Klaus-Peter Behrens

Florida Rundreise, Tag 7-10, Ft.Lauderdale, Keys, Everglades

Tag 7 – 10. Tag , Palm Beach, Key West und Everglades

Ich kann nur jedem raten, nach Möglichkeit eine Übernachtung im Auto zu vermeiden, wenn man in Florida unterwegs ist. Nicht nur, dass man am nächsten Morgen wie gerädert aufwacht, es ist auch gefährlich. Als wir uns an diesem Morgen aus dem Auto quälen, stellen wir fest, dass wir Gesellschaft haben. Ein Polizeiwagen parkt in einiger Entfernung auf dem ansonsten leeren Parkplatz. Als der Fahrer des Wagens realisiert, dass wir zum Weiterfahren bereit sind, verlässt er den Parkplatz. Wir wissen natürlich nicht, warum er dort stand, aber wir haben die begründete Vermutung, dass er sich zu unserem Schutz dort aufhielt, finden wir uns doch keine zwei Kilometer von unserem Parkplatz entfernt plötzlich auf einer Umleitung wieder, die uns durch ein Slumgebiet führt und zugleich klar macht, dass die Darstellung entsprechender Stadtgebiete in finsteren Hollywood Produktionen realitätsnahe Dokumentarfilme darstellen. Also noch einmal die Warnung: Sollten Sie in Florida unterwegs sein, riskieren Sie auf keinen Fall eine Übernachtung im Wagen.

Das Frappante ist jedoch der drastische Klassenunterschied, den wir hier erfahren. Das Slumgebiet endet an einem Fluss, der von einer Brücke überspannt wird. Überfährt man die Brücke, landet man in einer anderen Welt. Anstatt verfallener, trister Gebäude reihen sich hier Luxuspaläste und Villen aneinander, vom Elend nur durch einen Fluss getrennt. Kaum zu glauben, aber wahr. Dieser bekannte Teil von Palm Springs ist unserer Ansicht jedoch nicht wirklich einen Abstecher wert. Der Strand ist zwar ganz nett, ansonsten aber kann man es aber getrost als Ziel von der Landkarte streichen.

Sinnvoller ist es da schon einen Abstecher zum weiter südlich gelegenen Fort Lauderdale zu unternehmen. Die Stadt ist von unzähligen Kanälen durchzogen und wird deshalb auch gerne als das Venedig Amerikas bezeichnet. Zu empfehlen ist der Hafen mit der Möglichkeit einer Schiffstour, obwohl man auch eine ganz gute Übersicht bekommt, wenn man rund um den Hafen einmal die verschiedenen Seitenstraßen ausprobiert.

Unbedingt empfehlenswert ist hingegen Fort Lauderdale Beach. Wer einmal mit dem Rücken an eine Palme gelehnt, die direkt auf dem schneeweißen Sand wächst, den Wellen des grün-blauen Atlantik zusehen will, ist hier genau richtig. Von einem deutschen Auswanderer, der seit dreißig Jahren in Kanada lebt und jeden Winter in seinem Wohnmobil in Florida verbringt, erfahren wir, dass die Bäume angeblich auf das Sinken eines Schiffes zurückgehen, das Kokosnüsse geladen hatte, die hier anlandeten. Eine nette Geschichte. Unsere Empfehlung, wer an der Atlantikküste unterwegs ist, sollte sich diesen Strand nicht entgehen lassen. Er ist wirklich toll und gut für einen halben Badetag.

