„Komm'," rief
er, „ich zeig' dir den Mond!" Und er nahm ihre Hand.
Es war stockdunkel -
so schwarz, das man den Weg durch den dichten Wald nur als einen helleren
Schattenstreifen erkennen konnte. Eng umschlungen gingen sie, weil so manche
Baumwurzel, die in den Weg hineinwuchs, sie straucheln ließ. So konnten sie
nicht fallen. Und sie fühlten sich sicher.
Hügelan ging es
jetzt. Die Kuppe des Hügels glänzte weißlich, als sie aus dem Wald
heraustraten; die Grabkreuze des nahen Freilichtmuseums zeichneten sich als
eine gespenstische Silhouette auf ihr ab. Doch es ging sich leichter - freier -
hügelan als im dichten Wald. Nur noch an Händen hielten sie sich und fühlten
trotzdem stark durch den festen Griff des anderen. Ein herrlicher Sternenhimmel
hatte sich aufgetan, als sie den Waldsaum verließen, und nun sah man auch den
heißen Atem, der aus ihren Mündern quoll. Nichts war zu hören außer diesem
tiefen Atmen und dem Schritt, der sie gleichmäßig hinauf führte.
Oben angekommen stand
vor ihnen der Mond wie eine riesige weißgoldene Scheibe tief am Himmel - knapp
über einem Wäldchen, vor dem ein kleiner See wie mit flüssigem Silber gefüllt
schien. Und aus dem Schilf stiegen langsam Nebelschwaden empor.
Er hatte sie von
hinten umfasst, denn fasziniert schaute sie auf den Mond, der ihr durch seine
Größe und das Licht „laut" erschien.
Und so lächelte er
sie an und blieb still, als sie sich auf die Bank setzten, denn sie war weit
weg und ihm gerade dadurch so besonders nah. Für ihn war es ein Moment des
Glücks, ihr auf diese Weise den Mond zum Geschenk machen zu können.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.10.2005.
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