Gaby Schumacher

So...oder so doch nicht?

 
 
Falls tatsächlich einmal  in einem vornehmen Restaurant gespeist werden soll...  Achtung:
 
1. Kleiderordnung

Weder trägt die Dame ein elegantes Kostüm noch der Herr einen dunklen Anzug. Nein, Frau kleidet sich unabhängig vom Alter in ein extra kurzes Outfit in möglichst schreienden Farben, unter dem zur Freude der Herren der Schöpfung das Höschen hervor blitzt. Den letzten Pfiff dazu geben Fast-tausend-und-eine-Nacht-Schuhe, diese Dinger mit der schier endlos langen Spitze. Oder welche mit mindestens einem 10 Zentimeter-Absatz. Das weibliche Wesen läuft auf diesen Säbelkähnen relativ wackelig einher und zieht seines deutlich zittrig-knickenden Ganges wegen spöttische Blicke en masse auf sich.

Der Herr trägt verwaschene Jeans. Durchgescheuerte Saumränder und/oder sogar Löcher gelten als besonders flott. Auch er liebt ausgefallene Farbkompositionen. Vorzugsweise einmal quer durch den Pelikankasten. Das ist äußerst chic und dem Anlasse doch gewiss auch angemessen. Die liebe Umwelt munkelt: „Ein Mann von Welt!“

Tja, und der Nachwuchs im Kleinkind-, Schulkind- oder Fast-weise-Alter präsentiert sich natürlich ausschließlich im Anti-Sonntagsausgehlook:

Kleinkinder...
transportieren unbefangen den halben Sandkasten ins Lokal, Sand im Gesicht, Lehm an den Händen, entsprechende Krusten auf zerknittertem T-Shirt und verbeulter Hose. Die Schuhe starren vor Dreck und sind als solche nicht mehr zu erkennen. Die Haare übrigens auch nicht. Das gehört sich so!
Schulkinder...
betreten dieses vornehme Lokal generell als Tintenfleck-Dalmatiner. Blaue Kleckse stehen für Fleiß und sind somit lobenswert. Um Himmelswillen nur keine sauberen Fingernägel, denn das wäre untypisch.
Teenager...
imponieren mit grell kariert gefärbten Haaren und neonfarbener Kleidung. Pflicht sind ausgefranste Jeans, deren Stofffransen dann mindestens 20 Zentimeter am Boden hinterher schleifen. Das verstärkt den ohnehin schon mehr als beeindruckenden Gesamteindruck. Als edler Schmuck(schließlich geht es hier vornehm zu)lenken schwarze Hundehalsbänder mit Stacheln daran die Blicke auf sich. An den Ohren blitzen mindestens sechs Ohrstecker nebeneinander. Und ganz wichtig sind Piercings. Eines durch den Bauchnabel ist ja schon anerkennenswert. Die wahren Snobs unter den heranwachsenden Metallfans jedoch tragen „Stecker durch Zunge“. Damit den Umsitzenden bei dem Anblick wenigstens gründlichst und endgültig der Appetit vergeht.

So „out gefittet“ stolziert diese Bilderbuchfamilie denn durch die noblen Räumlichkeiten.  Vorneweg trippelt Madame, verzweifelt bemüht, bei jedem nachfolgendem Schritt auf ihren Barbieschuhen so gerade eben noch die Balance zu halten. Um bloß nicht als unerwartete Beilage in der Fleischterrine auf dem nächststehenden Tisch zu landen. Da gleichfalls sehr auf Stil bedacht, folgt ihr der Herr Gemahl im astreinen Macho-Cowboy-Gang. Der passt vortrefflich zu seinem heutigen Look. Der halb erwachsene Metallbaukasten sowie der Tintenklecks-Dalmatiner als auch die Möchtegern-Lehmkuhle schlurfen, da nicht so ganz begeistert von der ganzen Geschichte, pikierter Mimik hinterdrein.