Von hier aus führt uns unser Weg nun weiter Richtung Süden. Zu unserem Erstaunen wird der Highway immer breiter. Wenn wir richtig mitgezählt haben, führen an der breitesten Stelle 12 Fahrspuren Richtung Süden. Dann taucht endlich Miami auf. Im Licht der untergehenden Sonne bietet die Skyline der Stadt ein stimmungsvolles, friedliches Bild, doch das täuscht. Je näher man der Stadt kommt, desto schmaler wird der Highway. Teilweise wird er nun ober und unterhalb von anderen Straßen gekreuzt, was ein wenig an eine Achterbahn erinnert, und dann hört er plötzlich ganz auf und geht in eine Bundesstraße über. Ab hier sollte man bei Dunkelheit unbedingt aufpassen, dass man nicht aus Versehen falsch abbiegt. Das Außengebiet Miamis, das der Highway durchquert, erinnert an ein finsteres Gewerbegebiet und dementsprechenden Personen begegnet man bei unumgänglichen Ampelstopps. Wir entscheiden daher spontan, uns hier kein Motel zu suchen, könnte doch das Abbiegen in dieser Gegend sich möglichweise in einschneidender Weise auf unsere Gesundheit auswirken. Stattdessen fahren wir weiter nach Florida City, dem Tor zu den Everglades und den Keys. Hier zweigt die US 9336 zum Haupteingang des Everglades Nationalpark ab. Jeder, der entweder in die Everglades will oder in die Keys, pflegt hier zu übernachten, was im Laufe der Zeit zu einer entsprechende Auswirkung auf die Infrastruktur des Städtchens geführt hat. Es besteht quasi nur aus Motels. Trotzdem ist es realtiv schwer, ein Motel zu bekommen und teuer dazu. Für stolze 111 Dollar gelingt es uns schließlich, das letzte Zimmer in einem an eine umgebaute Tankstelle erinnernden Motel zu ergattern. Das Zimmer erweist sich als überraschend gut ausgestattet, und wir sind froh, dass uns eine weitere Nacht im Auto erspart bleibt.

Am nächstem Morgen brechen wir früh auf. Wer von hier aus zu den Keys will, sollte spätestens um 8.00 losfahren, denn der Weg ist weit (fast 300 Km bis Key West) und man ist nicht allein unterwegs. Zunächst führt uns der Weg nach Key Largo. Auf dem Weg dorthin haben wir Gelegenheit, einen ersten Blick auf die Everglades zu werfen, die sich uns als endlos erscheinende, sumpfige Wasserfläche präsentieren. Dann endlich ist Key Largo, die größte der Inseln erreicht. Der Name Key ist übrigens nicht gleichbedeutend mit dem englischen Wort für Schlüssel, sondern leitet sich aus dem spanischen Wort für Inseln "Cayos" ab, aus dem im Laufe der Zeit die Bezeichnung Key wurde. Key Largo, mit seinen immerhin 7.000 Einwohnern, ist der offizielle Beginn des im Jahre 1938 eröffneten Oversee Highways und wurde bekannt durch den gleichnahmigem Film mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall aus dem Jahre 1948. Da von den damaligen Filmkulissen jedoch nichts übrig geblieben ist, hat man in Erinnerung an Humphrey Bogart ein anderes Erinnerungsstück hier ausgestellt, die African Queen aus dem gleichnahmigen Film. Fahrbereit für wagemutige Touristen steht sie im Hafen von Key Largo für kurze Spritztouren bereit. Wer etwas weiter hinaus will, hat hier die Möglichkeit zum John Pennekamp Coral Reef State Park mit einem Glasbodenboot zu fahren. Nicht nur die Korallenbänke sondern auch rund 500 Fischarten machen einen Ausflug hierher zu einem Erlebnis.

