Andre Pin

Die Saat des Bösen

 
Ich bin gerade auf dem Heimweg gewesen als ich dieses Rascheln im Busch ignoriert habe und damit mein Schicksal besiegelt habe. Ich hab mir halt gedacht: Hier in der Gegend gab es schon immer Flughunde und die tuen einem nichts, auch wenn sie Fledermäusen verdammt ähnlich sehen. Ich war so überzeugt von dieser Sache das sie mich wirklich vollkommen überrscht sah als sie mir an den Hals fiel. Ich habe kaum mitbekommen das diese Fledermaus immer grösser wurde und irgendwann eine Frau an meinem Hals saugte. Ich habe vorher schon genug über Vampire gelesen und gesehen also gewann ich relativ schnell die Fassung zurück, wenn man das so nennen kann, denn schliesslich wird einem nicht alle Tage bewusst das man gleich sterben wird.

Der arme Junge den ich heute Abend töten musste war wirklich vollkommen ahnungslos und das obwohl er mich vorher noch durch die Bäume hat streifen sehen. Die Jugendlichen von heute werden halt immer Angstloser durch Horror-Filme und Dauer-Kriege. Irgendwann, ich hätte vielleicht noch drei Minuten für ihn gebraucht, kam urplötzlich ein sehr starker Wind auf und der Junge wurde seltsam ruhig. Ich hörte ihn auch kurz noch einige Sachen vor sich hin murmeln, aber ich dachte das wären blos Stossgebete, wie es so viele andere in diesen Momenten immer tun. Wie falsch ich lag merkte ich kurz darauf. Er stiess mir mit viel Wucht mit zwei steinharten Fingern genau an DIE Stelle an meinem Rücken an der ich empfindlich war. Ich hatte keine Zeit mich zu fragen ob das Zufall war oder woher er das wusste. Da ich natürlicherweise um einiges schneller als er war entschied ich mich ihn von hinten anzugreifen, doch auch das wehrte er urplötzlich mit einem unglaublich schnellen Stoß (für einen Menschen) in meinen Unterleib ab. Mir blieb die Luft weg so überrascht war ich von diesen Fähigkeiten, die ich sofort als Unmöglich für einem Menschen definierte. Der letzte Angriff den ich versuchte, war lediglich eine Finte. Ich hatte garnicht vor ihn zu treffen, cih wollte nur noch einmal die Bestätigung haben das er es wieder schaffen würde.

und ich schaffte es! Ich hatte diese Vampirin dazu gekriegt mich in Ruhe zu lassen und war mir dabei nicht mal sicher wie ich es geschafft hatte. Als dieser Wind aufkam hab ich gedacht das er nicht mehr an mir vorbei sondern ganz durch mich durch floss und cih alle seine Fähigkeiten übernommen habe. Den ganzen Kampf bekam ich im Grunde nur unterbewusst mit, denn die ganze Zeit war mein ganzer Körper und mein Geist nur von einem Rauschen erfüllt wie man es hört wenn einem der Wind über die Ohren rauscht, nur viel lauter! Nachdem die Vampirin mich, schwer atmend, in Ruhe liess und mich nur noch verwirrt anguckte verschwand allerdings auch dieses Rauschen und ich fühlte mich so als hätte eine gute Freundin mir für immer 'Leb wohl!' gesagt. Der Überlebenstrieb und mein Schwächeanfall durch Blutverlust liess mich allerdings auch relativ schnell in die Wirklichkeit zurückkehren. "Bitte mach mich zu einem von deiner Art!"

Das wird er auch aus irgendeinem der Filme haben, die bei diesen Kindern so gut ankommen. Ich könnte heulen bei dem Gedanken das er sich nie wieder einen solchen Film ansehen kann. Das er nie wieder Freude, Trauer, Enttäuschung oder Zuneigung empfinden können wird, denn dieser Junge wird sterben. "Nein!", schrie ich voller Verzweiflung.

