Rita Bremm-Heffels

Nachrichtenzwang?

Es ist wieder etwas geschehen.
Etwas Schreckliches, Unfaßbares.

Man ist erschüttert. Entsetzt.

Das Datum: Irgendein Tag im Jahr.
Der Ort: Irgendwo auf der Welt.
Manchmal weit weg, manchmal gerade um die Ecke.
Doch egal wo auch immer etwas passiert sie sind da.
Mit gierigen Augen.
Durch ihre Objektive holen sie die Schrecken nah und näher heran.
Da – ein Körper, weit aufgerissene Augen, blutüberströmt, seltsam verzerrt.
Tot.
Zusammengedrückte Auto‘s, zerrissene Flugzeuge.

Wer bringt die besten Bilder?
Die besten Bilder, daß heißt Bilder die schocken, die dazu bringen weiter zu zuschauen..
Gewonnen hat, wer die aktuellsten Fotos bringt.
Wenn möglich vom Moment der Katastrophe. Von dem Moment als es passiert.

Die Bombe im Jerusalemer Cafè. Gerade explodiert, Menschen hängen zerfetzt auf Barhockern.
Das abgestürzte Flugzeug, rennende lebendige Fackeln.
Ein Schüler schießt in einer Schule wild um sich.

Wo sind die Blutflecke, wie kommen sie am besten ins Bild.
Wo sind Angehörige die sich weinend in die Arme fallen?

Sondersendungen rund um die Uhr.

Schreiende, zusammenbrechende Menschen.
Ohnmächtig vor Schmerz.
In Großaufnahme ihre verzerrten Gesichter. Gut so. Noch mehr Tränen.
Keine Frage ist zu dumm und zu banal um gestellt zu werden.
Wie geht es Ihnen?
Was fühlen sie nun?
Vermissen sie ihren Mann?

Angebliche Fachleute plappern zum hundertsten Mal ihre hausgemachten Theorien
in die Kameras.

Wer ist schuld. Was ist zu tun.

Politiker überschwemmen die Menschen mit abgedroschenen Phrasen.
Legen Kränze nieder – und haben morgen schon alles vergessen.

Unter dem Vorwand der Informationspflicht wird uns das schlimmste Leid
stundenlang um die Ohren gehauen. Und wir hören zu.

Und Morgen? Ein neuer Tag.

Und alle stehen schon in den Startlöchern..

Aufgewühlt durch die neueste rundum Berichterstattung
aber schon seit langem davon betroffen, frage ich mich immer wieder: Warum? Warum tun wir uns das an,
dieses Zuhören und Zuschauen, das diesen Voyeurismus erst ermöglicht. Angebot und Nachfrage. Wir wissen das doch alle.
Geht es uns zu gut? Kann der Mensch sein Wohlbefinden erst dann richtig genießen wenn er den Kontrast sieht?
Während Kriegen und Katastrophen von denen jeder betroffen ist, käme keiner auf die Idee sich noch Leid ausführlichst in TV oder Zeitung anzusehen.
Mich interessiert was andere darüber denken.
Für eure Zuschriften Danke.
Rita Bremm-Heffels, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.04.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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