Die Gespräche an den umstehenden Tischen verstummen. Alles starrt wie hypnotisiert auf diese fünf Kleider-Aliens. Solch ein Schauspiel wurde den überaus elegant gestylten Gäste hier in diesem piekfeinen Lokal der Oberklasse noch nie geboten. Entsprechend ist die Reaktion. Ihnen fallen fast vor Staunen die Augen aus dem Kopf. Ungläubig und empört mustern sie die Neuankömmlinge zögerlich von oben bis unten und langsam wieder zurück. Reiben sich mit dem Handrücken verstohlen über die weit aufgerissenen Sehorgane. „Ich glaub`s einfach nicht!“ Tuscheln leise miteinander und ereifern sich in offenkundiger Selbstgefälligkeit über diese Fünf. Sie selber wissen gottlob, was sich geziemt.

Deren entsetzt-strafende Blicke plus eisige Miene stört unsere Familie jedoch nicht im Geringsten. Ob der ungeteilten Beachtung, die ihnen zuteil wird, weicht die Langeweile in den Gesichtern von Metallbaukasten, Tintenklecks-Dalmatiner sowie Möchtegern-Lehmkuhle im Handumdrehen einem stolzen Strahlen. Geradezu schwelgend in der Aufmerksamkeit der lieben Mitmenschen marschieren sie urplötzlich auffallend bester Laune an der Tischreihe entlang. 

Da, ein Aufatmen geht durch den Saal. Die „Aliens“ haben zur Erleichterung aller ihren Platz ausfindig gemacht. So ist die Gefahr eines sonst sicherlich mehr als peinlichen Kontaktes mit ihnen vorerst gebannt. Die hochnoble Gesellschaft wendet sich wieder den kulinarischen Köstlichkeiten auf dem eigenen Tisch zu. Wird auch Zeit, denn sonst müsste sie die kalt hinunter würgen. Zu ihrem Glück und dem ihres hungrigen Magens ahnt die Arme ja nicht, was noch alles vor ihren Augen ablaufen wird.

 
2. Platznehmen

In einem Lokal dieses Niveaus verhält man sich möglichst gesittet. Nicht mehr heutzutage! Sich dort leise und rücksichtsvoll zu benehmen, ist verpönt. Völlig out.

So rückt die Familie, Wuttke mit Namen, die Stühle nicht etwa vorsichtig nach hinten, sondern zieht sie energisch übers wertvolle Parkett. Jene Sitzgelegenheiten, solch eine Behandlung wirklich nicht gewöhnt, knatschen und quietschen denn auch in beachtlicher Lautstärke Protest. Doch noch haben sie nicht ausgelitten. Rums! Mit einem deftigen Plumps lassen sich die Mama und Papa Wuttke auf ihnen nieder. Den Stühlen wackeln darob die Beine. Nutzt ihnen aber nichts. Die lieben Kinderchen tun`s mit Wonne den Eltern nach. Da die das ja auch so gemacht haben, ist Schimpfe nicht angesagt. Leider sitzt man zu weit vom Tisch weg. Darum in umgekehrter Richtung das Hin- und Herschleifen der gequälten Holzmöbel noch mal von vorne. Gottlob stimmt dann der Abstand. Die Stühle kriegen endlich ihre Ruhe und Zeit, sich von der groben Misshandlung zu erholen.

Nicht bloß das Mobiliar leidet. Im Abstand von jeweils fünfzig Zentimetern zueinander stehen mindestens zehn Kellner längs der Wand, immer auf dem Sprung, direkt herbeizuschießen, wagt auch nur einer der Gäste eine verhalten-vornehme Lautäußerung in deren Richtung. Je mehr Kellner, umso feiner das Lokal. Wie Statuen haben sie sich postiert, mit einem beinahe festgefrorenen Lächeln auf dem Gesicht. Das wiederum gehört zum Job. Sie zeigen eben Haltung. Wie wir noch sehen werden, weitaus mehr als manche Gäste. So wie dann in den nachfolgenden Minuten Familie Wuttke.

 
3.Bestellung aufgeben

Schließlich sitzt da der fünffache personifizierte Hunger. Mama, Papa, Twen, Schulkind und Kindergartenausgabe. Deren Mägen melden sich ungeduldig per lautem Kullern. Bestens vernehmbar für alle Umsitzenden. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass es höchste Zeit wird, das Essen zu bestellen. Die Speisekarte ist auf Französisch. Herr Wuttke wie auch dessen geliebte Ehefrau lassen sich nichts anmerken. Sie haben nicht den Schimmer einer Ahnung, was eigentlich sich hinter den hochtrabenden Namen verbirgt. Auf gut Glück picken sie fünf Menüs heraus, die besonders vielversprechend klingen. Und dann beweist sich, warum die schwarzweiß gekleidete Figuren da herum stehen.

