Christine Wolny

FALTEN TUN NICHT WEH

 

Diese Geschichte ist Menschen jeden Alters gewidmet.
Unserer Jugend, dass sie Ältere etwas besser verstehen lernen.
Dem  Mittelalter, dass sie keine Angst vor dem letzten Lebensabschnitt  haben, denn er bringt viele Freiheiten. (und sei es die Narrenfreiheit)
Und den Alten, dass sie ihr Alter im rechten Licht besehen und von ihrer inneren Wärme bereitwillig abgeben. Dadurch hinterlassen sie etwas „Bleibendes.“
 
„Ach geht’s mir gut.“
Ich war schon über sechzig, als mir dieser Satz einfiel und sich in meinem Kopf verfestigte. Es klingt so, als wenn ich jeden Tag in Bestform wäre. Dem ist allerdings nicht so. Doch ich sehe meine jetzige Lage, einfach positiv.
Und positive Energie ist für mich selbst um für mein Umfeld nur gut.
 
Meine Bekannten lächeln schon, wenn sie mich sehen. Und manche warten sogar auf meinen berühmten Satz. Wenn ich ihn manchmal nicht erwähne, erinnern sie mich daran mit einem heiteren Gesicht und ich lächele.........
Ach geht’s............
 
Wenn es auch manchmal zwickt und zwackt: Nichts schlimmeres soll mir passieren. Das vergeht doch wieder.
 
Ich finde es so angenehm, nicht mehr den Stress, den schließlich jeder Beruf mit sich bringt, zu begegnen. Ja, ich gehe ihm förmlich aus dem Weg.
Manchmal gelingt es mir nicht und „Herr Stress“ will mich wieder einspannen.
„Nicht so stürmisch, lieber Herr Stress, denken sie daran, ich bin eine alte Dame.“ Meistens lächelt er dann und lässt mich in Ruhe. Scheinbar kennt er mich noch sehr gut von früher.
 
Wie hatte er mich vor Jahren noch in der Fuchtel, als die Kinder klein waren.
Förmlich gehetzt hat er mich von morgens bis abends. Kaum Zeit zum Verschnaufen ließ er mir. Naja, mit mir konnte er es ja machen. Ich habe mich nie gewehrt, denn er flüsterte mir ständig ins Ohr: „Du schaffst das schon.“
 
Im Büro war das auch nicht besser. Er merkte es schon, dass ich überfordert war.
Doch er nützte es schamlos aus und packte mir noch eins oben drauf, denn er hatte erkannt, dass ich nicht „Nein“ sagen konnte. Meine Freundlichkeit und auch mein Ehrgeiz ließen das nicht zu.
 
Doch heute ist alles besser.
Das Alter hat viele Sonnenseiten.
Wenn ich Lust habe, setze ich mich morgens schon ins Kaffeehaus zu einem kleinen Plausch.
Wenn es mir Spaß macht, sitze ich stundenlang am Computer und vergesse manchmal das Kochen. Hauptsache, die gefüllte Teekanne und der Kandiszucker stehen bereit. Was fehlt mir da noch?
Katze Tini tippt mich öfters zärtlich mit ihrer Pfote an, wenn ich ihre Mahlzeiten vergessen habe. Dann wandert mein Blick zur Uhr. Was, es ist schon Mittag?
Sie holt sich ihre Streicheleinheiten jeden Tag. Und sie gibt mir auch ihre Liebe.
Wenn ich mich ausruhe, legt sie ihren Kopf in meine Hand. Und wenn sie ganz zärtlich sein will, spüre ich ihre raue Zunge auf meiner Handoberfläche, so als wollte sie mich liebkosen, wie es ihre Katzenmutter in ihrer Jugend mit ihr getan hat.
 
Jeder Mensch braucht Wärme und Zuneigung und das täglich, unabhängig wie alt er ist. Er wird vielleicht etwas bescheidener.
Und da sind alle gefragt Jedes freundliche Wort von einem Menschen wird dankbar angenommen und lange im Herzen verwahrt.
 
Ein ganz wertvolles Geschenk ist es, wenn ein Kind Dir ein Lächeln schenkt, denn die Natürlichkeit, die diesem Lächeln innewohnt, erfreut  das alte Herz besonders..
Es ist ein Geben und Nehmen.
Wir, im Alter, können den Jüngeren ein klein wenig ihr Leben erleichtern. Da gibt es doch  Hunderte von Möglichkeiten, und umgekehrt ist es auch so.
Eine liebe von Herzen kommende Geste ist ein großes Geschenk.
Und um eine Oma oder einen Opa lieb zu haben, muss das Gesicht nicht faltenlos sein.
Falten tun nicht weh. Deshalb braucht man auch keine Angst vor ihnen zu haben. Sie spiegeln vielmehr das Erlebte: Freude und Leid, das was jeder Mensch erlebt.
                                                             © C.W.
 
 
 
 
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.04.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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