Tatjana Umiko

„Anders als die Anderen" oder: „Der Dritte"

Da war es wieder, seit einiger Zeit störte mich hier etwas. Irgend etwas war anders... Aber was? Ich kam einfach nicht dahinter, warum dieses eine Objekt nicht in die, ansonsten vollkommene, Reihe passte, es gab einen Unterschied. Ich spürte ihn beinahe körperlich!! Dieses eine war einfach anders als die anderen!! Aber wie, anders..? Aber ich wusste, ich würde jetzt bestimmt nicht dahinter kommen, es hatte keinen Sinn, und schliesslich wandte ich mich seufzend ab, und beschäftigte mich mit anderen, wichtigeren Dingen. Meine Aufgabe war es, verschiedene Gegenstände nach dem Zufallsprinzip in einer Gitterstruktur zu verteilen. Die meisten waren einfache, kleine, goldene Kugeln, aber sie glänzten wunderschön. Andere waren beinahe farblos, aber sie besassen einen Schweif, jede hatte einen andersfarbigen. Und die, die mir persönlich am besten gefielen, sahen aus wie eine Zusammenballung aus vielen der kleinen Kugeln.
Sie strahlten eine seltsame Wärme ab, und auch waren sie nicht so häufig wie die kleinen Kugeln. So vergass ich diese meine Unsicherheit für eine Weile, und vertiefte mich wieder ganz in meine Arbeit.

Etwas später, ich hatte gerade eine kleine Pause eingelegt, kam es mir wieder in den Sinn: diese kleine Unebenheit in Nummer drei. Und wieder kam ich einfach nicht darauf, worin diese Unebenheit bestehen könnte. Immer noch bemerkte ich einen Misston, immer noch fühlte ich, dass Nummer drei etwas hatte, was den acht anderen fehlte, oder umgekehrt. Aber wieder musste ich dieses Problem Problem sein lassen, denn ich hatte momentan einfach zuviel zu tun.

Als ich mich schliesslich, müde vom langen arbeiten, zur Ruhe legen wollte, grübelte ich nochmals kurz über dieses einzige störende Objekt in der Neunerreihe nach. Es kam mir komisch vor, denn es war mir vorher eigentlich nie aufgefallen. Gut, ich hatte mich auch nie sonderlich intensiv damit beschäftigt, aber dieser Unterschied konnte doch nicht einfach so plötzlich entstehen! Ich war dann aber zu müde, um mich wirklich konzentrieren zu können, und so fasste ich lediglich den Entschluss, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit eine Fachperson zu fragen. Mit diesem Gedanken schloss ich die Augen, und eine wohltuende Dunkelheit hüllte mich ein...
In der nächsten Zeit verdrängte ich das Thema grösstenteils zugunsten meiner Aufgabe. Ich hatte ziemlich Stress, denn die Dinge die ich brauchte, wurden partout nicht geliefert. Und ich verbrachte viel Zeit damit, herumzufragen und zu drängen, wann ich denn endlich die angeforderten, noch fehlenden Teile bekäme. Ich konzentrierte mich ganz auf diese Herausforderung, diese Fertigstellung sollte nämlich meine allerschönste werden!

Kein einziges Teil sollte Makel oder gar Fehler aufweisen. Auch überlegte ich mir schon die ganze Zeit, welchen Namen ich diesem Meisterwerk geben sollte, nur leider fiel mir kein guter ein. Meine letzte Ablieferung hatte ich „Madrondea" getauft, als Erinnerung an das hübsche Wesen, das mir vor kurzem in der Nähe meines Arbeitsortes aufgefallen war. Aber daraus wurde nichts. Ich verlor die echte Madrondea bald aus den Augen, und ihr „Namensvetter" wurde ein Reinfall, es wurde nicht plaziert, weil es angeblich zu einheitlich gehalten war. Ich musste es schweren Herzens wieder in seine Einzelteile zerlegen.

Aber mit dem jetzigen durfte mir das einfach kein zweites Mal passieren! Als ich endlich das letzte Teil an seinem zukünftigen Ort befestigte, fiel mir wieder der 'Eindringling' im dritten Objekt der Neunerreihe ein. Und plötzlich hatte ich eine Idee: Ich beschloss, dieses, mein, neues, nahezu perfektes Werk „Trigenos" zu nennen, in Erinnerung an das Rätsel, dessen Lösung ich bald zu finden hoffte.
Als ich den Namen am Rahmen der Gitterstruktur befestigte, ging ich in Gedanken alle durch, die mir möglicherweise eine Antwort auf meine Frage zur Nummer drei geben könnten. Schliesslich landete ich bei Admirel. Er würde mir helfen können!

Also machte ich mich auf die Suche, froh über die Ereignisse, und voller Hoffnung auf die lange ersehnte Antwort. Ich fragte mich durch die verschiedensten Sicherheitskräfte, und gelangte schliesslich zu dem, der mir Antwort geben konnte.

„Admirel, ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit" brachte ich die erforderliche Begrüssungsfloskel zutage," Ich habe eine Frage, zu der ich mir nur von Ihnen eine Antwort erhoffen konnte. Werden Sie mich anhören?"
„Sprich", forderte er mich auf. Ich bemerkte ein leichtes Zucken um seine Mundwinkel, er schien nicht die schlechteste Laune zu haben, und vielleicht war er auch ein wenig amüsiert über die Art, wie ich meine Frage hervorgebracht hatte. Wie dem auch sei, ich fühlte, ich würde keine Probleme mit ihm haben.

„Admirel, ich habe in der Fertigstellung meines Kollegen Larsaf etwas Ungewöhnliches bemerkt. Es ist, als wäre am dritten Umläufer irgend etwas anders, als bei den anderen acht. Trügt mich mein Gefühl, oder besteht da tatsächlich ein Unterschied?" Ich schaute ihn fragend an. Würde sich meine Ahnung bestätigen? Konnte er mir überhaupt eine Antwort geben? Er verzog noch stärker die Mundwinkel, es wurde ein Grinsen daraus.

„Ha!" lachte er schliesslich, "natürlich gibt es einen Unterschied! Nummer drei, sie wird in Fachkreisen Terra, oder auch „die Erde" genannt, besitzt als einzige Leben!! Und klar, ist Ihnen das vorher nie aufgefallen, schliesslich existiert erst seit ca. 3 Milliarden Umgängen Leben auf Terra!! Wir haben es auch erst vor kurzem entdeckt! Larsaf hat Grossartiges vollbracht mit diesem Werk! Aber jetzt gehen Sie bitte wieder an Ihre Arbeit. Ihr Universum soll nämlich übermorgen früh angemeldet und plaziert werden!! Sehen Sie zu, dass Sie genauso erfolgreich werden wie ihr Kollege mit seiner 'Erde'!"


ENDE

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.04.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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