Von hier aus geht es weiter Richtung Süden. Wir überfahren die bekannte Seven Mills Bridge und halten nach dem Überqueren auf dem nahen Parkplatz, von dem man einen erstklassigen Blick auf die aus anscheinend unendlich vielen Rundbögen bestehende Brücke werfen kann. Das nächste Ziel ist Bahia Honda Key, unserer Ansicht nach der schönste Ort der Keys. Die Insel besteht im Prinzip nur aus einem Nationalpark, doch den darf man auf keinen Fall versäumen. Wer zufällig den Polyglott Reiseführer zur Hand hat, findet ein Bild auf Seite 47 unten. Zu Recht wird dort behauptet, dass sich hier die schönsten Strände der Keys befinden. Wir begeben uns zum mit Palmen bestandenen Hauptstrand der Insel, wo das Panorama auf den Oversee Highway mit dem Blick auf die ehemalige, von Henry Flaggler errichtete und im Hurrikan von 1935 zerstörte Eisenbahnlinie um die Gunst der Fotographen buhlt. Hier einmal zu baden ist einfach unbeschreiblich. Wer wie wir Lust auf einen abenteuerlichen Spaziergang hat, kann bis zur Abbruchkante auf der alten Eisenbahnlinie, die für Touristen freigegeben ist, wandern. Auf dem Weg dorthin bietet sich zur rechten Hand die beste Möglichkeit zum Fotographieren des Highways. Zwischen zwei Palmen hindurch, die durch ein Meer von Blumen verbunden sind. Super! Wir fahren zum zweiten Parkplatz des Inselparks, von wo ein schmaler Pfad durch die subtropische Vegetation zu einsamen Stränden führt. Da wir hier jedoch von einem starken Wind erwartet werden, der soviel Sand in meinen Camcorder pustet, dass dieser zu meinem Entsetzen für den Rest des Urlaubs den Dienst quittiert, verlassen wir Bahia Honda und fahren nun in einem Rutsch durch bis nach Key West. Das gleichnahmige Städtchen zählt immerhin stolze 25.000 Einwohner und gehört sicherlich zu den bekanntesten Kleinstädten Amerikas, wenn nicht der ganzen Welt. Gegründet wurde die Inselstadt im Jahre 1820 durch die Marine, die von hier aus den Piraten nachstellte. Doch schnell folgten Einwanderer aus Neuengland und den Bahamas, die ihren Lebensunterhalt mit dem Ausschlachten gestrandeter Schiffe und Schwammtauchen verdienten, und Key West blühte auf. Richtig bekannt wurde Key West jedoch erst durch den Schriftsteller Ernest Hemmingway, der 1932 hierher zog und immerhin 13 Jahre blieb. Noch heute ist das Haus, in dem er lebte, ein Touristenmagnet.

Wir parken unseren Wagen in der Old Town und stürzen uns ins Gewühl. Die schönsten Häuser und Sehenswürdigkeiten reihen sich wie die Perlen auf der Kette entlang der beiden Parallelstraßen Duval Street und Whitehead Street, für deren Rundgang man ca. eine Stunde benötigt. Wir starten unsere Tour am Südende der Whiteheadstreet, wo wir auf eine Touristenschlange stoßen, die vor einer rot-schwarz-gelb lackierten Boje ansteht, dem Southern Most Point, um sich davor fotographieren zu lassen. Diese Boje markiert den südlichsten Punkt der USA (stimmt zwar nicht ganz, weil es noch eine kleine Insel weiter südlich gibt, aber das ist allen egal). 90 Meilen bis Cuba wird in goldener Schrift auf der Boje verkündet. Da wir keine Lust haben, uns anzustellen, warte ich den geeigneten Augenblick ab, an dem gerade mal kein grinsendes Paar vor der Boje posiert und mache ein Foto. Das gehört einfach dazu, wenn man auf Key West ist. Nun schlendern wir die White Head Street entlang und stoßen nach kurzem Marsch auf das Hemmingway Haus, das täglich von 9.00 bis 17.00 Uhr seine Pforte für die Touristen öffnet. Den stolzen Eintrittspreis von 10 $ für Erwachsene und 6 $ für Kinder kassiert ein Hemmingway Double am Eingang. Das erscheint uns zu teuer, zumal unter den rund 2.000 Romanen unserer Bibliothek kein einziger von Hemmingway steht. Selbst der Reiseführer empfiehlt die Besichtigung nur für Fans. Also nehmen wir hiervon Abstand. Schräg gegenüber stoßen wir aus das Lighthouse Museum aus dem Jahre 1847. Der 30 Meter hohe Turm und die Wohnung des Leuchtturmwärters bilden jetzt ein Museum. Für denselben Preis wie bei Hemmingway kann man sich hier alte Seekarten und Bilder des Leuchtturms ansehen oder die Umgebung von oben, soweit man bereit ist, sich in der Hitze die 98 Stufen des Leuchtturms hinauf zu quälen. Auch dies erscheint uns den Preis nicht wert. Wir schlendern daher die Straße weiter hinunter und bewundern die alten Holzhäuser im südamerikanischden Stil. Dann biegen wir in die Duval Street ein. Hier geht es überaus lebhaft zu. Bars, Andenkenläden, Galerien, Eisdielen etc reihen sich hier dicht an dicht über einen Kilometer aneinander. Die Häuser sind liebevoll gestaltet und erinnern mit ihren Holzblendfassaden zum Teil an alte Westernfilme. Hervorzuheben für Fotoaufnahmen sind das Duvalhouse mit seiner weißen Holzfassade, das an Filme wie Vom Winde verweht erinnert und die Guild Hall Art Gallery, die sich im Zuckerbäckerstil präsentiert. Aber auch das eine oder andere Haus ist sicherlich einen Schnappschuß wert. Wer beabsichtigt, hier zu übernachten, muß sehr tief in die Tasche greifen und vor allem Glück haben, denn in der Regel sind alle Motels belegt, was uns nicht verwundert angesichts der Menschenmassen, die sich hier durchschieben.

