Egal, was passiert, diesmal macht er keinen Fehler. So hat Armin heute vor, von Anfang bis zum Ende, sehr behutsam zu sein. Sehr sorgfältig hat er es verpackt, als wenn es sich um ein Geburtstagsgeschenk handelte. Sein Arzt hat angeordnet, dass er es ihm im Laufe der Zeit vorbei bringt, damit er überhaupt feststellen kann, warum Armin oft an Magenkrämpfen leidet. Heute muss er es schaffen, das Ding beim Arzt abzugeben. Schon zweimal vorher hat er das Ding komischerweise verloren. Das erste Mal war es sogar beim Arzt in der Praxis, als er es der Arzthelferin gerade aushändigen wollte, fiel das Ding aus der Hand. Tja! Der Boden war gerade dort aus Beton und der Behälter war aus Glas. Es war für Armin peinlich, obwohl er so schnell wie möglich, den Boden wieder sauber geputzt hatte. Aber der Gestank blieb stundenlang in der Luft hängen. Die Patienten, die dort in der Praxis warteten, gaben ihm hintereinander viele Ratschläge, wie man am besten so etwas günstig und schnell zum Arzt oder zum Labor bringen könnte. Am sichersten wäre es vielleicht, wenn man es an Ort und Stelle macht. Aber unsicher ist doch, dass überhaupt was rauskommt, wenn man nüchtern und auch so nervös ist. Die alte Dame hat Recht, wenn sie meint, dass man dadurch viel Mühe und Ärger spart.
Das zweite Mal passierte etwas merkwürdiges, was er heute noch nicht richtig begriffen hat. Ganz erschöpft saß er auf einer Parkbank. Etwas Geistesabwesend. Plötzlich erschien ein riesiger Hund, schnappte das Ding und lief damit einfach davon. Er lief dem Hund hinterher, bettelnd. Aber vergebens. Der Hund war um einen Tick schneller. Ihm ist sogar beim Weglaufen gelungen, den Becherdeckel aufzukriegen und den gesamten Inhalt zu sich zu nehmen. Es sah nur hilflos zu, wie dankbar ihm der Hund eigentlich war. Für diese sehr seltene Mahlzeit.
“Heute kann mir so ein Malheur nicht passieren.”, denkt Armin. “Auch wenn ich es, sagen wir mal, in der U-Bahn oder im Bus vergessen haben sollte, beim aussteigen, meine ich, werden mich sicher die Leute darauf aufmerksam machen, >Hey, junger Mann, vergessen Sie bitte nicht, Ihr Geschenk wieder mitzunehmen. Eine Einladung ohne Geschenke wäre nicht so schön!< Nein, heute bin ich gut vorbereitet.” Er passt alle fünf Minuten auf, ob sich das Ding da noch in der Manteltasche befindet oder nicht. Er ist heute besonders aufmerksam. Er fühlt den Becher in der Tasche beim Aussteigen von der S-Bahn. “Den Becher befreie ich von dieser schönen Geschenkverpackung erst beim Arzt persönlich. Dann ist aber alles gut gelaufen.” Nein, Armin meint dabei nicht, dass seine Magenkrämpfe damit vorbei sind. Er freut sich halt auf den Erfolg, endlich das Ding zum Arzt bringen zu können. Er steigt also von der U-Bahn aus, fühlt das Ding noch einmal in der Tasche. Alles in Butter! Aber er ist ein bisschen zu früh da. Die Arztpraxis macht normalerweise in einer halben Stunde auf. Armin überlegt, wie er diese eine halbe Stunde vernünftig überbrücken könnte. Er spürt plötzlich Hunger, weil er vor einem Schnellimbiss einen Massenandrang gesehen hat. Armin geht in den Imbiss und bestellt etwas Zum- hier-essen. Als er mit dem Essen fertig ist, hat er noch knappe zehn Minuten Zeit. Obwohl er keinen richtigen Termin beim Arzt hat, will er als erster da sein, wenn man die Praxis aufmacht. Er sieht den Bus kommen, mit dem er zwei Stationen weiter fahren soll. Geschafft! Kaum steigt er ein, schnappt die Bustür krachend zu. Er steckt seine Hand in die Tasche, und die ist leer.