt mit Ihr  hatte ich vor etwa 2 Jahren. Ich stand gerade mal wieder am Anfang einer neuen Beziehung,  als Sie mich  einfach anrief. Wir telefonierten in dieser Zeit häufiger miteinander,  redeten sehr viel und es schien so, als könnte sich eine echte Freundschaft entwickeln. In dieser Zeit hatte ich den Eindruck, dass Mary immer noch etwas ganz anders wollte, was Sie aber nie genau sagte. Inzwischen hatte auch ich gelernt zwischen den Zeilen zu lesen. Ich weiß nicht, vielleicht wäre ich auch dazu bereit gewesen, doch unser beider Stolz verhinderte das wohl. Irgendwann wurde mir auch klar, dass ich richtig ahnte denn eines Tages sagte Sie mir, dass Sie mich nie mehr anrufen werde und ich sollte das bitte auch unterlassen.  Bis heute hat Sie nicht mehr angerufen und ich weiß auch nichts mehr über Sie, da alle Kontakte abgebrochen sind.Aus Fehlern wird man klug und selbst jetzt, wenn ich das schreibe, ertappe ich mich noch wie nahe mir das immer noch geht und das ich Sie heute noch gerne um Verzeihung bitten würde für meine Fehler und das was ich Ihr angetan habe.... . 
 
Inge oder der Alptraum Sabine Christiansen
 

Nach meiner Scheidung begann eine sehr ruhelose Zeit für mich. Ich hatte lange daran zu knabbern, das obwohl ich ein Meister des Verdrängens bin. Beruflich lief alles bestens und in meinem großen Apartment fühlte ich mich auch wohl. Die Stadt in der Oberpfalz oder sagen wir im Niemandsland nahe der tschechischen Grenze, war natürlich für ein Münchner nicht gerade der Hit. Nicht nur, dass es an der deutlichen Aussprache des Buschvolkes hapert, irgendwie hat man den Eindruck hier laufen die Uhren wirklich anders oder einfach langsamer. Ich versuchte, das beste aus der Situation zu machen und mich mit den Ureinwohnern zu arrangieren.  Privat hatte ich mir fest vorgenommen, mich zurückzuhalten und keines Falls in die nächste Beziehung zu stürzen. Die ersten Wochen nach der Scheidung stürzte ich mich nur in Arbeit und Abends versteckte ich mich in meinem Apartment. Männer sind so singt Grönemeyer und natürlich hatte auch ich irgendwann wieder Bedürfnisse,  die ein gesunder im prallen Leben stehender Mann hat.
Es war lange her und ich fragte mich schon, ob ich es verlernt hatte einen One Night Stand zu suchen . Zunächst einmal machte ich ein Ortscheck. Das bedeutet nicht mehr oder weniger, als das ich mir ein Überblick  über die örtlichen Lokalitäten verschaffte. Bars, Discos ,Tanzlokale, Kneipen alles Orte wo der Jäger leichte Beute findet. Ich entschied mich für zwei Reviere, die ich abwechselnd einmal die Woche heimsuchte. Das eine war eine Musikkneipe, das andere ein Tanzlokal mit Musik wo der Schmalz nur so aus den Boxen triefte. Zu viel Aufwand und Energie wollte ich nicht verschwenden, ehrlich gesagt hatte ich auch gar keine Lust dazu, denn ich wollte eh nur das Eine.
Die ersten Versuche scheiterten, was wohl auch daran lag, dass ich wirklich etwas außer Übung war. Aber gelernt ist gelernt und beim vierten oder fünften Versuch hatte ich dann auch Erfolg. Sie saß an einem Freitag Abend der Bar in dem einzigen Tanzlokal, nennen wir es mal "Hin und Mit", schlürfte genüsslich einen Prosecco und musterte mich mit verstohlenem Blick. Bisher, bei den gescheiterten Versuchen war ich einfach zu nett, tanzte mit den Mädels, nahm mit Ihnen einen Drink und redete viel zu viel. Das Ergebnis war jedes mal das gleiche - eine neue Verabredung, die ich dann nie einhielt.
Das andere Problem war, dass ich auch recht wählerisch und kritisch war und so vielen die meisten durch mein Ausleseraster. Die blonde an der Bar erfüllte die Voraussetzungen, das Licht später nicht löschen zu müssen weil mich der Anblick erschreckt. Nach dem Sie mich nun auch noch angelächelt hatte, schnappte ich mein Glas Merlot und setzte mich neben Sie. Ein letzter optischer Check sagte mir, dass alle Voraussetzungen gegeben sind, um meinen kleinen Mann endlich von seiner Last zu befreien. Sonja war eine jener Frauen, die du überall als Nachtschwärmer findest. Eine, die genau wusste, was Sie wollte.
Wir tauschten die üblichen Höflichkeiten aus, prosteten uns ein paar mal zu und schon verließen wir die Bar. Zu mir oder Zu dir, diese Frage stellte sich nicht, denn ein Heimspiel war mir schon aus Sicherheitsgründen wesentlich lieber. Ich hatte nämlich keine Lust, eventuell einem erbosten Ehemann zu begegnen, dessen Nachtschicht vielleicht früher zu Ende war. Sonja war so um die 30, blondes, mittellanges Haar, ordentliche Figur und ein gepflegtes Äußeres.  Also alles, was die Fantasie eines Mannes anregte. Wir hatten geilen Sex diese Nacht zusammen und ich hatte den Eindruck, Sie war genau so ausgehungert wie ich. Aufwachen wollte ich nicht mit Ihr. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie sträubten sich meine Nackenhaare bei diesem Gedanken. Noch eine Zigarette danach, einen Drink (den vor allem Sie wohl nötig hatte zur Mundspülung) und ich war Sie wieder los.
In den Nächsten Wochen wiederholte sich dieses Szenario noch einige Male, wobei ich jetzt da auf Details verzichte da es eigentlich nicht anders ablief als mit Sonja. Frauen sind nicht anders als Männer, was dieses Thema anbelangt; mit dem einzigen Unterschied, dass Sie nicht darüber reden und prahlen sondern es für Sich genießen.  Spätestens seit Sex and the City weiß nun auch der dümmste Mann, dass Frauen in dieser Beziehung nicht anders ticken als wir Männer. 
Ich war in diesen Wochen meines Single - Daseins  wirklich kein Waisenknabe und weiß, wovon ich spreche.
Mir fallen dazu noch zwei außergewöhnliches Beispiele aus jener Zeit ein, um noch mal zu verdeutlichen wie ich das meine. Mein Arbeitsplatz und mein Apartment lagen gerade mal hundert Meter auseinander, was natürlich echt Vorteile brachte und das in jeder Hinsicht... Eine unserer Kassiererinnen saß mal wieder in meinem Büro, drückte auf die Tränendrüse um ihr Manko in der Kasse zu erklären. Dies war nicht zum ersten mal  und der Verdacht lag nahe, dass Sie in finanziellen Schwierigkeiten war und sich selbst bediente, was allerdings schwer zu beweisen war.  Das Gespräch war fruchtlos, wie immer in solchen Angelegenheiten, und andere Maßnahmen wollte ich noch nicht erwägen, da Sie eine wirklich gute Kraft war. Nachmittags in Ihrer Mittagspause stand Sie wieder vor meinem Büro, diesmal allerdings freiwillig. Sie bat mich um ein persönliches Gespräch unter vier Augen, allerdings nicht hier im Büro. Laura, die natürlich wusste das ich nebenan wohnte, schlug meine Wohnung vor für die Aussprache vor. Klar kam mir das ganze etwas merkwürdig vor, aber allein schon wegen meiner Neugier was Sie mir wohl zu erzählen hätte, willigte ich ein.
Laura war grad mal 19 und ich muss zugeben, auch für mich war der Anblick wenn ich an unserer Kundenkasse vorbei ging immer erfrischend. Ich schmunzelte oft vor mich hin und klopfte mir insgeheim auf die Schulter dafür, dass ich Sie damals einstellte. Ihre Kleidung war zwar manchmal etwas zu freizügig  für ihren Job, was den Missmut von Kolleginnen schürte, die so Ihren Neid zum Ausdruck brachten und deren Figuren es ihnen nicht erlaubten so etwas zu tragen.  Ab und zu ermahnte ich Sie deswegen mit einem kleinen Augenzwinkern. In meinem Apartment angekommen erwartete ich nun die Lebensbeichte und die damit verbundenen Tränen einer Neunzehnjährigen und war so auf ziemlich alles gefasst. Mitnichten kam nun die Beichte der Kleinen.  Ehe ich mich versah, zog Sie ihr viel zu kurzes Top über den Kopf und präsentierte mir sich wie Gott sie geschaffen hatte und der leistete da wirklich gute Arbeit.  Ich kam nicht dazu, darüber nachzudenken dass ich mich jetzt aufs Glatteis begebe und ich eigentlich dabei war ein Tabu zu brechen, denn Laura war schneller an meiner Gürtelschnalle als ich denken konnte. Männer sind allzeit bereit... Männer nützen jede Gelegenheit... um noch einmal Grönemeyer ins Spiel zu bringen und auch ich (schäm) nutze sie... Es erfuhr nie jemand davon, die Differenzen in der Kasse verschwanden. Das Einzige, was ich über mich ergehen lassen musste, war immer ein süffisantes Grinsen wenn ich Lauras Weg im Laden kreuzte...
Das zweite Beispiel, das ich noch anbringen möchte, begann im Aufzug. Ich war mal wieder auf der Jagd und hatte einen erfolglosen Abend hinter mir. Gegen 3 Uhr morgens betrat ich den Aufzug des Apartmenthauses, wo ich wohnte. Kurz bevor die Türe schloss zwängte sich noch eine junge Frau in den Aufzug. Sie drückte das Stockwerk über mir und wir fuhren gemeinsam nach oben. Mit einem höflichen Gute Nacht verließ ich den Aufzug,  sperrte mein Apartment auf und genehmigte mir noch einen Nachtdrink um so den Abend ausklingen zu lassen. Wenig später klingelte es an der Tür was mich nun schon überraschte, denn mit Besuch um diese Uhrzeit war  nicht zu rechnen. Vor der Türe stand meine Aufzugsbekanntschaft und bat mich um Zucker. Ich bat sie herein, kramte in meinen Vorräten nach Zucker während Sie sich auf meinem Barhocker der Hausbar niederließ. Leider hatte auch keinen Zucker im Hause, wofür ich mich entschuldigte und im Gegenzug ihr einen Drink anbot. Wir unterhielten uns circa eine halbe Stunde, stellten fest das wir quasi übereinander wohnten und Sie meine CD - Sammlung schon auswendig kannte. Es war nicht mehr als freundlicher Small Talk, den wir betrieben und sicherlich musterten wir uns genauer dabei.  Cara war ein Gothic- Typ: schwarze Haare bis zur Schulter, passendes Make Up dazu und die typischen schwarzen Klamotten dieser Szene. Sie mochte so Mitte zwanzig sein, vielleicht auch etwas jünger. Den Rotwein, den ich Ihr angeboten hatte trank sie recht schnell und ein erneutes Glas lehnte sie ab und verabschiedete sich auch gleichzeitig wieder. Ich machte auch keine Anstallten Sie zum bleiben zu bewegen, denn eigentlich war ich selbst sehr müde und ein akuter Notstand bestand auch nicht.
Tage vergingen und ich hatte diese nächtliche Begegnung eigentlich längst vergessen als an einem späten Nachmittag im Büro das Telefon klingelte und Cara meine Nachbarin sich am anderen Ende der Leitung meldete. Was für Tricks doch Frauen auf Lager haben, ich konnte nur noch staunen. Sie erzählte mir, ihr Badetuch ist auf meinem Balkon gelandet und ob ich nicht schnell rüber kommen könnte um es Ihr  zu geben, da Sie es dringend bräuchte. Ich dachte kurz darüber nach ob Sie wohl nur eines besitzen würde, willigte aber ein und verabredete mich in fünf Minuten mit Ihr an meiner Apartmenttüre. Cara war wieder im Gothic - Outfit, diesmal mit kurzem schwarzen Top um ihrem Piercing am Bauchnabel die nötige Geltung zu verschaffen.
Tatsächlich lag das Badetuch auf dem Balkon und ich fing glatt an zu glauben, dass der Wind ihr diesen Streich gespielt hätte. Glauben heißt noch lange nicht Wissen, wie ich schnell feststellen sollte... Cara nahm mir das Badetuch aus der Hand, knallte mich mit einem kräftigen Stoss gegen die Türe meines Kühlschranks vor dem ich gerade stand, öffnete die Gürtelschnalle meiner Jeans und  fand sofort wonach Sie suchte und wurde aktiv... Ich ließ dies mit mir ein paar Minuten mit mir geschehen und startete dann den Versuch mich Ihr gegenüber dankbar zu zeigen. Cara unterband die mit einem strengen "Nein",  klatschte mich erneut gegen die Tür des Kühlschranks und vollendete ihr "Werk". Ich hatte noch nicht einmal die Hose wieder hochgezogen, da fiel schon  meine Apartmenttür ins Schloss und Cara und Ihr Badetuch waren wortlos verschwunden.
 
1999:  nicht nur die geniale Scheibe von Prince sondern auch ein Jahr bevor wir ins nächste Jahrtausend traten. Die Scheidung hatte ich noch längst nicht verarbeitet und ich lenkte mich durch diverse Abenteuer und durch meinen Beruf davon ab.  Ich hatte mich beruflich verändert und bin zu einem Konkurrenzunternehmen gewechselt. Vorteil dabei war eine finanzielle Verbesserung, allerdings mit einem erneuten Ortswechsel. Der Neue Brötchengeber war in Regensburg und täglich 80 km zu pendeln war dann auf die Dauer zu stressig. Ich beschloss, die Sache in Ruhe anzugehen ohne mir Zeitdruck zu machen. Alles war etwas eintönig geworden, mein Lebensrhythmus begann mich zu langweilen. Irgendwie war es immer der gleiche schematische Ablauf. Die Woche über raste ich die Autobahn rauf und runter und am Wochenende verbrachte ich die Nächte in den Diskotheken. Die One Night Affairs hingen mir auch langsam zum Halse heraus und ich ertappte mich mit dem Wunsch, dieses Single - Leben aufzugeben...
Es war mal wieder Samstag, als ich mich aufmachte in jenes gewisse Tanzlokal das den Hormonhaushalt regelte. Wie schon etliche male zelebriert, setzte ich mich an die Bar, bestellte meinen Merlot  und ließ die Nacht auf mich zukommen.  Ich hatte nicht darauf geachtet, dass neben mir noch zwei Gläser standen und hatte mich wohl etwas zu breit gemacht. Eine Dame (diesen Ausdruck kann man hier schon verwenden) verschaffte sich und ihrer Begleiterin durch ein forderndes "Entschuldigung"  ihren Platz zurück.  Die beiden Grazien, die, wie mir ein verstohlener Blick zeigte,  in ihrem Reifeprozess schon etwas fortgeschritten waren, versuchten mir nun irgendwelche Gespräche aufzudrängen.
Mich begann das zu nerven und um das Ganze nicht noch zu unterstützen, antwortete ich meist nur knapp und unterkühlt. In der Sammlung des Jägers hatten beide nichts zu suchen, denn da hatten Sie das Verfallsdatum längst überschritten.
Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hatte ich bis dahin immer nur Beziehungen mit deutlichen Altersunterschied, meist schwankte das so um die fünf bis zehn Jahre. Je älter ich wurde, desto größer wurde der Unterschied. Frauen über 35 standen schon immer auf dem Index, was sich bis heute nicht geändert hat. Inzwischen weiß ich auch warum...
Nach dem ich mir nun fast eine Stunde das Gelaber der zwei Grazien angetan hatte und nun schon etwas missmutig auf meinem Barhocker saß, schien endlich Aufbruch bei den Beiden angesagt zu sein.  Ich verdrückte mich mal schnell auf die Toilette, um einer Verabschiedung zu entgehen. Meistens kommt es anders als man denkt und so war zu meiner Verblüffung nur eine der Beiden gegangen, während die Andere genüsslich an Ihrem Cocktail nippte.
Meine Nachbarin hatte wohl auch nicht die Absicht in absehbarer Zeit an einen Aufbruch zu denken, sonder eher mir noch ein paar Gespräche reinzudrücken . Ich gab mich zunächst mal geschlagen und versuchte das beste aus der Situation zu machen um mir nicht den ganzen Abend vermiesen zu lassen. Die Gespräche, die wir nun führten, zeigten mir schnell, dass ich es hier mir einer recht intelligenten Person zu tun hatte, was nicht die Regel bei dem Klientel hier war. Im schummrigen Licht des Tanzlokales das gerade für die Art Frauen die da verkehren nur von Vorteil sein kann, begann ich sie etwas genauer zu mustern. Das Alter konnte ich überhaupt nicht abschätzen, höchstens eingrenzen, irgendwo zwischen 35 und 40 musste Sie sein. Ein sehr gepflegte Erscheinung, die mich an Sabine Christiansen erinnerte. Ich weiß nicht warum. Blondes, halblanges Haar, eine gute Figur, gepflegte Hände also rundum für Ihr Alter sehr attraktiv. Für eine Beziehung zu alt, für ein "One Night stand"  zu bieder dachte ich in mich hinein und hatte mich, was ich damals nicht ahnen konnte, schon zweimal getäuscht. Inzwischen tanzten wir auch zusammen, was sie sehr gut konnte und ich gleich schon mal froh war, dass nicht ein Trampel auf meinen Füssen herum stieg.  Der DJ hatte sich für erträgliche Musik entschieden ( No Mercy - When I died) und ich muss zugeben, ich verspürte angenehme Hände in meinen Hüften. Wir tanzten gut eine halbe Stunde. Der DJ tat uns den Gefallen die " BPM " niedrig zu halten und ich merkte langsam, dass sich mein Körper konträr zu meinem Gehirn verhielt, wobei das eigentlich ein Widerspruch in sich ist.
Typisch Mann! werden geneigte Leserinnen jetzt sagen und dem Vorurteil ein Mann läst sich prinzipiell von seinem mehr oder weniger besten Stück steuern Nahrung verleihen. Diese immer wieder zu hörenden Aussagen sind natürlich Schwachsinn, denn ohne das Gehirn und dessen Impulse  ging ja gar nichts.
Meine Impulse kamen jedenfalls an und wir begann auf der Tanzfläche zu schmusen und zwar solange, bis der DJ die "BPM" deutlich erhöhte. Zum Abschluss des Abends tranken wir noch einen " Cafe Latte" und verabredeten uns für das nächste Wochenende. Warum ich dies tat kann ich heute nicht mehr sagen. Ich denke, Sie hatte mich neugierig gemacht und der Gedanke mit Ihr mal Sex zu haben, gefiel mir ebenso.
Die Woche bis zu unserem Date verlief wie gewohnt. Nicht langsamer als sonst, was ja bei einem hohen Erwartungsdruck durchaus vorkommt und ich machte mir auch kaum Gedanken darüber. Zumindest nicht, bis der Tag des Dates da war. Sie kam diesmal allein und saß schon an der Bar, als ich den Laden betrat. Ein kurzer schwarzer Rock, der ihre wirklich schönen Beine ins rechte Licht rückte und ein schwarzes Oberteil, das tiefen Einblick gewährte. Der Abend verlief sehr angenehm, wir tanzten und schmusten. Das Ganze aber schon wesentlich fordernder und intensiver als die Woche zuvor. Beim Tanzen stöhnte sie mir unentwegt ins Ohr und ich hatte das Gefühl, Sie konnte es noch weniger erwarten als ich, endlich unserer Lust freien Lauf zu lassen. Gegen 3 Uhr morgens verließen wir gemeinsam das Lokal und ich wartete nun schon auf die Frage, die sich in solchen Momenten immer stelle: "Zu Mir oder Zu Dir?". Normalerweise hieß das zu mir, da mir ein Heimspiel einfach angenehmer war doch, dies scheid diesmal aus.  Inge hatte eine Tochter, so um die 11 Jahre alt, wie Sie mir beiläufig sagte und deshalb schied mein Domizil aus. Wir fuhren mit zwei Auto zu ihr nach Hause und in mir hatte sich eine große Spannung aufgebaut, was mich nun jetzt erwarten würde...
Sie lebte in einer typischen Singlewohnung, eigentlich fast zu klein für Sie und ihre Tochter. Zweckmäßig eingerichtet mit dem Hang zur Verspieltheit. Viel Zeit zum umsehen bleib mir nicht, denn Inge kam schnell zu Sache und ich muss sagen, ich wurde in meinen Erwartungen nicht enttäuscht. Im Gegensatz zu meinen bisherigen Erfahrungen mit durchwegs jungen Mädels, wo ich immer den Part der Initiative hatte, wurde ich bei Ihr eher zum Mitspieler degradiert, was mich aber keinesfalls störte.  Diese Frau kannte ihren Körper genau und achtete darauf, dass seine Bedürfnisse erfüllt wurden.
Ich verschwand, noch ehe Ihre Tochter mich zu Gesicht bekommen konnte und ehrlich gesagt, es wäre mir auch etwas peinlich gewesen Ihr beim Frühstück gegenüber zu sitzen. Inge wohnte gut dreißig Kilometer von mir entfernt und so konnte ich auf dem Rückweg den ganzen Abend und die Nacht noch einmal Revue passieren lassen.  Wir hatten Telefonnummern ausgetauscht und wollten uns einfach im Laufe der nächsten Woche melden. Für mich war klar, wenn ich das tun würde, lag die Gefahr nahe in eine neue Beziehung zu rutschen. Doch wollte ich das bei den Hintergrundinformationen, die ich nun hatte? Es mich störte mich nicht, dass sie eine Tochter hatte aber ich sah da schon  Komplikationen im Anmarsch, die ich mir eigentlich ersparen konnte und wohl auch wollte. Eine Entscheidung, wie ich mich nun verhalten werde, traf ich nicht und fand ich auch nicht auf der Fahrt zurück in mein Domizil. Es war auch schwierig einen klaren Gedanken zu fassen, denn noch war ich überwältigt von der vergangenen Nacht.
Die nächsten Tage verliefen eher ruhig, doch ich ertappte mich immer wieder, dass sich die Szenen der mit Ihr verbrachten Nacht vor mir wie ein Film wiederholten. Anrufen wollte ich dennoch nicht und war es nur um Ihr nicht das Gefühl des Überlegenseins zu geben. Es war auch nicht nötig denn am Freitag danach rief Sie mich an . Wir verabredeten uns wieder für das Weekend nur das Vorspiel in der Tanzbar bleib mir erspart da ich gleich zu Ihr fuhr. Ihre Tochter war bei Ihrem Vater und so hatten wir das ganze Wochenende für uns.
Inge und ihr geschiedener Mann hatten ein vorbildliches Verhältnis und jedes zweite Wochenende verbrachte Ihre Tochter bei Ihrem Dad. Dieser Umgang der beiden miteinander beeindruckte mich schon sehr und ich dachte wehmütig an meine Situation dies betreffend. Mir war das sehr recht denn ich wollte Ihrer Tochter eher aus den weg gehen was sich aber wohl auf Dauer kaum vermeiden ließ.
Wir hatten eine Beziehung, vielleicht ohne das ich es richtig zu Kenntnis nahm, auch wenn sich jene nur auf die Wochenenden beschränkte und eigentlich die ersten 2 Monate nur Sex als Fundament hatte. Ich machte in diesen zwei Monaten einen Crash Kurs in sagen wir mal " Vergnügungsspielchen" und lernte die Hardwareabteilung und das Arikelangebot von "Beate Uhse" kennen.
Natürlich war mir klar, dass das auf Dauer das nicht genügte um eine intakte Beziehung zu führen. Ich hatte jedoch auch keine Lust groß darüber nachzudenken, sondern ich ließ mich einfach fallen und genoss es neue "Horizonte" zu entdecken.
Frauen haben immer einen Plan und Sie machen nichts unbewusst soviel hätte ich auch schon damals wissen müssen und Inge war da nicht anders. Irgendwann saß ich eben doch, gegen das Sträuben meiner Nackenhaare am Frühstückstisch mit den Beiden. ""
Inge war 46 Jahre und ich hatte mich da gewaltig verschätzt. Herausgefunden habe ich dies selbst, da Sie ihr wahres Alter nie preisgab. Irgendwann in den ersten Wochen ließ Sie mal ihre Ausweispapiere offen rumliegen und ich konnte einem Blick nicht widerstehen. Sie hatte somit meine Altersgrenzen deutlich überschritten. Selbst in ungeschminktem Zustand, wenn Sie  morgens unter der Bettdecke hervorkrabbelte, hätte ich das nicht vermutet.
Den ersten Schock darüber überwand ich schnell, entschuldigte meinen "Fehltritt" mit ein paar Floskeln um mich selbst zu beruhigen. Ich hatte bisher ja auch absolut keine Erfahrung mit Frauen ihres Alters und somit sprach außer meinem Vorurteil auch nichts dagegen, die Beziehung zunächst einmal aufrecht zu erhalten. Frauen ab einem gewissem Alter leiden fast durchwegs am Florence Nightingale Syndrom. Sie können eigentlich nichts dafür, denn wir Männer oder sagen wir mal lieber ein großer Teil unserer Spezies sind dafür verantwortlich, in dem wir uns bemuttern und bedienen lassen. Mich nerven oder nervten solche Frauen schon immer, die sich fast "domistikenhaft" an ihre Männer klammern und ihre eigene Indivdualität verloren haben.
Inge passte genau in jenes Raster, in das sie sich bereits in ihrer Ehe eingefügt hatte. Nach außen das selbstbewusste Auftreten einer Grand Dame aber zu Hause Florence Nightingale, die sich dann im Schlafzimmer in Thersa Orlowski verwandelte. 
Die nächsten Wochen glichen sich sehr nur mit dem Unterschied, dass Inges Tochter langsam mit einbezogen wurde. Das Verhältnis zwischen dem Mädchen und mir war unterkühlt freundlich. Ich ging ihr wenn es ging aus dem Weg und sie mir. Ansonsten hatten wir wohl eine stillschweigende Vereinbarung, uns einfach gegenseitig zu respektieren. Ich verbrachte in der Zeit eigentlich schon fast alle Nächte bei Inge und bemerkte nicht, wie sie die Schlinge, die sie um meinen Hals gelegt hatte, immer mehr zuzog. Frauen haben immer einen Plan wie ich schon öfters hier bemerkte, nur wir Männer durchschauen ihn oft zu spät und eh wir uns versehen sitzen wir in der Falle. Vielleicht heißt es deshalb auch nicht "Der Spinne" sondern Die Spinne. Nach circa 3 Monaten kam das was kommen musste, wenn die Spinne ihre Beute im Netz zu scheinen glaubt. Inge hielt es für wesentlich effektiver wenn wir zusammen ziehen, da ich ja quasi eh schon ihr Untermieter/Dauergast war. Wir sprachen darüber, sie machte mir lauter Vorteile, die wir hätten schmackhaft und ich weiß bis heute nicht, warum ich dazu Ja sagte.
Klar, ich war das Single - Dasein satt und ich mochte Inge, auch aber so die große Liebe war es nun sicherlich nicht. Ich redete mir ein, das dies wohl immer noch mit dem Verlust von Mary zu tun hatte über den ich immer noch nicht weg war. Eigentlich passte ja alles sagte ich mir, Sie war intelligent, attraktiv, im Bett eine Mischung aus Hure und Kuscheltier und vielleicht liebte ich sie konnte es mir aber nur nicht eingestehen...
 