Es sind dienstbare Geister, die es eigentlich vorzögen, von elegant-vornehmen Gästen per leisem Zuruf und/oder flehender Geste mit der Hand, da noch leiser(!), heran zitiert zu werden. Denn das bietet ihnen die Chance, sich zunächst einmal taub zu stellen. Hinhören bedeutet nämlich sofortigen Arbeitseinsatz. Und den vermeiden selbst in diesem vornehmen Hause Ober und Kellnerinnen nur allzu gerne so lange als möglich. Allerdings dann ausschließlich auf eine bemerkenswert stille, unauffällige Art und Weise. Eben dem noblen Stil des Restaurants Rechnung tragend.

Doch schon versetzt Herr Wuttke ihnen den absoluten Schock ihres Kellnerdaseins. Er holt tief Luft, um dann dröhnend „Ober“ durchs ganze Lokal zu brüllen. Die Kellner schrecken aus ihrem Nickerchen im Stehen auf. Weghören ist nicht drin. Dazu ist jener Urwaldschrei zu durchdringend gewesen. Gequälten Lächelns, diese Gäste erscheinen dem Personal inzwischen mehr als suspekt, sprintet notgedrungen einer von ihnen herbei. In den nächsten Minuten ist der arme Mann gezwungen, sich per ganz viel des guten Willens und noch mehr der blühenden Phantasie mühevoll zusammenzureimen, was denn eigentlich Familie Wuttke zu speisen wünscht. Das nämlich bleibt ein wenig unklar. Denn das Familienoberhaupt wie auch dessen vierfacher Anhang ist ja jener Fremdsprache total unkundig. Zu ihrem Glück verfügt der Kellner über ein gewisses Quantum an Intelligenz und Kombinationsgabe. Deshalb, aber auch nur deshalb kann sich die Fünfergruppe sicher sein, nicht etwa im schlimmsten Falle Astronautennahrung, sondern denn doch etwas von dem serviert zu bekommen, was auf der Karte steht. Grosses Lob dem Ober!

 
4. Warten aufs Essen

Da in diesem hochnoblen Lokal eben alles hoch vornehm zugeht, ist auch die Wartezeit entsprechend vornehm lang. Zu lang dann für den ganz kleinen, den etwas weniger kleinen und den schon halberwachsenen Nachwuchs der Wuttkes, als dass er erstens guterzogen seine Klappe und zweitens seine Beine unterm Tisch still halten könnte.

Die Möchtegern-Lehmkuhle macht den Anfang. Sie darf das. Schließlich ist sie das Nesthäkchen und obendrein in der zweiten Trotzphase. Sie langweilt sich. Sie imitiert gefährlich gut den Zappelphilipp aus dem Struwwelpeter. Einmal ist es fast soweit. In letzter Sekunde schnappt sich das liebe Kindchen das Tischtuch und bewahrt sich so selbst vor einem peinlichen Unfall samt nachfolgender Beule am Kopf. Leider hat das Tischtuch solche Aktionen nicht so gern, wirft verrutschend arge Falten. Das wiederum nehmen Glas und Teller auf demselben recht übel. Sollen sie runter purzeln oder nicht? Besteckteile segeln zu Boden, werden von Möchtegernlehmkuhle mit dem Schuh verstohlen noch ein wenig unterm Tisch hin und her geschoben. Dann krabbelt sie auf Geheiß des Vaters beleidigt biestigen Gesichtsausdruckes hinterher, angelt vor sich hin meckernd nach diesen Zeichen guter Tischkultur und lässt sie ostentativ zurück neben den Teller klatschen. Natürlich, ohne sie wenigstens per Serviette zuvor von den Staubfusseln zu befreien.

Doch nun sucht sie neuen Zeitvertreib. Baumelt kräftigst mit den Beinen und tritt ´mal so eben mit geschwisterlicher Wonne dem Tintenklecks-Dalmatiner, der das Pech hat, direkt neben ihr zu sitzen, vors Schienbein. Muss ja ihren Frust los werden. Prompt ist eine sehr muntere Keilerei im Gange.

Tintenklecks-Dalmatiner denkt nicht im Traum dran, sich von dem Dreikäsehoch dermaßen malträtieren zu lassen. Mit routiniertem Schwung holt er aus. Es macht peng. Die Wange seines jüngsten Geschwisterchens sieht im nächsten Moment auffallend gesund aus, überzogen mit einem zarten Rot. Lautes Gebrüll der Kleinen. Mittlerweile beobachten alle Umsitzenden das Geschehen interessiert, amüsiert oder aber auch höchst empört. So ein Benehmen, und das in diesem Lokal.

Mama Wuttke beweist ausnahmsweise einmal Konsequenz und lässt ihren Nachwuchs die Plätze wechseln. Ein geliebtes Drittel rechts von ihr, das andere links. Gegenseitige Spontanangriffe sind jetzt ausgeschlossen. Jeder anderen Möglichkeit beraubt, starten die zwei Rohrspatzen ein hochnotpeinliches Wortgefecht. Ihre Ausdrucksweise lässt einige Routine vermuten: Wie Pingpongbälle fliegen die Beleidigungen durch die Luft: „Arschgeige!“ „Pinkelbaby!“ Immerhin, stellen die stolzen Eltern fest, deren Phantasie und Ausdauer sind bewundernswert.

Der über ein solche Strategie des oralen Machtkampfes schon weit erhabene halb erwachsene Metallbaukasten macht infolge auf eine selbstverständlich ja doch schon erheblich reifere Weise von sich reden. Erstens hatte er eigentlich diesen Abend in einer Punk-Disko verbringen wollen. Mit ein paar tollen Bienen. Wäre geil geworden. Zweitens hält er von dieser piekfeinen Lokalität nicht die Bohne. Das ganze vornehme Getue geht ihm gehörig auf den Keks und das aufwendige Gedöns auf dem Tisch findet er mehr als bescheuert. Außerdem, er hatte es ja geahnt, spielt sich hier in diesem Schuppen so gar nichts ab, ist es einfach nur stinklangweilig. Dementsprechend toll ist er gelaunt. Damit, dass er wie gut erzogen auf seinem Stuhl kleben bleibt, endet seine Kompromissbereitschaft, was diesen Event angeht. Nein, nicht mit ihm, dem einzig vernunftbegabten Wesen in dieser Gesellschaft hoffnungslos degenerierter Mitgeschöpfe.

Im Tischgespräch verrät sich denn auch sein überragender Wortschatz. Im Wesentlichen beschränkt der sich auf „Scheiße“ „bescheuert“ und „gehirnamputiert“. Seine wirklichen intellektuellen Fähigkeiten verbirgt dieser Hoffungsträger seiner Eltern wahrlich meisterhaft in angeborener Bescheidenheit. Allerdings braucht er sich dazu nicht allzu sehr anzustrengen. Bloß...das ahnt ja niemand. Mit diesen drei doch unzweideutig hohes Niveau beweisenden Wörtern drückt er all seinen Unmut aus. Nicht nur einmal, nein, eigentlich unentwegt den ganzen Abend lang. Mama und Papa Wuttke sehen keinerlei Veranlassung, auf ihren fast schon erwachsenen Sprössling einzuwirken. So redet der sich in Fahrt. Schließlich bleibt es nicht nur bei Wörtern, sondern Monsieur wird handgreiflich, schnappt sich das Besteck und schiebt diese Futtertransporter mit mehr als verächtlicher Miene bis knapp zur Tischkante. Sie publikumswirksam auch noch nach unten aufs Parkett klatschen zu lassen, erscheint ihm für diese Spaten als zuviel der Ehre.

Gottlob nähert sich die Wartezeit ihrem Ende.

 
5. Mahlzeit

Endlich wird die Geduld unserer Familie belohnt, nähert sich gleich eine ganze Armada von Kellnern. Da es fünf Mahlzeiten sind, rauschen fünf diensteifrige Geister heran. Geschickt jonglieren sie die unter silbrig glänzenden Abdeckhauben verborgenden Teller. Hohe Abdeckhauben, die einiges darunter vermuten lassen. Guten Mutes rechnen Wuttkes mit Köstlichkeiten in Portionen wie im sagenumwobenen Schlaraffenland. So verschwinden die finsteren Mienen und machen einem hoffenden Lächeln Platz. Doch dummerweise bedenken sie in diesem Augenblick nicht den weisen Satz: “Es ist nicht alles Gold bzw. Silber, was glänzt.“

Beinahe andächtigen Blickes lüften die Kellner das wohlschmeckende Geheimnis. Silbermütze nach Silbermütze gibt den Blick frei auf Portionen, deren Umfang selbst bei einem Spatz noch für einen Lachanfall gesorgt hätte. Da liegen getreulich nebeneinander ein winziges Stückchen Fleisch, zweieinhalb Nudeln plus ein Esslöffel Gemüse, drei Erbschen plus vier Möhrchen. Wie deutlich erkennbar, stammt das Gemüse mitnichten frisch vom Feld, sondern aus der Dose. Na ja, wollen wir ´mal nicht zu gehässig werden: Immerhin höchstwahrscheinlich aus einer Büchse von Sonnen-Bassermann.

Prompt protestiert der Nachwuchs. Diesmal führt der halb erwachsenen Metallbaukasten den Reigen an. Entgeistert starrt er auf diese Speisenmikroskopausgabe: “Wat soll dat denn sein...?“ Komisch, sein Appetit ist plötzlich weg.  Sein Geschwisterchen, der Tintenklecks-Dalmatiner zählt laut ungläubig nach: “Eine Erbse, noch eine Erbse...!“ Einfach toll, da findet er doch tatsächlich drei davon. Auch das Additionsergebnis bei der Anwesenheitskontrolle der Möhren reißt ihn zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Mensch, das ist ja fast ein Fünftel dessen, was er an seiner geliebten Pommesbude zu futtern kriegte. Und Nesthäkchen Lehmkuhle fällt kalten Herzens ihr Urteil: „Ich hab` Hunger! Ich will zu Macdonalds!“ Mama und Papa Wuttke geben sich alle erdenkliche Mühe, die Kinderschar bei Laune zu halten, versprechen einen direkt anschließenden Besuch in eben jener Futterhütte.

In der nachfolgenden halben Stunde gibt Metallbaukasten eine Kostprobe seines Schimpfwörterrepertoires. Überrascht lauschen die Eltern. Soviel Wissen haben sie ihm gar nicht zugetraut. Tintenklecks-Dalmatiner zerteilt derweil mit Gabel und Messer die Möhren und stellt etwas zufriedener fest, dass er aus den vier Möhren immerhin acht gezaubert hat. So sieht er denn auch keinen zwingenden Grund mehr, sich der fortwährenden Meckerei des großen Bruders anzuschließen. Möchtegern-Lehmkuhle stochert lustlos im Essen herum und bildet sich bei jedem Bissen ein, es sei eine Pommes.

Jetzt noch den Versuch zu unternehmen, großartig gute Manieren vorzuführen, erscheint überaus lächerlich. Also wird lustig geplempert. Nach Beendigung des Mahles hat das Tischtuch ein lustig- braun-orange-grünes Muster und ist damit zur Speisekarte Nr.2 befördert. Die echte hat sich während des ganzen Theaters unbemerkt unter einen der Stühle verkrümelt.

In Erinnerung daran, dass Ton-in-Ton für „edel“ steht, erfasst unsere Familie Mitleid mit den neben dem buntgesprenkelten Tischtuch farblich verblassenden Servietten und entfernt mit deren Hilfe das farbenfrohe Futterverzeichnis auf ihren Gesichtern. Danach passen die Servietten wieder zum Tischdecke.

 
6. Bezahlen

Aufatmend stellen Gäste und Ober bzw. Kellnerinnen fest: Die Aliens planen den Aufbruch. Nur deshalb bringt der herbei zitierte Ober sogar ein super strahlendes Lächeln zustande, als er sich eiligst an deren Tisch bemüht, um zu kassieren. Dann jedoch reißt er sich gewaltig am Riemen, um seine Mimik unter Kontrolle zu halten. Es gibt nämlich kein Trinkgeld. Stattdessen hält Herr Wuttke den zu zahlenden Betrag genauestens nach, damit er diesem Lokal ja keinen Cent zuviel spendiert.

Nach einem Abschiedsgepoltere mit den Stühlen verlassen die Wuttkes diese noble Örtlichkeit. Alles ist erleichtert.
Endlich kehrt wieder Ruhe ein.

Ich bin sehr auf Eure Kommentare gespannt!
Gaby Schumacher, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.05.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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