Schwere Wolken liegen über der Stadt. Aufgedunsen zum zerspringen. Der Wind zaudert heftig mit den Bäumen als wolle er sagen: „Jetzt regiere ich!“ Und er lässt es jeden spüren. Wie aus allen Ecken - so scheint es – kommt er herangebraust. Wirbelt die Blätter vom Erdboden auf und lässt sie unfreiwillig tanzen. Bläst in Ritzen und Fugen, wühlt den Sand auf, um ihn unsicher und erschöpft in einer anderen Ecke wieder zur Ruhe kommen zu lassen. Aber nicht für lange, denn schon beginnt das Spiel von vorn. Schell wie ein Blitz sucht sich der Wind ein neues Opfer. Markisen und Laternen sind nun sein Ziel. Wutentbrannt, weil die Laterne sich, trotz seiner Macht und Stärke, nicht verbiegen lässt, wendet er sich einer bunten Markise zu. In Windeseile schafft der Wind es bunte Markisenfetzen wie Schmetterling durch die Luft zu wirbeln.
Inzwischen ist es dunkler geworden. Die Nacht scheit den Tag besiegt zu haben. Die Finsternis lässt Häuser als bedrohlich wirkende Ungetüme erscheinen. Schemenhaft flitzen die Autos auf spärlich beleuchtete Straßen. Gespenstisch huschen Menschen mit hochgeschlagenen Krägen und eingezogenen Köpfen über Straßen und Plätze mit nur einem Ziel vor Augen, dem nahenden Unwetter zu entrinnen.
Die ersten Tropfen fallen. Es werden immer mehr. Bis gnadenlos alles Nass, das es gibt, vom Himmel fällt. Mit wahrer Wonne scheinen sich die Wolken zu entladen. Immer stärker wird der Regen. Der Wind scheint gefallen zu finden an dem Wolkenbruch, denn er bläst jetzt noch stärken und erreicht, dass der Regen auch den hintersten Winkel trifft. Die Straßen sind auffallend leer geworden. Das Scheinwerferlicht der nur wenig fahrenden Autos wirken wie suchende Augen nach Erholung. Es wird noch dunkler, noch bedrohlicher.
Von fern grollt der erste Donner. Schwer rollt er über die Stadt. Gleich darauf folgt zuckend ein heller Blitz. Der erreicht, dass alles was soeben noch dunkel erschien für Momente taghell erscheint. Blitz und Donner wechseln sich in rascher Folge ab. Sie sind Konkurrenten in der Stunde der Begegnung.
Plötzlich ist alles vorbei. Wie durch ein Wunder sind Blitz und Donner Vergangenheit.
Der Wind, spürbar müde vom toben, hat sich zur Ruhe gelegt. Die bedrohlich wirkenden Wolken wandern weiter und haben den Regen mitgenommen und erkennbar auch die Finsternis. Die Luft ist erfrischend klar und verloren geglaubtes Vogelgeschwitzer ist zurückgekehrt. Die Bäume bewegen ihre Wipfel als würden sie Regentropfen abwerfen wollen. Warme Sonnenstrahlen vergeuden ihr Licht und lassen lange Schatten werfen. Pfützen werden zu großen Spiegeln in denen verzerrt Hausfassaden erkennbar sind. Der nasse Asphalt lässt glauben, dass sich ein Silberschleier darüber gelegt hat. Die Straße – eben noch von bedrohlicher Einsamkeit geprägt – findet zurück in den Alltag
Die bunten Markisenfetzen, die wie große Schmetterlinge wirken, verlassen beschädigt ihren Bestimmungsort. Jetzt liegen die Sonnensegel träge nass triefend auf dem Boden, wissend, dass sie ihrer Aufgabe nicht mehr genügen. Von vorbeihastenden Menschen, die meinen die verloren geglaubte Zeit wieder einzuholen zu können, werden sie ignoriert.
Das Spätsommer- Intermezzo hinterlässt Spuren wie jedes Zwischenspiel.
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Manfred Bieschke-Behm). Der Beitrag wurde von Manfred Bieschke-Behm auf e-Stories.de eingesendet. Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte. Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.06.2005.
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