Wieder einmal war es so weit, ein Umzug stand mir bevor. Ich zog zu Inge und ihrer Tochter ins 30 km entfernte Amberg und gab meine Wohnung in Weiden auf.  Es begann das, was immer die größte Hürde am Anfang einer Beziehung ist und die es zu meistern gilt, nämlich der Alltag. Es änderte sich ja nicht viel, nur dass ich halt offiziell jetzt bei ihr wohnte. Die Wohnung war für 3 Personen zu klein und die Gefahr groß, dass man sich wegen Platzmangel schnell auf die Nerven ging.
Bei meinem Einzug wusste ich jedoch nicht, dass Inge bereits von der Vermieterin über deren Eigenbedarf in Kenntnis  gesetzt wurde und die Kündigung sie bereits wie ein Damoklesschwert bedrohte. Inge war clever und schlau sie verkaufte mir das Ganze so, dass es nicht auffallen konnte ich mich irgendwie benutzt fühlen konnte. Irgendwann aus dem Nichts heraus schnitt sie eines Tages das Thema der beengten Wohnsituation an, legte mir eine Anzeige in der örtlichen Tageszeitung auf den Tisch mit den Worten: "Lass uns mal darüber reden".
Nach knapp 8 Wochen hieß es wieder umziehen, diesmal zwar kein Ortswechsel aber nochmals den ganzen Stress, den so ein Umzug mit sich bringt. Die neue Wohnung war für Inge ein Traum: 120qm, Terrasse, Garten. Eben alles, was sich der Kleinbürger so wünscht und für erstrebenswert hält.  Die Kosten von gut 1200 Mark waren auch kein Thema, denn sowohl sie als Chefsekretärin bei einer der größten ortsansässigen Firmen, als auch ich in meiner Position verdienten genug um uns das gemeinsam leisten zu können.
Etwas neues gemeinsam zu gestalten, sich etwas zu erarbeiten, zu planen. Das sind Instrumente, die einem vor dem Alltag einer Beziehung fern halten. Durch die Dynamik, die dabei entsteht und die Gemeinsamkeit wird die Trägheit des Alltags zur Seite geschoben. So verhielt es sich auch bei uns und ich hatte das Gefühl wir wuchsen dadurch richtig zusammen.
Die Wohnung war Top eingerichtet. Modern, etwas verspielt und mit Kitsch, den Inge liebte. Was noch fehlte wurde gekauft und nach weiteren 2 Monaten unserer Beziehung war auch dies zu unserer Beider Zufriedenheit abgeschlossen.
Schon immer hatte ich mir so meine Gedanken gemacht, warum diese Frau eigentlich geschieden war. Ihr Exmann hatte eine gut gehende Baufirma, machte einen netten Eindruck und sie sprach auch nie negativ von ihm. Auch sprach sie nie darüber, warum sie sich scheiden ließ oder über sonst etwas aus ihrer Vergangenheit, was mit der Ehe zu tun hatte. Heute kann ich es natürlich erahnen warum ihr Mann das Weite suchte. Vermutlich der selbe Grund, warum ich es wenig später auch tun sollte.
Unser gemeinsames Leben ging seinen Weg, recht isoliert für uns aber ohne größere Probleme. Einen gemeinsamen Freundeskreis hatten wir nicht, da ich ja fremd in dieser Stadt war und ihr Freundeskreis nun absolut nicht zu mir passte. Ich versuchte ein paar mal über meinen Schatten zu springen, aber ihre Freunde waren einfach nicht mein Ding.  Zu alt, zu bieder, zu konservativ. Ich konnte mich, so sehr ich mich auch bemühte, weder mit ihnen unterhalten noch gar anfreunden und wenn ich ehrlich bin wollte ich das auch nicht. Meinen Job in Weiden hatte ich inzwischen aufgegeben und ein nicht abzuschlagendes Angebot in Regensburg angenommen.
Zwar hatte sich nun die Fahrtstrecke zum Arbeitsplatz verdoppelt, was die Freizeit etwas beschnitt aber die Zahlen auf dem Konto ließen das schon verkraften. Wie immer, wenn man einen neuen Job annimmt, ist es wichtig sich in der Anfangszeit voll reinzuhängen um sich in der neuen Firma Respekt und einen Status zu verschaffen. Mit Arbeitszeit, Hin und Rückfahrt war ich täglich circa 11 Stunden belastet und es kam nun häufiger vor, dass ich einfach nur nach Hause kam und müde und platt in mein Bett fiel.
Dies war dann auch die Zeit, wo die ersten Misstöne zu vernehmen waren und Inge so langsam ihr wahres Gesicht zeigte. Eine Nacht ohne Sex kam für sie eigentlich nie in Frage und sie schien einfach nicht zu verstehen, dass auch Männer mal müde sind. Nach jeder "Verweigerung" meinerseits wollte sie eine endlose Diskussion führen und mir statt den Samen wenigstens den Schlaf zu rauben.  Zu Anfang ließ ich mich auch noch darauf ein, doch mit der Zeit wurden diese Diskussionen so was von nervig, weil sie sich immer nur im Kreis drehten, dass ich bald den Schalter auf Ignoranz stellte. Schweigen ist etwas was Frauen überhaupt nicht leiden können und es ist fast schon eine Art Höchststrafe, die Mann ihr erteilen kann.
Inge war eine Cholerikerin, was ich nun entdeckte. Denn je mehr ich zu diesem Thema Gelassenheit an den Tag (Nacht)legte, desto wütender wurde sie. Mir war nie aufgefallen respektive ich hatte nie darauf geachtet, wie trinkfest sie eigentlich war. Wenn wir abends auf der Terrasse saßen, musste ich oft die zweite Flasche Wein dekandieren. Außer dass sie dann wie eine "Pershingrakete" im Bett abging, fiel mir keine Wirkung bei Ihr auf.
Alkohohl war ihr bester Freund in der Not, das musste ich nun schnell erkennen und die Auswirkungen dessen waren nun wirklich nicht mehr lustig. Man kann einen Abend, den ich mal wahllos herausgreife, zum Beispiel nehmen und ihn beliebig austauschen mit anderen Abenden, der Verlauf war immer derselbe... und sah so aus :
Gegen 21 Uhr kam ich gestresst und todmüde von der Arbeit. Florence Nigtingale wartete schon mit dem Essen auf mich, das schon weil ich nicht pünktlich war, zum zweiten mal die Herdplatte gesehen hatte. Nach dem Essen stellte ich mich unter die Dusche und verzog mich danach ins Schlafzimmer. Ich war grad so in der "Twighlight Zone", im Übergang zum Schlaf, als Inge den Raum betrat. Bewaffnet mit Reizwäsche, bis hin zu sündigen schwarzen Strapsen stellte sie sich vor mir auf. In der Hand ein Spielzeug vom Versandkatalog begann nun ihr Ritual des Abends, so wie eigentlich jeden Abend seit geraumer Zeit. Nach dem ich trotz intensivster schauspielerischer Bemühungen ihrerseits meine ablehnende Haltung beibehielt zündete sie die zweite Stufe der Rakete. Diese war dann eher von brachialer Gewalt und hatte mit Erotik wohl kaum mehr etwas zu tun. Auch diese Zündung scheiterte, denn wenn ich nicht will dann will nicht. Zurückweisung diesbezüglich konnte sie gar nicht ertragen und ich wurde sofort mit cholerischen Eifersuchtsanfällen bestraft. Ich hatte dann laut ihrer Meinung meine ganze "Manneskraft" wohl schon in der Mittagspause an irgendeine "Schlampe" an meinem Arbeitsplatz vergeudet.  Nachdem sie sich genug "ausgekotzt" hatte und alle Nachbarn über unsere Beziehung bestens informiert waren, knallte sie die Schlafzimmertüre hinter sich zu und es begann "Stufe Drei" zu zünden.
Sie holte sich ein Flasche Bardolino oder was gerade an Rotwein da war aus dem Keller und vergewaltigte den guten Tropfen in ein paar Minuten. Was nun folgte war der reinste Horror. Sie holte sich ein Messer aus der Küche betrat erneut das Schlafzimmer und so nach dem Motto: "Was ich nicht haben kann braucht auch keine Andere haben" bedrohte sie schreiend mit Tränen in den Augen mein "bestes Stück". Mir war nicht zum lachen, keinesfalls, denn dieser Wahnsinnigen war alles zuzutrauen.  Ich nahm ihr das Messer an jenem an Abend ab, hatte ja Übung darin da es ja nicht die Ausnahme war...
Ich schlief wie immer in jener Zeit sehr unruhig, immer ein halbes Auge offen um Gewissheit zu haben, auch am nächsten Morgen noch ein kompletter Mann zu sein. Der Morgen danach verlief so wie er immer verlief, sie machte einen ganz normalen Eindruck, spielte ihre Rolle als Miss Nightingale und verlor kein Wort über den Abend zuvor. Sie darauf anzusprechen war sinnlos, denn sie reagierte einfach nicht drauf.
Immer wieder versuchte ich mit ihr darüber zu reden, eine Lösung zu finden aber es war sinnlos. Ich legte ihr nahe, sich in ärztliche Behandlung zu begeben, was sie jedoch strikt ablehnte und dies mit einem cholerischen Schreianfall beantwortete. Über Wochen änderte sich nichts, im Gegenteil, das ganze wurde immer unerträglicher für mich und es war klar, dass hier meine Tage gezählt waren. Schon lange konnte ich in Ihrer Gegenwart nicht mehr ruhig schlafen, ich wachte schweißgebadet  Nachts auf und war nur noch ein Nervenbündel. Freunde rieten mir längst, Sie einfach zu verlassen. Was ich dann nach einer erneuten Eskalation eines Abends, die die bisherigen Dimensionen noch sprengten, auch tat...
Der "finale Schuss" war längst überfällig in dieser Beziehung und es brauchte nun wirklich nicht mehr viel, um diese Entscheidung zu treffen. Es war wieder mal wie immer abends und ich war den Zirkus ja schon gewohnt. Diesmal fiel Inge aber noch eine kleine Steigerung ein, um ihrem Willen Nachdruck zu verleihen. Sie hatte mal wieder getrunken und das nicht zu knapp und sie beschränkte sich keinesfalls mehr auf den Rotwein sondern kippte alles weg, was sie fand. Auch meine Maßnahme Alkohohl aus dem Hause zu verbannen und Schnaps in der Mülltonne zu entsorgen fruchtete nicht. An jenem letzten Abend, den mit Ihr verbrachte, hatte Sie mal wieder ihr "Level" erreicht. Nach den übliche Cholerischen Anfällen schnappte sich das größte Küchenmesser das der Haushalt bot, eine Flasche Sekt und eröffnete mir, dass sie sich nun umbringen will.
Ehe ich etwas sagen oder Vorbeugungsmaßnahmen treffen konnte, hatte sie den Autoschlüssel geschnappt und wankte in Richtung Ihres Wagens. Da ich mir noch eine Hose überstreifen musste, hatte sie genug Zeit ihr Auto auch in diesem Zustand zu erreichen und sich darin einzuschließen. Ich konnte sie nicht am losfahren hindern, ohne mich der Gefahr auszusetzen, von Ihr überfahren zu werden. Da ich ihr einfach alles zu traute, stellte ich mich ihr lieber nicht in den Weg.  Natürlich war mir einerseits klar, dass sie sich nie etwas antun würde, viel zu viel sprach dagegen aber dennoch ich hatte richtig "Schiss".  In solchen Momenten denkt man doch an das Schlimmste und auch daran, dass man ewig mit einer Schuld leben müsste und sich immer fragen würde ob man auch wirklich alles getan hatte um dies zu verhindern.
Einen kurzen Augenblick dachte ich erst mal nach, was ich tun könnte oder sollte. Ich zog in Betracht die Polizei zu rufen, verwarf aber den Gedanken schnell wieder weil dann sie ihrem Führerschein wohl leb wohl sagen musste. Zunächst einmal klingelte ich alle ihre besten Freundinnen aus dem Bett, da ich annahm wird sich einfach bei einer der Grazien verstecken. Leider hatte ich auch damit kein Erfolg und so langsam gingen mir die Ideen wo, sie sein könnte. Mein Verstand sagte mir wohl, dass ich dass ganze überbewerten würde und sie mir vermutlich eine große Show botun meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich wusste auch nicht, wie viel sie tatsächlich getrunken hatte. So sehr ich auch alles absuchte, ich fand keine leeren Flaschen. Fast zwei Stunden ließ sie mich zappeln, dann stand sie wieder da als ob nichts gewesen wäre und ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren.
Am nächsten Morgen packte ich mir eine Tasche mit dem Nötigsten und checkte in Regensburg in einem Hotel ein... Ich glaube, ich erwähnte es schon einmal - das Schlimmste was es gibt, sind Frauen die verlassen wurden..  Prinzipiell ist nach dem Schlusspfiff mit einer Verlängerung zu rechnen, die meist nervig und unangenehm ist. Angeschlagene, verletzte und verlassene Frauen sind das Gefährlichste, was es gibt. Sie werden alles gegen dich benutzen was Sie können und diese Karten auch ohne Skrupel ausspielen.Da ich nun wirklich sagen kann, dass ich damit Erfahrung habe und in 99% derjenige war, der "Schluss" gemacht hat, möchte ich an dieser Stelle mal ein paar Tipps und Regeln aufführen um den "Rosenkrieg" zu vermeiden :


Zieht Mann mit einer Frau zusammen, immer einen doppelten Mietvertrag machen 
 
Alles was Dein Eigentum ist schriftlich festhalten und von Ihr unterschreiben lassen
 
Denke immer daran: alles was du Ihr erzählst, könnte Sie eines Tages gegen Dich benutzen
 
Glaube nie einer Frau die Worte:  "Ich werde Dir nie Steine in den Weg legen"
 
Wenn du merkst es geht zu "Ende", bereite Deinen Abgang sorgfällig vor
 
Natürlich klingt das nun nicht sonderlich romantisch aber wer schon einmal die Situation einer Trennung erlebt hat, weiß wovon ich spreche. Diese Regeln gelten natürlich im umgekehrten Sinne für Frauen genau so um sich abzusichern und spätere Probleme zu vermeiden.
Bei Inge beachtete ich diese Regeln wieder mal nicht. Es war ein langer Kampf, bis ich wenigstens all meine Klamotten wiederhatte. Die Verluste ansonsten hielten sich in Grenzen, da ich noch den Schlüssel besaß und am nächsten Tag, als sie in der Arbeit war, wenigstens den größten Teil meiner technischen Geräte retten konnte. Meine teure Onkyo Anlage mit sündhaft teuren T & A Boxen fiel allerdings der Beziehung zum Opfer. Auch ein halbes Jahr später, ich hatte die Hoffnung Sie hätte sich bis dahin etwas abgekühlt und man könnte mit ihr vernünftig reden, verweigerte Sie mir mein Eigentum. Auch mein Teil der Kaution für die Wohnung war natürlich hinüber und Sie dachte nicht im Traum daran, mir den auszubezahlen.  Es gab auch sonst noch einige Dinge, die man der Verlustrechnung  deklarieren musste. Für mich war es dann letztendlich egal und ich war nur froh, wieder frei zu sein und wollte diesen Alptraum schnell vergessen. Leicht machte Sie mir das nicht, denn die nächsten sechs Monate klingelte mein Telefon fast jede Nacht. Natürlich meldete sich nie jemand am anderen Ende der Leitung, doch mir war klar wer die Übeltäterin war ......
 
Kapitel 5 ....            "Baggergrube" (Internet der Ball der einsamen Herzen)

Schon Anfang der neunziger hatte ich meinen ersten Computer benutzte ich ihn damals auch noch ausschließlich beruflich oder um mich bei Games zu entspannen. Richtig online ging ich erst 1999 allerdings auch da noch nur mit dem Zweck dieses neue Medium nicht an mir vorbeigehen zu lassen , da es ja auch beruflich für mich wichtig war.
Ich kauft mir bei uns in der Firma einen neuen Computer, er war so zu sagen mein eigenes Einstiegsgeschenk für meine neue Wohnung in Regensburg. Wohnung ist eigentlich zuviel gesagt, denn das 30qm Zimmer das ich mir mietete glich eher einer Studentenbude. Auf die Schnelle fand ich einfach nichts anderes und im Hotel zu wohnen überschritt so langsam mein Budget. Wichtig war nur, dass ich den Horrortrip mit Inge hinter mir hatte und ich nun Zeit für mich hatte dies zu verarbeiten. In meinem neuen Job in Regensburg hatte ich Fuß gefasst und mich auch durchgesetzt.
Mein charismatischer Führungsstil gegenüber den Mitarbeitern funktionierte und ich hatte ihr Anfangs vorhandenes Misstrauen gegenüber mir erstickt. Wider einmal wurde ich meiner Auffassung bestärkt, dass man mit Diplomatie mehr erreicht als mit einem autoritären Verhalten. So marschierte ich doch recht zuversichtlich ins neue Jahrtausend irgendwie schon mit dem Wunsch, nun endlich einmal Ruhe in mein Liebesleben zu bekommen.  Die große Gefahr dabei, ich kannte mich ja selbst genug, war einfach das ich wieder einen Schnellschuss landete ohne mit die nötige Zeit für was "Neues" zu lassen. Ich weiß nicht warum, aber wenn ich mal auf dem "freien Markt" zu haben war ging es nie lange, bis eine Frau wieder ihre Krallen an mir hatte und meist war ich der Letzte, der es merkte.
Die Wochen nach der Flucht aus "Absolum" verbrachte ich relativ eintönig. Außer die nervenden Telefonanrufe in der Nacht, die nach ein paar Wochen auch verstummten, verschwendete ich kaum noch einen Gedanken an Inge. Die meiste Zeit beschäftigte ich mich mit meinem neuen Computer und dem Internet. Ich entdeckte im World Wide Web dies und das und die Kiste lief eigentlich jeden Tag bis in den frühen Morgen, was man mir wohl auch in der Arbeit ansah. Ich begann mich zu isolieren und mein Interesse für andere Dinge die sich real in der Welt befanden schien immer kleiner zu werden. Zwangsläufige Besuche zum Ausgleichs des Hormonhaushalts in irgendwelchen Hin und Mit-Lokalitäten, die so langsam nötig gewesen wären, verkniff ich mir ebenso. Meine Internetrechnungen stiegen in astronomische Zahlen, bis hin zum Rekordbetrag von 600 Mark für einen Monat.
Hauptgrund dafür waren die so genannten Chaträume, die es schon damals gab und die mich in Ihren Bann zogen.  Genau genommen ersetzten die jene Tanzlokale, die ich Ende der 90er aufsuchte, nur das ich bis dato noch nicht Gebrauch davon gemacht hatte. Die meiste Zeit verbrachte ich in einem Citytalk einer größeren Stadt, die nicht mal all zu weit von Regensburg entfernt war. Jeden Abend sofort, nach dem Öffnen der Wohnungstür, war es das gleiche Ritual. Den Daumen auf den Einschaltknopf des Computers und nichts wie hin in den Citytalk.
Hier erfreuten mich dann Screens (Pseudonamen der Anwesenden im Citytalk) wie: "Schöne Blume28", "Tigerlilly", "Blondes Wunder", "Zauberfee", "Wild Angel", "Erdbeere35" und und... ich könnte eine endlose Liste aufführen dieser Namen, die alle eines gemeinsam hatten: Sie hielten nicht das, was die Namen suggerieren.  Männliche Screens oder sollten wir "Decknamen" sagen waren da nicht anders. Tiger, Löwen, Elche, die halbe "Wilhelma" schien hier vertreten zu sein. Dazu kamen dann noch bei der männlichen Klientel Screens, die eine eindeutige Aussage hatten, die meist in die sexuelle Richtung tendierte.  Ich selbst entschied mich für "Blue Foox" und begann, das Terrain zu erkunden. Der Name fiel mir deshalb ein, weil Blau meine absolute Lieblingsfarbe ist und der Rest war in Anlehnung meines Nachnamens. 
Blue Foox integrierte sich schnell in diesen City - Talk und bekam nach gewisser Zeit auch schon regelmäßig Telegramme von weiblichen Talkerinnen (Mit Telegrammen kann man mit einzelnen Teilnehmern in Kontakt treten quasi eine Art Separee im Internet). Die Namen, die nach einem Klingeln am linken Bildschirmrand meines Monitors auftauchten, waren alle viel versprechend. Nur eins erkannte ich schnell: eine vernünftige Unterhaltung zu führen war die Ausnahme. Meist schon nach den ersten zwei geschriebenen Sätzen war einem klar, dass man es hier nicht gerade mit Intelligenzbestien zu tun hatte. Im Endeffekt lief es immer nur auf eine Erkundung er privaten Verhältnisse hinaus. Passte das Alter nicht oder outete man sich als Nichtsingle, waren die Teles auch schnell wieder beendet. Manche brauchten dafür eine Stunde, andere schafften das in zwei Minuten. Ich lernte schnell und begriff auch, dass aus dem "Hin und Mit" hier ein "On und Mit" wurde.  Der Schlüssel zum Erfolg zu kommen war einfach eine positive Darstellung von sich selbst, denn schließlich hatte man ja den Monitor zur Deckung. Da zu dieser Zeit mein Sexualleben eher brach lag oder eigentlich gar nicht vorhanden war, beschloss ich mich an diesem Spiel, das hier ablief, zu beteiligen...
Jeder Chatraum hatte seine regelmäßigen Stammtische im "Fachjargon" einfach "STT" genannt. Dort trafen sich die User (Internetteilnehmer), so wie sich der Kaninchenzüchterverein oder Schrebergartenverein zu seinem Stammtisch trifft. Da es auch mal endlich Zeit wurde, dass ich wieder unter Leute kam und mein Einsiedlerdasein zwischen Arbeitsplatz und Computer beendete, beschloss ich da mal vorstellig zu werden.
Einladungen dazu hatte ich schon häufig bekommen, ohne diese jedoch zu nutzen. Ich pendelte in dieser Anfangszeit oft zwischen meinem Stammchatraum jenem Citytalk einer etwas entfernten Grosstadt und dem Citytalk Regensburg. Meist bekam ich von beiden Einladungen für diese ominösen Treffen. Da Regensburg nun mal vor der Haustüre war, beschloss ich mir da Ganze mal von aus Nähe anzusehen.
In der alten Mälze, einem traditionsreichem Lokal von Regensburg, war an einem Samstag Abend Treffpunkt. Die Tür des eigens angemieteten Hinterzimmers trug die Aufschrift "AOL". Ich war ziemlich spät dran und der Raum war gut gefüllt wie mir ein erster schweifender Blick auf der Suche nach einem freiem Stuhl verriet. Nicht einmal hingesetzt hatte ich mich, da stand schon ein älterer Mann im blauen Anzug und mit einer Krawatte vom Provider (Internetanbieter) provokativ vor mir und verlangte meine Einladung - welche ich natürlich nicht dabei hatte.  Nachdem ich ihm dann klar gemacht hatte, zu dieser "Mespoke" dazuzugehören, kramte er wichtig in seinen Unterlagen und überreichte mir ein Namenschild mit dem Hinweis das ich es tragen muss. Ich ließ es in meiner Jeans verschwinden und setzte mich endlich auf meinen Stuhl. Der betagte Herr im blauen Anzug schien hier so etwas wie der Bahnhofsvorsteher zu sein, denn die Blicke der Anwesenden waren ihm gespannt zugewandt, als er so eine Art Ansprache begann. Er begrüßte die Mitglieder, erzählte irgendwas von Statistiken über die Stammtische zuvor (Besucherzahlen) und begrüßte die Neuen (die sich diesen Schwachsinn antaten) namentlich, so auch mich. Er schien sich durchaus in seiner Rolle als Selbstdarsteller zu gefallen. Irgendwie wusste ich nicht recht, war ich bei einem Parteitag der CSU oder war das die Jahreshauptversammlung des Tupperwarenvereins.  Sichtlich unwohl fühlte ich mich und ich wusste nicht, wie lange ich diesen Schwachsinn noch ertragen konnte. Um mich von diesem Geschwafel abzulenken, streiften meine Blicke umher um mal die Anwesenden zu mustern. Hier saßen sie nun alle: die Zauberfeen, Sommerblumen und Engel, eben alle Arten und Gattungen und ich hatte das Gefühl mir wurde schlecht.
Die Zauberfeen hatten wohl bestimmt keinen Zauber, außer dem einen zu erschrecken, die Sommerblumen waren eher Herbstzeitlose, und die Engel hatten nur die Farbe ihrer Haare mit Engeln gemeinsam. Der Alterschnitt war auch sehr hoch anzusiedeln, was nicht nur am Vorsitzenden dieser erlauchten Gesellschaft lag. Eigentlich war ich bedient mit dem was ich hier sah, doch ich beschloss noch etwas zu verweilen um mir die volle Dosis dieses "Komödienstadls" zu geben. Nachdem die honore Persönlichkeit im blauen Anzug seine Monologe endlich einstellte, begannen sich die einzelnen Anwesenden persönlich vorzustellen. Alle zwei drei Minuten klopfte mir ein Engel oder eine liebe Fee auf die Schulter um mich zu begrüßen. Grausam, was sich da für Wesen vor mir aufbauten. Ich denke Dr. Mabuse hätte seine Freude daran gehabt.
Mir war die Freude vergangen und auch die Absicht eventuell meinen Hormonhaushalt wieder mal auszugleichen, war längst gewichen. Die spielten einfach nicht in meiner Liga und ein Zwangsabstieg kam nicht in Frage.  Nach gut zwei Stunden hatte ich genug gesehen und genug ertragen, sodass mein Entschluss klar war: In Zukunft werden alle Einladungen im Papierkorb des Betriebssystem meines Computer landen.
Nach diesem Erlebnis war klar das ich keinen Pachtvertrag in diesem Jagdrevier abschließen würde, denn das was hier zum Abschuss freigegeben wurde wartete wohl eher auf den Gnadenschuss. Ich sehe jetzt die eine oder andere empörte Leserin direkt vor mir keifend und schnaubend ob dieser Zeilen. Besagte Leserin wird mich als arrogant eingebildet und was ihr sonst noch so alles einfällt bezeichnen. Im Voraus gesagt ich stehe voll hinter dem was ich hier zum besten oder zum schlechten gebe. Die Gegenargumente die mich treffen würden kenn ich alle zur genüge. Ich will mal versuchen sie auf meine Art zu zerlegen. Zunächst mal ein paar typische Beispiele von Headlines jener Klientel: "Nur inner Werte zählen" "Er muss mich so mögen wie Ich bin" oder "Ich steh zu meinen Pfunden"...
Eigentlich gibt es für dafür nur klare Antworten. Von inneren Werten alleine kann auf Dauer keine Beziehung zehren, es sei denn man begnügt sich auf die platonische Art oder belügt sich jede Nacht selbst, indem man die Dunkelheit und seine Traumbilder zu Gefährten macht. Nicht zu vergessen, dass man dabei natürlich auch seinen Partner betrügt. Ich denke sehr viele Paare tun dies, ohne es sich jedoch gegenseitig einzugestehen oder weil sie nie was anders kannten. Innere Werte sind wichtig, was ich betonen will aber von Ihnen alleine wird weder ein Mann noch eine Frau zufrieden werden. Wenn ich jemand liebe, muss ich Ihn oder Sie so nehmen wie Sie oder Er ist, aber das weiß ich eben schon zuvor ob ich das kann oder nicht. Wenn eine Frau zu Ihren Pfunden steht und dies versucht ihrem Umfeld aus Selbstbewusstseinsgründen deutlich zu machen, so soll sie das. Das Sie sich natürlich selbst belügt damit steht auf einem anderen Blatt. Sicherlich muss man das immer unterscheiden, denn es gibt sicherlich gerade auf der männlichen Seite dieser Internetbörse, die sagen wir mal "Allesfresser". Ich zähle mich dazu nicht, denn wenn ich hungrig bin überlege ich mir zuvor was ich esse und entscheide mich für etwas das mir auch schmeckt. Dieser ominöse Stammtisch war voll dieser Allesfresser und so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte kein Dessert für mich entdecken.
Ich schloss diese Akte schnell, denn hier würde sich für mich weder eine neue Beziehung ergeben noch einen so langsam mal wieder dringend benötigten "Blow Job" oder "One Night Stand". Meine Gewohnheiten änderte ich nicht und das Internet und seine von mir bevorzugten Chaträume bestimmten weiterhin meine Abendunterhaltung. Mit dem einfachen chaten begnügte ich mich nicht mehr, ich war neugierig geworden und wollte mehr über diese neue Art der etwas merkwürdigen Partnerbörse herausfinden. Das in diesen "Teles" sowie den Chaträumen gelogen wurde bis sich die Balken biegen, hatte ich längst herausgefunden und beschloss mir dies mal zu Nutze zu machen. Studiere deine Gegner, dann weißt du wer dein Feind ist. Also legte ich mir einen weiblichen Screen zu, mit dem ich mich in den nächsten Wochen erst mal in den bevorzugten Chaträumen zu etablieren versuchte. Dies ist gar nicht so einfach, da jeder Chatraum, vor allem aber die regional bezogenen, von "Stammusern" besucht sind, die gerne unter sich bleiben. Frauen haben es zwar leichter in diese doch recht verschworene Gemeinschaft einzudringen, aber auch sie haben mit einer Art "Stutenbissiger" weiblicher Klientel zu kämpfen, die um ihre Reviere fürchten. "Süsse 28", so nannte ich mich und war die nächsten Wochen mit diesem Screen unterwegs, um einmal "Männer" kennen zu lernen.
Jeder, der gern chatet, sollte einmal das Geschlecht wechseln. Ob nun männlich oder weiblich, er wird Erfahrungen machen, die ihn zwischen Verwunderung und Kopfschütteln hin und herreißen. Mein Urteil über mein eigens Geschlecht fiel vernichtend aus. Neunzig Prozent die mich antelten waren keine Unbekannten für mich, da ich ihre Namen Abend für Abend in den diversen Chats las. Es war natürlich besonders süffisant gerade jenen, bildlich gesprochen, die Hose herunter zu lassen. Mir wurde dabei schnell klar, dass ich in der größten Baggergrube gelandet war, die ich je kannte und ich ließ die Jungs baggern.

