Ich schreibe. Besser gesagt, ich schreibe wahnsinnig gerne. Und damit sind wir auch schon bei der Überschrift angekommen: Aber kann ich es auch?
Ich vergleiche es gern mit einem Menschen, der aus Leidenschaft singt. Nur er lässt dabei die Ohren der Zuhörer schmerzen. Quäle ich mein Publikum? Was ist wenn jetzt eure Augen schmerzen? Ich könnte mich ja damit trösten, dass man einem Sänger nicht so leicht entgehen kann wie einem Autor. Dem singenden Menschen müsste man das Mikrofon entreißen oder seinen Vortrag durch laute Unmutsäußerungen unterbrechen. Da haben es die Leser wesentlich leichter, ein Mausklick und die Seite ist weg oder man klappt das Buch zu.
Vielleicht denken auch einige von euch: Warum blamieren sich die Menschen freiwillig in der Öffentlichkeit? Kann er es denn nicht in einem stillen Kämmerlein tun, anstatt uns damit zu traktieren? Nein, das kann er nicht. Jeder, der irgendetwas schon mal erschaffen hat, sei es ein Bild, eine Fotografie, ein Tisch, ein Gedicht, spürt den Drang, es anderen zu zeigen und lechzt dabei auch nach Anerkennung von außen.
Ich habe vor kurzem versucht einem meiner Opfer, also einer Erstleserin meiner Geschichten, dies zu veranschaulichen:
Man geht mit einer Idee schwanger. Es ist oft mühsam und schwer, aber eben unausweichlich. Dann kommt der Moment der Geburt, meist schmerzhaft und lang. Man fragt sich: Warum tue ich es mir immer wieder an? Jedoch der erste Augenblick des Glücks entschädigt für alles. Man hält es in der Hand und erfreut sich daran. Stolz präsentiert man das Ergebnis seiner Umwelt und nimmt gerne Glückwünsche (!) entgegen. Doch von nun an beginnt auch die Last, man behütet und bewacht es. Jede, noch so gut gemeinte, kritische Äußerung verletzt einem dabei im Innersten.Das ist auch die Crux mit diesem Bewertungssystem.
Nach zehnmaligem Überlegen, nach immer wieder Hinterfragen meines Werkes, nach diversen Kontrolllesungen von, natürlich immer wohlmeinenden, Bekannten, Verwandten und Freunden kämpfe ich mit dem Button „Absenden“. Ist es geschehen, wird in den nächsten Tagen ständig kontrolliert, ob eine blaue Zahl erscheint. Taucht keine auf, dann entstehen große Zweifel. Ich lenke mich dann meistens auf der eigenen Autorenseite mit den steigenden Besucherzahlen ab oder lese in euren Geschichten. Taucht dann eine auf, steigt die Nervosität. Hoffentlich gefällt es und wenn schon Kritik, dann wenigstens eine mit der ich was anfangen kann.
Wer so empfindet, wie ich es gerade beschrieben habe, wird immer zögern, einen negativen Kommentar abzugeben. Ich denke, dass viele sich dann dazu entscheiden, lieber keine Spuren ihres Besuches zu hinterlassen.
Doch damit ist die Erwartung eines Autors ja auch nicht erfüllt. Man erhofft doch den Applaus, die Reaktion, des Publikums. Was soll man also tun? Eine Lösung kann ich nicht anbieten.
Manchmal fällt es mir sehr leicht meine Glückwünsche
auszusprechen, dann greife ich sofort in die Tasten. Bei anderen Texten
gefallen mir die Grundgedanken, aber die Ausführung ist nicht nach meinem Geschmack. Ich beschränke mich dann auf
die positiven Dinge und versuche die „aber“`s möglichst gering zu halten.
Ein anderes Mal gefällt mir die Ausführung, der Stil, sehr
gut, aber der Inhalt reizt mich zum Widerspruch. Da ich in der Regel keine Diskussion über
irgendein Thema entfachen möchte, verzichte ich dann lieber auf einen Kommentar.
Aber eigentlich bin ich jetzt etwas vom Ausgangspunkt abgewichen.
Jetzt denken vielleicht einige, ihr mangelt es nur an Selbstvertrauen und man sollte sich nicht so von der Meinung anderer abhängig machen. Das stimmt schon, aber kann man immer mit aller Vernunft, die man besitzt, Ängste beseitigen? Ich glaube nicht.
Das soll auch nicht heißen, dass ich diese konstruktive Kritik nicht bräuchte. Im Gegenteil. Ich möchte weiter lernen. Ich will gerne verstehen, wie andere meine Worte empfinden. Ich versuche immer ein Stück besser zu werden. Also muss ich mich auch der offenen und ehrlichen Kritik stellen. So schwer es auch manchmal fällt und so groß auch die Ängste des Versagens, der Unzulänglichkeit und des Unvermögens sein mögen. Es gibt schließlich auch die Momente der Freude, wenn man für seine Geschichte wirklich gelobt wird.
Und jetzt geht es schon wieder los ...
Habe ich meine Gedanken gut ausgedrückt? Lässt es sich leicht und flüssig lesen? Kann das Thema interessieren? Bleibt der Leser bei mir? Konnte ich meine Fehler im Satzbau, in der Rechtschreibung, in der Zeichensetzung in Grenzen halten? Habe ich mein Ziel erreicht? Gefällt es? Und, und, und ...
Soll ich den Button drücken oder nicht?
Der Drang überwiegt. Erkennt sich jemand wieder? Gibt es Gleichgesinnte unter euch?
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.04.2005.
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