Unser Fazit:
Man muß Key West einmal gesehen haben, da geht kein Weg vorbei. Allerdings sollte man die Erwartungshaltung nicht zu hoch ansetzen. Key West präsentiert sich ausschließlich als auf den Tourismus ausgerichtete Kleinstadt, so dass wir bereits nach kurzer Zeit genug haben. Wer allerdings überlaufende Touristenzentren in Spanien liebt, wird sich hier auch längere Zeit wohlfühlen und bis zum Abend durchhalten, um die tägliche Sonnenuntergangsparty mitzufeiern.
 
Wir hingegen fahren wieder zurück nach Key Largo mit einen Zwischenabstecher auf Bahia Honda Key, das uns einfach am besten gefallen hat und in einem Atemzug mit Captiva Island und dem Fort de Soto Park genannt werden kann. Auf Key Largo finden wir ein sehr schönes Motel, das Keys Motel. Es liegt auf der rechten Seite vom Süden kommend und bietet für 94 $ in der Hauptsaison ein geräumiges Appartement direkt am Wasser, das im Hawai-Stil eingerichtet ist und zu den Keys passt. Das ist sogar noch preiswerter als in Florida-City und deutlich schöner. Wir können es guten Gewissens empfehlen.

Am nächsten Morgen wachen wir gut ausgeschlafen auf. Heute stehen die Everglades auf dem Programm. Doch zunächst besichtigen wir noch auf Key Largo den Mangroven Trail, um einen Vorgeschmack auf die Everglades zu bekommen. Auf Holzplanken wandern wir hier durch eine üppige Vegetation. Es ist ganz nett hier durchzuschlendern, aber kein unbedingtes Muß. Wer sich dies erübrigt, hat nicht wirklich etwas verpasst.

Dann verlassen wir Key Largo und damit den Oversee Highway und fahren über Florida City in die Everglades. Wir wollen mit einem dieser Propellerboote durch den Sumpf fahren. Der Reiseführer nennt den Everglades Safari Park, der zur linken Seite der Straße auftaucht, als gute Möglichkeit, ein Fehler, wie sich herausstellt. Auf dem geräumigen Parkplatz drängen sich unzählige Reisebusse aneinander, und entsprechend sieht es am Eingang aus. Wer Lust hat, für zwanzig Dollar pro Person eine Stunde lang anzustehen, um dann in einem Propellerboot mitzufahren, dessen Ausmaße ausreichen, um eine ganze Busladung Touristen aufzunehmen ist hier gut bedient. Wir sind auch bedient und fahren weiter. Nach kurzer Fahrtzeit erreichen wir das Miccosukee Gebiet, das Indianergebiet. Auf der rechten Seite entdecken wir eine kleine, hübsch angelegte Bootsstation. Welcome to Florida Everglades Miccosukee Indian prangt in gelben Lettern auf einem großen, braunen Holzschild am Wasser. Das gefällt uns schon besser. Die Boote fassen ca. 15 Personen. Wie wir erfahren, warten gerade einmal 8 Personen auf die nächste Fahrt, die in Kürze losgeht. So haben wir uns das vorgestellt. Wir bezahlen die 15 $ pro Person und harren der Dinge, die da kommen sollen. Eines sei vorweggenommen, es hat einen wahnsinnigen Spaß gemacht, und wir können jedem, der in die Everglades kommt nur ans Herz legen, mit diesem Propellerboot zu fahren. Der Fahrer präsentiert sich als waschechter Indianer mit Humor. Bevor die Fahrt losgeht, erfahren wir Interessantes über die Everglades. Dann endlich springt der Propeller mit lautem Dröhnen an. Der Spaß beginnt. Es ist ein berauschende Gefühl, in hohem Tempo über diese Sumpffläche zu rasen. Unwillkürlich hält man den Atem an, wenn das Boot auf eine undurchdringlich erscheinende Wand aus Schilfgras zuhält, die vor einem aufragt, um dann mit spielerischer Leichtigkeit darüber hinweg zu gleiten. Toll! Nach kurzer Fahrtzeit stoßen wir auf unseren ersten Alligator. Ein wahres Monster. Problemlos erhebt er sich aus dem Wasser, bis der Kopf den hinteren Bootsrand überragt. Beeindruckend und erschreckend zugleich. Das hätten wir den Alligtoren gar nicht zugetraut. Die Warnung unseres Führers, der Bordwand nicht zu nahe zu kommen und auf keinen Fall die Hand hinauszuhalten, leisten alle Passagiere gerne Folge. Unserer Führer hingegen hält dies nicht für erforderlich. Unbekümmert füttert er den Alligator und berührt sogar seinen Kopf. Wie groß das Biest wirklich ist, stelle ich jedoch erst fest, als ich realisiere, dass der Schwanz des Tieres gute sieben Meter vom Kopf entfernt aus dem Wasser ragt. Damit ist er länger als unser Boot! Und er ist nicht allein unterwegs. Noch während ich entgegen aller Warnungen leicht über die Bootswand gelehnt Fotos mache, stelle ich plötzlich fest, dass direkt unter mir ein ähnlich großer Alligator auftaucht und mich interessiert mustert. Das ist Nervenkitzel pur und mir wird klar, dass jeder, der das Pech hat hier hineinzufallen kaum wieder auftauchen dürfte.

Von hier geht es nun weiter kreuz und quer durch das Schilf, bis wir eine kleine Insel inmitten der unendlich erscheinenden Sumpflandschaft ansteuern. Ein weiteres Highlight! Auf der Insel wurde in liebevoller Arbeit ein Indianerdorf im ursprünglichen Stil aufgebaut. Anders als in dem kommerziell ausgerichteten Miccosukee Indian Village, in dem man Handwerkskunst und Mokassins kaufen kann, ist dieses hier völlig unbewohnt und frei von jedem Kommerz. Sagte ich unbewohnt? Naja, vielleicht nicht ganz unbewohnt. Als wir am Steg anlegen werden wir von einer ganzen Familie von Waschbäre freudig begrüßt. Scheu kennen sie keine, lassen sich streicheln und buhlen um die Wette für ein paar Kekse. Sie sind wirklich süß. Ich mache ein paar herrliche Fotoaufnahmen, dann schlendern wir über die kleine Insel, wobei die kleinen Kerle immer wieder auftauchen, bevor es zurück zum Anleger geht. Dies war wirklich eines der schönsten Erlebnisse auf unserer Rundfahrt durch Florida, und ich rate noch einmal jedem zukünftigen Besucher der Everglades: Verpassen Sie auf keinen Fall eine Rundfahrt mit dem Miccosukee Boot. Es lohnt sich!!

Unser nächstes Ziel liegt ein Stück die Straße Richtung Westen hinunter und heißt Shark Valley. Für 10 $ Eintritt kann man hier über angelegte Pfade zu Fuß durch die Everglades wandern oder sich mit einer Touristenbahn herumfahren lassen. Wir wählen den Fußweg, weil uns der spannender erscheint. Der Pfad führt an einem Wasserlauf vorbei, an dem in unmittelbarer Nähe Alligatoren liegen. Aber Vorsicht! Es kann Ihnen passieren, dass aus dem Dickicht plötzlich ein ausgewachsener Alligator auf dem Weg zum Wasser Ihren Weg kreuzt. Gehen Sie nicht davon aus, dass die Biester harmlos sind, nur weil dies ein Park ist. Keineswegs, sie sind angriffslustig, wie ich selbst erfahren muß, als ich dreist versuche, den Schwanz eines einen Meter langen Alligators zu berühren, der träge in der Sonne direkt neben dem Pfad zu dösen scheint. Mit unvorstellbarer Geschwindigkeit fährt das Biest zu mir herum und faucht mit weit aufgerissenem Maul, bevor es blitzschnell im Wasser verschwindet. Dieses Erlebnis werde ich mit Sicherheit mein Lebtag lang nicht vergessen.