Vier Hauptkategorien kristallisierten sich schnell heraus : "Der Subtile" zählt eher noch zu den angenehmeren Erscheinungen, weil er nicht gleich mit der Tür ins Haus fällt sondern behutsam seinen Beutezug vorbereitet. Über mehrere Tage oder Wochen schleimt und schwallt er Dich zu, bis er endlich damit rausrückt. was er eigentlich von dir will. Nichts anderes als seine Mitbewerber der anderen Kategorien. Der "Verständnisvolle" ist ähnlich mit dem Subtilen. Auffallend an ihm ist, dass er selten gegen Dich spricht und sich im Tele als passiver Part erweist. Auch er hat natürlich nur ein Ziel, nur kennt er die Psyche von Frauen gut und weiß somit wo ihre Schwachstellen liegen, die er sich zu Nutze machen kann. Der "Direkte" wird schon deutlicher, kommt schnell zur Sache und schreibt dir auch unverblümt im Tele, was er von Dir will oder Du von ihm haben kannst. Immerhin hat man mit Ihm den Vorteil, gleich zu wissen woran man ist und verschenkt keine Onlinezeit. Zum Schluss noch der Übelste der Konsorten die ich bei meinem Experiment kennen gelernt habe, nämlich der  "Stinker". Er beginnt seine Tele in der Regel freundlich und nett, aber nur, solange bis du Ihn in die Schranken weist, weil Dich seine plumpe Anmache nervt. Von da an verwandelt sich Paulus in Saulus und beschimpft Dich auf übelste Weise. Fazit: Mein Eindruck über das männlich Geschlecht war niederschmetternd, ja beschämend könnte man sagen. Natürlich möchte ich nicht alle verdammen, denn Ausnahmen bestätigen die Regel. Dennoch hatte ich den Eindruck, als Frau ist es verdammt schwer die Spreu vom Weizen zu trennen und Frau sich hier in diesem Medium schnell aufs Glatteis begeben kann. Andererseits musste ich mich fragen, ob es vielleicht nicht auch an den Frauen selber liegt, dass Männer sich benehmen wie Arschlöcher. Hätten Sie keinen Erfolg damit, würden sie ja nicht immer wieder das gleich Schema benutzen und damit, zumindest aufs Internet bezogen, Erfolg haben. Müsste ich jetzt eigentlich zu einem Umkehrschluss kommen? Sind vielleicht die Frauen in diesen Chats einfach nur dumm? Nein, von ein paar Ausnahmen die es überall gibt, natürlich nicht. Es liegt viel mehr am Umfeld und den sozialen Konstellationen dieser Frauen. Sieht man sich die Chats und vor allem die weiblichen Teilnehmer einmal genauer an, findet man Antworten.
Viele leben richtig in dieser Welt, ja man könnte so weit gehen zu sagen Sie haben sich eine virtuelle Familie geschaffen. Ich rede jetzt nicht von Usern, die einfach mal gelegentlich durch Chats surfen um sich zu amüsieren oder abendlich zu entspannen. Es sind weibliche "Stammuserinnen", die du Abend für Abend in den Chats findest. Frauen, die den Kontakt nach außen in die Welt verloren haben oder einfach nicht die Möglichkeit haben, irgendetwas außerhalb der virtuellen Welt zu unternehmen. Frauen, die verheiratet sind und hier ihren letzten Freiraum finden, um wenigstens für Stunden dem grauen Alltag zwischen dem Warsteiner des Mannes und dem Anblick seiner schlabbrigen Jogginghose zu vergessen. Stunden, in denen Sie in einem "Tele" flirten, sich ihren Frust von der Seele reden und träumen, Sie würden einem "Brad Pitt" gegenübersitzen. Auch wenn sich der Telepartner beispielsweise nur "Siggi Lieber" nennt, vermutlich gerade in der Nase bohrt und sein Jogginghose hochzieht, die Ihm über die Wampe rutscht. Frauen die geschieden sind, allein erziehende Mütter, die nicht die Gelegenheit haben, sich ins "Nightlife" zu stürzen weil es weder Ihre finanzielle Situation noch Ihr Verantwortungsbewusstsein erlaubt. Ihre Möglichkeiten auf dem "freien Markt", wie ich es gerne nenne, eine neue Beziehung zu finden sind sehr gering. Zwischen Aldi, Lidl und Wochenmarkt sind die Aussichten klein mehr als einen Arbeitslosen zu finden und schließlich will Sie ja zu Ihren Kindern nicht auch noch einen Mann ernähren. Ich denke, früher blieb solchen Frauen nur der Weg der "Such Mich Find Mich" Anzeige in der Tageszeitung. Heute, im zweiten Jahrtausend, bietet die Plattform des Internets und dessen Chaträume Ihnen eine Gelegenheit, sich neu zu orientieren. Und sollte es nur ein verschwiegener "One Night Stand" sein, so ist das jeder dieser Frauen zu billigen und zu gönnen. Die Anonymität des Internets schützt sie jedenfalls vor zu neugierigen Nachbarn. Ich habe größten Respekt vor diesen Frauen, die versuchen im Chat Ihrer Ei! nsamkeit zu entfliehen und durch diese Plattform wieder einen Partner zu finden für sich und letztlich Ihre Kinder. Frauen, die der "freie Markt" nicht bediente, die es einfach nicht schafften eine Beziehung aufrecht zu erhalten oder deren "hohe innere Werte" für die äußerlichen "Nichtigkeiten" keinen Spielraum ließen. Sie geben sich meist selbstbewusst, überspielen durch vermeindlich kluge Phrasen Ihren seelischen Chaoszustand und machen eigentlich nichts lieber, als Männer in bestimmte Ecken zu drücken oder in Schubladen zu stecken. Dieser Weiblichen Spezies gehe und ging ich eigentlich immer aus dem Weg und Mann sollte Sie auch Ihrer eigenen "Schublade" bis auf weiters überlassen, denn für sie ist die "Goddieschublade" von Miranda aus Sex and the City genau das richtige!
In der Regel sind diese "Userinen" so um die dreißig. Sie merken zwar, das Ihnen langsam die Felle davonschwimmen und die innere Uhr zu ticken begonnen hat, doch dies verbittert Sie immer noch weiter. Anstatt den Schalter zu drücken sollten sie Ihre Einstellung zu ändern, sich mal im Spiegel betrachten oder mal wieder auf die Waage im Badezimmer stellen. Vielleicht würde auch eine Spruch über ihren "TFT" - Monitor helfen: "Nicht alle Männer sind "Allesfresser" und "Allesfresser" wechseln täglich ihre Mahlzeiten weil es Ihnen egal ist, was auf den Tisch kommt..."
Dies sind nicht nur an den Haaren herbeigezogene Feststellungen. Jahrelange Internet- und Chaterfahrung sowie persönliche Erlebnisse sind in den nächsten Kapiteln nachzulesen. Der Ball der einsamen Herzen im Internet, eines der skurrilsten Phänomene unserer Zeit in den neuen Medien...
Ich hatte mich zwischenzeitlich in meinem Stammraum etabliert und das gleich mit Screens beiderlei Geschlechts. Meine Recherche war abgeschlossen und ich entfernte auch die "Süsse 28" wieder aus dem Computer. Meine Neugier war damit aber längst noch nicht gestillt. Es musste doch auch noch etwas anderes geben als das, was ich auf meinem ersten Usertreffen sah. Oder war dies tatsächlich der repräsentative Querschnitt, den ich da gesehen hatte? Ich konnte und wollte das nicht glauben. Die nächsten Wochen oder besser gesagt deren Nächte freute sich mein Provider wieder über steigende Umsätze. Es war schon wie eine Sucht, jeden Abend den Knopf des Computers zu drücken und darauf zu warten, dass im oberen Eck ein Fensterchen aufging und ich die Zeilen: "Hi Blue Foox" lesen konnte. Es waren immer die Selben, quasi meine eigenen Stammgäste die ich da hatte, alle durchwegs weiblich. Heutzutage hat jeder die Möglichkeit mittels eines Scanners ein Foto von sich zu verschicken. Immer unter der Voraussetzung, er oder sie will das auch und das Foto ist tatsächlich auch echt. Früher musste man der Ausrede Glauben schenken, dass dein Gegenüber im Tele kein Foto senden konnte, weil er oder sie keinen Scanner besaß. Es blieb einem nichts übrig, als dem Beschreibungen einfach Glauben zu schenken und zu hoffen, dass sich das "Liebe Kuscheltier 29" nicht als überdimensionaler "Grizzly 45" entpuppte.
Ich war langsam richtig versessen darauf, auch einmal eines dieser "Blind Dates" zu erleben. Immer wieder las ich im Chatraum davon, wie sich welche verabredeten und anscheinend ihren Spaß dabei hatten. Meine Körperlichen Funktionen signalisierten mir schon all zu lange überdeutlich, dass sie mit meiner Abstinenz nicht einverstanden waren. Ich begann mich intensiver darum zu bemühen und erkor eine meiner Stammuserinnen zu meinem ersten Versuch in dieser Richtung. Sie fiel mir dadurch auf, dass sie recht witzig im Chatraum schrieb und im Tele man sich mit ihr sehr kurzweilg unterhalten konnte. Leicht frivol war sie darin auch, ohne jedoch gewisse Grenzen der Geschmacklosigkeit zu überschreiten. Die Beschreibung die sie mir von sich gab passte eigentlich auch, also beschloss ich den Frontalangriff. "Icetigergirl" wie sich nannte war jeden Abend im Chat und ich hatte bestimmt schon an die fünfzig mal mit ihr getelt. Ich fragte sie frei heraus, ob wir ein Date machen könnten. "Ictigergirl" stimmte sofort zu und wir verabredeten uns für den nächsten Tag am Spätnachmittag. Da ich in meinem Job meine Arbeitszeit sehr individuell gestalten konnte war es auch kein Problem mir den Nachmittag frei zu halten. "Icetigergirl" wohnte nicht in meiner Stadt und ich hatte bewusst darauf geachtet auch jemand zu finden der das nicht tat. An jenem Donnerstag setzte ich mich in mein Auto und fuhr voller Erwartungen die achtzig Kilometer von Regensburg nach Nürnberg. Noch nie hatte ich so was getan und ich muss gestehen, dass sich echt nervös war. Das mich "Icetigergirl" gleich zu sich nach Hause bestellte war mir zwar etwas befremdend vorgekommen, aber ich hatte keine Lust irgendwie darüber jetzt nachzudenken. Ein paar Minuten zu früh erreichte ich mein Zielort in Nürnberg, parkte meine Wagen wie immer wenn ich keinen Parkplatz fand unvorschriftsmäßig, um auch den Politessen eine Freude zu gönnen, und hielt Ausschau nach dem Haus mit der Nummer 20. Es war ein riesiger Wohnblock, vermutete mal Sozialbau in dem "Icetigergirl" w! ohnte. Zerstörte Briefkästen und Berge von Müll im Treppenhaus ließen schon erahnen, dass ich mich nicht gerade im vornehmsten Viertel von Nürnberg befand. Sei´s drum dachte ich und begab mich erwartungsvoll in den vierten Stock des Wohnhauses, um bei "Icetigergirl" zweimal den Klingelknopf zu drücken. Nervös und angespannt wartete ich nun auf das, was sich hinter der Wohnungstür verbarg ...
Die Tür öffnet sich und mir war sofort bewusst, dass ich richtig fett mit beiden Händen in die "Scheisse" gelangt hatte. Ehe ich überhaupt ein Hi oder Hallo über meine Lippen brachte, sprang mich "Icetigergirl" voller Euphorie an, umarmte mich und drückte mir einen Kuss auf die Wangen. Sie zog mich ins Wohnzimmer, falls man diese Müllhalde so nennen konnte und bot mir ihre Couch an. Ein kurzer Rundumblick hatte mir genügt, um die Gedanken des schnellen Rückzugs einzuleiten. Zwei Kids keiften sich im Hintergrund an, welche sie in energischem Ton sofort aus der Wohnung verbannte und Richtung Spielplatz schickte. Ich hatte bereits für mich beschlossen mich so schnell und so anständig wie möglich hier aus der Affäre zu ziehen. "Icetigergirl" bot mir einen Kaffee an und ich willigte notgedrungen ein, um mir zwischenzeitlich eine Strategie für einen schnellen Abgang zu überlegen. Während sie den Tisch für den Kaffee deckte konnte ich sie endlich etwas genauer mustern. Sie trug eine Art kakifarbige Bermudas, ein verwaschenes T - Shirt und der absolute Hit waren die Birkenstocks an ihren Füssen. Ansonsten schien sie eher an Untergewicht zu leiden und sah irgendwie auch nicht gerade gesund aus. Sie brachte den Kaffee, schenkte ihn ein und setzte sich schon gefährlich nahe neben mich. Jetzt, da Sie so nahe quasi auf Tuchfühlung neben mir saß und wie ein Wasserfall anfing zu reden, versetzte sie mir den nächsten Schock. Ein sechsjähriger, der seine ersten Zähne verlor, hatte noch mehr übrig davon als das, was "Icetigergirl" zu bieten hatte. Ich hatte Mühe meine Magennerven nach jedem Schluck Kaffee zu beruhigen und dem vorhandenen Würgreiz Einhalt zu gebieten. "Icetigergirl" strotze aber vor Selbstbewusstsein und hielt sich anscheinend für unwiderstehlich. Sie rückte langsam näher, begann Hand an mich zu legen und wollte mich küssen. Der schnelle Griff zur Zigarette bewahrte mich vor jenem Albtraum, danke Marlboro an dieser Stelle, du schadest doch nicht nur der Gesundheit. "Icetigergirl" schien etwas verwirrt, ver! mutlich hatte sie öfters "Allesfresser" zu Gast, da ich Ihren "erotischen" Verführungskünsten nicht erlag. Sie begann auf mich einzureden und es erschien mir so, als versuchte sie herauszufinden warum ich ihre eindeutigen Signale nicht erwiderte.
Ehrlich gesagt, ich konnte ihr nicht ins Gesicht sagen warum und wieso, irgendwie hatte ich Mitleid empfunden. Nach wiederholten Annäherungsversuchen ihrerseits und erfolgreicher Abwehr meinerseits änderte sie ihre Taktik schlagartig. Sie begann mich nun zu fragen, ob ich ein sexuelles Problem hätte oder vielleicht schwul wäre. Ich überlegte kurz ob ich dies bestätigen sollte um ihr so den Wind aus den Segeln zu nehmen, entschied mich aber dann dagegen, denn ich wusste ja nicht ob sie mich dann zum Gespött im Chatraum machen würde, was ich schwer vermutete. Mein Ziel war es einfach einen Weg zu finden hier zu verschwinden, ohne dass ich ihr jetzt durch die Realität weh tun müsste. Ich sah schon während der ganzen Zeit im Minutentakt auf meine Uhr, immer darauf lauernd dass sie dies mal langsam bemerkte. Endlich tat sie das auch und stelle die Frage der Fragen auf die ich sehnsüchtig gewartet hatte.... "Hast du noch etwas vor oder hast du es eilig"?
Dies war der Moment des klassischen unverfänglichen Abgangs, sauber, unproblematisch und ohne Nebenwirkungen. Ja, entgegnete ich, einen geschäftlichen Termin, der sich kurzfristig ergab, müsste ich noch wahrnehmen, entschuldigte ich mich. Sie begleitete mich noch zur Türe und fiel mir nochmals wie bei der Begrüßung um den Hals, als wenn wir uns schon jahrelang kennen würden. Ich fuhr mit einer Erfahrung reicher nach Hause, startete gleich wieder meinen Computer und noch ehe ich in meinen Chatraum gelandet war hatte ich schon wieder "Icetigergirl" im Tele...
Ein fast schon euphorisches "uiiiii du bist schon zu Hause?" Wo sollte ich auch sonst sein, schließlich hatte ich ja keinen Internetanschluss im Auto. Ich beschloss das Tele zunächst einmal weiterzuführen, allerdings etwas nüchterner und mit einer gewissen Distanz. Dumm war sie ja nicht, denn sie bemerkte recht schnell meinen Wandel in der Art meines Schreibstils und sprach mich auch prompt darauf an. Mit einer Floskel, die meine Müdigkeit untermalen sollte war sie aber zufrieden und ich drückte schnellstens den Ausschaltknopf des Computers. Etwas in mich hineingrinsend schlief ich dann ein, wohl wissend, dass damit noch nicht das letzte Wort in dieser Angelegenheit geschrieben war. Meine Vermutungen waren richtig. Die nächsten zwei oder drei Tage machte sie mir richtig Telestress. Klar hätte ich ihren Screen sperren können, aber das hätte nur die Wirkung gehabt, dass sie offen im Chatraum ihre Show abzog und darauf konnte ich nun wirklich verzichten. Ein Tele von ihr glich dem anderen in diesen Tagen. Es hatte ein genaues Schema. Die Einleitung war immer freundlich und nett, doch dann steigerte sie sich, als sie meine Reserviertheit bemerkte ,in einen Rausch von Beschimpfungen. Irgendwann, wenn sie sich richtig ausgekotzt hatte kam immer der selbe Satz: "Was passt Dir an mir nicht?" Klar hätte ich ihr das schreiben können und  zwar so deutlich, dass es selbst sie hätte verstehen müssen, doch das wollte ich vermeiden. Irgendwann, ich weiß nicht mehr genau, circa 6 Tage nach meinem Blinde Date, zog sie ihr abendliches Ritual wieder bei mir durch doch sie hatte meine Schmerzgrenze erreicht.
Das ich schwul, impotent, einen zu Kleinen hatte, damit konnte ich ja noch leben. Da sie mir aber allabendlich Schimpfwörter der untersten Schublade verpasste, ging auch meine Eselsgeduld nun langsam zu Ende. Ich versuchte ihr zu erklären, ohne ihr jetzt zu arg auf ihre Birkenstocks zu treten, dass sie einfach nicht mein Typ war. Als dies auch nicht den gewünschten Erfolg brachte und sie weiter bohrte und auf dem "Warum" herumhackte, wurde ich deutlicher. Ich empfahl ihr einen guten Zahnarzt, wohl wissend, dass jener vor einer Lebensaufgabe stehen würde. Ich schrieb ihr die Zeilen nicht einfach so plump ins Tele, nein ich versuchte ihr zu erklären, welchen Vorteil sie selbst davon hätte. Es begann eine stundenlange Diskussion, die sich nur im Kreis drehte. Sie schilderte mir ihre sozialen Verhältnisse, die ja wirklich nicht rosig waren wie ich bei meinem Date auf einen Blick erkennen konnte. Da sie die AOL Rechnung (ca. 400 Mark monatlich, wie sie mir sagte) bezahlen konnte, ließ ich dies nicht gelten. Außerdem gibt es auch soziale Einrichtungen in unserem Sozialschmarotzerstaat, die da ebenfalls Zuschüsse gewähren würden. Es ist aber sinnlos jemandem, der sich der sich für unwiderstehlich hält zu erklären,  dass er sein Problem bei sich selbst suchen muss. Icetigergirl machte nun das Beste, was sie machen konnte: sie drehte den Spieß um. Sie ließ mich wissen, dass ich mir gar nichts einbilden brauche und sie auch gar keinen Bock auf mich habe, weil ich nun wirklich nicht ihr Typ bin. Ein paar Beschimpfungen noch unterhalb der Gürtellinie, quasi als Dessert, und schon las ich: "Icetigergirl ist nicht mehr angemeldet"...
Es war das letzte Tele, das ich mit ihr führte. Zwar erschien sie noch im Raum, flirtete heftig mit ein paar "Allesfressern", doch mich telte sie nie mehr an. Wenig später verschwand der Screen dann ganz von der Bildfläche, vermutlich hat ihr AOL Einhalt geboten. Ein Blind Date und ein Stammtisch, eigentlich musste ich doch bedient sein. Da ich aber manchmal von Realitäten schwer zu überzeugen bin und den hang zum Träumer habe, wollte ich noch nicht aufgeben. Es konnte doch nicht sein, dass sich nicht irgendwo in diesem Dschungel der Anonymität kein Juwel finden lässt. Der Kampfgeist erwachte und ich nahm die nächsten "Projekte" in Angriff. Zum einen wollte ich einmal die Stammtische vergleichen, schließlich konnte das doch nicht die Regel sein, was ich da in der "Alten Mälze" erlebt hatte. Außerdem wollte ich einen zweiten Versuch mit einem weiteren Blind Date wagen. Irgendwie war ich wohl masochistisch veranlagt, denn nach dem Erlebnis mit Icetigergirl gehörte schon ne Portion Mut dazu, dies nochmals zu versuchen.
"Erdbeere 001" hieß die neue Auserwählte. Wir hatten schon wochenlang getelt und immer wirklich gute Unterhaltungen geführt. Sie war Architektin, arbeitet in München und wohnte in Bad Abbach, cirka 30 km westlich von Regensburg. Eine wirklich intelligente Frau mit guten Umgangsformen, wie die Teles vermuten ließen. Natürlich hatte ich dazugelernt nach dem Erlebnis mit der Birkenstocklady (hatte ich das wirklich?) und so versuchte ich schon ein Foto von ihr zu ergattern, bevor ich mich verabredete. "Erdbeere" hatte auch tatsächlich einen Scanner und schickte mir ein Foto. Wie ich den Teles herausfand, war sie eine kinderlose (Nachtigall ich hör die trapsen), 37jährige Singlefrau, für die der Beruf der Mittelpunkt ihres Lebens ist. Sie schien sich für diese Art des Lebensstil entschieden zu haben, was ich auch in Ordnung fand. Es schien, so wie man es aus den Teles entnehmen konnte, hatte sie sich einfach für Prado, Porsche und Jil Sanders entscheiden, als für C&A, Lidl und Aldi. Das Foto, das sie mir sandte, zeigte einen nahtlos gebräunten Frauenkörper ohne Fehl und Tadel, auf dem man allerdings ihr Gesicht nicht erkennen konnte, denn jenes verbarg sie in ihrem Schoss. Ansonsten war auf dem Akt fast alles zu erkennen oder zu vermuten, denn die neuralgischen weiblichen Zonen waren von ihren sehr langen blonden Haar geschickt versteckt. Man erkannte sofort, dass das Bild von einem Profi gemacht wurde aber da hatte ich bei ihr auch nichts anderes erwartet.
Aus Fehlern wird "Mann" klug und so verabredete ich mich diesmal auf neutralen Terrain. In Bad Abbach an einer Tankstelle, die an der Hauptstrasse lag und somit nicht zu verfehlen war, machten wir den Treffpunkt aus. Es war so gegen 21 Uhr, als ich mich auf den Weg machte. Zugegeben, voller Erwatungen und mit Vollgas raste ich durch die Nacht Richtung Bad Abbach. Eigentlich war der Termin ungünstig, denn am selben Tag war ich zum Geburtstag meiner Sekretärin eingeladen. Ich hatte eigentlich auch vor hinzugehen, zumal ich sie längst in meiner engeren Wahl hatte, mich aber immer zurückhielt, da ich ihr unmittelbarer Vorgesetzter war.
Ich war zu früh, genau die fünf Anstandsminuten, die ein Mann einhalten sollte bei einem Date. Da Frauen prinzipiell die fünf Minuten in die Gegenrichtung einhalten, hat man so noch etwas Zeit sich die ersten Sätze zurechtzulegen, die bereits über den Verlauf des Abends entscheiden können. Der schwarze 911er bog in die Tankstelle ein und stellte sich gleich neben meinen Wagen. Wir stiegen beide aus, umarmten uns spontan (das muss so ein Chatvirus sein), tauschten Höflichkeiten aus und beschlossen in ein Weinlokal vor Ort zu gehen, um zunächst einmal was zu speisen. Sie ließ sich mit ihren 911er chauffieren (ein geiles Gefühl) und war während der kurzen Fahrt nicht sehr gesprächig. Mir war das recht, denn Quasselstrippen mochte ich noch nie und außerdem konzentrierte ich mich darauf, alle Gänge des 911er durchzuschalten. Das Lokal das sie ausgesucht hatte passte zu ihr, machte ein vornehmen Eindruck und ich war froh, dass ich gediegene Kleidung gewählt hatte. Wir bestellten uns einen guten Wein und eine Antipasta. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich eigentlich noch keine Gelegenheit, sie mir genauer anzusehen, draußen war es stockfinster und im 911er hatte ich genug zu tun, um seine Pferde im Zaum zu halten. Was ich nicht übersah war, dass ihr Dior Kleid eine super Figur zur Geltung brachte. Jetzt, wo ich in ihr Gesicht sah, welches nur durch den Schein der Tischkerze von mir getrennt war ,verspürte ich aber schnell ein arges "Grummeln" in meiner Magengegend.
Diese Frau, so sehr sie auch gepflegt war, konnte niemals 37 sein. Ich erinnerte mich sofort an Inge und erschauderte. Noch ehe ich mir meine Reaktion auf diese Feststellung überlegen konnte, unterbrach sie meine Gedanken und legte zu meiner Überraschung die Karten auf den Tisch. Die vermeindlich 37jährige war tatsächlich 53Jahre alt, wie sie mir freimütig erzählte. Zugegeben, geschätzt hätte das niemand und schon gar nicht ohne Tageslicht, denn die Frau war wirklich attraktiv. Sie erklärte mir es plausibel, warum sie ihr Alter nicht verriet. Schon öfters hatte sie nette Männer im Chat kennen gelernt, doch spätestens wenn sie ihr Alter preisgab, erwiesen sich die Kuschelbären als nicht mehr all zu kuschelig. Wir tranken gemütlich den Wein, genossen unsere Antipasta und unterhielten uns auf einem sehr hohen Niveau. Nach circa zwei Stunden durfte ich dem 911er wieder etwas Drehzahl geben und wir fuhren zurück zur Tankstelle. Irgendwie wartete ich schon darauf, etwas lag in der Luft der inzwischen kalt gewordenen Nacht. Ich schätzte sie als Frau ein, die genau wusste, wen und was sie wollte und wartete eigentlich schon während der ganzen Rückfahrt darauf. Ich dachte schon, ich hätte sie falsch eingeschätzt, da sich bereits der Virus des Umarmens zum Abschied entfaltete, doch es kam doch noch das von mir erwartete. Sie fragte mich recht trocken und ohne Umschweife, ob ich die Nacht bei ihr verbringen wolle. Unterhalb der Gürtellinie hörte ich Ihn schon frohlocken, schließlich hatte mein kleiner Freund ein tristes Dasein in den letzen Wochen, aber auch das half ihm wenig, ich musste Ihn enttäuschen. Gegen einen "Blow Job" im 911er hätte ich eigentlich nichts einzuwenden gehabt, aber eine vermutlich ausgehungerte fünfzigjährige die ganze Nacht befriedigen, das musste nicht sein. "Erdbeere" war fair, akzeptierte mein Nein, gab mir noch ein Bussi auf die Wange mit den Worten: "schade", stieg in Ihren 911er und weg war Sie. Wir telten danach auch nicht mehr oft miteinander, hätte auch keinen Sinn gemacht, da die ! Grenzen klar abgesteckt wurden an jenem Abend.
Im vergleich zu meinen ersten Blind Date war das ganze dennoch wesentlich angenehmer und ich hatte zumindest einen netten Abend erlebt. Während ich auf der Rückfahrt beschloss, spontan doch noch zur Party meiner Sekretärin zu fahren, fasste ich aber dennoch den Entschluss, dass dies mein letztes Blind Date war und daran hielt ich mich auch.
Die Party war dann noch ein gelungener Abschluss des Abends. Prinzipiell ging ich nicht so gerne auf Partys, wo die meisten Gäste Angestellte unserer Firma waren, da ich immer einen Balanceakt zu bewältigen hatte. Einerseits wollte ich natürlich voll mitfeiern, anderseits durfte ich mir keine Blöße zu geben, um nicht am nächsten Tag Tagesgespräch zu sein. Die Gefahr, dass ich da irgendetwas anbrennen ließ, war jedoch sehr gering, da ich mir da schon Grenzen setzte und diese auch strikt einhielt. Karin, unsere Sekretärin, wäre schon für mich ne Frau gewesen, wo ich gerne mal meinen Charme versprüht hätte aber der reine Verstand ermahnte ich immer wieder, dies doch besser zu lassen. Klar, wenn sich daraus eine Beziehung ergeben würde, wäre das sicherlich auch beruflich gesehen machbar gewesen, aber hätte sich aus einer Laune heraus ein "Quickie" ergeben, so barg dies schon Gefahren in sich. Begibt man sich einmal in die Hände seiner "Untergebenen", hat man eigentlich schon verloren. So verlief der Rest dieses Abends, wie meist diese Partys unserer Firma für mich verliefen, ich bleib auf der nötigen Distanz und behielt meinen Respekt. Da ich mit Karin in einem Büro saß und wir uns praktisch 8 Stunden gegenüber saßen, blieb es natürlich nicht nur bei geschäftlichen Gesprächsstoff. Ich wusste, dass sie Single war und mit knapp 30 Jahren ihre innere Uhr bereits ticken hörte. Immer wieder ertappte ich mich dabei wie ich sie genauer musterte und auch über sie nachdachte. Halblanges, brünettes Haar, um die 1.70 groß, akzeptable Figur ohne jetzt gerade übermäßig sexy zu wirken. Eine solide Frau, die auch nach außen hin so wirkte. So richtig im klaren darüber ob und was ich von ihr wollte, war ich mir allerdings nicht. Karin war in ihrem Job ein Ass auf die man sich hundert Prozent verlassen konnte, absolut integer und auf ihrer Position unersetzbar.
Hatte ich irgendwelche Probleme mit Industriepartnern bürokratischer Art, so löste sie Karin. Wieder einmal hatte sie für mich ein ernstes Problem gelöst und ich beschloss spontan, mich dankbar zu erweisen. Ich fragte sie, ob ich sie als "Dankeschön" zum Essen einladen dürfte und sie nahm die Einladung an. Wir trafen uns am selben Abend auf unserem Firmenparkplatz und fuhren zu Giovanni zu Pasta und Bardolino. Ein wirklich kurzweiliger Abend begann, in dem wir uns viel voneinander erzählten, ohne jedoch eine gewisse Distanz zu verlassen, was sich schon dadurch ergab, dass wir uns nicht duzten. Sie hätte sich das auch gar nicht getraut und ich hielt es für verfrüht, da ich mir noch nicht im klaren war, was ich von ihr wollte. Nach dem Essen wechselten wir die Lokalität, fuhren in ein Bistro auf ein paar Drinks, bis die Bedienung in fordernder drohender Haltung die Stühle auf den Tisch stelle. Müde waren wir beide noch nicht und so beschlossen wir noch auf einen "Absacker" ins Ghandi zu fahren, einer Musikkneipe die bis in die frühen Morgenstunden geöffnet hatte. Ich stieg dort auf Kaffee um, denn die Drinks im Bistro und der Bardolino zuvor hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Karin war wirklich nett, man konnte sich mit ihr gut unterhalten, ihre Ansichten über dies und das konnte ich durchaus teilen aber der Funke sprang bei mir nicht so richtig rüber. Vielleicht lag es daran, dass ich einfach immer zu sehr darauf achtete die Distanz zu halten und so einfach nicht das gewissen Etwas zwischen uns herüberkam. Gegen vier Uhr morgens verließen wir das Ghandi fuhren zum Parkplatz, verabschiedeten uns, bedankten uns gegenseitig für den netten Abend flachsten noch etwas darüber das wir uns ja in 4 Stunden bereits wieder sehen würden und fuhren nach Hause. Zwei Monate später hatte Karin einen neuen Freund: einen Mitarbeiter aus unserer Fernesehabteilung, den sie nach weiteren sechs Monaten heiratete (die Uhr tickte...).
Im nachhinein betrachtet verhielt ich mich richtig, denn Karin suchte sicher keinen Mann für eine Nacht, sondern jemand der die tickende Uhr in ihr zum Stillstand brachte. Noch heute habe ich regelmäßig Kontakt zu ihr und wir haben ein gutes freundschaftliches Verhältnis. Was sie über jenen Abend dachte habe ich sie nie gefragt, obwohl meine Neugier schon groß wäre...
Ich konzentrierte mich wieder auf das Internet und meine beiden Lieblingschaträume Citytalk Regensburg und Nürnberg, wobei ich inzwischen den "Raum Nürnberg" bevorzugte. Dies hatte vorrangig damit zu tun, dass mir nach dem Stammtisch eigentlich die Lust im Regensburger Talk vergangen war. Nürnberg hatte auch seinen Stammtisch und diesen hatte ich auch schon ins Auge gefasst. Es gab ihn im vierzehntägigem Abstand, wobei es sich um zwei verschieden handelte. Der eine war der offizielle von AOL, der andere nannte sich der "Alternative", wobei ich keine Ahnung hatte was da der Unterschied sein sollte. Ich machte mich kundig und erfuhr, dass der "Alternative" ein kleiner Stammtisch war, an dem maximal so zwanzig Leute erschienen, während beim offiziellen bis zu siebzig Leute anwesend waren. Einladungen bekam ich inzwischen für beide und so entschied ich mich, mir zunächst mal den "Alternativen" anzusehen. Durch die Erfahrung in Regensburg war ich natürlich schon etwas voreingenommen und meine Erwartungen hielten sich deswegen auch in Grenzen. Ich fuhr an jenem Samstag nach Nürnberg und betrat das Hinterzimmer einer Kneipe, wo bereits circa 15 Personen an den Tischen saßen. Gut 80 Prozent davon waren weiblich, wie mir ein erster schneller sondierender Blick verriet.
Zunächst einmal wurde ich von den Anwesenden gemustert und von Blicken durchbohrt, als wäre man ein Alien, das gerade in Rosewelt gelandet ist. Ein Phänomen, das man übrigens an jedem dieser Stammtische erlebt, wenn man sie zum ersten mal aufsucht. Ich schnappte mir den nächsten greifbaren Stuhl und setzte mich zu der "Gesellschaft". Nicht einmal ne halbe Minute saß ich, da hörte ich eine mir irgendwie bekannte Stimme hinter mir hallo sagen und eher ich mich erwehren konnte, wurde ich auch schon geknuddelt. Umarmen und knuddeln, ich erwähnte es schon einmal, ist ein Virus der auf diesen Stammtischen. Eine Art Ritual, das anscheinend zur Etikette gehörte. Ich war nahe dem Herzstillstand, als ich meine "Knuddlerin" ansah: es war Icetigergirl. Im mir bekanntem rustikalem Outfit stand sie vor mir und lachte mir immer noch zahnlos ins Gesicht als wären wir die dicksten Freunde. Ich hätte in den Boden versinken können und an Peinlichkeit war das Ganze nicht zu toppen. Zu allem Übel meinte sie nun, sie müsse unbedingt neben mir sitzen und das auch noch bedrohlich nahe. Nachdem ich mich vom ersten Schock erholt hatte, konnte ich endlich meinen Blick in der Runde schweifen zu lassen. Immerhin, mit Ausnahme von Icetigergirl, war das Ganze doch wesentlich angenehmer als der Stammtisch in Regensburg.
Die Zusammenkunft war wesentlich lockerer und ohne feste Form und glich eher einem Kaffeekränzchen als einer Sitzung des Kaninchenzüchtervereins. Weibliche Highlights waren keine dabei, aber das hatte ich auch nicht erwartet es war eher unterer Durchschnitt, aber lange nicht so grausam wie damals in der alten Mälze. Auffallend war eigentlich nur, dass männliche Konkurrenz nicht wirklich für mich vorhanden war und die weiblichen Gäste wohl alle bei "Ulla Poppins" einkauften. Eine Kleidergröße unter 40 war wohl die Ausnahme hier. Es gab eigentlich nur ein einziges Thema am Tisch und das war der Chat. Man machte sich lustig über andere Chatteilnehmer die natürlich nicht da waren, tauschte ein bisschen Erfahrungen aus übers Internet, gab sich gegenseitig Tipps und Ratschläge und zerriss sich das Maul über die eine oder den anderen, den man vom Lesen her kannte aus den allabendlichen Chats im Citytalk.
Von den Anwesenden waren mir ein paar Screens geläufig Schattenblume, weisser Tiger, Zauberfee, Eule und auch noch sonstiges Getier hatte ich alles schon mal gelesen, ohne jedoch sie näher zu kennen. Das einzige, was den recht harmonischen und auch lustigen Abend penetrant störte, war Icetigergirl neben mir. Unentwegt baggerte sie in plumper Art an mir rum und ich spürte, wie mein Hals immer dicker wurde. Sicherlich zu ihren Missfallen, denn sie hätte wohl lieber was anderes anschwellen gesehen. Direkt mir gegenüber saß Schattenblume und anscheinend hatte sie eine gute Beobachtungsgabe, denn sie brachte mir die Erlösung. Icetigergirl stand auf, ging vermutlich zur Toilette um ihr Outfit zu überprüfen und Schattenblume nutzte geschickt diesen Augenblick, um sich neben mich zu setzen und befreite mich so von der zahnlosen Plage. Wir begannen eine zwanglose Unterhaltung und ich stellte schnell fest, dass ich es hier mit einer sehr intelligenten Frau zu tun hatte, die eigentlich von ihrem Intellekt her hier gar nicht hingehörte.
Schattenblume war Grundschullehrerin, mochte so um die dreißig sein, verfügte über eine große Ausstrahlung, eher rundliche Formen, die Rubens sicher gerne gemalt hätte und machte insgesamt einen sehr selbstsicheren Eindruck. Mein Typ Frau war sie eigentlich nicht, aber es war einfach richtig angenehm in ihrer Nähe zu sein und sie hielt mir vor allem dadurch Icetigergirl vom Hals und das war beruhigend. So gegen 23 Uhr löste sich die Gesellschaft auf. Eine kleine Gruppe fuhr noch in eine Disco zum abtanzen, da es sich hierbei aber eher um ein Tanzlokal handelte, zog ich es vor nach Hause zu fahren. Während der einstündigen Fahrt hatte ich genug Zeit, ein bisschen über die vergangenen Stunden nachzudenken und für mich selbst ein wenig zu tarocken. Der Stammtisch war soweit in Ordnung gewesen, bis auf Icetigergirl war die ganze Sache auch nicht unangenehm und ich nahm mir vor, demnächst auch mal den "Offiziellen" zu besuchen. Kennen gelernt hatte ich zwar niemand so richtig außer Schattenblume, die mir auch als Einzige einen gewissen Eindruck hinterließ...
Außerhalb des Internets gab es außer meinem Arbeitsplatz auch weiterhin nichts für mich. Ich war völlig fixiert auf dieses Medium und die zog die virtuelle Welt der Realen vor. Es erschreckte mich als ich darüber nachdachte und feststellte, dass meine Interessen derart eintönig geworden waren. Kein Kinobesuch, keine kulturelle Veranstaltung, nicht einmal ein Doro - Konzert in der Olympiahalle konnte mich hinter dem Bildschirm weglocken. Irgendwie hatte ich wohl Angst, etwas zu verpassen wenn die Kiste mal einen Abend ausblieb. Eigentlich schon verwunderlich, wenn man sich mal das alltägliche Gelaber in diesen Chaträumen so ansieht. In den Teles hatte ich meine "Stammkundinnen", nicht mehr als zwei oder drei, was daran lag, dass ich auch aus Prinzip nie jemand von selbst antelte sondern wenn mich antelen lies, etwas was ich bis heute beibehalten habe. Der Grund dafür ist nicht Arroganz, sondern ich fand oder finde es macht einfach keinen Sinn alles anzutelen ohne eigentlich eine Aussage zu haben. Die Teles waren im Prinzip derartig einsilbig und langweilig und liefen immer nur in eine Richtung: rauszufinden ob Mann noch zu haben ist. Das war mir einfach zu blöd und deshalb beschränkte ich mich schon damals was dies anbelangte nur auf einen engen Kreis, den man durchaus, wenn es auch nur virtuell war, als Freunde bezeichnen konnte. Da ich sorgfältig darauf achte, wen ich etwas näher an mich heranlasse, hielt sich das auch in sehr überschaubaren Grenzen. Es ist eine Art Selbstschutz, den ich bis heute in diesem Medium beibehalten habe und mit dem ich gut gefahren bin und mir viele Probleme erspart habe.
Diese kleine virtuelle Gemeinschaft eines Chatraums, die so aus cirka gut fünfzig Stammusern besteht, versteht es nämlich prächtig sich gegenseitig auszutricksen, zu hintergehen oder sich gegenseitig in den Dreck zu ziehen ohne Rücksicht auf Verluste. Missgunst, Neid, Eifersucht, Egoismus, Chauvinismus. Alle Facetten menschlicher Schwächen versammeln sich jeden Abend um die selbe Zeit. Frauen sind stutenbissig und entfleucht Ihnen mal einer ihrer Angebeteten, werden sie schnell zur schwarzen Witwe. Dass Frauen von Haus aus ein überdurchschnittliches Mitteilungsbedürfnis gegenüber ihren Geschlechtsgenossinnen haben, ist ja bekannt und somit musste auch jeder "Allesfresser" damit rechnen, dass seine Eskapade schnell die Runde machte und breitgetreten wird. Einem dieser "Allesfresser", der zur selben Zeit mehrere "Mahlzeiten" zu sich nahm und durch das besagte Mitteilungsbedürfnis aufflog, lauerte mal ein ganzer Schwarm "Furien" auf, um ihn zur Rede zu stellen. Auch das erfuhr man natürlich brühwarm am nächsten Tag im Chatraum und ich denke er hat seinen Screen oder den Talkraum schnell gewechselt. Männer sind natürlich nicht besser was das Ganze anbelangt und besitzen auch noch die Dummheit mit ihren "Beutezügen" zu prahlen, anstatt sie stillschweigend zu genießen. "Ist der Ruf erst ruiniert fickt sich`s unsgeniert" so könnte man es auf den Nenner bringen. Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn, was nicht mehr heißen soll, als dass es natürlich nicht nur dieses Klientel in den Chatraümen gibt und man sich hüten sollte jetzt alles über einen Kamm zu scheren. Ich selbst habe viele Kommen und Gehen sehen im laufe der Jahre und wenn man sich etwas Mühe gibt, kann man leicht die Spreu vom Weizen trennen.
Babsi 04 und Schattenblume gehörten zum Weizen und waren zur Zeit meine "Favorits" was das telen anbelangte. Schattenblume hatte ich ja auf meinem ersten Stammtisch in Nürnberg kennen gelernt und Babsi flog mir irgendwann einfach mal so ins Tele. Meist hatte ich beide zur gleichen Zeit auf meinem Bildschirm, sodaß ich schon darauf achten musste, nichts durcheinander zu bringen. Babsi hatte mehr Charme und war wesentlich schlagfertiger, während man sich mit Schattenblume auf einem sehr hohen Niveau auch über ernstere Themen unterhalten konnte. Von Babsi hatte ich ein Foto bekommen und somit auch eine Vorstellung, wer sich auf der anderen Seite verbarg. Das was ich da sah in jener Fotodatei meines Computers gefiel mir gut und war eigentlich eher mein Typ als Schattenblume. Dennoch, Schattenblume machte es wieder leicht Wett mit ihrer offenen Art, die sie schon am Stammtisch damals an den Tag legte und mit ihrer Ausstrahlung, die sie besaß. Ich beschloss, mir zunächst mal beide Optionen offen zu lassen, sie vielleicht tatsächlich beide mal real zu beschnuppern, um mir dann ein endgültiges Urteil zu bilden. Schon bald sollte ich diese Gelegenheit bekommen und sie sollte von Bedeutung werden.
Ich saß mal wieder an einem Samstag am Computer anstatt nach draußen in die Welt zu gehen und die Realität einzuatmen. Im Citytalk ödeten sich Tiger, Elche, Blumen und verkommene Engel aller Gattungen gegenseitig an. Entweder wurde gestritten oder der einer versuchte dem anderen zu zeigen, wie überlegen er ihm doch in seiner Ausdrucksweise ist. Das klingeln eines Telefensters riss mich aus der Lethargie und ich las das erfreuliche "Hi" von Schattenblume. Ihr ging es nicht anders als mir, auch sie langweilte das Gelaber im Talkraum. Irgendwie hatten wir die gleiche Eingebung und wir fragten uns zugleich, ob wir uns das an einem Samstag an tun müssten? Wir mussten nicht. Zwei Stunden später saßen wir bei Giovanni, tranken einen Rotwein aus der Toskana und genossen unsere Pasta. Ein schöner Abend nahm nun seinen Lauf und es war klasse, sich mal wieder in der Realität zu bewegen. Natürlich stand auch bei unseren Gesprächen immer wieder mal das Internet zur Debatte, doch meist mieden wir dieses Thema. Wir machten einen Streifzug bis in den frühen Morgen durch die Kneipen Regensburgs, bis sie mich gegen morgen vor meiner Haustüre absetzte. Ich dachte nicht einmal daran, sie herein zu bitten es stand einfach nicht zur Debatte für mich. Es war glaube ich, die erste Frau mit der ich ausging, wo ich absolut keine sexuellen Gedanken hegte. Sie beeindruckte mich einfach nur durch ihre Klugheit, ihre Ausstrahlung und ihre Warmherzigkeit. Ich glaube ich hatte viel zu viel Achtung und Respekt vor ihr, um sie jetzt einfach auf einen Kaffe hereinzubitten und um dann die übliche Nummer abzuziehen. Sie fuhr dann auch gleich, schließlich hatte sie ja noch eine Stunde Fahrt vor sich und ich glaube auch nicht, dass sie anders dachte als ich. Ich sank müde auf mein Bett, mein liebster Platz neben dem Auto um Erlebtes zu verarbeiten, in mich zu gehen und nachzudenken. In der "Twighlight - Zone" dem Übergang zum Tiefschlaf sinnierte ich noch über den Abend. Ein richtiges Ergebnis, wie ich das Ganze einzustufen hatte, fand ich ni! cht. Für mich war die Frau ein Widerspruch, mit dem ich nicht ganz klar kam. Einerseits beeindruckte sie mich und ich fand sie unheimlich sympathisch, doch was mir fehlte war so der richtige "Kick" und mir war auch klar woran das lag. Ich beschloss einfach mal abzuwarten, die Dinge auf mich zukommen zu lassen und in jedem Fall den Kontakt zu Schattenblume aufrecht zu erhalten...
Auch die nächsten Wochen fuhr ich "zweigleisig" und hielt den Onlinekontakt sowohl zu Schattenblume als auch zu Babsi aufrecht. Außer zu den beiden hatte ich noch regelmäßigen Kontakt zu einem verheirateten Pärchen aus Oberfranken, welches sich in einer akuten Ehekrise befand und mich quasi als Eheberater benutzte. Ich telte allabendlich mit beiden, ohne dass sie wussten das ich mit ihrem jeweiligen Partner in Kontakt stand. "Sweetmausi" wie sie sich nannte, hatte wohl zu zu früh geheiratet und stand nun schon mit 23 Jahren mitten im Ehefrust. Ich war ein dankbarer Zuhörer, bei dem sie ihren Alltagsmüll entsorgen konnte. "Lümmel", wie sich ihr Ehemann im Net nannte, hatte im Laufe der Zeit vergessen, dass es außer seinem Computer auch noch eine Ehefrau gab, die seine Aufmerksamkeit forderte. Da die beiden auch schon zwei kleine Kinder hatten, fand ich es wirklich tragisch, dass sie sich wegen des Internets entzweien. Es verging eigentlich kein Abend, an dem ich nicht einen von ihnen im Tele hatte und ich versuchte sie wieder zusammenzuführen. Nun bin ich sicher kein Psychologe, aber ich kann gut zuhören und Ehe und vor allem Beziehungs - Erfahrung brachte ich genug mit, um zu wissen wie man aus so einer Misere wieder rauskommt. Irgendwie aber versäumten es die Zwei einfach den nötigen kleinen Schritt aufeinander zuzugehen und auch ich konnte die Trennung nicht verhindern. Zu "Sweetmausi" bekam ich auch noch etwas später, als ich sie an einem dieser Stammtische persönlich kennen lernte Kontakt außerhalb des Internets, aber davon will ich etwas später berichten.
Mit Schattenblume unterhielt ich mich im Net weiterhin auf sehr gehobenen Level und es entstand so langsam eine richtige "Onlinebeziehung" zwischen uns. Nachdem ich diesen sogenannten "alternativen" Stammtisch besucht hatte, war es nun langsam an der Zeit sich auch mal den "echten" Stammtisch anzusehen. Ich wusste, dass zum nächsten Termin sowohl Babsi als auch Schattenblume ihr Erscheinen angekündigt hatten und was gab es besseres für mich als Sie im direkten Vergleich live zu erleben. Voller Erwartungen fuhr ich an jenem Samstag nach Nürnberg, getrieben von Neugier und einem Gefühl, dass heute Abend etwas Entscheidendes geschehen würde. Der Stammtisch fand in einem Biergarten statt. Da ich ja kaum jemand kannte, mußte ich erst erst mal die Gesellschaft ausfindig machen. An mehreren zusammengeschobenen Tischen sah ich dann eine Gruppe von bestimmt sechzig Leuten, in deren Mitte ich schnell Babsi und Schattenblume ausmachte. Unter den üblichen neugierigen Blicken begab ich mich gleich in Richtung Schattenblume, rückte einen Stuhl neben sie und nahm Platz. Der Zufall wollte es anscheinend so, dass Babsi und Schattenblume nebeneinander saßen, was mir eigentlich sehr entgegen kam wollte ich doch den direkten Vergleich zwischen beiden. Ich setzte mich völlig relaxt dazwischen und ließ die Dinge auf mich zukommen.
Einige "Allesfresser" schienen bereits um die Gunst der Beiden zu buhlen, was mich aber nicht sonderlich störte und nach einem kurzen Blick auf die beiden durfte ich mich überlegen fühlen. Zu meiner linken Babsi, die noch wesentlich besser aussah als auf dem Foto und zu meiner rechten Schattenblume, die rein Optisch gesehen auf den ersten Blick gegen Babsi eine klare Niederlage einstecken musste. Hätte ich nun die ultimative Wahl für eine Nacht gehabt und die Entscheidung hätte mein "kleiner Mann" gefällt, wäre diese eindeutig gewesen. Babsi brachte alles das mit, was ich mochte. Eigentlich schon zu perfekt für mich und ich konnte nicht recht glauben, dass es klappen würde. Selbst ihre Brille verlieh ihr einen erotischen Touch, so dass ich mich wirklich bemühen musste unbefangen zu wirken und ihr nicht meine Gedanken zu verraten, wenn ich sie ansah. Ich unterhielt mich abwechselnd mit ihnen, immer schön verteilt damit keine den Eindruck bekam ich würde die andere bevorzugen. Schattenblume war die Cleverere der Beiden und versuchte immer wieder meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und sie hatte wohl auch längst bemerkt, dass Babsi die Gefahr von links war. Wie meist an diesen Stammtischen zeigten sich schon gegen 23 Uhr die ersten Auflösungserscheinungen und die rituellen Verabschiedungszeremonien begannen. "Knuddeln" hier, Küsschen da. Ich kannte das ja inzwischen und auch Babsi schien diesem Ritual nicht entgehen zu können. Während kleinere Grüppchen den Abend noch in eine Disco fuhren, wollte Babsi den Heimweg antreten. Ich nutzte natürlich die Gelegenheit, bei Babsi ebenfalls das Knuddelritual anzuwenden und konnte ihr so mal ganz nahe kommen. Es war ein gutes Gefühl sie so nahe zu spüren. Ich war nahe dran sie zu fragen, ob wir noch gemeinsam was unternehmen wollten. Doch warum auch immer, ich tat es nicht. Tage später erfuhr ich dann auch von ihr, dass sie seit kurzem einen neuen Freund hatte, also hätte es so und so keinen Sinn gemacht, vielleicht spürte ich das irgendwie an jenem Abend auch. De! r Kontakt zu Babsi riss eigentlich nie so richtig ab, sie wechselte ihre Freunde, ich meine Freundinnen. Irgendwann stellten wir mal gemeinsam fest, dass immer, wenn es eine Möglichkeit gab irgendwie zusammen zu kommen, einer von uns beiden nicht frei war. Ein paar mal standen wir gemeinsam an einer Kreuzung des Lebens, bogen aber immer in verschiedene Strassen ab, so wie auch an jenem Abend in Nürnberg.
Babsi und auch die meisten anderen Besucher des Stammtisches waren bereits gegangen, als auch Schattenblume und ich uns auf den Weg Richtung Parkplatz zu unseren Autos machten. Wir hatten uns richtig gut unterhalten, ich achtete jedoch auf einen gewissen Abstand um mir meinen Spielraum zu bewahren. Eigentlich wollte ich mich nur mit dem üblichen Ritual von Schattenblume verabschieden, aber ich kam gar nicht dazu. Ehe ich  mich versah, küsste mich Schattenblume und Widerstand wäre zwecklos gewesen, zumal ich es auch als sehr angenehm empfand. Sie hatte mich mit ihrer direkten Art beeindruckt und es imponierte mir, wie selbstbewusst sie dabei vorging. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir noch rumschmusten, ehe ich wieder nach Regensburg zurückfuhr und nun wirklich etwas erlebt hatte worüber ich nachdenken musste.
Die Spur von Babsi verlor sich mit der Zeit im Labyrinth des Internets und nur noch gelegentlich sehe ich ihren Screennamen in meiner "Buddyliste" erscheinen, ohne dass ich jedoch weiteren Kontakt mit ihr habe. Ich denke manchmal gibt es einfach Dinge im Leben, die sollen einfach nicht sein und dagegen können wir nichts tun, weil unser Weg von welcher Macht auch immer vorbestimmt ist.
Ich machte mir die nächsten Tage Gedanken über Schattenblume und begann sie gedanklich für mich zerlegen. Nach dem Fiasko mit Inge, an das ich immer noch durch schlaflose Nächte erinnert wurde, wollte ich nicht noch einmal ähnliches erleben. Nachts schreckte ich immer noch hoch und stand senkrecht in meinem Bett weil ich vermutete jemand hielt mir ein Messer an die Kehle. Nervlich war ich immer noch derart labil, dass ich noch monatelang nachts an unkontrollierbaren nervösen Zuckungen litt. Ich hatte Schattenblume nun bereits dreimal gesehen, wusste jedoch noch gar nichts von Ihr. Sie hieß Ines, war eine Grundschullehrerin, die nicht praktizierte, sondern im pädagogischen Bereich mit Außenseitern der Gesellschaft zu tun hatte. Ansonsten hielt sich Ines sehr bedeckt und ließ sich kaum in ihre Karten sehen. Zwar hatten wir wirklich einen regen Schriftwechsel übers Internet, aber über persönliches wurde da kaum gesprochen. Durch die äußerst mitteilungsbedürftige Gemeinschaft der Chater wurde mir zugetragen, dass ich nicht der Einzige bin, nach dem Ines ihre Fühler ausgestreckt hatte. Kurz bevor sie mich kennen lernte, war sie nah an einer Liaison mit einem mir ebenso bekannten User, einem Hobbymusiker. Anscheinend fehlte jenem aber die Entscheidungskraft sich festzulegen und so wurde nichts daraus. Ich überlegte damals kurz, ob ich eigentlich beliebig austauschbar wäre und wenn ich heute im nachhinein so darüber nachdenke, war dieser Gedanke nicht so falsch. Ich glaube es hätte jeder sein können. Das es ausgerechnet ich war, war reiner Zufall. Ines hatte in dieser Zeit bereits eine Partnerschaftsanzeige im Net stehen, wie ich später erfuhr. Heute glaube ich auch nicht mehr, dass sie die große Liebe finden wollte, vielmehr ging es um eine pragmatische Lösung für ihr Single - Dasein.
Kapitel 6... Wie beherrsche ich einen Mann
 
