„Meinst
du mich?“
„Ja – ich meine dich!“
„Wer
bist du – den ich hören, aber nicht sehen kann?“
„Du kannst mich nicht sehen. Ich bin in dir.“
„Du
bist in mir? Wie habe ich das zu verstehen?“
„Ich bin deine Vergangenheit!“
„Was will die Vergangenheit von mir?“
„Ich möchte mich mit dir
auseinandersetzten. Mit dir reden“
„Du
willst dich mit mir unterhalten! Worüber?“
„Über das was gewesen ist.“
„Über
meine Vergangenheit?“
„Ja, ich möchte mit dir über deine
Vergangenheit reden denn schon lange spüre ich, dass du Schwierigkeiten hast,
dich mit mir auseinander zusetzten. Wenn es zu einer Unterhaltung kommen sollte, bin ich
ganz fest davon überzeugt, dass wir beide davon profitieren.“
„Wie
muss ich mir den Verlauf unserer Begegnung vorstellen?“
„Ich habe mir vorgestellt, dass ich dir einzelne Lebensstationen erzähle von denen ich
glaube, dass sie dein heutiges „Ich“ maßgeblich geprägt haben. Danach solltest
du die Gelegenheit nutzen und mir mitteilen, wie das soeben gehörte auf dich
wirkt. Ich bin mächtig gespannt, ob die Vorkommnisse, so wie ich sie
abgespeichert habe, für dich heute noch an Bedeutung aktuell sind.
Möglicherweise hast du im Laufe der Jahre eine andere Sichtweise bekommen und
bewertest Begebenheiten aus heutiger Sicht anders.
„Ich glaube, dass es einfacher ist als
du denkst. Deshalb noch einmal anders formuliert: Ich weiß, dass du dich
viele Jahre sehr intensiv mit mir – deiner Vergangenheit – beschäftigt
hast. Nicht erst seit heute habe ich deshalb ein schlechtes Gewissen, das kannst du
mir glauben. Mein Egoismus hatte über lange Zeit nicht zugelassen, mich im
Hintergrund zu halten. Immer wieder war es mir ein Bedürfnis mich in den
Vordergrund zu bringen, denn so konnte ich dich beherrschen. Mir war es egal,
ob du durch mich leidest oder sogar krank wurdest. Heute denke ich über meine
Bestimmung differenzierter nach. Deshalb habe ich mich immer mehr
zurückgezogen. Ich wollte dir die Gelegenheit geben, dich freier und unbefangener entfalten zu können. Wenn ich ehrlich bin – und ich möchte das wir
ehrlich miteinander
umgehen – muss ich zugeben, dass es nicht meine Einsicht war, mein Verhalten
dir gegenüber zu ändern. Du hast mich ganz schön in die Mangel genommen. Manchmal waren die
Urteile, die du über mich gefällt hast ganz schön schwere Brocken. Aber ich
habe miterlebt wie du mit allen dir zur Verfügung stehenden Mitteln gegen mich gekämpft
hast. Letztendlich habe ich eingesehen, dass es nicht bringt auf seine
egoistischen Bedürfnisse zu beharren. Ich fühle mich in meiner jetzigen Rolle
recht wohl und ich habe den Eindruck, dass es dir auch besser geht. Deshalb
finde ich, dass der Zeitpunkt für eine Auseinandersetzung gerade günstig ist.
Ich erkenne bei dir eine bisher nie dagewesene Stabilität. Du hast es geschafft dich von mir abzugrenzen, ohne mich - deine Vergangenheit
- aus den Augen verloren zu haben. Ich weiß heute, dass die Gegenwart und die
Zukunft Vorrang vor der Vergangenheit
haben. Jeder Zeitabschnitt hat seine Berechtigung. Aber ich weiß auch, dass
sich Gegenwart und Zukunft sehr bald schon in Vergangenheit wandeln. Dieser
Tatsachenbestand gefällt mir. Ich weiß. Dass ich meine Berechtigung nicht
verloren habe und fühle mich deshalb auch nicht als Verlierer sondern als gleichwertiger
Partner.
