Ingrid Grote

KLAGELIED einer Hausfrau...

 

Jede Hausfrau oder besser gesagt jede Frau möchte sich die nervige Hausarbeit erleichtern, denn es geht soviel Zeit dabei verloren, die Fenster zu putzen, den Herd zu reinigen, den Teppichboden oder sonstige Böden zu staubsaugen und danach zu wischen... Das ist alles sehr lästig – obwohl viele Männer wohl denken, es würde uns gewaltigen Spaß machen – und es ist absolut nicht erfreulich, denn die Hausarbeit ist eine Arbeit ohne Ende, eine Arbeit ohne Hoffnung, endlos, fürchterlich, traurig und äääh... eben endlos. 
 
Und deshalb falle ich auch immer auf Sachen herein, die mir diese Hausarbeit erleichtern sollen. Was heißt erleichtern? Ich soll die Hausarbeit durch diese Geräte gar nicht mehr spüren. Diese genialen Geräte verkehren die Hausarbeit in ein sanftes Säuseln, in eine laue geliebte Brise, denn man hat endlich alles im Griff. 
 
So geschehen mit dem Dampfreiniger einer gewissen deutschen Markenfirma. Mit dem Staubsauger dieser Firma war ich übrigens sehr zufrieden, und deswegen war ich auch sehr erfreut, als der Vertreter dieser Firma mich ein Jahr später wieder aufsuchte. 
 
„Und wie läuft es?“ fragte er mich. 
 
„Alles bestens“, gab ich zur Antwort. „Katzenhaare auf dem Afghanen (ich meinte natürlich den Teppich und nicht den Hund) sind überhaupt kein Problem mehr.“ 
 
„Das ist schön“, sagte der Vertreter und schaute mich irgendwie lauernd an, aber das war bestimmt nur Einbildung von mir. 
 
Jedenfalls lief das ganze darauf hinaus, dass ich diesen beknackten Dampfreiniger bestellte, der den Rest der Wohnung, nämlich alle Räume, die nicht mit Teppichboden belegt waren, in Nullkommanix reinigen würde. 
 
Keine zwei Wochen später war der sagenhafte Dampfreiniger da, und ich probierte ihn sofort aus. 
 
Er dampfte dann auch gewaltig vor sich hin, und die Fliesen im Badezimmer waren klatschnass, aber auch sehr sauber. Auch mit dem altmodischen Kunststoffbelag in der Küche kam er blendend klar. Dampf! Zisch! Sauber! Einfach so. 
 
Mit dem Parkett in der langgezogenen Diele kam der Dampfer allerdings nicht ganz so gut klar, Ich hatte das Gefühl, es wäre irgendwie zu nass, was da passierte. 
 
Und auf Dauer war es eigentlich sehr umständlich, den Dampfer aus der Kammer, in der ich ihn mühsam verstaut hatte, zu holen, neues Wasser einzufüllen, eine Verlängerungsschnur zu organisieren, und dann... eben anzufangen mit dem Dampfen und dabei Rücksicht zu nehmen auf meine größte teppichlose Fläche, nämlich auf den Dielenparkettfußboden , der sich, wie mir schien, schon leicht nach oben wölbte. War wohl ein bisschen zu nass geworden. 
 
Nach einem Monat hatte ich die Nase voll vom Dampfreinigen und machte mir einfach einen Aufnehmer mit heißem Wasser und einem Hauch von Reinigungsmittel fertig, rutschte lieber mit den Knien auf dem Boden herum, um auch in die kleinsten Ecken zu kommen, und siehe da, der Aufwand war sehr viel geringer, und das Ergebnis war das gleiche, aber viel weniger kompliziert von der Handhabung her, denn ich konnte die Fußleisten gleich mitputzen. Und es war nicht so nass. 
 
 
Also, was soll ich sagen? Alle elektrischen Geräte, die einem die Werbung aufschwatzen will, sind überflüssig? Ich will mir da kein Urteil anmaßen, ich weiß nur, dass sie verdammt viel Platz wegnehmen, umständlich zu bedienen sind und dass man auf die konventionelle Weise, in diesem Fall mit Schrubber und Aufnehmer vielleicht besser klarkommt. 
 