 
Das neue Jahrtausend war gerade mal einige Monate alt und auch für mich schien sich ein neuer Aufbruch angesagt zu sein. Die diesmal doch etwas längere Zeit meines Singlelebens neigte sich dem Ende zu. Inge hatte ich soweit verdaut, auch wenn ich noch nicht den gesunden Schlaf wieder gefunden hatte. Beruflich war alles bestens, unsere Firma wechselte ihren unattraktiven Standort und zog in ein Einkaufscenter. Die wirtschaftliche Talsohle schien dadurch endgültig durchschritten und ich machte mir keine Sorgen mehr um meinen Arbeitsplatz.
Online gesehen hatte sich nicht viel verändert, jedoch konzentrierte sich meine ganze Energie dort auf Ines (Schattenblume). Durch Sie oder besser gesagt mit ihr fand nun auch wieder ein Leben in der Realität außerhalb der virtuellen Welt statt. Wir sahen uns von nun an sehr oft, unternahmen gemeinsam sehr viel und ließen so eine Beziehung wachsen ohne etwas zu überstürzen. Natürlich musste ich mir langsam die Frage stellen wie ich eigentlich gefühlsmäßig zu ihr stehe und das, bevor der Zug so richtig ins Rollen kam und ich wieder mal in einer Beziehung war und der Letzte war, der dies registrierte. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann sah ich Ines mit zwei unterschiedlichen Blicken und es war die Frage, ob ich diese zu einer Einheit zusammenführen konnte. Man könnte jetzt auch das Vorurteil des Sternzeichens Zwilling heranziehen und behaupten, dass jene nie genau wissen was sie wollen, da sie stetig im Kampf miteinander sind. Vielleicht nicht mal so falsch, denn auch ich spüre oft zwei Seelen in mir, die verschiedene Ansichten haben. Die Kunst dabei ist dann, den gleichen und vor allem richtigen Nenner zu finden. Meine Gefühle gegenüber Schattenblume konnte ich jedoch sehr schwer einordnen. War ich mit mit ihr zusammen, fühlte ich mich wohl, hatte Spaß bei unseren gemeinsamen Unternehmungen und wir verstanden uns glänzend. Wir hatte sehr identische Interessen, den gleichen Musikgeschmack und auch unsere Ansichten über Gott und die Welt differenzierten kaum. Alles in allem schon einmal ein solider Grundstock für eine intakte Beziehung.
Wenn ich mich jetzt frage, ob ich mich damals in sie verliebt habe, so kann ich zwar mit Ja antworten, jedoch ist es kein Ja ohne Vorbehalte und Widersprüche. Ich sehe schon so manchen Leser oder vermutlich eher die Leserinnen ihren Kopf schütteln, da sie es wahrscheinlich nicht nachvollziehen können, aber ich versuche es mal zu erklären, auch auf die Gefahr hin falsch oder gar nicht verstanden zu werden. Ines war für mich auf der einen Seite, soll ich sie die platonische nennen, vollkommen. Sie hatte Charme, Ausstrahlung, Charakter, Intelligenz. Attribute, in die ich mich verliebt hatte. Rein körperlich war sie eher der Antityp für mich. Eine Frau, die ich nie angesprochen hätte um beispielsweise eine Nacht mit ihr zu verbringen. Dies war nun auch das Hauptproblem für mich. So sehr ich sie inzwischen mochte, ein körperliche Reiz für mich war einfach nicht vorhanden. Nicht jede Frau kann eine Heidi Klump sein, auch das war mir natürlich klar. Wenn man aber einmal gewisse Vorstellungen hat, ist es sehr schwer, sich weit davon zu entfernen. Ich saß wirklich in einer Zwickmühle und ich sah auch keinen Weg heraus, außer den der Kompromissbereitschaft. Aussehen ist nicht so wichtig, Innere Werte zählen mehr, Sex ist nicht alles, die typischen Floskeln die man so kennt legte ich mir zurecht, um mich selbst zu überzeugen. Ich überlegte wie viele Paare wohl glücklich zusammen waren, die sicherlich nicht durch Äußerlichkeiten bestachen. Ines war keinesfalls hässlich, sie hatte einfach nur ein paar Kilos zu viel für mich, die vielleicht tausend andere Männer nicht gestört hätten. Ich versuchte meine Abneigung und mein Vorurteil dagegen zu verdrängen, dachte daran wie klasse diese Frau sein könnte mit zwanzig Kilo weniger auf der Waage und stellte mir die Aufgabe sie dahingehend zu motivieren. Das dies keine einfache Aufgabe würde war mir klar. Zum einen muss man dabei sehr vorsichtig sein, da Frauen sehr sensibel auf ihre ihnen bewusste Schwächen reagieren und zum anderen empfinden sie in der Regel Sport als Mord.! Ines fehlte jedoch nur etwas mehr Bewegung, was mir ihre Kondition bei Spaziergängen verriet.
Oft ist es Frauen wie Ines gar nicht richtig bewusst, dass sie eigentlich ein Problem diesbezüglich haben und damit auch ihrer Gesundheit schaden. Sie haben sich damit abgefunden, bei Happy Size oder Ulla Poppins einzukaufen und es fehlt ihnen oft nur ein Anstoß oder eine Motivation dies zu ändern. Sie sind angeblich zufrieden wie sind und wollen jeden davon überzeugen. Interessant ist: geht man als Mann mit einer gut gebauten Frau spazieren (oder sitzt im Eiscafe), wird Sie dir immer wieder Frauen zeigen, die deutlich üppiger sind und sogar noch darüber lästern. Ein Phänomen, das ich im Laufe der Zeit immer wieder im Bekannten und Freundeskreis erlebte.
Ich entschied mich also für einen Kompromiss mit mir selbst und redete mir ein, dass ich mich an die äußeren Umstände gewöhnen würde, da Ines ansonsten soviel positives durch ihre Art und ihr Wesen mitbrachte würde das auf Dauer überwiegen. Die Wochen rasten dahin und meine ganze Freizeit verbrachte ich mit Ines, ohne dass wir uns jedoch so richtig nahe gekommen waren. Es war unüblich für mich damit so lange zu warten und es derart langsam anzugehen, aber da Sie auch nicht gerade drängte ließ ich mir Zeit damit. Vermutlich hatte ich im Unterbewusstsein auch noch nicht die richtige Überzeugung. Eines Abends passierte es dann doch und sie verbrachte die Nacht bei mir. Es gibt Frauen, mit denen gehst du als Mann ins Bett, verstehst dich blind mit ihnen, jede Berührung geht dir unter die Haut und du hast ein wohliges Gefühl dabei, kannst dich völlig hingeben und treiben lassen . Bei Ines hatte ich das Gefühl damals nicht, es war eher als wenn mich eiskalte, unbeholfene Finger wie mechanisch abtasteten. Ich wollte das Ganze nicht überbewerten, schließlich kommt es schon mal vor, dass das erste Mal nicht optimal verläuft. Das Kuscheln danach war dann auch wirklich schön und verdrängte so den zuvor nicht überzeugenden Eindruck. Da ich mir ja Kompromissbereitschaft auf die "Fahnen" geschrieben hatte wollte ich mich auch nicht länger damit befassen, obwohl das eigentlich nicht das war, was ich mir unter Sex vorstellte. Schließlich konnte es auch gut an mir gelegen haben, da ich vielleicht selbst nicht mit der richtigen Einstellung an die Sache herangegangen bin.
Andererseits konnte es auch gut möglich sein, dass wir in dieser Beziehung einfach nicht zusammenpassten oder erst lernen mussten miteinander umzugehen. Eins war jedenfalls klar: Ines hatte nicht viel Erfahrung mit Männern aber letztendlich sind Frauen ja lernfähig und so hoffte ich auf bessere Zeiten. Heute weiß ich, wenn die Chemie dabei nicht stimmt funktioniert das einfach nicht und die Hände bleiben ewig kalt und rau. Ich glaube vielen Verheiratet geht das ähnlich, aber sie finden sich damit ab und leben ihr Leben. Vielleicht nur, weil sie keine Alternative sehen oder einfach zu feige sind sich die Wahrheit einzugestehen. Außerhalb des Schlafzimmers passte alles zwischen Ines und mir und ich war richtig glücklich wenn ich mit ihr zusammen war. Wir beschlossen einen gemeinsamen Urlaub und flogen kurz entschlossen zwei Wochen nach Tunesien. Wir waren nun das erste Mal über einen längeren Zeitraum zusammen und es klappte hervorragend. Wir wurden zu einem richtigen Team, in dem einer den anderen ergänzte. Ines begann mit mir zu "sporteln", was ihr sichtlich Spaß machte und es hatte den Anschein als fehlte ihr nur jemand, der sie wachrüttelte und sie aus ihrer körperlichen Lethargie befreite. Wir verbrachten herrliche zwei Wochen in Ostafrika, die uns noch mehr zusammen geschweißt hatten.
Ines wohnte in einer kleinen Stadt in Mittelfranken und es dauerte damals sehr lange, bis ich Sie zum ersten mal zu Hause besuchte und meine erste Nacht bei ihr verbrachte. Sie hielt sich über Ihre privaten Verhältnisse bedeckt, was im nachhinein betrachtet auch verständlich war. Schattenblume lebte alleine mit ihren Vater in einem überdimensional großen Haus oder sollte man gleich Chateau oder Villa sagen? Spätestens, als ich das Haus zum ersten Mal betrat, wusste ich das es sich hier um mehr als durchschnittliches Bürgertum handelte. Nun war mir auch klar, warum Ines dies solange vor mir verbarg. Sie wollte sicher sein, dass Sie der Grund meiner Begierde ist und nicht etwas anderes. Hätte sie mich besser gekannt, hätte sie gewusst das diese Dinge mir nichts bedeuten und ich lieber arm und glücklich leben würde als reich und abhängig oder unglücklich. Selbst hier, wo sich nun für jemand der rationell und nüchtern denkt ein Kompromiss wohl immer in Frage kommt, war dieses Umfeld für mich bedeutungslos. Die Wochenenden verbrachte ich meist schon bei Ines auf ihrer "Festung", wie ich sie nannte und wir übten schon mal das gemeinsame Zusammenleben. Sexuell hatte sich das ganze so einigermaßen eingependelt, ohne dass eine gewisse Mittelmäßigkeit je überschritten wurde. Ich hatte mich damit arrangiert, da ich den Menschen Ines unheimlich mochte und sehr respektierte. Ich saß nicht mehr alleine vor meinem Computer, sondern wir machten das gemeinsam und amüsierten uns zusammen im Internet. Auch die Stammtische besuchten wir nun gemeinsam und zeigten so dort unsere Verbundenheit.
Ich erwähnte schon einmal, dass ich mich fragte ob ich beliebig austauschbar gewesen wäre und war mir damals nicht ganz sicher. Heute bin ich überzeugt davon, da ich einfach mehr Fakten besitze die dies untermauern. Schon in ersten Wochen mit Schattenblume fiel mir auf, dass sie ein Fabel für die Türkei hatte und so nebenbei erwähnte sie immer wieder, dass sie mehrere Male im Jahr das Land besuchte. Inzwischen kannte ich ja ihren Lebensstandard und wunderte mich nicht mehr darüber. Da Sie an der Uni auch noch noch Türkisch studiert hatte, kam mir dann schon etwas merkwürdig vor. Es dauerte auch recht lange bis ich dahinter kam, was wirklich der Grund für die Vorliebe dieses Landes war. Im Urlaub hatte sich sich, so wie es tausend andere Frauen tun, die der Meinung sind bei uns keinen Mann zu finden, einen der Bediensteten ihres Urlaubshotels zum Lover gemacht.  Wie ich dann weiter erfuhr wollte sie Ihn nach Deutschland holen und sogar heiraten, was aber warum auch immer dann letztlich scheiterte. Schade für ihn, denn er hätte sein Nomadenzelt gegen ein Schloss getauscht. Verstehen kann ich das bis heute noch nicht so ganz, denn nötig hatte sie das nun wirklich nicht. Aber ich glaube Ines Gedankengänge sind einfach ganz anders und schwer zu verstehen. Sie ahnte oder wusste vermutlich schon damals, was in Zukunft alles auf sie zukommen würde und versuchte einfach nur, sich schon rechtzeitig abzusichern und eine pragmatische Lösung zu finden mit der sie sich arrangieren konnte.
Zwar frage ich mich schon, wie sie als derart dominante Persönlichkeit die Dominanz eines türkischen Mannes in den Griff bekommen wollte, nachdem sie später daran schon bei mir scheiterte. Vielleicht war auch das der Grund warum diese schon geplante Heirat nie zustande kam. Eigentlich hätten, spätestens als ich das wusste, alle Alarmglocken bei mir klingeln müssen, was sie vermutlich auch schon taten, aber ich ignorierte sie. Die Harmonie im Alltag, der gegenseitige Respekt und unser Umgangen miteinander vertreib alle negativen Gedanken. Fast ein Jahr kannten wir uns nun und natürlich kam der Gedanke des Zusammenlebens. Der Antrieb dazu kam eher von Ines als von mir, denn eigentlich hatte ich nichts gegen den kleinen Freiraum, den ich durch mein Appartment noch besaß, einzuwenden. Natürlich war es verlockend bei Ines zu wohnen, ich müsste lügen wenn ich was anderes behaupten würde. Wer tauscht nicht gerne ein 30 qm Apartment gegen ein Chalet mit 10 Zimmern, Garten und anderem Luxus? Mitte Mai 2001 war es soweit und ich hatte wieder mal einen Umzug vor mir. Diesmal sollte mein neues zu Hause in Mittelfranken sein oder soll ich sagen der Gast der sich nie zu Hause fühlte ?
Somit wären wir an dem Punkt angelangt wo sich die Frage stellt, ob eine Beziehung, die im Internet ihren Anfang nahm, gut gehen kann? Pauschal gesagt: es kann so gut oder so schlecht funktionieren wie jede andere Beziehung, denn es liegt an einem selbst was man daraus macht. Für mich war es das erste Mal und einen Unterschied zu anderen Beziehungen, die irgendwo in der Disco oder im Supermarkt begannen, sah ich nicht. Auffallend ist, wenn jemand eine neue Liebe über das Internet gefunden hat macht er sich dann schlagartig rar in den Chaträumen. Was die These bestätigt, dass die Räume hauptsächlich dazu dienen einen neuen Partner zu suchen, auch wenn das natürlich sämtliche Anwesenden in den Chaträumen nachdrücklich bestreiten würden. Meist dauert es nur ein paar Wochen und dann tauchen sie alle wieder auf, manchmal mit neuem Namen um sich eine neue Identität zu verschaffen und so einen neuen Versuch zu starten. Sich von den Chaträumen fernzuhalten, wenn man darin einen Partner oder eine Partnerin gefunden hat, ist sicherlich eine gute Idee. Denn so entgeht man Einflüssen, die vielleicht nicht unbedingt förderlich sind für eine neue Beziehung. Neid und Eifersucht der User untereinander spielen eine tragende Rolle, wie ich schon erwähnt habe. So ist man auch nicht vor Angriffen gefeit, die versuchen das vermeintliche Glück wieder zu zerstören. Ist Mann vom Markt, wie ich das mal nennen will, wird er schnell merken, wie seine bis dahin üblichen Teles zurückgehen, da er nun für viele uninteressant geworden ist. Spätestens jetzt weiß er, wer ihn eigentlich nur anbaggern wollte und wer tatsächlich Wert auf eine freundschaftliche Internetbeziehung legte.
Natürlich gibt es wie in allem auch hier Ausnahmen, nämlich jene, denen es ganz egal ist, ob du liiert bist oder nicht. Sie versuchen weiter, meist auf eine sehr subtile Art, an dir dranzubleiben und versuchen auszuloten, ob es nicht doch eine Möglichkeit ergibt an dich ranzukommen. Wird dir das dann allmählich irgendwann zu lästig oder zu nervig und du machst ihr es  dann mit dem allerletzten Mittel, der "Holzhammermethode", klar, wirst du schnell merken, wie sich die bis dahin so liebenswert und nett erscheinende Telepartnerin schnell in ein "männerfressendes" Monster verwandelt und ihr wahres Gesicht zeigt. Einige Beispiele habe ich davon in den Chaträumen beobachtet und eines, von dem ich nun mal erzählen will, selbst erlebt. Es ist das beste Beispiel, wie jemand auf subtile Art versucht an einem ranzukommen, wohl wissend, dass man in festen Händen ist und wie die Reaktion nach einer Abfuhr aussieht...
Python 38 will ich sie mal nennen, denn der Name hat irgendwie Bezug. Ich kannte Python 38 schon einige Jahre aus dem Internet, genauer gesagt aus den Chat - Communities, ohne das ich ihr je größere Beachtung geschenkt hätte. Irgendwie hatte sie so eine Art Außenseiter - Image, denn so wirklich unterhielt sich nie jemand mit ihr. Auch ich ging ihr eher aus dem Weg und vermied eine direkte Anschreibe, da ich sie ehrlich gesagt für eine Giftspritze hielt. Es war so um den Jahreswechsel herum, als ich zu meiner Überraschung ein Telegramm von ihr bekam. Keine Ahnung mehr warum und wieso, aber es entstand daraus ein vernünftiges Gespräch, das im Gegensatz zu den meisten Telegrammen nicht nur vor sich her "blubberte". Na gut, sagte ich zu mir selbst, Mann kann sich ja auch mal täuschen und zu schnell ein Vorurteil über jemand bilden. Beruflich bedingt habe ich sehr viel Umgang mit Menschen und ich bildete mir schon soviel Menschenkenntnis ein, dass ich jemand einordnen kann.  Aber, wie gesagt, manchmal steckt man zu schnell jemand in eine Schublade, weil man vielleicht zu bequem war sich mit der Person einmal auseinanderzusetzen. Python 38 erwischte mich in dieser Zeit auch gerade auf dem richtigen Fuß, da sich meine Unzufriedenheit in der Beziehung mit Ines (Schattenblume) von Tag zu Tag erhöhte. So tat es mir gut mit jemand zu quatschen, letztlich glaube ich war es auch egal wer das war. Da ich aber so meine Erfahrungen im Internet hatte, behielt ich natürlich Details oder andere mir vertraulich erscheinende Dinge für mich. Das einzige, was ihr auffallen konnte, war meine Unzufriedenheit mit meiner derzeitigen Situation. Meistens war ich, bildlich gesprochen, allerdings der Zuhörer in diesem Telegramm und hörte mir die Sorgen und Probleme von Python 38 an.
Das Ganze begann sich von nun an zu einer Regelmäßigkeit zu entwickeln und es verging kaum ein Onlinebesuch, ohne dass sich nicht das Telegrammfenster in der linken oberen Ecke meines Bildschirms öffnete und Python zum Vorschein kam. Es waren auch weiter hin nette Unterhaltungen, die wir via Tele führten, doch ich achtete immer auf die nötige Distanz. Ich kannte Python bereits real und es wäre mir nie in den Sinn gekommen mehr als Small Talk mit ihr zu betreiben. Sie war weder mein Typ noch hatte ich irgendeine Motivation in dieser Zeit fremdzugehen, was ich so und so nie tat wenn ich liiert war, auch wenn die aktive Beziehung schon auf Talfahrt war. Python versuchte mich, zumindest machte es den Eindruck, irgendwie zu sich nach Hause zu "locken".  Entweder sie lud mich zum Essen bei sich ein oder sie hatte andere, mir recht fadenscheinig erscheinende Gründe dafür, dass ich sie besuchen sollte. Ich vermied es darauf zu reagieren, wechselte das Thema oder ich konnte es rein zeitlich im Moment nicht einrichten. Eigentlich ein Fehler, denn hier schon wäre die "Holzhammermethode" angesagt gewesen, um ihr so den Wind aus den Segeln zu nehmen. Da ich mir aber schon wochenlang ein Klagelied auf die böse Welt und deren Männern angehört hatte, wollte ich aus Rücksicht dies nicht so drastisch tun. Irgendwann fand ich in meinem Briefkasten eine E-Mail mit Python als Absender. Als ich sie öffnete glaubte ich nicht, was ich da las. Eine Liebeserklärung oder sagen wir ein Liebesbrief per Mail. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet und ich stand vor der Frage, wie ich darauf reagieren sollte. Stimmte das alles, was ich so von Python wusste und hatte sie mir die Wahrheit über verschiedene Erfahrungen in ihrem Leben gesagt, konnte ich sie keinesfalls einfach nur ablehnen ohne ihr nicht einen erneuten Tritt verpassen, wie sie es anscheinend gewohnt war.
Ich überlegte wie ich reagieren sollte, denn irgendwie tat sie mir einfach leid und das ist jetzt nicht abwertend gemeint. Also beschloss ich ihr eine lange E - Mail back zu senden und ihr so sensibel wie möglich klar zu machen, dass ich nicht zu haben bin. Ich vermied es dabei irgendwelche Gründe aufzuführen aus denen sie vermuten konnte, dass es schon vordergründig an ihrer Person selbst lag, warum ich ihr Begehren nicht erwidern konnte. Prinzipiell hatte sie eigentlich den günstigsten Zeitpunkt erwischt, da ich unter gewissen bestimmten Umständen sicherlich anfällig gewesen wäre, vielleicht sogar einen Versuch zu wagen aber dafür kam sie nun wirklich nicht in Frage. Ich musste nicht all zu lange auf eine Antwort warten. Sie war recht kurz und der Ton schlug bereits in eine andere Richtung. In ziemlich knappen Sätzen sagte sie mir, dass sie damit gerechnet hatte und ich in Zukunft keine Telegramme mehr von ihr erhalten würde. Das betrübte mich nun nicht gerade zu Tode, denn einen Vorwurf konnte ich mir nicht machen. Ich hatte ihr in der Re - Mail meine Freundschaft angeboten und ihr klar gemacht, dass diese das einzige sei was ich ihr anbieten kann und das war auch ehrlich gemeint. Die Telegramme, die ich nun noch von ihr bekam, waren zwar spärlicher aber es schien so, als würde sie diese Übereinkunft akzeptieren und ich war froh darüber. Da sie über wirklich sehr wenig Selbstbewusstsein verfügte hoffte ich ihr auf dies Weise zu helfen und versuchte sie in Telegrammen etwas in ihrer anscheinend labilen Psyche zu stärken. 
Python hatte oder hat immer die Angewohnheit sich im Chatraum relativ unbeteiligt zu geben, was nichts anderes bedeutet als dass sie sich zwar in den Chatraum einloggt aber dann ohne sich an Gesprächen zu beteiligen, den Raum für andere User blockiert. Sobald ihr eine Bemerkung dann im Chatraum gegen den Strich, geht macht sie sich überraschend bemerkbar und versucht den "Sünder" in die Schranken zu weisen. Fast hatte ich schon den Eindruck gewonnen, dass dies der einzige Grund ist, weswegen sie die Communtie aufsuchte. Irgendwie hatte wir gerade mal wieder das leidige Thema "übergewichtige Frauen" und da ich eben gerne leidenschaftlich konträr diskutiere, mischte ich kräftig mit. In der Leidenschaft der wirklich lebhaften Diskussion rutschte mir folgender Satz heraus: "Es würde mich persönlich einfach anekeln mit einer Frau die sagen wir mal 100 kg hat ins Bett zu gehen". Zu dieser Aussage stehe ich auch jetzt im Nachhinein, wenn es vielleicht von der Ausdrucksweise durch die entstandene Emotion dabei etwas zu drastisch oder überzogen war. Python lag mal wieder wie eine Schlange auf der Lauer und ich glaube ich hatte den Satz noch nicht mal zu Ende geschrieben, da bekam ich schon ein Telegramm von ihr. Was ich darin las, lass ich mal an dieser Stelle weg, denn sicherlich spielten auch bei ihr unkontrollierte Emotionen ein Rolle. Ab jenem Tag stand ich jedenfalls auf der "Igno - Liste"  bei Python, das Einzige das ich je erhielt in den Jahren meiner Internetpräsenz. Deswegen falle ich nicht gerade in Trauer, ich wollte damit nur deutlich machen wie schnell sich die "Winde" in diesen "Kreisen" drehen können und man es sich wirklich gut überlegen sollte, wem man seine Freundschaft und sei es nur auf Onlinebasis anbietet. Ebenso wollte ich damit deutlich machen, wie schmal der Grad ist, wenn man regelmäßige Telegramme mit jemand führt, um eigentlich nur eine Freundschaft aufzubauen oder zu pflegen...
Nicht das einzige Beispiel das ich erlebt habe... Während meiner Zeit des kurzen Solo - Daseins bis hinein in die Anfängen der Beziehung zu Ines (Schattenblume) hatte ich regen Telekontakt zu einem verheirateten Userpärchen wie ich schon in einem früheren Kapitel kurz erwähnte. Unabhängig von einander chatete ich mit Beiden ohne dass sie zunächst wussten das sie Beide mir ihre Sorgen und Ängste anvertrauten. Da ich in solchen Dingen sehr integer bin ließ ich es sie auch nicht wissen. Sie waren ein paar Jahre verheiratet und standen vor den Scherben ihrer Ehe. Vermutlich hatte sie diesen Schritt zu früh getan denn mit 23 verheiratet sein und bereits zwei Kinder zu haben ist sicherlich nicht der Idealfall. Unzufrieden waren wie es den Anschein hatte beide mit ihrer Situation nur waren sie irgendwie nicht bereit etwas zu dafür zu tun um diesen Umstand zu ändern. Tigerente ,nennen wir sie mal so wollte ihren Mann verlassen und ich versuchte sie stetig davon abzubringen. Ihr Mann war zum Dauerjunkie geworden was das chaten anbelangte und baggerte in den Comunities alles an was nur im entferntesten Sinne zwei Beine hatte. Er sah nichts mehr ausser seinem Computer. Tigerente war völlig frustriert von ihrem Ehealltag und nutzte die Stunden in denen er nicht zu Hause war in der virtuellen Welt ihrer Einsamkeit zu entgehen. Viele Teles hatten wir zusammen und ich versuchte sie immer wieder zu stützen ihr Mut zu machen doch einen anderen Weg als der der Trennung zu finden. Was ich aber auch schrieb es war sinnlos und man drehte sich nur im Kreis mit seinen Argumenten da einfach keiner der beiden bereit war einen Schritt aufeinander zu zugehen. Alle guten Ratschläge die ich ihm gab blockte er ab ohne überhaupt mal darüber nach zudenken wobei ich zugeben muss das wohl auch nicht seine Stärke war. Für Tigerente war ich das Ventil wo sie ihre Frustration ablassen konnte jemand der ihr zuhörte und sie ernst nahm ,was ich auch tat. Wochenlang ging das so allabendlich las ich eigentlich immer das selbe. Eigentlich kam ich! mir fast vor wie ein Tonband bei dem der Aufnahmeknopf gedrückt war. Ich fand Tigerente sehr nett, hörte ihr gerne zu und war immer da wenn sie mich zum reden brauchte oder sagen wir zum zuhören. Gesehen hatte ich Sie bis dato nie auch hatte ich nie nach einem "Pic" gefragt aber das sollte sich alsbald ändern. Es war mal wieder ein STT angesagt und es war für Ines und mich einer unserer ersten gemeinsamen Stammtische der Usergemeinde. Viele der Anwesenden kannte ich inzwischen ja so vielen neue Gesichter einem sofort auf. Tigerente war eines dieser neuen Gesichter und ich muss ehrlich gestehen ich war überrascht. Eigentlich hatte ich mir so richtig keine Vorstellung von ihr gemacht da es für mich auch sekundär war wie sie aussah. Tigerente jedenfalls war nicht dass was man üblicherweise an Stammtischen zu sehen bekam sondern ein wirkliches Licht am dunklen Horizont der Stammtischklientel. Irgendwann im laufe des Abends saßen wir kurz nebeneinander unterhielten uns und stellten gemeinsam fest das wir beide von einander überrascht waren. Die Unterhaltung war nicht all zu lange, konnte ich auch nicht tun da ich den argwöhnischen Blick von Ines schon in meinem Nacken verspürte. Ines war in dieser Anfangsphase durchaus in der Lage ihr Revier zu verteidigen und wenn nötig eine Stutenbissigkeit an den Tag zu legen. Ich dachte mir nichts dabei bei der Unterhaltung ,ich freute mich einfach sie auch mal offline (in der realen Welt) kennen zu lernen. Tigerente war wirklich hübsch , süss und charmant und jetzt konnte ich noch weniger verstehen das sich ihr Mann mehr seinem Computer als ihr widmete. Eine der üblichen "Baggerer" saß bereits neben ihr, hatte seine Schaufeln schon voll ausgefahren und blickte mich bereits schief von der Seite an was mich aber kaum sonderlich beeindruckte. Ich ordnete ihn der Kategorie "Maulhelden" zu wie ich sie aus dem Chat kannte die in der realen Welt meist vor Dummheit oder Schüchternheit so uns so keinen vollständigen Satz über ihre Lippen bringen. Tigerente verliess recht bald de! n Stammtisch liess den " Maulhelden " in der Ecke mit sich allein, verabschiedete sich mit einem Bussi und einer mir innig erscheinenden Umarmung von mir, was mir von Ines eine Rüge einbrachte. Auch Ines und ich verliessen alsbald den Stammtisch ohne das ich mir jetzt irgendwelche Gedanken über die Begegnung mit Tigerente noch machte.
Irgendetwas hatte sich aber nach diesem Stammtisch geändert. Die Teles von Tigerente kamen noch häufiger als früher und wurden noch durch zahlreiche E - Mails unterstützt. Unser Ton wurde persönlicher und ich hörte schon langsam den "kleinen Mann " im Ohr seine Warnungen mir zu verkünden. Wie ich ja bereits schon einmal die verschieden Arten des anbaggern (wobei ich in jenem Fall das nicht so unbedingt nennen möchte) gehörte Tigerente zur subtilen Art. Irgendwann hatte sie jedenfalls meine Telefonnummer und es folgten allabendliche Telefongespräche welche von nun an die Telesitzungen ersetzten. Die Gespräche verliefen eigentlich immer in die gleiche Richtung zumindest zu Anfang. Tigerente klagte mir ihr Leid ich hörte ihr zu. Nach einiger Zeit wandelten sich dir Gespräche. Aus dem "Kummerkastenphone" wurde plötzlich eine "Flirtline". Natürlich war ich geschmeichelt, welcher Mann wäre das nicht wenn Ihm eine 23 jährige hübsche Frau das alles sagt was ein Mann gerne hört? Spätestens jetzt wäre es eigentlich an der Zeit gewesen ihr zu sagen: "Halt Stop bis hierher und nicht weiter"! Nicht zuletzt lag es nahe das ich mir mit Ines Probleme schaffen würde auch wenn sie im grossen und ganzen Bescheid wusste. Eines Abends meinte Tigerente sie könne am Telefon nicht so über alles reden ob sie mir nicht einmal alles in einem Brief aufschreiben könne? Ich willigte ein ohne eigentlich länger darüber nachzudenken. Ein paar Tage später lag ein Briefchen von Tigerente in meinem Postkasten. Was ich zu lesen bekam hatte ich nicht erwatet. Tigerente schickte mir einen Liebesbrief voller Zärtlichkeit wie ich ihn lange nicht mehr erhalten hatte. Nicht nur das sie mir ihre Liebe zu mir gestand ,nein sie erwartet auch eine Entscheidung von mir. Ines oder Tigerente war die Antwort die sie haben wollte und es war aller höchste Zeit ihr diese Antwort zugeben. Klar war ich geschmeichelt und sicherlich war auch die Versuchung sehr gross ihrer Bitte sie zu besuchen nachzukommen aber ein bischen Verstand hatte ich doch noch. Tigeren! te schluckte die Pille die ich ihr verabreichen musste und es dauerte nicht lange bis der Baggerer vom Stammtisch der schon damals nach ihr lechzte wie ein läufiger Hund das alles für mich übernahm. Die Teles von Tigerente wurden weniger bis sie schon bald ganz aufhörten. Die immer wachen Ohren der Internet - Comunity flüsterten mir dann das sie sich wenig später scheiden liess und mit dem "Baggerer" von damals zusammen zog.
Auch in dieser Geschichte habe ich natürlich wieder fatale Internetfehler gemacht. Nie hätte ich es soweit kommen lassen dürfen sondern erkennen müssen wann es Zeit ist die Bremse zu treten. Telefonnummer in diesen Chats zu verteilen ist einfach ein Fehler und absolut nicht ratsam. Ebenso sollte man seine Adresse für sich behalten um nicht irgendwann unangenehme Überraschungen zu erleben sei es von sich selbst überschätzenden männlichen Dumpfbacken oder einer Horde stutenbissiger Weiber. Ines erzählte ich die Geschichte auch das was sie noch nicht wusste und die Sache war damit für uns damals erledigt.
Ich muss jetzt mal zwischendurch wieder anmerken das ich nicht alles was diese Internetgeschichten anbelangt verdamme oder immer nur alles negativ sehe was mit Teles und Kontakten daraus entsteht. Ein Stückchen weiter in diesem Kapitel wenn ich bei "Selli" angelangt bin zeigt es sich das es auch durchaus positiv und angenehm sein kann mit Freunden zu telen und das es jene auch tatsächlich gibt in dieser virtuellen Welt. Es gibt auch angenehme Dates und nicht alle sind so frustrierend und enttäuschend wie von denen ich schon berichtet habe. Schliesslich ist nicht zu vergessen das ich so nach Ines, Tany kennen gelernt habe und Sie bis heute nie eine Enttäuschung war. Aber ich will nach soviel vielleicht typischen Internet Erfahrungen die ich schilderte auch mal ein Beispiel aufzeigen wie es auch ganz anders sein kann, nämlich angenehm und spassig einen solchen Date zu haben. Es war Anfang 2003 mitten in der Krise mit Ines als ich mich eines Nachmittags auf den Weg machte ins ostbayerische Hinterland eigentlich um genau zu sagen dort hin wo man denken könnte das die Welt dort endete. Ich kannte das kleine Städtchen in der Oberpfalz nur zu gut schließlich war ich beruflicher weise mal dorthin für längere Zeit verbannt worden. In einem mir bekannten Cafe hatte ich einen Date mit einer Userin aus meinem Stammchatraum. Namen sind Schall und Rauch also nennen wir sie mal "Schwarzer Engel" zumal der Name irgendwie treffend ist. Ich kannte Angel schon einige Zeit aus dem Net und lachte immer köstlich über ihre Artikulationen im Chatraum. Ihre Kommentare und auch ihr humorvolles erfrischendes auftreten war wirklich mal was anderes als der sonstige Einheitsbrei der geboten wurde. Gelegentlich telten wir auch mal zusammen aber immer im vernünftigem Abstand, schliesslich hatte ich ja auch dazu gelernt. Wir feixten oft ob wir mal einen Kaffee zusammen trinken wollten ohne jedoch das ganze je konkret werden zu lassen. Wie auch immer aus einer Laune heraus entstand dieser Date und ich war auf dem Weg ins Deutsche Niemand! sland. Wir trafen uns bei einem Einkaufcenter den ich noch all zu gut kannte. Angel war pünktlich ein Attribut das Frauen selten besitzen und wir fuhren gemeinsam in meinem Wagen in das schon erwähnte Cafe. Angel war eine attraktive gepflegte Frau Anfang 40 die sicherlich so manchen Allesfresser aus dem Chat Schweißperlen auf die Stirn gezaubert hätte. Sie besaß auch in der realen Welt den gleichen charmanten Humor wie sie es im Chat erahnen ließ und es war eine wahre Freude sich mit ihr über drei Stunden zu unterhalten. Wir blödelten feixten lachten uns über Geschichten schrullig die wir ins erzählten deren Inhalt meist die Chatcomunity war. Vielleicht flirteten wir sogar einwenig ohne es zu merken jedenfalls vergass ich für diese Stunden völlig meinen Stress mit Ines und es war herrlich einmal richtig abzuschalten. Drei vielleicht waren es sogar vier Stunden hatten wir und ich denke das gilt für beide großen Spaß. Als ich nach Hause fuhr musste ich immer noch vor mich hin lachen und ich sagte mir : Date ist nicht gleich Date und Mann kann nicht alle Frauen über einem Kamm scheren . . .
 
