Pierre-André Hentzien

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... welch trefflicher Begriff für das, was wir uns da in Sydney ansehen mußten – nicht alles war schlecht, aber das Meiste, was vor allem die Leistung unsere deutschen Olympioniken anging.
Da gingen die Schwimmer reihenweise baden, anstatt sich, wie eigentlich zu erwarten, ordentlich ins Zeug zu legen. Aber, so stellt sich mir die Frage: Sollten wir nicht froh und glücklich sein, daß alle wieder aus dem Becken stiegen und niemand ertrunken ist? Schwimmen kann man lernen, aber was Hänschen nicht lernt, lernt Franzi nimmer mehr!
Traurig aber wahr: Die deutsche Schwimmequipe ist inzwischen leider nicht viel mehr als ein Haufen bleierner Enten, die den Untergang der Titanic nach spielen zu scheinen – dafür ein dickes Lob: Das war geradezu authentisch gespielt… Nur gibt es für schauspielerische Glanzleistungen leider keine glänzenden Medaillen, und so glänzten nur die Tränen in den Augen der geschundenen Kreaturen im Scheinwerferlicht olympischer Gnadenlosigkeit – so ist das eben, wenn man gnadenlos schlecht ist, oder auch nur einen solchen Tag erwischt.
Sicher, der Druck von allen Seiten, auch der des Wassers, war nun wirklich kaum auszuhalten, auch wenn man als Sportgröße inzwischen gelernt haben sollte mit der Last des Wettkampfes umgehen zu können (schließlich bereitet es den Damen und Herren ja auch keine Schwierigkeiten mit den verdienten Millionen zu leben – aber vielleicht ist eben dies das Problem: Von jemanden, der viel verdient wird auch viel erwartet, während man von einem Amateur höchstens denkt, daß er wohl zu schlecht ist, um ins Profilager zu wechseln und auch ordentlich Kohle abzugreifen!?).
Was waren das noch für Zeiten, als es wirklich darum ging dabeizusein; bei den Spielen, nicht bei dem Wettlauf um die dicksten Werbeverträge. So ist nun dieser olympische Gedanken nur noch eine billige Entschuldigung für jene, die sich ihrer Wadenkrämpfe, Wasserschluckattacken und anderer typisch australischer Angriffe auf den eigene Leib, das Leben, vor allem aber dem Geldbeutel nicht entziehen konnten. Man könnte fast mitweinen, wenn man sich nicht klar machte, daß viele der vergossenen Tränen doch eher gespielt, als daß sie wirklich echt waren…
Aber nicht nur unsere Schwimmer sind dem zauberhaften Klang des Didgeridoo unterlegen, haben sich in den Jetleg bedingten Tiefschlaf lullen lassen (es heißt, einige seien immer noch nicht erwacht). Tja, der mystischen Macht der Aborigines sind wir abgeschlafften Deutschen einfach nicht gewachsen…
Manchmal hat man eben so ein Jahr, in dem einfach nichts recht gelingen will, schade nur, daß unsere Sportler und Sportlerinnen ein Jahr mit einer Dekade verwechseln (was soll man als Vollprofi denn noch alles wissen; reicht doch, wenn man weiß, wie man auf grausamste Art und Weise sein Land blamiert (in dem man aber aus steuerlichen Gründen schon seit Jahren nicht mehr gewesen ist) – wie soll man da auch noch so profane Dinge wie „den Sinn der olympischen Spiele“ erfassen? Sie haben schon Recht, unsere Sportler; und eigentlich sind wir die wirklich Dummen… denn aus Hoffnung (die uns täglich mehrfach von den Ansagern und Moderatoren eingebleut wurde) darauf, daß es ja noch einige Chancen auf Edelmetall gäbe, haben wir die Sommernächte vor dem Fernseher verbracht, anstatt sie mit einem lieben Menschen bei einem spaßigen Grillfest auf Balkonien zu verbringen.

„Unterstellung!“ wird mir da zugerufen. Damit muß ich dann wohl leben
Vielleicht fragen Sie sich, weshalb ich immer nur nörgle und nie zufrieden bin – da kann ich leider nur zu sagen: Querulant… bin ich, bleibe ich.
In diesem Sinne… auf zum nächsten Großereignis

© Copyright 20.09.2000 Pierre-André Hentzien.
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Nur ein paar bitterböse Gedanken zur Leistung unserer Olympioniken in Sydney.

Man verschone mich bitte mit Benotungen, ohne eine entsprechende Kritik abzugeben (egal ob positiv oder negativ!).
Ich finde es feige eine 6 zu vergeben, nur weil man einer persönlichen Abneigung zuspricht, aber nicht den "Arsch in der Hose hat", derlei auch kurz zu begründen!
Und für all jene, die dies' dennoch so handhaben: Arm, wer ein Gesicht hat, das der Courage nicht erlaubt sich zu zeigen!
Pierre-André Hentzien, Anmerkung zur Geschichte

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