Christian Fang

Franz K.

Schlüssel

 

 

Franz K. saß einsam, wie jeden Tag, am Fenster. Er liebte es die Leute aus seiner Wohnung, im zweiten Stock, eines Wohnhauses zu beobachten. Mehr hatte er nicht im Leben. Denn er lag im Sterben. Seine Hände zitterten vor Kälte, er konnte sich kein Heizöl mehr leisten.

Die großen blauen Augen die früher so hell leuchteten waren dunkel wie sein Zustand, wie sein Leben. In diesem Moment läutete es an der Tür, er erschrak. Besuch erwartete er keinen mehr, er zögerte. Sollte er die Tür öffnen, dann musste er mit dieser Person reden, vielleicht wollte sie sogar herein. Panik ergriff ihn. Seine Blicke schwenkten vom Fenster zur Tür und zurück. Ratlosigkeit überfiel ihn wie schon so oft ihn der letzten Zeit. Er entschloss weiter aus dem Fenster zu starren. Er wollte weiter die vertraute Umgebung bewundern. Seine Blicke schweiften über die paar Bäume auf der anderen Straßenseite und danach weiter nach rechts über den Kanaldeckel zu der Bank und dem dazugehörigem Papierkorb. Alles war in Ordnung, alles war normal. Das machte in wütend, sehr wütend, man merkte es an seinem Gesicht. In früheren Zeiten bot es wohl einen schönen Anblick, doch jetzt war es gezeichnet, gezeichnet von Trauer, Einsamkeit und Ratlosigkeit.

Es läutete noch immer. K. wollte schreien, Wut koch in im auf. Er verbrannte beinahe. Hatte diese Person an der Tür nichts anderes zu tun, musste er ihn ärgern. Auf einmal Stille, wie schön die Stille doch war, so erholsam. K. atmete lang aus um sich endgültig zu beruhigen. Doch dann hörte er dieses notwendige, aber dennoch verhasste läuten. Notwendig? Ja denn es war die einzige noch verbliebene Stimme der Vernunft. Diesmal brach nicht das Feuers, sondern die Verzweiflung traf ihn wie eine steinerne Faust Er warf sich auf den Boden, er wollte schreien, schreien nicht aus Wut sondern aus Verzweiflung. Tränen stiegen ihm in die Augen, es sollte aufhören einfach nur aufhören war das denn zu viel verlangt, ein einfacher Wunsch. Es läutete und läutete und läutete. Bis es endgültig verstummte. Franz blickte auf, war es vorbei endlich vorbei oder täuschte die Hoffnung erneut. Langsam stand er auf, um keinen Geräusch zu machen dies könnte ihn verraten, vielleicht würde die Person vor der Tür versuchen durch das Fenster zu schauen.

Deswegen musste er sich verstecken, aber wo nur? Er blickte durch das geräumige Wohnzimmer und suchte vergeblich eine Zuflucht. Eine Vitrine, Sofa, Tisch und natürlich der Fernseher waren da, mehr nicht, er ärgerte sich das er keinen Schrank gekauft hatte, ein Schrank war immer wichtig. Im nächstem Moment spürte er die Angst, Panik ihn im aufsteigen, es stierte in an, er spürte den Blick. Die Drehung zum Fenster gelang blitzartig und überraschend, die Drehung zum Feind, das Fenster hatte ihn verraten, verkauft, wie viel bekam es wohl. Über diesen Gedanken musste er unwillkürlich Lachen.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.06.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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