Mitte 2001 zog der "Gast" ins "Chalet" in Mittelfranken ein. Es war schon überwältigend, den Unterschied zu meinen 30qm so richtig zu registrieren und es dauerte wirklich lange, bis ich mich in diesem Haus nicht mehr verirrte. Ich spielte schon mit dem Gedanken mir einen Routenplaner zuzulegen um mir dies zu erleichtern. Ines gab sich wirklich Mühe um mir das Gefühl zu geben zu Hause zu sein, auch wenn im nachhinein betrachtet ihr das nie gelang. Vielleicht lag es daran, dass ich mich einfach nicht zu Hause fühlen konnte zwischen Dingen, die mir nicht gehörten. Durchaus möglich, dass die Beziehung in einer neutralen Umgebung, an deren Aufbau ich beteiligt gewesen wäre, geklappt hätte. Diese Option stand aber nie zur Debatte, da mir Ines schon früh klar machte, dass sie nie ihr Haus verlassen würde. Ich kann und konnte das auch verstehen, da es einfach ihr Andenken an ihre Mutter war das sie bewahren wollte und dies wohl auch als Lebensaufgabe betrachtete. Irgendwie wurde ich halt nie das Gefühl los, und das glaube ich auch noch heute, brauchte Ines nur einen Mann als Mittel zum Zweck. Einer, der dieses Vermächtnis mit ihr teilen sollte. Je länger ich mit Ines zusammen, desto deutlicher wurde mir das. Ines war eine dominante Persönlichkeit mit dem hang zu einer gewissen Oberlehrermentalität. In ihrem pädagogischen Beruf war das sicher von Nöten, aber dass diese Anwendungen schon bald auf mich abfärben sollten, passte mir gar nicht. Sie tat das nie mit Absicht, das würde ich ihr nicht unterstellen, aber je länger ich mit ihr zusammen war, desto mehr brach diese Eigenschaft bei ihr durch. Natürlich bremste ich sie, wenn ich das bemerkte, aber so richtig schaffte ich das nie. 
Selbst merkt man solche Dinge meist erst, wenn einen Außenstehende darauf aufmerksam machen. Leider wollen sich Freunde aber meist nicht den Mund verbrennen oder in ein Fettnäpfchen treten und halten sich mit ihrer Meinung hinter dem Berg versteckt, um einem dann, wenn die Beziehung beendet ist, ihre Beobachtungen kundtun. Das erste Mal wurde ich im Spätsommer 2001 bei einem unseren schon legendären Firmenfesten darauf aufmerksam gemacht. Jedes Jahr in der letzten Augustwoche veranstaltete unsere Firma ein inoffizielles Sommerfest, das so genannte Weiherfest, für seine Mitarbeiter. Eine unserer Angestellten, oder besser gesagt deren Vater, hatte ein wundeschönes Stückchen Grund mit einem Fischweiher und einer dazu gehörigen Partyhütte. Seit Jahren war dieses Fest nun schon Tradition. Da es nach einem gewissen Konsum von Alkoholika oft sehr tabu los wurde, war man mit den Jahren zu dem Entschluss gekommen, dass nur noch ausschließlich Mitarbeiter dazu eingeladen waren und man auch davon abkam, deren Partner einzuladen. Es gab zu oft Stress wegen Eifersüchteleien.
Mich betraf diese Regel nicht, da es sich kaum jemand getraut hätte mir das zu verbieten. Also nahm ich Ines mit, was ich auch richtig fand, da sie ja zu mir gehörte. Sie war noch ein ziemlich unbeschriebnes Blatt in diesem Kreis, aber da ich sie als sehr offen und kontaktfreudig kannte, hatte ich keine Bedenken, dass sie sich nicht integrieren könnte. Es gab von beiden Seiten keinerlei Berührungsängste und so war es meiner Meinung nach ein gelungener Abend. Am darauf folgenden Tag wurde ich dann zum ersten Mal damit konfrontiert, dass ich angeblich ganz schön unter der "Herrschaft" meiner Ines stehe. Einige spitzfindige Bemerkungen  musste ich von verschiedenen Seiten hinnehmen, ohne dass ich diesen Achtung schenken wollte. Komischerweise dachte ich auch nicht länger darüber nach, vielleicht deshalb weil ich mich daran gewöhnt hatte oder ich einfach nicht darauf geachtet hatte. Das Ines manchmal einen dominanten Ton drauf hatte wusste ich schon, aber ich wusste auch, dass sie dies eigentlich unbewusst tat. Vielleicht lag es auch an meinen Vorgängern, die dies vielleicht nötig hatten, ich jedenfalls war sicherlich die falsche Adresse dafür. Vermutlich ließ sich das auch ein kleiner Junge im hintersten Anatolien gefallen, der ehrfürchtig zu seiner "Deutschen Hoffnung" hinaufsah. Zumindest so lange, bis er im Schlaraffenland gewesen wäre. Mich jedoch zu domestizieren oder verbiegen zu wollen, kann früher oder später nur damit enden, dass ich ausbreche und mir einen neuen Weg suche.
Ich hatte mich langsam eingelebt, hatte aber immer noch das Gefühl ein Fremder zu sein. Der Jahreswechsel war mal wieder vollzogen und vor allem für Ines stand ein hartes Jahr bevor. Unsrer Beziehung hatte sich gefestigt und zumindest bis Mitte des Jahres sollten wir auch kaum Gelegenheit haben, uns Gedanken darüber zu machen. Mit Schicksalsschlägen war Ines schon genug gebeutelt worden. Früh verlor sie ihre Mutter und nun schien sie ihren Vater auch noch an der selben Krankheit zu verlieren. Ines hatte viel zu tun in diesen Monaten und stand unter voller Belastung mit der aufopfernder Pflege ihres Vaters. Die Mutter und den Vater innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums durch die gleiche Krankheit zu verlieren, erfordert wirklich viel Kraft um dies zu bewältigen und zu verarbeiten. Man konnte Ines nur bewundern wie sie damit umging und sowohl ihren wirklich nicht leichten Job mit der Pflege ihres Vater unter einen Hut brachte. Im Frühling des Jahres wurde Ines Vater von seinem grausamen Leiden erlöst und für ihn selbst ging damit ein schon über Monate geäußerter Wunsch in Erfüllung. Jetzt denke ich, es war die Zeit wo ich Ines am nähsten stand. Ines wäre nicht Ines, wenn sie nicht recht schnell wieder den Schalter umlegte und so stürzte sie sich sofort wieder in Planungen für ihr Haus und für ihr zukünftiges Leben.
Zunächst einmal aber war Abstand und Erholung angesagt, den sie nach den vergangenen Monaten wirklich brauchte. Vierzehn Tage Türkei, das Ganze verbunden mit der Hochzeit einer guten Freundin von Ines, die Türkin war. Nach Tunesien und der Karibik war dies der dritte Urlaub, den wir zusammen verbrachten. Der Urlaub war quasi zweigeteilt, eine Woche verbrachten wir an der türkischen Riviera, ehe wir dann für zwei Tage zur Hochzeit nach Istanbul flogen. Mitten im Bosporus, auf der winzig kleinen Insel Kizkulesi feierten die beiden mit Gästen aus Deutschland und der Türkei ihre Hochzeit. Einen traumhafteren Ort dafür kann man sich nicht vorstellen und sollte ich jemals wieder in diese Versuchung kommen, wüsste ich wo ich das zelebrieren würde. Wir verbrachten noch einen traumhaften Tag in Istanbul, einer Stadt die ich mir ganz anders vorgestellt hatte. Ich kann nur jedem die Empfehlung geben - Istanbul ist eine Reise wert. Den Rest des Urlaubs verbrachten wir wieder in unserm fünf Sterne Hotel und genossen die Unbeschwertheit eines Urlaubs. Es war mein erster Urlaub in der Türkei und ohne Ines wäre ich nie auf die Idee gekommen je dort Urlaub zu machen. Ich bevorzugte eher die Kanaren, aber das war mit diesem Urlaub vorbei. Inzwischen war ich schon drei mal in Türkei und freu mich schon auf meinen baldigen nächsten Besuch. Durch Ines und später auch noch durch eine zufällige Internetfügung bekam ich auch mehr Kontakt zu Türken und ich muss gestehen, ich mag diesen Menschenschlag. Der Urlaub verlief harmonisch, wie es eigentlich meist immer mit Ines verlief, wenn es sich um Alltäglichkeiten handelte. Zurück aus dem Urlaub stürzte sich Ines sofort wieder in Planungen, was ihr Haus anging. Umbauten, Neuanschaffungen schwebten ihr vor.
Ich weiß nicht mehr wann, aber irgendwann kam sie zum Thema "Familienplanung" und sie brachte das "Unwort" heiraten ins Gespräch. Das war wohl der Moment, in dem sich meine geistige Abnablung in Gange setzte und nicht mehr aufzuhalten war. So richtig Gedanken darüber hatte ich mir nie gemacht und es stand für mich auch nicht zur Debatte. Für Ines, das galt nicht nur was dieses Thema anbelangte, war Planungssicherheit von großer Bedeutung. Ich bin mir auch ganz sicher heute: sie wusste schon als sie mich kennen lernte, dass ihr Vater nicht mehr all zu lange zu leben hatte und sie deswegen eben eine Sicherheit suchte. Wie ein Würgreiz kam einfach immer wieder das Gefühl hoch, dass ich beliebig austauschbar war und alles ziemlich kalkuliert war von ihr. Ich begann mich von da an zurückzuziehen, eine Erscheinung die ich immer tue, wenn ich mich unwohl fühle in einer Beziehung, auch wenn sie nicht unbedingt richtig ist. Unsere sexuelle Beziehung war sowieso auf Sparflamme, was aber eher an mir als an ihr lag. Wir hatten einfach in dieser Beziehung keinen Konsens gefunden und machten auch den Fehler, nicht einfach mal die Karten dies bezüglich auf den Tisch zu legen. Wenn ich jetzt schreiben würde ich hatte den schlechtesten Sex, den ich je hatte, so könnte sie das wohl sicher auch behaupten, auch wenn es ihr doch deutlich an Vergleichen mangelte. Ich verlor einfach jede Lust auf die Frau je länger ich bei ihr war. Sie unterstütze das Ganze auch noch damit, dass sie ihr Kampfgewicht deutlich erhöhte und somit auch noch jeder visueller Reiz verloren ging. Ines wurde auf sexuelle Diät gesetzt, was nicht anders bedeutet, dass ich es vermied mich in eine Situation zu bringen, in der sie mich angrabschen konnte. Da Verführung eines Mannes auch nicht ihre Stärke war, sie hatte zwar auf der Volkshochschule Bauchtanz belegt, aber mit Bäuchen hatte ich es halt noch nie so.
Jeder hatte seinen Computer in einem anderen Raum stehen (übrigens Gift für eine Beziehung) und zogen wir uns langsam aber sicher in die eigene virtuelle Welt zurück. Aus taktischen Gründen chatete ich bis weit in die Nacht hinein, um so sicher zu sein, dass Ines bereits schlief, wenn ich das Schlafzimmer betrat. Ich begann mich aber langsam zu hinterfragen, ob ich nicht irgendwie ein Problem hatte. Vielleicht schon altersbedingt, oder was konnte es sonst sein, dass ich jede Lust an dieser Frau verlor. Hin und wieder schlief ich noch mit ihr, wenn ich gar nicht anders konnte, denn abweisen und die Wahrheit darüber sagen, das brachte ich nicht fertig. Ich flüchtete immer mehr ins Internet, während Ines damit begann sich anders zu orientieren, was ich ihr nicht mal verdenken konnte. Sie begann an den Wochenenden auszugehen und erschien meist erst wieder am nächsten Morgen. Wie ich mitbekam durchforstete sie bereits wieder Bekanntschaftsanzeigen im Internet und schien auch schon das einen oder andere Date gehabt zu haben. Planungssicherheit und beliebig austauschbar. Wieder wurde ich daran erinnert und ich sollte auch schon bald eine Bestätigung dessen erhalten.
Für mich war zu diesem Zeitpunkt, es war so um den Jahreswechsel 2003 herum, schon klar, dass meine Tage hier gezählt sind. Ich suchte Ablenkung, egal welcher Art nicht mit einer anderen Frau, das stand nicht zur Debatte. Fremdgehen gehört nicht zu meinem Stil und habe ich im Leben auch nie getan, solange ich in einer Beziehung war. Erst musste das eine beendet sein. Aber, das muss ich zugeben, dann kam postwendend das nächste oder die Nächste. Im Internet hatte ich erfolgreich der Baggerschaufel von Python widerstanden, was zugegeben auch überhaupt keine Versuchung war. Durch einen reinen Zufall lernte ich in dieser Zeit "Selli" im Internet kennen. Ein Freund türkischer Freund von mir, der in unserer Firma angestellt war, machte seine ersten Gehversuche im Internet. Ich hatte ihn gerade im Telegramm, um ihm dies und jenes zu erklären im Ungang mit dem Medium. Er chatete bereits wie verrückt durch die Gegend und baggerte so alles an was er für weibliche User hielt.
Da er einen türkischen Screennamen entdeckt hatte, musste er mir gleich berichten, dass er eine Türkin im Tele hatte. Elvistan, wie er sich nannte, hatte jedoch nicht gerade die besten Karten bei ihr, denn sie ließ ihn einfach verhungern. Übrigens die effektivste Methode, wenn man einen lästigen Telegrammschreiber loswerden will. Wer keine Antworten mehr bekommt verschwindet früher oder später von selbst wieder. Elvistan schrieb mir: die mag keine Türken. Worauf ich dann eher zum Spass antwortete: Aber Deutsche vielleicht? Tele sie an, meinte er und das tat ich doch glatt. Mich ließ sie nicht verhungern, im Gegenteil, wir führten ein richtig nettes Tele wie es  wirklich selten zu finden ist. Es war nicht das einzige und lange nicht das letzte Mal, das wir uns hier trafen und miteinander kommunizierten.
Selli hieß eigentlich, (nein das verrate ich nun wirklich nicht)... war Mitte zwanzig, verheiratet und hatte Kinder. Sie erschien pünktlich jeden Abend, außer an den Wochenenden, nach 23 Uhr im Chat und nicht selten redeten wir bis lange in den neuen Tag miteinander. Wir begannen richtig online zu flirten, vielleicht sogar ein bisschen zu "schmuddeln", ohne jedoch den Pfad des guten Geschmacks zu verlassen. Pikant war an der Sache, dass wir gerade mal ein paar Kilometer auseinander wohnten und die Versuchung groß war, das ganze auch mal real zu erleben. Außer von einer Beschreibung her hatte ich keine Ahnung wie sie aussehen könnte, aber ich denke es entstand in meiner Fantasie ein Bild von ihr, in das ich mich hätte verlieben können. Später kam noch ihre weiche angenehme zärtliche Stimme hinzu. so dass ich aus der Symbiose des ganzen eine Traumfrau hatte. Immer wieder sprachen wir darüber. uns real zu treffen. spielten mit den Vorstellungen wie dies wohl aussehen würde. Telefonieren taten wir zwischenzeitlich täglich, sowohl Nachts als auch morgens. Klar dachte ich auch nüchtern und wusste, dass es nie eine Chance gab für uns, aber ich genoss jeden Tag mit Selli. Ich bekam durch sie auch den letzten Kick, um Ines zu verlassen. Ich wusste jetzt, wenn ich Gefühle für eine andere Frau verspürte, war es höchste Zeit hier seine Zelte abzubrechen. Niemals zuvor hatte ich mich im Internet mit jemand so gut verstanden wie mit ihr. Ich glaube wir beide hatten Angst, dass uns die Kontrolle darüber aus den Händen gleiten würde und ich wage zu behaupten, das wäre sie. Niemals hätte ich geglaubt, dass man sich online verlieben könnte ich hätte davor eher darüber gelacht. Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Vernunft muss aber manchmal über Verlangen siegen und sei es zum Wohl des Anderen. Eine Chance hätten wir nie gehabt, auch wenn ich sie mir gewünscht hätte damals. Es fiel mir wirklich schwer, aber ich beendete unser Intermezzo, das schönste das ich je hatte im Internet, um es zu stoppen bevor es zu spät wa! r und vor allem auch um sie zu schützen. Selli wäre nicht Selli wie ich sie kennen und schätzen gelernt hatte, das sie das nicht verstand. Sie versprach mir mich nicht mehr anzutelen und das hielt sie strikt ab diesem Abend ein. Nicht ein Wort der Verbitterung oder das sie beleidigt war wie man das ja so kennt, sondern selbst da war sie wie sie war: einfach klasse. Es gab keinen anderen Weg, denn ich fühlte das irgendwann für sie sehr viel auf dem Spiel stehen würde und das Risiko war einfach zu groß. Mal ganz abgesehen davon wie ein eifersüchtiger türkischer Ehemann reagieren würde. Manchmal trifft man einfach Jemanden zum falschen Zeitpunkt...
 
