Das Gedränge in der Disco war enorm.
Lene und ihre Freundin Doris kamen kaum weiter.
Beim Vorbeigehen streifte Lene an einen Burschen.
Er drehte sich um.
Seine schroffen Worte erstarben ihm auf den Lippen.
Hey.
Er lächelte zahm.
Lene warf ihm einen kessen Blick zu und ging weiter.
Bewunderung war nichts Neues für sie.
Speziell männlicherseits.
Lene war mittelgroß und gertenschlank.
Ihr Pulli wölbte sich an der Brust sichtbar.
Das lange braune Haar glänzte im Licht leicht rötlich.
Die blauen Augen strahlten fast überirdisch.
Ein Freund hatte das einmal so verglichen.
Lene war hübsch und sie wusste das.
Darum war sie auch einfach weitergegangen.
Wenn der Bursch wirklich interessiert war, würde er ihr schon folgen…
Wenn nicht…egal.
Es gab so viele!
Die beiden Mädchen trafen weiter vorn auf ein paar Freunde.
Man tauschte Küsschen aus.
Ein Bursch orderte eine Runde Colarum.
Er hatte den Arm um Lene gelegt.
Seine Geste unterstrich seinen Besitzanspruch.
Lene grinste lässig.
In der knappen Jeans fühlte sie sich besonders sexy.
Die Getränke kamen.
Weiter folgten.
Doris begann zu weinen.
Das etwas pummelige Mädchen war schon ziemlich betrunken.
Ihr Freund hatte eine lästerliche Meldung über sie gemacht.
Selber sturzbetrunken hatte er sein Mädchen total unglücklich gemacht.
Er konnte kaum noch gerade stehen.
Lene merkte davon nicht viel.
Sie schmuste ausgiebig mit ihrem Gefährten.
Seine großen Hände hatten ihren Po umfasst.
Lass uns gehen!
Sein Keuchen klang drängend.
Lene nickte.
Im Auto schälte der junge Mann Lene aus ihrem Pulli.
Er begann an ihren Brüsten zu saugen.
Lene riss sich wieder los.
Nicht im Auto!
Ihre Stimme klang dominant.
Das fiel ihr schon gar nicht mehr auf.
Die Burschen machten immer, was sie wollte.
Ein Blick von ihr genügte.
Meistens.
Sie zog sich den Pulli wieder an.
Dann musste sie wieder an Armin denken.
Das erste mal an diesem Abend.
Sie nahm nicht wahr, als sie zu ihrer Wohnung fuhren.
Plötzlich fühlte sie sich stocknüchtern.
In der Wohnung im dritten Stock war es ganz dunkel.
Lene wollte das Licht aufdrehen.
Ihr Begleiter hatte es eilig.
Plötzlich hatte er wieder Energie.
Schleppte sie zum Bett.
Zog ihr die Jeans aus.
Minuten später wälzten sich die beiden auf dem hellen Laken.
Lene lachte…
Die Tür war noch immer offen.
Gegen Mittag wurden die beiden wach.
Der junge Mann konnte sich zuerst kaum erinnern.
Sein Gesichtsausdruck wirkte leicht blöde.
Als er Lene sah, kam die Erinnerung.
Er grinste.
Lene räkelte ihren nackten Körper.
Sie genoss die Blicke des jungen Mannes.
Wie heißt du eigentlich?
Alex.
Lene lachte wieder.
Küsste ihn sanft.
Ihre Hände tasteten über seine Brust.
Alex grunzte und zog sie an sich.
Eine Stunde später duschte Lene.
Im Bademantel ging sie aus dem Badezimmer.
Komm, dusch dich auch.
Alex grinste verliebt….
Aber wir haben doch alle Zeit der Welt…
Lene blickte ihn hart an.
Ich sagte: dusch dich.
Und dann verschwindest du!
Alex starrte sie ungläubig an.
Aber ich dachte…
Wir sind jetzt beisammen?
Lene lachte.
Beisammen?
Wir haben gevögelt.
Nicht mehr…
Am späteren Nachmittag lag Lene blass im Bett.
Ihr war schlecht.
Neben dem Bett hatte sie ein Flasche Rotwein stehen.
Ab und an schenkte sie daraus in ein Glas ein.
Und trank.
Hastig.
Die Flasche war fast leer.
Armin.
Die Erinnerung war wieder so stark.
Tränen glänzten in ihren Augen.
Sie dachte an den Strauß Kamelien.
Ein Geschenk zu ihrem Geburtstag.
Für uns und unsere Liebe…
Seine Stimme umschmeichelte sie wie ein inniger Kuss.
Sie tauchte in die Erinnerung an sein Gesicht ein…
Dann dieselbe Stimme.
Du bist verrückt!
Was bildest du dir ein?
Deine Kontrollen nerven mich.
Ich habe dich geliebt.
Aber deine Eifersucht macht mich krank!
Ich kann nicht mehr!
Lene begann zu schluchzen.
Am Abend war sie wieder total lässig angezogen.
Die transparente Bluse gewährte tiefe Einblicke.
Doris holte sie ab.
Die Tränen von gestern Nacht waren vergessen.
Die Erinnerung rausgeschwitzt.
Heute traf man sich in einem Bierlokal.
Bald war Lene wieder betrunken.
Sie knutschte mit einem hageren Burschen.
Den Namen hatte sie vergessen.
Er spielte keine Rolle.
Das viele Bier und der Wein vom Nachmittag machten sich bemerkbar.
Lene blieb lange auf dem WC.
Fast eine halbe Stunde kotzte sie.
Die Wimperntusche verrann auf den Wangen.
Schließlich wankte sie wieder zum Tisch zurück.
Eine bekannte Stimme ließ sie aufhorchen.
Sie ging zurück.
Armin.
Er saß weiter vorn.
In einer Runde.
Irgendeine Feier.
Nein, eine Familienfeier.
Eine junge Frau saß neben ihm.
Keine große Schönheit.
Fand sie.
Längst nicht so schön wie sie selbst.
Aber sie saß neben Armin.
Und nun küsste er sie.
Sie gehörte zu ihm…
Doris rüttelte Lene an der Schulter.
Glaubst du nicht, dass du jetzt genug hast?
Lene blickte sie aus glasigen Augen an.
Haub ab, fette Sau!
Doris bekam einen roten Kopf.
Aber sie sagte kein Wort.
Sie und ihr Freund gingen.
Irgendwann merkte Lene, dass sie alleine da saß.
Vor sich ein Glas Roten.
Ich will sterben.
Der Gedanke war übermächtig.
Aus der Handtasche holte sie ein paar Tripps.
In einer Disco neulich hatte sie die bekommen.
Sie löste sie im Glas auf.
Trank…
Unfähig zu Liebe.
Unfähig zum Leben…
Für jemanden, den ich einmal kannte.
Vivienne