Jetzt sitze ich hier, in einem düstern kleinen Raum, um die kläglichen
Überreste meines Selbst nieder zu schreiben. Damit die Geschichte nicht in
Vergessenheit gerät, die Geschichte meiner Liebe zu dir!
Auch wenn es begonnen hat voller Hoffnung, so hat es letzten
Endes wohl nicht sein sollen.
An einem sonnigen Herbsttag habe ich dich das erste Mal
gesehen, dich mit deinem sehnsüchtigen, traurigen Blick, der in die Ferne
schweifte. Du hast mich von Anfang an fasziniert, gefesselt vom Klang deiner
Stimme, auch wenn du nicht mit mir sprachst, verzaubert vom Glanz deiner Augen
mit dem Wissen, dass ich nicht der Auslöser deines Strahlens war, versteinert
von jeder deiner Berührungen, waren sie auch nicht gewollt!!!
Ja, du wurdest mehr und mehr zum Mittelpunkt meines so
trostlosen Lebens!!!!!!
Doch bis du mich endlich beachtest verging einige Zeit, ich
konnte die Gedanken an dich nicht verdrängen, ich wurde schier wahnsinnig. Aber
wie sollte ich dich ansprechen, die Angst von dir abgewiesen zu werden war
unerträglich.
Und als ich endlich den Mut fand, den ersten Schritt zu
machen, hast du mich nur beachtet, weil du einsam warst und Aufmerksamkeit brauchtest,
sonst hättest du mich nie bemerkt. Auch wenn ich mir tief im Herzen über diese
Tatsache klar war, war ich doch unsagbar, unvorstellbar glücklich. Selbst wenn
dein Lächeln nicht echt war und dein Interesse nur gespielt, so wollte ich trotzdem
nicht aufgeben, nicht aufgeben bis … bis du erkennen würdest, dass niemand dich
je so lieben konnte wie ich.
Nach diesem Treffen folgten weitere, allmählich, zaghaft und
langsam entwickelte sich etwas zwischen uns, nicht zu vergleichen mit Liebe,
nein es war eher eine Art Freundschaft, die ich hegte und pflegte. Schnell
wurde mir klar, dass deine Fröhlichkeit nur eine Fassade war, hinter der du
deine wahren Gefühle verstecktest. Dein Herz war voller Trauer, voller
Sehnsucht, aber nicht nach mir und das würde sich auch nicht ändern. Als mir
das bewusst wurde, brach meine Welt für einen kurzen Augenblick zusammen! Ich hatte alles
versucht und trotzdem schlug dein Herz für einen anderen. Wie dumm von mir zu
glauben, du könntest mich lieben, mich begehren wie ich dich begehrte, was für
ein dummer Traum.
Doch die hart erkämpfte Freundschaft, ich mag es so nennen,
wollte ich nicht verlieren, sie bedeutete mir alles. Nach und nach erzähltest du
mir, was dich bedrückte. Du erzähltest mir, wie sehr du ihn lieben und vermissen würdest. Ihr hattet geplant
zu heiraten, eine Familie zu gründen, sobald er zurückkommen würde. Deine Augen
strahlten bei jedem Wort, was deinen Mund verließ, er hatte ohne Zweifel den
größten Platz in deinem Herzen. Du würdest solange warten, bis er wieder käme,
und sollten es Jahre sein, du nähmst es gern in Kauf, du warst bereit ihm alles
zu geben. Täglich hofftest du auf eine Nachricht von ihm, welch eine Ironie des
Schicksals, dass eine Nachricht von ihm kam und damit alles zerstörte.
Warum wurde ich an diesem entscheiden Tag nur aufgehalten,
warum kam ich zu spät? An diesem Tag kam eine Nachricht von ihm in Form eines
Briefes, wirklich was für eine Ironie. Als ich endlich dein Zuhause erreicht
hatte, fand ich diesen Brief und dich daneben liegen, tot, umrahmt mit einem
Rahmen aus dem kostbarsten, was es in meinen Augen gab, deinem Blut!
In diesem Brief teilte er dir mit, dass er jemand neues
kennen gelernt habe, zwischen euch habe es ja sowieso nie dieses einzigartige,
besondere Gefühl geben, er wünschte dir auch weiterhin alles Gute und das war’s.
Aus. Schluss. Konntest du dich so getäuscht habe???
Wegen diesem Kerl hattest du dir die Adern
aufgeschnitten,
ich konnte es nicht fassen, für einen kurzen Augenblick brach ich in
Gelächter
aus, ein krankes erzwungenes Lachen, bevor ich neben dir zusammen
sackte. Ich
rüttelte deinen leblosen Körper, schlang meine Arme um dich, strich mit
meiner Hand über dein zierliches Gesicht und schrie. Aus Wut,
Verzweiflung, Trauer und
Hoffnungslosigkeit, wie lange ich dort saß, ich weiß es nicht.
Irgendwann kam
jemand, du wurdest mir weggenommen und ich konnte nichts dagegen tun.
Es tut mir Leid, ich war als Freund nicht da, als du mich
brauchtest, das werde ich mir nie verzeihen! Ich hoffe nur, dort, wo du jetzt
bist, wirst du nie wieder verletzt, nie wieder enttäuscht, das wünsch ich dir
von ganzem Herzen.
Nun habe ich meine letzten Worte aufgeschrieben, und so
lächerlich und unglaubwürdig es klingen mag, auch ich begebe mich nun zu meiner
letzten Ruhe.
Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, denn ich liebe dich noch
immer, aber ich bin genauso schwach wie du!
Verzeih mir!!!