Karolina Zybal

Let It Bleed


Wieder einmal ging ich diesen vertrauten, und doch so verhassten Weg, ich hasste mich dafür, ja, aus tiefstem Herzen, doch ich tat es trotzdem...
 
Vorbei an der Wohnzimmertür, dem laufendem Fernseher, vor dem meine Familie saß und sich Filme ansah, vorbei an was denn? Vorbei an meinem Leben.
 
In der Küche war es dunkel, aber ich brauchte kein Licht. Es passierte alles wie in einem Traum, einem bösen Traum. Ich überquerte die Strecke zwischen Esszimmer- und Kochbereich, um schließlich nochmals vor dem Regal mit den Küchenutensilien stehen zu bleiben, wie schon so oft... Meine innere Stimme sagte vergeblich: „Nein! So kann es doch nicht enden, so darf es nicht noch mal enden, es muss einen anderen Weg geben!“ Vielleicht irrte sie sich da, vielleicht gab es für mich keinen anderen Weg...Oder etwa doch?
 
Schnell wurden diese Gedanken von mir verdrängt , ich griff nach dem altbekannten und doch so fremden Messer, setzte mich vorsichtig so auf den Boden, dass kein Blut darauf fließen konnte, und fing an mir in die Hand zu schneiden. Zuerst ganz langsam, als ob ich nur neugierig auf dieses wundersame rote Etwas wäre, dann immer tiefer und fordernder. Ich spürte den scharfen Schmerz, wie mein ganzer Körper zu zittern anfing, und sich versuchte gegen dieses schreckliche Gefühl zu wehren, gegen das Gefühl zu sterben. Natürlich war mir bewusst, was ich meinem Körper damit antat, was ich meiner Seele antat, doch ich konnte es nicht beenden. Ich konnte einfach nicht. Halb ohnmächtig lag ich nun am Boden, konnte die Wärme meines Blutes spüren, es riechen, konnte die Schmerzen fühlen, diese wahnsinnigen Schmerzen, die mich immer wieder zu überwältigen drohten, ich konnte etwas wahrnehmen, meine Selbstverachtung, und... ein Stückchen Triumph.
 
Langsam stand ich wieder auf, noch betäubt von den Qualen, wickelte meine Hand in ein Geschirrspültuch ein, und verschwand in meinem Zimmer, darauf hoffend, dass ich morgen stark genug sein würde, dass morgen alles besser wird.
 

 
 
 

Diese Geschichte habe ich für eine Freundin geschrieben, um ihr klar zu machen, in was für einen fürchterlichen Kreislauf man schnell geraten kann...

Liebe Kita, lebe weiter! Und lebe glücklich, ich möchte, dass du gegen diesen Drang ankämpfst, dass du dich wehrst!!!
Karolina Zybal, Anmerkung zur Geschichte

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