Deshalb nochmals mein Angebot: Las uns
in den Dialog treten. Höre mir zu und erzähle mir wie du heute auf Grund deiner angesammelten Lebensjahre
mit Geschichten aus deiner Vergangenheit
umgehst.“
„Wozu
soll das gut sein?“
„Ich bin davon überzeugt, dass diese
Art der Kommunikation dich noch ein stückweit aus deinem Lebens-Labyrinth
herausführen wird. Wenn du sogar den Ausgang fändest, wäre dies natürlich ein
großer Triumph für dich. Aber wir sollten die Erwartung nicht zu hoch ansetzten.
Je höher die Erwartung – je größer die Enttäuschung bei Nichterfüllung.
Ich spüre, dass du auf der Suche nach
dem Ausgang bist. Viele Windungen und Sackgassen hast du bereits erfolgreich
hinter dich gelassen. Ich erkenne aber auch
noch den einen oder andern Irrweg. Ich verspreche mir von unserer Begegnung,
dass sich viele „Ungereimtheiten“ aufklären oder zumindest an Bedrohlichkeit verlieren werden. Deshalb nochmals
die Frage: Währest du zu diesem Experiment bereit?“
„Du
machst mich neugierig aber gleichzeitig auch ängstlich. Ich weiß nicht, ob ich
das Abenteuer eingehen will und soll.“
„Was gibt es da lange zu überlegen? Es
geht letztendlich um dich aber auch um mich! Wir können uns doch vertrauen –
oder? Zwischen uns sollte es keine Hemmungen geben. Gewissermaßen
sind wir von einander abhängig. Wir kennen uns lange genug. Du mich von früher
und ich dich von gestern und heute.“
„Ich bin dein gestern.“
„Hast
du einen Namen?“
„Nenne mich „FRÜHER.“
„Gut
– dann nenne du mich „HEUTE.“
„Wollen wir anfangen?“
„Ja
FRÜHER, wir können beginnen!“……
Es
begann ein langes intensives Gespräch. Am Ende waren Beide zufrieden. FRÜHER sah
ein, dass er sich nicht ständig in den Vordergrund zu schieben hat und HEUTE
hat begriffen, dass die Vergangenheit an Bedrohlichkeit verliert, wenn man die
Eigenverantwortlich erkennt und damit
lebt.
Künftig
werden sich FRÜHER und HEUTE nicht mehr gefährlich werden, denn sie wissen
jetzt mehr voneinander. Sie zollen sich gegenseitigen Respekt. Wissen, dass sie
zusammengehören aber sie wissen jetzt auch, dass es sich besser lebt wenn man
sich nicht abhängig macht.
Sie
haben sich gegenseitig versprochen aufeinander aufzupassen.
Vorheriger TitelNächster TitelFRÜHER trifft HEUTE ist der Titel meiner Lebensgeschichte die ich gerade zu Paper bringe. Die Kurzgeschichte "FRÜHER trifft HEUTE" ist die Einleitung zu meinem Roman in dem
ich versuche mit mir in Einklang zu kommen. Ich gebe meinem FRÜHER (Vergangenheit) die Gelegenheit mit meinem HEUTE (Gegenwart) zu kommunizieren. Ich finde diese Vorgehensweise sehr spannend und bin neugierig mit welchem Ergebnis die Lebensbiographie enden wird.
Die Kapitel "Das Kondom", Mozart und der Knopf" und Der Glaskugel-Verführer" sind bereits fertig geschriebene Kapitel und können ebenfalls bei www.e-stories.de. gelesen werden. Ich wünsche viel Spaß und würde mich über eine Kommentierung freuen.
Manfred Bieschke-Behm
Manfred Bieschke-Behm, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.07.2005.
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...weil es eben Liebe ist
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