Hans Margreiter schrie in
erstauntem Ärger auf.
Jetzt fehlt schon wieder eine Flasche!
Er winkte seiner Angestellten.
Schau her, Rosi.
Es ist nicht zu fassen.
Von den fünf Flaschen Rum fehlt schon wieder eine!
Verdammt.
Dabei dachte ich, ich wäre vorsichtig gewesen.
Und weißt du was?
Er nickte
triumphierend.
Das war die Türkin.
Erinnerst du dich?
Die Frau mit dem gemusterten Kopftuch!
Sie war vor etwa einer halben Stunde da.
Bis dahin hat alles gepasst.
Sie hat den Rum mitgenommen.
Lumpengesindel, die Türken.
Alles Diebe!
Alles Kriminelle.
Aber die sollen mich kennen lernen.
Er wandte sich an
seine Angestellte.
Pass auf das
Geschäft auf, Rosi!
Vor allem, wenn das Türkengesindel wieder kommt!
Und sperr’ um 18:00 Uhr zu!
Ich gehe jetzt zur Gendarmerie!
Verärgert verließ Hans
Margreiter den Gendarmerieposten.
Es war schon fast dunkel.
Haben Sie Beweise?
Der Beamte hatte
ihn immer wieder gefragt.
Wir brauchen
Beweise.
Wir können nicht zu der Familie Gülmaz gehen.
Wirbel schlagen.
Ohne einen Beweis.
Verstehen Sie?
Margreiter hatte
sich in seiner Ehre verletzt gefühlt.
Glauben Sie, ich
bilde mir das nur ein?
Außerdem, was soll diese Behauptung:
Moslems trinken keinen Alkohol!
Warum nicht?
Die sind doch alle nur scheinheilige Brüder!
Rauswerfen sollte man sie bei uns!
Gendarm Dieter
Breitner schirmte sich innerlich ab.
Gegen den emotionalen Kaufmann.
So was kam immer wieder vor.
Dass sich Leute unnötig aufregten.
Da musste man einfach ruhig bleiben.
Glauben Sie nicht,
dass Sie zu weit gehen?
Alles was ich sicher sagen kann, ist:
Sie mögen keine Türken.
Aber deswegen allein ordne ich keine Hausdurchsuchung an.
Bringen Sie mir Beweise.
Vorher sind mir die Hände gebunden.
Hans Margreiter
schüttelte den Kopf.
Nein, das würde er sich nicht gefallen lassen.
Sicher nicht.
Havidere, Frau Dr.!
Wie geht es dem Herrn Gemahl?
Margreiter
zerfloss vor Höflichkeit.
Saunaschinken im
Sonderangebot.
Wollen Sie einmal probieren?
Die Arztgattin
lächelte geschmeichelt.
Gerne.
Der Kaufmann
reichte seiner Kundin ein Stück Saunaschinken.
Margreiter ließ seinen Blick schweifen.
Hatte er nicht vorhin wieder die Türkin gesehen?
Er nickte seiner Angestellten zu.
Kümmere du dich um
die Frau Dr.
Eiligen Schrittes
wandte er sich zu den Spirituosen.
Abrupt blieb er stehen.
Da fehlten ja gleich ein paar Flaschen.
Wo war die Türkin?
Sie stand bei der Kühlvitrine.
Unsicher sah sie den wütenden Mann auf sich zukommen.
Der laut brüllte.
Du Diebin!
Jetzt habe ich dich am Krawattl!
Die Frau schrie
auf.
Ich nix stehlen.
Kaufen nur Milch.
Und Weißbrot.
Nix tun.
Margreiter riss
sie zu Boden.
Und begann die Türkin zur Kasse zu schleifen.
Triumphierend tauchte
Margreiter mit der Frau bei der Kasse auf.
Jetzt nutzt kein
Leugnen mehr.
Rosi, ruf die Gendarmerie!
Er packte den Korb
der Türkin.
Begann ihn zu durchwühlen.
Weißbrotwecken.
Haltbarmilch.
Gewürze.
Frau Dr. beobachtete erschrocken die Szene.
Was ist da los?
Rosi wandte sich
an die wichtige Kundin.
Wissen Sie, die
Türkin stiehlt.
Spirituosen.
Und das schon länger.
Der Chef hat sie
jetzt gestellt.
Die Gendarmen kommen gleich.
Margreiter wurde
bleich.
Kein Rum.
Kein Schnaps.
Hilflos drehte er sich zur Tür.
Die Türkin schluchzte laut.
Frau Dr. wurde unvermittelt hektisch.
Ich geh jetzt
lieber.
Da möchte ich nicht stören.
Ich komme später wieder.
Ruckartig drehte
sie sich um.
Ihre große Tasche rutschte vom Arm.
Mit lautem Knall fiel eine Flasche Schnaps heraus.
Fiel zu Boden.
Und zerbarst.
Der Inhalt ergoss sich über den Boden…
Vivienne
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.10.2005.
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