Nein? So kann es doch nicht mit mir enden, dachte ich damals. Ha! wie naiv ich doch war. "Bitte! Ich muss noch etwas erledigen wofür ich sogar die ewige Verdammnis auf mich nehmen würde." Wenn cih damals gewusst hätte was das heisst hätte ich mich warscheinlich auch ausgelacht, so wie sie es tat.

Diese Kinder hatten doch garkeine Ahnung was das hiess. Das konnte ihnen keiner verständlich machen, nicht mal die Vampire die es wirklich probiert haben und an diesen Filmen und Büchern mitgearbeitet haben. Ich überspielte meine Tränen mit weiteren herausgewürgten Lachern. "Du verstehst es nicht, oder? Ich KANN es nicht, und das kann auch kein anderer meiner ART, wie du es nennst. Da haben dir die Filme was falsches erzählt. Dein restliches Blut wird sich in wenigen Minuten in ein Gift verwandeln gegen das es keine Heilung gibt und..." an dieser Stelle konnte ich es nicht mehr unterdrücken. Dieser harmlose und herzensgute Junge musste wirklich sterben, weil ICH die Schmerzen nicht mehr ertragen konnte. Ich habe noch niemals zuvor so viel Hass gegen mich selbst empfunden und verstand ein weiteres Mal was diese 'ewige Verdammnis' von der er da sprach wirklich war.

Ich war verwirrt. Diese Vampirin war absolut nicht so wie ich sie mir vorgestellt hatte. Oder besser, wie ich sie mir hätte vorstellen können. Auch wenn sie mir gerade mitgeteilt hatte das ich unausweichlich kurz vor meinem Tod stand und sie sogar der Grund dafür war, tat sie mir sehr leid. Ich ging zu ihr und tat das was ich immer tat um Menschen zu helfen wenn es ihnen schlecht ging. Hey, habt ihr schon mal einen heulenden Vampir gesehen? Ich hätte weitaus schlechter reagieren können. NAJA, ich hab sie jedenfalls in den Arm genommen und sie hat sich bei mir ausgesprochen! Ab da wurde mir dann einiges über Vampire in rapider Geschwindigkeit klar, was mir eigentlich nicht mehr viel brachte in meiner Lage. Wusstet ihr das Vampire im Grunde die einzigen wirklich Unsterblichen Wesen sind? Und wer Duncan McLeod oder Mythos kennt weiss das das allein schon kein wirklich schöner Zustand ist. Dazu kommt noch das Vampire immer wenn sie gerade keine Leute abmurksen und ihnen möglichst viel Blut aussaugen in ziemlich üblen Schmerzen verbringen, die sowohl auf körperlicher als auch auf seelischer Ebene stattfinden. Das wäre ja eigentlich alles noch garkein Thema, denn nach einer bestimmten Zeit würde sich bestimmt auch jeder Mensch an diese Lage gewöhnen und einfach kaltblütig andere Menschen töten, aber auch da gibt es einen Haken. Während sie einen Mensch aussaugen bekommen sie nämlich ausgerechnet mit mit wem sie es dann genau zu tun haben: Nach den ersten drei Sekunden weiss der Vampir wieviele Kinder sein Opfer hat oder bekommen hätte, wieviele Menschen sein Opfer glücklich gemacht hat und wieviele Menschen durch seinen Tod in tiefste Depressionen fallen werden. In den nächsten Paar Sekunden bekommt der Vampir dann ein Update darüber was sein Opfer über all die Menschen weiss und dementsprechend kann der Vampir dann von sich behaupten das er diese Personen sogar 'kennt'. Mal ganz ehrlich: man muss schon ein EXTREM abgebrühter Mensch sein um SO herzlos leben zu können. Und da die wenigen Vampire die es gibt früher mal Väter und Mütter von Grossfamilien waren und mit ihrer Verwandlung ihre Gefühle keineswegs verloren haben, konnte ich dann auch endlich nachempfinden warum diese Vampirin so heulen musste. Im Grunde muss ich wohl ein ziemlich guter Mensch gewesen sein. Doch das schlimmste von allem wurde mir erst ganz am Ende ihres Vortrags klar.