Aber man lässt sich ja so gerne täuschen! 
 
Und tatsächlich will man uns weismachen, dass die moderne Hausfrau eigentlich gar keine Arbeit mehr mit ihrem Haushalt hat. Lachhaft! 
 
Und das bringt mich jetzt zu anderen Elektrogeräten, zum Beispiel zu meinem Herd. Es ist ein fantastischer Herd, er hat jede Menge Funktionen, er kann zum Beispiel riesige Fleischmengen backen und zwar heißluftmäßig. Blöderweise habe ich nie riesige Mengen an Fleisch zu backen. Eigentlich backe ich nur ab und zu ein Hähnchen. Und das Hähnchen spritzt jede Menge Fett von sich ab, und das Fett setzt sich in den Ecken des Backofens fest, brennt dort ein und lässt sich sehr sehr schwer entfernen. 
 
Wer oder was zum Teufel entwirft diese Backöfen? 
 
Vermutlich Männer. Denn eine Frau würde so etwas mit diesen unsinnigen spitzen Winkeln und Ecken nie entwerfen, sondern vielleicht etwas rundliches. Müsste doch möglich sein, oder? 
 
Ich glaube, die Konstrukteure von solchen Geräten wollen die Frauen fertig machen. Sie sollen ihre kostbare Zeit mit der fast unmöglichen Reinigung dieser Foltergeräte zubringen. Und ich glaube auch, wenn einer dieser sogenannten Konstrukteure einmal im Leben einen verdreckten, verfetteten Backofen sauber machen müsste, dann würde er schreiend wegrennen und sich was Besseres einfallen lassen. 
 
Da ich nicht mehr länger bereit bin, mir meine kostbare Zeit (die mir immer kürzer vorkommt, je älter ich werde) durch so einen Mist stehlen zu lassen, werde ich mir demnächst einen dieser Herde anschaffen, die kurzfristig so hohe Temperaturen erreichen, dass der Dreck einfach verbrennt und man nur noch ein Häufchen Staub wegfegen muss, aber leider müsste ich dafür eine extra Leitung legen lassen und halt den Herd kaufen. Eine ziemliche Aktion. Na ja, vielleicht irgendwann...
 
Oder Kunststofffenster... Auch dafür gibt es jede Menge Fensterputzgeräte. Mit Stielen zum Ausziehen, alles superleicht zu bedienen, geht wahnsinnig schnell, und alles wird blitzsauber... 
 
Ja Pustekuchen! Die Scheiben als solches werden natürlich gut damit geputzt, aber leider gibt es noch andere Teile am Fenster, und zwar den Rahmen und vor allem solche Stellen am Rahmen, die man überhaupt nicht sieht, die obere Kante zum Beispiel. Da steht man dann mit seinem Stielgerät und ... es geht nicht damit. Man muss es wieder auf die konventionelle Art machen, nämlich mit einem Lappen und so weiter. Am schlimmsten finde ich allerdings bei manchen Kunststofffenstern die unteren waagerechten Rillen und Kanten. Wie soll man das saubermachen? Da kommt man (oder besser gesagt Frau) nur mit einem Q-Tip in die Ecken, in denen sich dann natürlich jede Menge Staub und Dreck befinden. 
 
Wer hat sich diese Fensterrahmen ausgedacht? Irgendein Perverser, der unbedingt soviel unzugängliche Rillen, Ritzen und Kanten wie nur möglich auf geringstem Raume unterbringen wollte? 
 
Möglich... Vielleicht handelt es sich um eine Verschwörung. 
 
Jedenfalls ist das alles abartig und stiehlt mir viel Zeit, die ich besser nutzen könnte. 
 
 
Ach ja, gestern gab es bei uns Hähnchen, und die Fenster müssten auch mal wieder geputzt werden... 
 
ÄÄCHZZZZ... 
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.06.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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