Inzwischen habe ich erfahren, dass Alligatoren auf dem Land keineswegs träge sind, sondern durchaus im Tempo, wenn auch nur auf kurze Distanz, mit einem Menschen mithalten können. Also Vorsicht! Einige Wochen später las ich übrigens in der Zeitung, dass auf diesem Pfad ein zwölfjähriger Junge von einem Alligator angegriffen und verletzt wurde. Wer hier durchgeht sollte sich also im klaren darüber sein, dies ist nicht Hagenbeck. Ob man es empfehlen kann, ist Geschmackssache. Meine bessere Hälfte fand es klasse, ich hingegen fand es im Hinblick auf die Tour mit dem Propellerboot weniger aufregend, sieht man einmal von der Alligatorattacke ab.

Fazit:
Man sollte diese Tour am besten als Einstieg vor der Propellerfahrt unternehmen und sich vor allem mit ausreichend Mückenschutz ausrüsten, denn gerade auf dem Fußweg durch den Sumpf wird man gerne unfreiwillig zur Mahlzeit der einheimischen, fliegenden Insektenpopulation.

Unser letztes Ziel für heute liegt fast schon am westlichen Ausgang der Everglades. Es handelt sich um den Cypress Park. Hier kann man durch riesige Zypressenhaine wandern, dem letzten Rückzuggebiet des Floridapanthers. Aber keine Panik, hier wird man nicht von den Panthern, sondern nur von den Mücken aufgefressen, so dass wir diese Tour nicht wirklich empfehlen können.

Wer Lust hat auf noch mehr Everglades, dem bieten sich noch einige Möglichkeiten, die wir aber nur kurz gestreift und als nicht so interessant eingestuft haben. Der Vollständigkeit halber seien sie aber trotzdem erwähnt. Ausgangspunkt ist allerdings Florida City. Hier führt eine kleine Straße zu verschiedenen Observationsstationen und zu einer kommerziellen Alligatorenfarm. Wir fanden das nicht so spannend, daher erfolgt die Erwähnung erst jetzt, aber bekanntlich ist ja alles Geschmackssache, darum sei es jedem selbst überlassen, ob er die Tour um diesen Part verlängert.

Unsere Rundfahrt durch Florida endet jedenfalls in Naples, einer wirklich noblen Kleinstadt, die mit 40 Golfplätzen bei gerade einmal 20.000 Einwohnern einen Weltrekord hält. Wir übernachten hier in einem erstaunlich preisgünstigen Motel.

Am nächsten Tag erkunden wir Naples, das über eine außerordentlich schöne Innenstadt verfügt, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Gepflegte, alte südamerikanische Häuser und ein äußerst gepflegter Strand laden zum Verweilen ein. Auch die Insel Lovers Key, oberhalb von Naples, ist einen Abstecher wert. Hier werde ich beim Dösen am Strand von einem Waschbären geweckt, der sich an meinem zum Kopfkissen umfunktionierten Rucksack zu schaffen macht. Ein idyllisches Fleckchen Erde also, wo man gut relaxen kann.

Von hier aus fahren wir schließlich am späten Abend zurück nach Clearwater Beach, um den Rest des Urlaubs in unserem geliebten Fort de Soto Park zu verbringen.

Das war nun mein Florida Reisebericht. Ich hoffe, er hat Ihnen gefallen und vielleicht im Hinblick auf Ihren nächsten Urlaub die eine oder andere nützliche Information geboten. Sollten Sie irgendwelche Fragen haben, mailen Sie mich einfach an. Falls Sie sich für einen Urlaub in Florida entscheiden, wünschen ich Ihnen schon jetzt viel Spaß, Sie werden es sicherlich nicht bereuen.

Ihr

Klaus-Peter Behrens

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.09.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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