Selli war für mich praktisch der letzte Impuls um mir im klaren zu sein, dass ich ein Kapitel schließen musste. "Mann" wird ja mit der Zeit klüger und weiß, dass Frauen schnell ihr Gesicht wechseln können, wenn sie verlassen werden. Zwar erinnerte ich mich noch an Beteuerungen von Ines, dass dies nie ein Problem sein werde und Sie so etwas sauber über die Bühne bringen würde, aber die Erfahrungen lehrten das dies meist leeres Gerede ist und die Realität anders aussieht. Gefragt war ein taktisch kluges Verhalten ohne Provokation. Drei Monate Frist handelte ich mit Ines aus. Drei Monate, in denen wir uns beide klar werden sollten wohin unsere Wege führen. Somit hatte ich genug Zeit eine eventuelle Rückkehr nach Regensburg vorzubereiten. Theoretisch bestand ja auch noch die Chance das wir beide einen Konsens finden würden. In der Praxis jedoch war gar nicht daran zu denken. Sie machte nun was sie wollte, keine Ahnung vielleicht sucht sie dass was ich ihr nicht geben konnte oder jene die damit zufrieden waren was sie zu geben hatte. Wenn sie nun auf die "Piste" ging, versuchte sie mich mit einer unnatürlich gespielten Fröhlichkeit zu provozieren. Anscheinend kannte sich mich immer noch nicht, denn sonst hätte sie wissen müssen das sie damit gerade das Gegenteil erreicht.
Das Zusammenleben in diesen Monaten glich nun eher einer Wohngemeinschaft als einer Beziehung. Wir wollten uns am Ende der ausgemachten Frist zusammensetzten und eine endgültige Entscheidung treffen. Für mich war die Entscheidung längst klar und je mehr Wochen vergingen, desto mehr forderte sie auch diese. Irgendwelche Anstalten darum zu kämpfen machte sie nicht es schien ihr eher gleichgültig zu sein und sie war wohl schon mehr damit beschäftigt einen Austauschbaren zu suchen. Während dessen liefen meine Vorbereitungen für eine Rückkehr nach Regensburg auf Hochtouren. Eine schöne Galeriewohnung hatte ich schon gefunden und ich war dabei sie mir komplett neu einzurichten. Ines drängte immer mehr auf eine Entscheidung hielt mir bildlich gesprochen schon die Pistole auf die Brust. So kam dann jener Abend der kommen musste, die Karten wurden auf den Tisch gelegt. Ines vermutete wohl, dass ich bereits eine Andere hatte und auch ich hatte das Gefühl längst auf der Ersatzbank zu sitzen. Ganz so unrecht hatte sie nicht, denn Selli war ja schon eine ganze Weile im Hintergrund. Python hatte ich in die Flucht geschlagen und ansonsten suchte ich eigentlich nur nach Antworten für mich selbst. Diese jedoch konnten mir nur eine andere Frau geben. Ich musste einfach für mich selbst wissen ob ich mich nun wirklich so verändert hatte oder ob es einfach an Ines lag, dass ich selbst so derart gefühlskalt geworden war. Hatte ich überhaupt noch Spaß an Sex? Lag es wirklich nur an mir das mit Ines ich keinen Spaß hatte? Die Fragen brannten mir unter den Nägeln.
Fremdgehen ist für mich ein Tabu solange ich eine Beziehung habe und so war dies auch nicht der Weg eine Antwort zu bekommen. Außerdem hätte ein "One Night Stand" auch nicht die erforderlichen Antworten gebracht. Mir ging es ja um meine Gefühlskälte, die ich verspürte und nicht um technische Dinge. Rein körperlich hatte ich ja kein Problem, nur emotional befand ich mich tot. Es war an einem Samstag Abend, Ines war mal wieder mit gespielter Fröhlichkeit in die Nacht hinaus gezogen und ich saß gelangweilt vor meinem Computer. Eine Innere Stimme sagte zu mir: Jetzt ist genug! Ich wollte nicht die halbe Nacht vor dieser Kiste verbringen und mir das langweilige Gelaber zwischen Engel, Dämonen, Bestien, Schlangen, Feen oder wie immer sie sich nannten anhören. Ich überlegte kurz und entschloss mich dafür unter Menschen zu gehen. Alleine hatte ich eigentlich keine Lust, denn ich brauchte Ablenkung die verhinderte dass ich ins Grübeln kam. Alle meine Bekannten oder die in Frage kamen wohnten jedoch in Regensburg und erst noch gut hundert Kilometer zu fahren, dazu hatte ich auch keine Lust. Ich betrachte die Namen der Anwesenden im Chatraum, in dem ich mich befand aber auch hier sah keine passende Begleitung. Spielen wir russisches Roulette dachte ich mir und ich schrieb einfach folgende Zeilen in den Chatraum: "Die nächste Frau die den Chatraum betritt mit der gehe ich heute Abend noch auf die "Piste".
Ich weiss nicht mal wie ernst ich das gemeint hatte, aber 30 Minuten später saß ich im Auto und fuhr zu einem Treffpunkt wo bereits jemand auf mich wartete. Fast ein Blind Date. Und das, obwohl ich mir eigentlich geschworen hatte, mir so ein Fiasko nicht mehr anzutun. Ganz so blind war das Date auch nicht, denn ich hatte mit meiner Verabredung zuvor noch Fotos ausgetauscht. Es ging auch nicht darum mit einem "Überhasen" an jenem Abend auszugehen. Ich wusste ja, dass die im Chatraum eh nicht zu finden waren. Meine Verabredung war eine angenehme Erscheinung, wirkte aber eher wie eine graue Maus auf den ersten Eindruck. Nach einer kurzen Begrüßung fuhren wir in einen Tanzpalast. Für die nächsten Stunden war gute Rockmusik angesagt und das auch noch in angenehmer Begleitung, wie ich so langsam feststellte. Mein Blind Date war unsicher auf dieser "Bühne" und man merkte ihr an, dass sie sichtlich außer Übung war was das Ausgehen betrifft. Der Abend oder die Nacht flog dahin, wir tanzten zu geiler "Mucke" von Accept, Hammerfall über In Extremo bis zu Unheilig und L` Ame Immortelle. In den Pausen unterhielten wir uns, erzählten voneinander und je länger der Abend wurde, desto sympathischer wurde mir mein Date. Irgendwann begannen wir uns zu küssen. Zart, vorsichtig, zärtlich und ich wusste sofort die Antwort auf alle meine Fragen. Ein wunderbares warmes Gefühl spürte ich und mit jeder Berührung von ihr schwand die Kälte aus meinem Körper...
Dieser eine Abend brachte mir alle Erkenntnisse, die ich brauchte. Alle meine Fragen über mich selbst und meine Zweifel über meine eigenen Emotionen waren beantwortet. Die Fairness gebot nun Eile und ich musste schnell handeln was Ines anbelangt. Ein weiters abwarten und hinausschieben war einfach nicht möglich. An für sich stellte ich mir das recht einfach vor, zumal Ines nie anstallten machte um mich zu kämpfen. Wir machten für einen der kommenden Abende einen Date für eine letzte Aussprache aus. Es ist nie einfach jemand zu sagen das du gehst oder das deine Liebe erloschen und du kannst es psychologisch verpacken wie du willst, ohne jemand weh zu tun geht das nicht. Die Frage dabei ist meinst nur, was dem Partner nun mehr weh tut: sein verletztes Ego, dass er verlassen wird oder sein gebrochenes Herz. Bei Ines an jenem Abend kann ich dies wirklich nicht beurteilen und selbst heute, wenn ich das ganze hier Revue passieren lass, finde ich keine Antwort. Die wahren Gründe, warum ich sie verließ, konnte ich ihr nicht sagen. Es wäre zu entwürdigend, kränkend und taktlos gewesen. Abgesehen davon konnte sie nichts dafür, dass unsere Chemie einfach nicht passte.
Das sie fähig war eine Kompanie zu kommandieren und ich der Schütze Arsch darin darin war, damit hätte ich fertig werden können - in der Hoffnung ihr das schon noch eines Tages abzugewöhnen. Die Beziehung war bildlich gesprochen einfach "Outdoor" auf einem sehr hohen Level, aber "Indoor" auf der untersten Stufe der Skala. Falls ich jetzt meine Leser verwirrt habe, unter "Outdoor" verstehe ich die zwischenmenschlich Beziehung oder sagen wir es einfach den Alltag. Mit "Indoor" meine ich dann alles, was eine Beziehung so richtig prickelnd macht hinter der Schlafzimmertür oder wo auch immer. Es gibt Beziehungen wo es einfach ist einen Schlussstrich zu ziehen, weil sich Dein Partner als ein "mordsdrum" Arschloch herausstellte und du ihm so seine Quittung verpasst. Was aber, wenn der Mensch dem du das sagen musst, grundanständig ist, immer integer zu dir war du große Achtung vor Ihm hast? So in etwa stellte sich mir das Ganze an jenem Abend dar. Der Abend sollte sehr lange werden und zog sich bis in den nächsten Morgen hinein. Wir redeten darüber oder besser gesagt ich gab meinen Entschluss bekannt. Warum Wieso Weswegen blieb außen vor. Ines verlor für Stunden die völlige Fassung. Nicht indem sie mir eine Szene machte oder hysterische Reaktionen weiblicher Art zeigte, nein, sie versank stundenlang weinend in dich zusammen. Das Ganze eskalierte zur fortgeschrittener Stunde, sie bekam eine Art Atemnot, begleitet von einem Zittern an ihrem ganzen Körper. Wäre es nicht Ines gewesen, hätte ich gesagt ne gute Show, typisch Frau. Ines jedoch nicht, denn diese Blöße würde sie sich nie geben, da zu war die viel zu stolz. Ich bekam es wirklich mit der Angst zu tun, denn es wirkte fast wie ein epileptischer Anfall und ich spielte mit dem Gedanken einen Arzt zu rufen. Irgendwann in den Morgenstunden, nachdem ich sie den Rest der Nacht nicht aus den Augen gelassen hatte, war der "Spuk" vorüber. Nie mehr sollte ich eine Träne oder eine Schwäche von Ines zu sehen bekommen. Ab dem nächsten Tag begegnete sie mir sachlich, nüch! tern und kalt. Sie hatte, so sehe ich das im Nachhinein, in jener Nacht das Kapitel für sich selbst für immer geschlossen. Ob ihre Reaktion in jener Nacht mir nun die Erkenntnis geben müsste, dass diese Frau mich wirklich liebte kann ich nicht beantworten. Wenn ich mich das hinterfrage bin ich zwischen zwei Antworten hin und her gerissen. Zum einen Ja, zum anderen Nein. Es kann sein, dass ich nie richtig erkannte, was ich für sie bedeutet habe und ich ihr Unrecht tue damit mich als Austauschbares Mittel zum Zweck zu sehen. Vielleicht ist es manchmal auch besser, man erfährt nie die Wahrheit...
 
Im März 2003 bezog ich meine neue Wohnung in Regensburg. Ines sollte ich noch einmal im Juni dieses Jahres wieder sehen. Ich hatte noch nicht alle meine Sachen nach Regensburg gebracht und vereinbarte einen Termin - oder sagen wir besser ich wollte einen Termin mit ihr vereinbaren. Da sie auch weiterhin im Internet herumschwirrte, war es auch einfach mit ihr in Kontakt zu treten. Sie besuchte auch wieder die Chaträume, in denen wir beide verkehrten, allerdings wie mir auffiel unter einem neuen Screennamen. Jener war ein Doppelname, so wie es üblich ist, wenn sich ein neues Pärchen gebildet hat wie zum Beispiel "Hasi und Mausi" oder so ein Schwachsinn. Zu einem Screenamen hat man die Möglichkeit auch ein Profil zu erstellen, das für andere User einsehbar ist. Theoretisch sollte es dazu dienen um etwas mehr über den User zu erfahren. Alter, Beruf, Realname und ein eigenes Motto kann man darin angeben. Kurz gesagt eine virtuelle Visitenkarte, die allerdings selten Aussagekräftig ist, denn wie auch Papier geduldig ist, sind es auch diese Profile. Jedenfalls anhand dieses Profils, das zwar recht knapp war, wurde mir sofort klar, dass es sich um Ines plus einen Anhang handeln musste. Zu meiner Überraschung meldete sich per Telegramm ein Unbekannter kurz nach dem ich Ines angeschrieben habe und sie um einen Termin gebeten hatte. Jener unbekannte Screen nennen wir ihn mal "Dumpfbacke 01", eine treffendere Bezeichnung könnte mir nicht einfallen, schien sich berufen mit mir diesen Termin zu vereinbaren. Ich hatte mich dabei nach "Dumpfbacke" zu richten, da er Wert darauf legte anwesend zu sein, wenn ich bei Ines erscheine. Das zog mir nun schon die Schuhe aus, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass Ines nicht alleine in der Lage war dies abzuwickeln. Da mein Hals heftig anschwoll, versuchte ich dem Unbekannten klarzumachen, dass er für mich kein Ansprechpartner ist. Dies hielt ihn aber nicht davon ab hier quasi weiter als Vermittler aufzutreten und sich fürchterlich wichtig zu machen. Das ich ihn saudumm in se! inen Telgrammen anredete, schien ihn auch nicht besonders zu schmerzen und er versuchte immer wieder an mich zu appellieren das ganze in einer ruhigen Form über die Bühne zu bringen. Das wäre es so und so gegangen und dazu war "Dumpfbacke" nicht nötig. Leicht angedeutete Drohungen konnte man auch schon zwischen den Zeilen seiner Telegrammen entnehmen. Da ich aber nun wirklich absolut kein ängstlicher Mensch bin, konnte mich das kaum beeindrucken. Ich musste notgedrungen einen Termin ausmachen, der auch "Dumpfbacke" passte und an dem er anwesend sein konnte, schließlich wollte ich ja mein Habe.
Als ich ich mich auf den Weg Richtung Mittelfranken machte, war ich mir nicht sicher wie ich mich verhalten würde wenn ich ich zu Gesicht bekäme. "Dumpfbacke" hatte mich derart mit seinen dummen Telegrammen genervt, dass es schon eine Überlegung Wert war ihm so Eine zu betonieren damit er noch Wochen später sein blaues Auge im Spiegel betrachten könnte. Das Einzige, was diesen Gedanken bremste, war der Respekt gegenüber Ines. Klar wurmte es mich, da ich nun wohl doch die Bestätigung bekam, dass ich beliebig austauschbar war. Der Grund meiner Wut lag eher darin was diese Angelegenheit zwischen Ines und mir ihn anging. Jeder weiß, dass man seinen Nachfolger oder die Nachfolgerin des Expartners besonders kritisch sieht und ihn, warum auch immer, in der Regel für minderwertiger als sich selbst hält. Ein Umstand, der wohl im Ego des Menschen liegt, und der vielleicht unser eigenes Selbstbewusstsein stärken soll. Nach gut einer Stunde Fahrt hatte ich die Auffahrt zur "Festung" erreicht und sah einen Mittelklassewagen in der Einfahrt parken. Anscheinend hatte man mich schon erwartet, denn kaum hatte ich den Motor abgestellt, öffnete sich eine der Garagen und Ines trat heraus. Meine Sachen waren dort bereits zum Abtransport bereit aufgestapelt. Aus dem Hintergrund trat ein Typ hervor, der mich fast zum lachen gebracht hätte und mich alle Beherrschung kostete. Er meinte mich sogar begrüßen zu müssen, so in der Art eines Schlossherren, der sein Burgfräulein bewachte. Die Begrüßung beantwortete ich mit einem kurzen aber deutlichem "Verpiss dich", worauf er sich schnell ein paar Meter in die Defensive zurückzog. Ich begann meine Sachen in den Wagen zu räumen, während Dumpfbacke sich vor die Zugangstür in der Garage stellte, mit der die Wohnung verbunden war. Er wirkte wirklich lächerlich und ich konnte nicht glauben, dass sich Ines mit so einer Pfeife abgab. So um die 40 mochte er sein, wirkte aber eher schon wie ein Frührentner, der sich an seiner Pension erfreute. Mir war sofort klar, dass das eine pragmatische Be! ziehung sein musste, die Ines da eingegangen war, denn dieser Typ konnte wirklich nicht ihr Ernst sein. Ich versuchte ihn ein wenig zu provozieren und versuchte ihm klarzumachen, dass er kein Hindernis für mich sei wenn ich durch diese Türe wollte. Angesprochen habe ich ihn prinzipiell nur mit Dumpfbacke, aber auch das ließ er über sich ergehen. Ines stand sichtlich nervös und unruhig vor mir und nicht mit der Souveränität, die sie eigentlich sonst besaß. Sie hatte ihm sicher zuvor die richtigen Verhaltensregeln eingeimpft, da sich mich ja gut kannte und wusste, dass ein falsches Wort würde genügen würde damit sie die Knochen ihres neues neuen Lovers einzeln auflesen konnte. Dumpfbacke verhielt sich also still und ließ meine verbalen Seitenhiebe über sich ergehen, ohne dagegen zu halten. Mich juckte es gewaltig in meinen Muskeln und er kann Ines danken, dass sie anwesend war. Ziemlich schnell hatte ich eingeladen, wechselte noch ein paar Worte mit Ines und sah sie mir dabei genauer an. Sie hatte sich in den vergangenen fast 4 Monaten verändert und das nicht zu ihrem Nachteil. Sie hatte mächtig abgenommen und ich muss gestehen, ich hatte sie noch nie zuvor so gesehen. Wirklich attraktiv, dachte in mich hinein, so hatte das ganze wenigstens doch noch etwas gutes für Sie...
Frauen, wohl ein unendliches Kapitel bei mir und es stellt sich wirklich die Frage wann es sich schließen wird. Meine "Mutter" sagte mal irgendwann zu mir als sie wieder mal zu hören bekam das die "Aktuelle" wieder mal Geschichte ist:  "Irgendwann mal wirst du alt und einsam sein". Vielleicht hat sie Recht, wenn ich bei meinem Zigarettenkonsum überhaupt je alt werden sollte. Betrachte ich das Leben habe ich immer das Gefühl es rast wie ein "ICE" an mir vorbei und es könnte durchaus sein das die Gleise irgendwann enden und ich es zu spät bemerke. Vieles würde ich wenn ich die Chance noch mal hätte anders machen, aber ich denke das geht jedem wohl so. Vielleicht liegt es auch in meinen Genen das ich mich nie irgendwo länger fest beißen konnte. Wie ich schon geschildert habe wuchs ich bei Adoptiveltern auf und meine richtige Mutter lernte ich erst vor ein paar Jahren kennen. Ich bekam quasi über Nacht zwei Schwestern und einen Bruder von denen ich bis dato nichts wusste. Was einem dabei schon zu denken gibt, es gibt vier verschieden Väter über die ganze Welt von Kanada bis Sizilien verstreut. Eine meiner Halbschwestern ist Manu und sie war jene die es sich zur Aufgabe gemacht hatte die wirren Familienverhältnisse auf zu klären. Unsere gemeinsame Mutter behütete ihre Vergangenheit und das auch noch als ich irgendwann vor ihr stand und nach meinem Vater fragte. Manu kannte nur ihre Schwester wusste aber immer das da irgendwo noch zwei Brüder sein mussten. Irgendwann klingelt das Telefon bei mir und ich wurde gefragt ob ich einverstanden bin das meine Identität an sie weiter gegeben wird. Sie hatte überall über Jahre bei Ämtern und Behörden angeklopft um mich zu finden. Bei einer Adoption ist es schwierig an Daten ran zu kommen doch Manu fand wohl Mittel und Wege. Heute haben wir ein richtiges Bruder - Schwester Verhältnis und wir sehen uns mehrmals im Jahr. Meine andere Schwester sehe ich ab und an auch, jedoch hat sich hier nie so ein inniges Verhältnis entwickelt. Meinen noch existierenden Bruder habe ich n! och nie gesehen da er es vorzieht sich nicht an der Familienzusammenführung von Manu zu beteiligen. Als ich das erste mal mich auf den Weg machte meine Schwester zu besuchen war das schon ein merkwürdiges Gefühl. Ich sollte dabei zum ersten mal in meinem Leben meiner richtigen Mutter gegenüber stehen. Tausend fragen legte ich mir zu recht für jene erste Begegnung von denen ich aber bis heute keine beantwortet bekam. Meine Mutter sehe ich nun öfters immer dann wenn ich meine Schwester besuche, doch ich habe aufgehört Fragen zu stellen da ich weiss das ich nie eine Antwort bekomme. Prinzipiell gehe ich ihr aus dem Weg weil ich ihr anmerke das es ihr peinlich ist mir Fragen zu beantworten. Ich denke oft das ich ihr wohl ähnlich bin und wenn ich ehrlich bin verhalte ich mich in meinem Leben nicht anders als sie damals. Sie hat heute nun ihre Ruhe gefunden ist verheiratet und lebt ihn guten Verhältnissen in einer mittel großen deutschen Stadt und wie es den Anschein hat schämt sie sich für ihre Vergangenheit und will sie ruhen lassen was ich akzeptiere. Es liegt wohl in der Familie diese Ruhelosigkeit denn auch meine beiden Schwestern haben bereits ihre erste Scheidung hinter sich und scheinen es auch nicht zu schaffen sich mal auf Dauer zu binden. Manu ist bereits zum zweiten mal verheiratet und auch sie macht mir nie den Eindruck richtig zu frieden zu sein dabei. Vielleicht ist es einfach ein Trend unserer Zeit das man den Partner öfters wechselt als sein Auto oder man braucht tatsächlich für jeden Lebensabschnitt einen neuen Partner? Es könnte auch sein das einfach die Möglichkeiten in unserem modernen Zeitalter einfach größer geworden sind sich um zu orientieren als das früher der Fall war. Frauen sind selbständiger geworden und vor allem unabhängiger von Männern und schaffen es auch alleine ihre Kinder groß zu ziehen. Das gesellschaftliche Ansehen einer geschiedenen Frau mit Kindern hat sich im Ansehen von der Schande gegenüber früher, in Bewunderung und Anerkennung gewandelt. Das einzige was man vorwerf! en kann und das gilt auch in erster Linie für mich, es mangelt einfach an Ausdauer und Beharrlichkeit heut zu Tage. Es ist einfach die Türe hinter sich zu zu machen und eine neue Türe zu öffnen. Manche meiner Beziehungen und die vieler Anderer würden noch bestehen hätte man sich die Mühe gemacht um sie zu kämpfen. In zwanzig oder fünfzig Jahren werden wir alle eine große Singlegemeinschaft sein und Familien werden wohl eher die Seltenheit sein. Studiert man heute die Zeitungsanzeigen oder tummelt man sich in den zahllosen Internet - Chats erkennt man diesen Trend schon klar. Sollten wir vielleicht auf die Ehe in der herkömmlichen Form ganz verzichten ? Dient sie im Endeffekt nicht nur noch als wirtschaftliche Absicherung der Partnerschaft? Eheverträge sind heute schon die Regel in unserer Gesellschaft, was doch eigentlich nicht mehr bedeuten kann als das man schon vorab damit rechnet das eine Beziehung nicht von Dauer sein wird. Klar ist es wichtig das Frauen abgesichert werden wenn ihr Mann sie verlässt und sie mit den Kindern alleine da stehen. Doch würde es je dazu kommen zumindest in diesem maße wenn diese Absicherung vom Gesetzgeber nicht da wäre? Ist dies nicht letztendlich der Freifahrschein um Ehen scheitern zu lassen? Ich denke es wird einem zu einfach gemacht. Millionen Frauen allein stehend mit Kindern höre ich nun aufschreien und sie würden mich wohl am liebsten lynchen wenn sie auch noch die nachfolgenden Zeilen lesen. Prinzipiell ist die Frau das schwache Glied in einer Beziehung die zu Ende ging und ihr gebührt das Mitlied der Gesellschaft. Sie muss die Kinder alleine groß ziehen und bei sämtlichen staatlichen Einrichtungen um ihren Lebensunterhalt betteln. Das sie es vielleicht so wollte und auch mit selbst schuld daran ist darüber wird kaum nachgedacht. Es steht auch kaum zur Debatte das für den männlichen Part eventuell für die nächsten 28 Jahre das Leben ebenso gelaufen sein wird. Lassen wir mal die Drückeberger außer acht die sich ihren finanziellen Verpflichtungen gegenüber ihrer Fra! uen und Kindern entziehen und widmen uns mal denen die so wie ich ihren Verpflichtungen nachkommen und das eigentlich kaum im Besitz irgendwelcher Rechte. Ein normaler Durchschnittsverdiener sagen wir mal mit einem Jahreseinkommen von 35000 Euro hat eigentlich nie mehr die Möglichkeit eine neue Familie zu gründen. Sollte sein Kind eventuell ein Studium beginnen kann er sich darauf auf 28 Jahre einstellen. Viele Männer ziehen es vor sich deshalb aus dem Staube zu machen und irgendwo ein neues Leben zu beginnen da sie einfach keine Zukunft mehr für sich selbst sehen. Nicht das ich das gutheißen will aber wenn ich manchmal so in den vergangenen Jahren meine Kontoauszüge betrachtet habe, konnte ich sicher auch dafür Verständnis aufbringen. Den Manager mit 100000 Euro Jahreseinkommen trifft das nicht aber der normale Arbeiter oder der kleine Angestellte ist eigentlich für sein halbes Leben ruiniert. Ich will nicht das System dieser Regelungen in Frage stellen oder gar das Anrecht der alleinerziehenden Mütter auf die finanzielle Unterstützung. Die Frage die sich mir nur stellt ist dies nicht für eine Frau der Freifahrschein in eine Scheidung. Würde Sie sich nicht nocheinmal Mühe geben die Scherben der Beziehung zu kitten wenn sie dieser Unterstützung nicht gewiss wäre oder sagen wir mal sie ins Kalkül ziehen könnte. Die Eine oder Andere wird jetzt sagen das ist Blödsinn da Männer ihren Verpflichtungen nicht nachkommen aber ganz so einfach ist das auch nicht sich dessen zu entziehen. Wenn die Mutter dran bleibt und die Mühlen der Gesetzgebung in Gange bringt hat der Mann kaum die Möglichkeit sich dessen zu entziehen. Eine Zeit lang mag es Jenen wohl gelingen ,doch die Vergangenheit wird ihn irgendwann einholen und er wird zur Kasse gebeten und wenn es in 30 Jahren ist. Ein geregeltes Leben ohne seinen Verpflichtungen nach zu kommen wird es für Ihn nie mehr geben, falls die Frau am Ball bleibt. Eine Frau auch mit Kindern hat immer noch die Möglichkeit erneut zu heiraten während ein Mann sich eine neue Famil! ie eigentlich finanziell nicht mehr leisten kann da er eigentlich dann zwei Familien unterstützen muss. Vielleicht sind das alles mit Ursachen warum Ehen heute einfach keinen Bestand mehr haben und schneller geschieden werden als sie geschlossen werden.
Wie gesagt auch ich brauche mich nicht rühmen denn in punkto Ausdauer was Beziehungen anbelangt bin ich nun kein wahrer Held. " She`s a little Runaway " wohl nicht umsonst gehört dieser Song von Jon Bon Jovi zu meinen absoluten Lieblingssongs wobei man das "She noch durch ein "He ersetzten müsste. Die Blüte von Schattenblume hatte sich für mich also geschlossen und somit auch meine erste Internetbeziehung. 2003 begann also mit richtigen Turbulenzen in meinem Leben aber das war ja ein Umstand den ich gewohnt war. Nach einer Beziehung die scheitert sollte man sich erst einmal Ruhe gönnen sich Zeit nehmen um das ganze zu verarbeiten. Sich seiner eigener Fehler bewusst werden und einen Blick auf die eigene Zukunft richten. Mir gelang das eigentlich nie und auch diesmal blieb mir diese Zeit nicht. Fließende Übergänge war ich gewohnt und wenn ich genau nach rechne hatte ich in den letzten fünfzehn Jahren nie eine Auszeit was Beziehungen anbelangte. Grob betrachtet könnte man sagen ich rutsche von einer in die andere. Von einer Katastrophe in die nächste? Nein, mit Nichten denn keine dieser Beziehungen würde ich so bezeichnen. Von allen lernte ich etwas fürs Leben und jede für sich gesehen war auf ihre Art eine tolle Frau die immer einen Platz in meinem Herzen beanspruchen wird. Liebe, welch ein großer Wort kommt erst nach der Verliebtheit und diesen Sprung schaffte ich offenbar nie. Der Übergang von der Verliebtheit in den alltäglichen Alltag war immer der Punkt der mir Schwierigkeiten machte und den ich nicht vollziehen konnte. Vielleicht bilde ich mir auch ein das verliebt sein dürfe nie enden und ich suche solange danach bis ich jenen Zustand mit jemanden finde. Mir ist bewusst das dies unter Umständen nie passieren wird aber ich werde mich nie einer anderen Alternative beugen. Das Leben ist kurz und je älter man wird je mehr merkt man mit welcher Geschwindigkeit es an einem vorüber zieht. Kompromisse bestimmen unser ganzes Leben, keiner kann behaupten er lebt so wie er es eigentlich will vorausgesetzt er m! acht sich die Mühe einmal intensiv darüber nach zu denken. Warte nicht auf den Wind .nimm die Ruder selbst in die Hand, noch einmal muss ich diesen Spruch zitieren denn er sagt alles aus. Wir blicken viel zu oft zurück und lamentieren über Vergangenes und vergessen einfach dabei nach Vorne zu sehen. Sorge Dich nicht - lebe ... und das ist denke ich die große Kunst. "Wenn du nicht Kiefer sein kannst auf dem Hügel, sei ein Busch im Tal - aber sei der schönste kleinste Busch am Ufer des Bachs, sei ein Busch wenn du kein Baum sein kannst."
Der Sommer 2003 brachte wieder mehr Tageslicht in mein Leben und zugleich meine liebste Zeit des Jahres. Schattenblume reihte sich bei dem Beatles - Song "Yesterday" ein und für mich lief das Jahr anhand der Ereignisse mit ICE - Geschwindigkeit. Im Januar war ich noch im Nürnberger - Land zu Hause (wirklich?) im März bereits wieder back to Regensburg. Ich richtete mich komplett neu ein, wohl eine Art Ritual eines Neubeginns, ein abstreifen der Vergangenheit und der Mut zur Zukunft. "Stand up and fight" sangen einmal Bolland und Bolland irgendwann ein Text der wohl unser ganzes Leben zu gegen sein wird und der mich immer wieder auch nach Niederlagen voran treibt. Der Sommer war der Sommer von Tany. Tany war jener Blind Date Anfang des Jahres der sich schlichtweg aus einer Laune heraus ergab. Mit ihr verbrachte ich die meiste Zeit nach meiner Trennung von Ines. Tany war noch verheiratet, war aber gerade dabei ihren Mann zuverlassen oder besser gesagt ihn vor dieTüre zu setzten. Was sich vielleicht anfangs lediglich als eine Affäre andeutete, entwickelte sich wie verselbständigt immer weiter. Wir verbrachten ein paar Wochen zusammen in der Türkei und hatten einfach nur eine sorglos glückliche Zeit, in der wir uns immer näher kamen.
Irgendwie lies mir diese Frau keine Zeit zum nachdenken und ehrlich gesagt ich hatte auch keine Lust dazu. Der normale Menschenverstand oder sagen wir der kleine Mann im Ohr der sich gerne meldet, hatte keine Chance.
Er konnte mir tausendmal sagen, daß dies eigentlich unmöglich ist und ich an der Realität vorbeigehe, das einzige was er sich einfing war ein Igno. Tany war das was ich brauchte , liebevoll, zärtlich, unbeschwert. Das Sie zu jung für mich war hatte ebenso keine Bedeutung wie dass sie noch einen familiären Anhang besaß. Von Anfang an hatte ich eine andere Einstellung zu unserer Beziehung, ich machte mir keine Gedanken über das was wird, sondern es gab für mich nur Das ist. Die absolute Gegenwart war das, dass für mich zählte und nichts anderes. Von Anfang an gab! es nur eine Maxime: "Genieße es solange du es kannst" und das ohne Dich mit Gedanken zu belasten die in weiter Ferne liegen. Vielleicht hätte ich auch das in meiner Vergangenheit öfters tun sollen aber dann hätte ich wohl Tany nie getroffen.......


