Natalie Kurz

Die Pflicht ruft!

Ein kleiner polemischer Essay
 
Nun denn... Was soll man machen? Sie wollen, wollen, wollen und wollen... Natürlich muss man sich fügen. Das wird doch erwartet. Es geht weiter, immer weiter, bis zur völligen Erschöpfung. Doch natürlich nimmt man es hin. Es ist selbstverständlich. Von morgens bis abends die selbe Leier. Den ganzen Tag. Andere Dinge kommen nicht zu kurz, nein. Es gibt ohnehin kaum andere Dinge, die wirklich wichtig sind, außer das hier.
 
    "Sie müssen wissen, es geht um ihre Zukunft. Also analysieren Sie bitte. Nennen Sie uns die Gründe, was sind hier die Ursachen? Warum verhält sich Doris so, wie sie sich verhält? Beschreiben Sie den Stil und nennen Sie die wichtigsten sprachlichen Merkmale. Wie lautet die richtige Formel für diese Rechnung? Bitte begründen Sie Ihre Aussagen. Möglichst ausführlich, allerdings nicht zu ausführlich. Warum ist Ihre Arbeit nicht vollständig?"
 
    Fragen über Fragen. Der alltägliche geistige Sadismus, die immerwährende erzieherische Folter.
 
    "Wie bitte? Sie wussten nicht weiter? Ich habe den Eindruck, Sie haben sich nicht intensiv genug mit den Aufgaben auseinandergesetzt. Aber Sie waren doch anderweitig kreativ aktiv. Vielleicht hätten Sie Ihre kreative Energie für die Aufgaben nutzen sollen. Und nicht für Spielereien."
 
    Weiter, weiter, immer weiter... Rund um die Welt. Es breitet sich aus, wie die Pest, wie Ebola, die Quarantäne wird nach und nach aufgehoben. Sehr bald wird man auch in Tibet unter dem Stresssyndrom leiden und die südamerikanischen Indios lesen „Das kunstseidene Mädchen“.
 
    "Sie stehen unter Stress? Ach, das bilden Sie sich nur ein. 12 Klausuren vor Weihnachten, es geht nicht anders. Es gibt keine Alternative. Sie müssen da durch. Kompromiss? Leider nicht möglich. Was? Nervenzusammenbruch? In Ihrem Alter? Ach was. Sie sind doch jung, kräftig und können viel ertragen. Sogar psychosomatische Erscheinungen? Wissen Sie überhaupt, was 'psychosomatisch' bedeutet? Tatsächlich? Sie haben sich informiert. Gut. Vielleicht hätten Sie besser den Essay geschrieben. Jetzt kommen Sie auch noch mit Weihnachten! Sie haben doch Ferien! Genügt das nicht? Besinnen? Können Sie sich an Weihnachten. Vorher ist dazu leider keine Zeit."
 
      Weiter, weiter. Unendlich. Teufelskreis.
 
    "So, nun Frohe Weihnachten und ein Gutes Neues Jahr! Ach, und vergessen Sie nicht, über die Ferien noch die 3 Romane zu lesen!"

Diesen "kleinen polemischen Essay" habe ich nach einer besonders stressigen Phase meiner Schulzeit im Jahre 2004 geschrieben. Es war nicht immer so dramatisch, aber es gab dementsprechende Momente. Daher ist es ein recht angriffslustiger und sehr kritischer Text geworden.
Ich habe meine Schulausbildung noch in 13 Jahren gemacht und fand das teilweise schon sehr anstrengend. Daher ist meine Meinung: G8 ist der reinste Schwachsinn und bürdet Schülern (und auch Lehrern) viel zu viel auf. Man bedenke, dass G8 doch nur eingeführt wurde, um der Wirtschaft noch früher frisches, aussortiertes "Humankapital" auf dem Präsentierteller bieten zu können!
Viele werden diesem Druck wohl nicht standhalten können und einfach einen anderen Bildungsweg nehmen. Womöglich machen weniger Schüler das Abitur und - siehe da! - unser Land hat noch weniger gut ausgebildete junge Menschen!
Anstatt den Kindern die Zeit zu lassen und dazu noch weiter in Bildung zu investieren, macht unsere Politik immer das Gegenteil. Nun denn, lasst uns hoffen, dass dieser Staat sich damit nicht selber ans Bein pinkelt...
Natalie Kurz, Anmerkung zur Geschichte

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Natalie Kurz).
Der Beitrag wurde von Natalie Kurz auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.10.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

Bild von Natalie Kurz

  Natalie Kurz als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Karins kinderbunter Lesespaß von Karin Ernst



Was bietet meinen Leserinnen und Lesern "Karins kinderbunter Lesespaß"?

Es spiegelt den Traum einer Hobbyschriftstellerin wider, ihre selbst erdachten Kinder-Geschichten in einem schönen Buch vereint zu sehen.
Dieser Traum geht hiermit in Erfüllung.

Mögen beim Vorlesen von Alltagsgeschichten, Märchen und Weihnachtsgeschichten die Augen der Kinder leuchten, sie fasziniert zuhören, nachdenklich werden, oder in andere Welten versinken.
Die Geschichten eignen sich zum Vorlesen für kleine Kinder, zum Selberlesen für größere, aber auch für Eltern und sogar Großeltern - wie ich selbst eine bin.



Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Schule" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Natalie Kurz

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Gewidmet einem Unbekannten von Natalie Kurz (Wie das Leben so spielt)
Eine Episode aus dem Biologieunterricht von Christina Wolf (Schule)
Mordlust 1956 von Paul Rudolf Uhl (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen