Julia Berghoff

Der Prinz, der zum Frosch wurde

Vor langer Zeit lebte ein junger, schöner Prinz in einem fernen Königreich. Der Vater des Prinzen, der König des Reiches, wollte ihn zu seinem Nachfolger machen.

Aber der Prinz war besessen von Macht, Gier, Geiz und wurde oft sehr wütend. Er verhielt sich dem einfachen Volk gegenüber sehr herablassend, er war arrogant und stellte so hohe Ansprüche, die niemand im Reich erfüllen konnte. Deshalb scheute sich der König etwas davor, seinen Sohn zu seinem Thronfolger zu machen. Denn so wie er sich verhielt, lehnte das Volk ihn ab.

In seiner Not fragte der König die Fee seines Königreiches um Rat.

Diese versprach dem König: “Lieber König, warte nur ab, innerhalb eines Monats werde ich dafür sorgen, dass dein Sohn sich ändert und sich zum Guten hinwendet.“ Gesagt, getan!

Als eines schönen Tages der Prinz wieder mal den Hofkoch wegen seines Essens beleidigte, erschien die Fee, berührte ihn mit dem Zauberstab und siehe da, aus dem schönen Prinzen wurde ein hässlicher Frosch.

Die Fee setzte den Frosch im Wald an einem Teich aus und überließ ihn seinem Schicksal. Das ganze Reich atmete auf als es von diesem Streich der Fee hörte.

Nun stand er da am Teich.

Er konnte das alles nicht verstehen. Er fühlte sich zum ersten Mal in seinem Leben hilflos und allein gelassen und fing an bitterlich zu weinen. Bis er plötzlich ein Rascheln im Dickicht am Uferrand des Teiches vernahm. Eine Gruppe von Fröschen die an dem Teich lebten, hüpften auf ihn zu und fragten ihn freundlich: „Wer bist du? Warum bist du so traurig?“

„Was glaubt ihr eigentlich mit wem ihr hier redet?! Ich bin nicht das, für was ihr mich haltet. Ich bin der Prinz des Königreiches zu dem der Teich gehört an dem ihr hier lebt“, sagte der Prinz.

„Prinz? Du? Quak, quak, quak...“ lachten die Frösche und machten sich über ihn lustig.

„Und wir sind die Ritter vom Hofe des Königs. Quak, quak, quak.“

Er bemerkte, dass die anderen Fröschen ihm nicht glaubten, dass er ein Prinz ist und das machte ihn wütender denn je. Deshalb beschloss er auf die andere Seite des Teiches zu gehen, wo er seine Ruhe fand. Die Freundlichkeit und überhaupt die Anwesenheit der Anderen ekelte ihn förmlich an. Die anderen Frösche versuchten immer wieder seine Freunde zu werden. Sie boten ihm Fliegen zum Essen an, obwohl sie selbst in diesem Sommer nur sehr wenig hatten. Aber er lehnte ab. Auch ein Angebot zum Wetthüpfen, zum Schwimmen, zum Tauchen und zum Wettquaken nahm er nicht an. Er blieb lieber allein an der anderen Seite des Teiches und bemitleidete sich selbst. Außerdem redete er mit niemandem und beachtete die anderen Frösche gar nicht.
Er konnte sich einfach nicht an den Gedanken gewöhnen, den Rest seines Lebens ein gewöhnlicher Frosch zu sein. Dieser Gedanke quälte ihn sehr. Trotzdem lehnte er die anderen Frösche und ihre Hilfsangebote ab.
Bis zu jenem Tage, als ein Schwarm Störche auf der Suche nach Futter über das Reich flog. Die Frösche waren in heller Aufregung und wussten aus Erfahrung, wie sie sich zu verhalten hatten. Nur der Prinz nicht.

„Komm zu uns, schnell! Wir müssen uns in Sicherheit bringen!“

„Warum Sicherheit? Ich bin doch der Prinz. Und was sollte mir schon passieren?“

Die Störche kamen immer näher. Da zogen ihn die Frösche kurzerhand gegen seinen Willen in den Teich unter die Seerosen. „Du bist jetzt ein Frosch! Störche fressen Frösche!“, schrieen die Frösche laut und keine Sekunde zu früh. Denn ein Storch verfehlte den Prinzen mit seinem langen Schnabel nur um Haaresbreite. Als dem Prinz dies bewusst wurde, wurde ihm klar, wie dumm er sich verhalten hatte. Denn der Frosch, der ihn in das Wasser gezogen hatte, rettete ihm das Leben und setzte dabei sein eigenes auf das Spiel. „Du hast mir mein Leben gerettet, wie kann ich dir dafür nur danken? Ich weiß gar nicht womit ich das verdient habe?“, sagte der Prinz einsichtig. „Bedanken brauchst du dich nicht, für uns ist das selbstverständlich, denn wir leben ja in einer Gemeinschaft wo jeder für den Anderen da ist. Sei einfach nicht so stur und werde unser Freund!“, erwiderte der Frosch.

Von diesem Tage an veränderte sich der Prinz erstaunlich und bemühte sich den anderen Fröschen ein guter Freund zu sein.

Er fand sogar allmählich Gefallen an dem Frosch-Dasein, hüpfte mit ihnen um die Wette und machte jeden Spaß mit. So wurde er traurig als die Fee eines Nachts erschien, während die anderen schliefen, und ihm sagte: „Du hast viel gelernt. Ich denke, es ist an der Zeit zu Deinem Vater zurückzukehren. Dieser wird sich freuen, dich zu sehen.“

Sie berührte ihn abermals mit dem Zauberstab und verwandelte ihn so zurück. Am nächsten Morgen wunderten sich die anderen Frösche über sein Verschwinden und waren sehr traurig.

Der Vater wiederum freute sich wirklich sehr über die Rückkehr des Prinzen und als er sah, dass sein Sohn sich verändert hatte. Dieser half plötzlich den Ärmeren, teilte sein Vermögen und war stets freundlich zu den Menschen am Hofe. Besonders auch dem Hofkoch gegenüber, den er vor seiner Verwandlung zum Frosch oft wegen seines Essens beschimpfte. Sie kochten sogar gemeinsame feine Speisen, die sie unter dem gesamten Volk verteilten.
Dem König gefiel das sehr und so entschloss er sich, die Wahl dem Volk zu überlassen, ob sie den Prinzen zum König wollten oder nicht.

Da sie ihn plötzlich alle liebten überließen sie ihm gerne das Königreich und er wurde ihnen ein guter und gerechter König.

Nur die Frösche am Teich vermissten ihn und wunderten sich sehr über einen Jüngling, der sie in mageren Essenszeiten mit Fliegen versorgte.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.05.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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