                                                               Epilog
 
 
.....Eigentlich war das ganze aus einer Laune heraus geboren und ich hatte weder die Absicht so lange daran zu schreiben, geschweige das ganze auch noch zu veröffentlichen. Ich wollte, als ich begann dies alles niederzuschreiben, einfach um in diesem Moment etwas sinnvolles tun, einer sich verbreitenden Langeweile zu entgehen. Irgendwie hat sich das ganz dann verselbstständigt, es fing mir an richtig Spaß zu machen und es wurde zu einer Sucht es zu Ende zu führen.
Irgendwann kommt für jeden Menschen einmal der Zeitpunkt eine Zwischenbilanz zu ziehen und die Hosen vor sich selbst runterzulassen. Ohne das ich es eigentlich beabsichtigte schlüpfte ich während des Schreibens dieses Buches selbst in diese Rolle. Ich begann mir analog zu meiner Schreiberei Fragen zu stellen und Antworten zu suchen. Ich stellte fest wie sehr mich noch während des Schreibens das eine oder andere Detail der Geschichte bewegte das ich längst verdrängt hatte. Meine Seele machte einen Striptease vor mir und nicht immer war ich zufrieden mit dem was ich da sah. Ich glaube wir Alle setzten einfach die falschen Prioritäten im Leben und es fällt uns einfach schwer zu erkennen was wirklich Wichtig ist. Zu viele Banalitäten haben eine Bedeutung für uns und stehlen somit unsere kurze Zeit des Lebens. Wir lamentieren über Nichtigkeiten und rauben uns damit unsere wertvolle, geliehene Zeit des Lebens. Unsrer ganzes Dasein ist von Regeln geprägt und wir haben nichts anderes zu tun als jene einzuhalten und haben es uns abgewöhnt sie zu hinterfragen. Das ganze Leben jagen wir hinter  Geld Ruhm und Macht her und erkennen vermutlich erst wenn es zu spät ist das dies alles bedeutungslos ist.  Wir sind eine Gesellschaft von Egoisten geworden in dem jeder versucht den anderen auf der Autobahn des Lebens von der Spur zu drängen um sich eine freie Fahrt zu verschaffen. Erst kurz vor dem Ziel des Highways blicken wir zurück um zu erkennen das wir die wichtigsten Ausfahrten dabei verpasst haben.
An dieser Stelle ist nun die Zeit gekommen denen zu Danken die eine Rolle in diesem Buch spielten und ohne Die diese Geschichte nie entstanden wäre. Wie immer Sie auch heute über mich denken Sie sollten eins wissen, niemals wollte ich Sie verletzen oder Ihnen weh tun und sollte ich das doch im einen oder anderen Fall getan haben was sicherlich der Fall ist so hatte ich das damals nicht erkannt.  Viele große Fehler die ich machte habe ich erst hier während des Schreibens erkannt und sind mir erst da so richtig bewusst geworden und wenn ich könnte würde ich das eine oder andere gerne rückgängig machen doch dazu ist es zu spät. Nicht zu spät ist es die zweite "Halbzeit" anders zu spielen, die Aufstellung und die Taktik zu ändern um in der Soccersprache zu bleiben  und dies wird mein Ziel der kommenden Jahre sein.
Danken möchte ich auch Denen die mich dazu bewegten weiter zu schreiben, die mich durch E - Mails oder Teles im Internet vorantrieben und mir somit das Gefühl vermittelten etwas sinnvolles zu tun.
Einen besonderen Dank gilt meiner "Lektorin", die immer noch viel Arbeit vor sich hat bis zu endgültigen fertigen Version dieses Buches. Ich danke ihr für ihre Geduld und für die Kraft, die Sie mir in den letzten Monaten gab um dies zu Stande zu bringen
 
Foox Mulder
 
Malito : Mulder2705@aol.com
http://www.mulderfox.de
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.04.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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