Nummer 1. Hersteller F....
Name: Herz und Rind, Geleehäppchen. Na ja, mein Fall wäre das nicht! Und es stinkt bestialisch.
Nun denn, der Kater ist alt und dünn geworden, hat mittlerweile leichte Nierenprobleme, er trinkt mehr Wasser als früher und nur aus großen Eimern, er kotzt viel, und der Tierarzt sagt: Es ist nicht so schlimm. Aber... kochen Sie für ihn Diät. Kochen Sie Brühe mit Rindfleisch und Reis, oder kochen Sie Brühe mit Hühnchen oder Pute und natürlich Reis. Und nur einen Hauch Salz drangeben.
Also, was sollte ich machen? Ich war ja schon froh, wenn er überhaupt etwas fraß. Ich kam auf die Idee mit diesen angeblich so leckeren Mini-Packungen Katzenfutter mit den so wohlschmeckend anmutenden Namen. Ich wollte nur herausfinden, was ihm denn so schmeckte, denn obwohl diese Packungen relativ preiswert sind, sind drei oder vier davon am Tag, die dem Kater nicht munden, einfach rausgeschmissenes Geld. Also machte ich mir Aufzeichnungen von des Katers Reaktionen auf eben diese Packungen...
Name: zarte Gans und Gartenkräuter. Das hört sich ein bisschen fett an, wenn auch sehr gesund wegen der Kräuter...
Wider Erwarten taucht der Kater seine Nase in den Fressnapf hinein und probiert sogar etwas von der zarten Gans. Ich schaue ihm gespannt zu.
Früher nächster Morgen. Der Kater steht mit mir auf, und er macht einen ziemlich hungrigen Eindruck. Er wird natürlich nicht richtig satt von dem, was WIR essen, die paar Stückchen vom Schnitzel, die er uns abgetrotzt hat, lassen ihn nicht richtig satt werden. Und eigentlich sollte er auch gar nicht diese für ihn höchst ungesunde Menschenkost essen. Er sollte Katzenfutter essen.
Name: Kaninchen und Lamm. Was sich meiner Meinung nach sehr lecker anhört.
Der Kater guckt kurz in die Ecke, in der sein Napf steht, rümpft wieder die Nase, schaut mich vorwurfsvoll an und setzt sich auf seine Hinterbeine.
Aha, du willst nicht. Also kann sein Hunger noch nicht groß genug sein, aber trotzdem, ich bin ja kein Unweib, er tut mir leid, der dünne alte Kerl, wie er da so sitzt mit bestimmt leerem Magen. Also öffne ich noch eine dieser kleinen 100g Menüpackungen aus Aluminium. Aluminium? Jedenfalls sehen sie so aus.
Name: Wild und Geflügel. Wild und Geflügel, das ist bestimmt die natürliche Beute eines Katers, automatisch steht ein Reh vor meinen Augen und ein großer Truthahn. Und ich denke darüber nach, was diese Katzenfutterhersteller wohl wirklich an Wild in ihre Packungen geben. Vielleicht überfahrene Hasen oder Wildschweine?
Der Kater nähert sich zögernd. Er schnüffelt interessiert, und tunkt dann endlich sein Näschen in die Schüssel und leckt an dem Zeug.
Gott. Sei. Dank! Also Hersteller F... mit dem Namen ‚Wild und Geflügel’. Das muss ich mir notieren, denn ich werde es ihm in einer Woche noch einmal servieren. Man sollte nämlich einen Kater nicht durch ständige Essenswiederholungen frustrieren.
Als ich am Nachmittag nach Hause komme, hat er die ganze Jelly von den Fleischbrocken (Fleischbrocken???) abgeleckt, und die verbliebenen Teile sehen aus wie vertrocknete Hasenköttel. Also handelt es sich tatsächlich um Wild.
„Was willst Du?“ frage ich ihn. Er schaut mich hungrig an und erwartet wohl das zarte Fleisch einer Hähnchenbrust, wobei das ganze Hähnchen im Backofen gebacken wurde. Nun, das ist seine Lieblingsspeise, und die wird es am Wochenende geben. Aber jetzt noch nicht.
Für den Rest des Tages speise ich ihn mit ein bisschen Rindergehacktes ab, aber auch davon lässt er etwas liegen.
Nächster Morgen: Der Kater weckt mich, bevor mein Wecker klingelt. Er sieht hungrig aus. Der Kater natürlich und nicht mein Wecker. Ich schleppe mich in die Küche, und er folgt mir auf dem Fuße. Der Kater natürlich.
Nummer 5. Hersteller: F....
Bezeichnung: Truthahn und Herz. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Schlemmer Pate mit sämtlichen französischen Akzents. Schlemmer Pate hört sich zwar lecker an, aber Truthahn und Herz hört sich irgendwie abscheulich an, und ich glaube, das würde ich mir selber nie kochen. Blach!!!
Aber der Kater frisst es! Der muss wirklich pervers sein, denn die ganze Küche stinkt ekelhaft nach diesem Zeugs, und auch als ich das Fenster weit öffne, ist der Geruch nicht wegzukriegen.
Gut, der Kater ist versorgt, ich muss ja schließlich tagsüber arbeiten, denn soviel Katzenfutter ist ziemlich teuer...
Und was soll ich sagen? Der Kater nähert sich zwar sehr vorsichtig seinem Fressnapf, den ich wegen des unerträglichen Gestanks vorsorglich auf die Terrasse hinaus gestellt habe, aber er nähert sich – und nimmt tatsächlich ein paar Häppchen dieser vorzüglichen französischen Spezialität zu sich...
Dem Himmel sei Dank! Immerhin habe ich jetzt vielleicht drei Sorten Katzenfutter, die er frisst, aber es gibt ja noch so unendlich viele Sorten, die ich noch gar nicht kenne.
Ich muss die alle kaufen....
Die TESTREIHE (aus anderer Sicht):
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.10.2005.
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