Werner Kistler
Vera lebt in einer falschen Familie
Sie ist genau so alt wie meine dreizehnjährige Tochter. Aber
das Kind hat sich die falsche Familie im Leben ausgesucht. Wie das
Leben halt so oft spielt. Vera* hat mehr Mist in ihrem
kurzen Leben bisher erlebt, als
mancher Greis .
Schon
als Kleinkind fiel das Mädchen negativ auf. Die Mutter zog ihre Tochter
immer so unvorteilhaft an. Ständig trug das Kind dicke steife Blusen,
lange Röcke und unförmige Strickjacken im "Landhausstil". Mit den
hohen, klobigen und derben Schuhe schlurfte das Kind immer über di e
Straße, weil die Schuhe viel zu schwer, für die kleinen Füße waren.
Selbst beim Spielen musste die Jugendliche blütenweiße Kleidung tragen.
Diese Anziehsachen behinderten sehr stark, den Spieltrieb des Kindes.
Beim Essen verhielt sich das Mädchen wie ein kleines
"Ferkelchen".Warscheinlich aus einem inneren Protest heraus. Ständig
war der Mittagstisch auf den runden Wangen abgebildet und niemand in
der Familie, wischte
dem Kind, die Essensreste aus dem
Gesicht. Natürlich lief die so gezeichnete Göre, zum Gespött aller
Menschen herum. Richtige Spielgefährten fehlen bis zum heutigen Tag.
Eine Freundin hat sich nie einbefunden.
Wollte die
Jugendliche mal mit ihrer Mutter schmusen, wurde die Arme, von
der Frau zur Seite geschoben. Den um zwei Jahre jüngeren Bruder
bevorzugte die Eltern aber um so mehr.
Der Vater wart ein
ganz besonderes Pflänzchen auf dieser Erde.Er hat die Arbeit wirklich
nicht erfunden. Nach dem morgendlichen Zeitungen austragen, fuhr
der Mann gegen neun Uhr in den Dienst und beendete sein tägliches
Arbeitswerk erst gegen neunzehn Uhr. Ein ganz fleißiger Mann hätte man
meinen können. Die Ehegattin erfuhr aber erst viele Monate später, dass
der Herr des Hauses, gar keine Beschäftigung mehr hatte.
Heftigste
Ehesteitigkeiten sorgten für eine starke Schieflage in der
Ehegemeinschaft. Mittendrin immer die Kinder. Weil der Ehegatte den
Mund nicht halten konnte und trotzdem Alles besser wusste, waren seine
Arbeitstage, auf den einzelnen Stellen, immer nur von kurzer Dauer.
Um
die Familie über Wasser zu halten und ein neues, großes
Haus zu finanzieren, nahm die Mutter jeden Nebenjob an. Das konnte
nicht gut gehen. Schließlich erkrankte die Frau und starb auch nach
kurzer Zeit.
Die Tagesmutter, die in letzter Zeit schon den jüngeren Bruder versorgt hatte, trat nun vollends in Erschein-
ung,
sicherte sich durch Verträge das Wohnrecht in dem Wohnhaus, übernahm
das vorhandene Auto und den Vater verjagte man aus dem Haus. Durch
verschiedene Schachzüge und Verleumdungen, darf der
Vater seine Kinder nicht mehr sehen. Gehirnwäschen an den Kinder taten ein übriges. Die Hinterbliebenen
werden nun von den Tageseltern versorgt. Wieder einmal wird der Bruder bevorzugt und Vera rebelliert.
Erst letztens versagte man beim gemeinsamen Kaffeetrinken, dem Mädchen ein Stück Kuchen. "Jedem aber
Dir nicht" .hörte ich die Ziehmutter keifen.
Letzte
Woche hat Vera den größten Fehler ihres Lebens gemacht, als die Waise
meuterte und und sich an die Ziehmutter wandte. Sie hat die "Amme"
darauf hingewiesen, dass das Haus ja ihr Haus wäre und nicht den
Pflegeeltern gehören würde. Seit diesem Termin hört das Geschrei in
diesem Hause nicht mehr auf.
Langsam kenne ich die Taktik der
"Mutter". Sie wird das Mädchen so lange provozieren und dann beim
Jugendamt behaupten, dass Kind wäre nicht mehr führbar. Dann steckt man
Vera in ein Heim und der "Hausfrieden" ist wieder hergestellt. Das
wären dann noch fünf sorgenfreie Jahre, wohnen in einem großen Haus.
Werner Kistler
*Name geändert
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.06.2005.
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