Joanne Schloss

Hilflos

Hilflosigkeit wird einem schlagartig bewusst, wie ein fester Schlag ins Gesicht, bei dem man augenblicklich merkt, dass man ihn lange nicht vergessen wird. Bei der Hilflosigkeit ist es ähnlich. Erst bekommt man den Schlag mit einer Brutalität, die einen fast lähmt und dann erkennt man schließlich, dass es ein Schlag ist, bei dem man eine Narbe davonträgt. Und diese Narbe erinnert einen mit pochendem Schmerz daran, dass man hilflos ist, bis in die Ewigkeit. Es ist egal, was man tut, immer wieder bricht sie auf, dann, wenn man es so wenig erwartet, um einem zu zeigen, dass sie noch da ist. Und dann steht man da, sieht mit fassungslosen Augen auf sich herab und begreift, dass man nur eine kleine Rolle im Kreislauf der Verzweiflung ist und das man vielleicht der Funke der Hoffnung ist, der dem anderen fehlt. Dann läuft man wie durch einen dunklen Gang, immer auf der Suche nach dem Ausgang, dreht sich im kreis und gerät selbst in den Strudel der Hilflosigkeit, obwohl man doch selbst der Funke sein sollte, der den anderen aus seiner Hilflosigkeit befreit. Wer kann da stark bleiben? Das schwache Herz, die gedemütigte Seele, wie sollen die beiden den Funken bilden, der Geborgenheit schenken kann und Hilflosigkeit besiegt? Die Ungewissheit kommt noch hinzu. Und das Wissen, dass man mit einem Wort alles zerstören kann. Man kennt dieses Wort nicht und wenn man schweigt, dann zerstört man eine Welt. Ich habe mir oft überlegt, was zu tun ist, um jemandem zu helfen, den man liebt. Doch wie soll man jemandem helfen, wenn man doch selbst so viel Hilfe braucht, wenn man selbst weiß, was Hilflosigkeit, was Ungewissheit ist. Man kann dann nur das einzige geben, was man noch hat, ohne Rücksicht darauf, ob man sich selbst dabei zerstört. Ich würde mein Leben geben, nur um den glücklich zu sehen, den ich so liebe, den ich so brauche, um selbst glücklich zu sein. Vielleicht ist das die einzige Möglichkeit, allem zu entfliehen, was einem so weh tut im Leben. Die Lösung ist so nah und doch so fern. Doch diese Lösung bedeutet Veränderung, eine, die man bereut oder die man nicht bereut, was von beiden es ist, weiß man nicht. Vielleicht möchte ich damit sagen, dass ich mein Leben in deine Hände lege, dass ich für dich alles tun würde, nur um dich glücklich zu sehen und die Ungewissheit zu besiegen, die mir so Angst macht. Ich möchte nicht die Hilflosigkeit spüren, die ich empfinde, wenn ich dich Leiden sehe. Ich möchte für immer bei dir sein, damit du weißt, wie viel du mir bedeutest….
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.06.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Das Mädchen aus Oberschlesien von Brigitte Hanisch



Das kleine Mädchen Brigitte wächst wohlbehütet in einer Großfamilie im katholischen Oberschlesien auf. 1938 siedeln die Eltern mit Brigitte nach Kiel um. Dort wird Ihre Schwester Eva-Maria geboren. 1939 beginnt der Krieg und Kiel wird besonders gebeutelt. Entsetzliche Jahre für das kleine Mädchen. Tag und Nacht Bombenangriffe. Hungersnot und immer die Angst um den Vater. Das Mädchen ist seelisch in einem so schlechtem Zustand, dass die Eltern Brigitte nach Oberschlesien zur Schwester der Mutter schicken. Dort wird sie eingeschult und geht auch in Schomberg zur ersten heiligen Kommunion. In den nächsten Jahren pendelt sie hin und her. Kinderlandverschickung nach Bayern, Kriegserlebnisse in Kiel, danach wieder zurück nach Oberschlesien zur Erholung. Dort aber hat sie große Sehnsucht nach ihrer Schwester und den Eltern und fährt deshalb Weihnachten 1944 nach Kiel zurück. Das ist ihr Glück, denn im Januar 1945 marschieren die Russen in Beuthen ein.
Die Nachkriegsjahre und der Aufbau der jungen Bundesrepublik prägen Brigitte. Sie lernt einen Flüchtling aus Pommern kennen und lieben. Sie heiratet ihn nach vielen Hindernissen 1954. Ein Jahr später ziehen sie nach Stuttgart. Dort endet das Buch.

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