Meine ganzen Gefühle bei ihm auszuschütten hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Mir wurde immer deutlicher bewusst wie abgrundtief schlecht ich war und das ich nichts dagegen tun konnte. und genau das machte ich ihm am Ende auch klar: "Ich hätte mich schon längst umgebracht, aber das ist ja der Haken an der ganzen Sache. Es ist absolut unmöglich einen Vampir zu töten! Alle Geschichten und Filme liegen falsch. Es IST NICHT möglich!" Seine letzte sichtbare Emotion war der Schock und ich glaube auch noch eine Spur Mitleid für mich in seinem Blick erkannt zu haben. Danach sah man relativ deutlich wie das Blut mit dem er inzwischen überströmt war seine Farbe verlor. Sein Gesicht verzerrte sich schmerzvoll und ich konnte nicht anders als ihn an mich zu drücken. Dieser unschuldige Junge war mir in dieser kurzen Zeit wie ein Sohn ans Herz gewachsen und ich musste mit ansehen wie er starb. Das einzige was ich ihm im Stillen versprochen habe ist seine letzte Aufgabe, die er mir am Anfang genannt hat, zu erfüllen. Ich wusste ja durch meine 'Fähigkeit' seine Gedanken zu hören worum es en detail ging. Er hatte am Abend vorher mit dem Mädchen gesprochen die er später geheiratet und zwei Kinder mit ihr gehabt hätte, wenn ich ihn nicht getötet hätte. Ich brauchte noch einen Moment um mich wieder zu fangen als mir klar wurde was ich getan hatte und meine Gedanken weiterführen konnte. Diesem Mädchen hat er sehr weh getan weil er seine Gefühle für sie vor ihr verheimlicht hat. Sie hat deswegen geglaubt das er sie nicht mögen würde, obwohl das Gegenteil der Fall war. Ihm ist erst ganz am Ende aufgefallen das sie sich Hoffnungen gemacht hat, doch dann konnte er ihr nicht mehr hinterher. Er war gerade auf dem Heimweg und wollte ihr von dort aus eine E-Mail schreiben in der er ihr alles erklären und seine Gefühle zugeben würde. Die Vampirin würde nun diese E-Mail schreiben, damit das Mädchen sich wenigstens nicht in ihre Gefühle reinsteigert, auch wenn sie dann erkennen müsste das ihr zukünftiger Freund verstorben ist bevor er das werden konnte. Doch darüber würde sie besser hinweg kommen, weil sie allgemein weitaus besser mit dem Tod als mit Kritik umgehen konnte.

Aus einer Saat entsteht allerdings eine Blume, wenn die Umstände die richtigen sind. Und jede Blume stirbt einmal. Nachdem die Vampirin die E-Mail geschrieben und abgeschickt hat, hat sie ihre Aufgabe erfüllt und hat endlich herausgefunden wie Vampire sterben und die Welt von ihrem Leid erlösen können. Sie starb während sie die E-Mail noch einmal durchlas. Sie verendete in Schmerzen als sie erkannte das ihre Augen geblendet wurden und sie etwas anderes geschrieben hat als sie wollte. Sie realisierte auch was diese andere E-Mail für Folgen haben würde: Das Mädchen würde an den Folgen verrückt werden und durch mehrere Zufälle schliesslich Selbstmord begehen und dabei andere Menschen mit in den Tod reissen, deren Verwandten oder Geliebten ebenfalls eine Kette aus Tod und Schmerzen in Gang setzen sollten, die allzu schnell kein Ende nehmen sollte. Eine Saat des Bösen schafft eine Blume des Bösen. Die Vampirin hat nur den Anfang gemacht und musste nun mit ansehen was sie eigentlich hätte aufhalten können.  ....und alles endet in Schmerzen!

Das klingt jetzt vielleicht so als ob ich hier in tiefste Depressionen verfallen würde, vor allem wenn man bedenkt das ich gestern noch 'Leben im Jahr 3004' veröffentlicht habe, was ja auch nicht gerade das positivste Gedicht ist *GGG*, aber im Grunde geht's mir gut und cih hab einfach nur viele Ideen im Moment!!!!Andre Pin, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.10.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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