Klaus-D. Heid

dialog paradox

„Guten Tag! Ich möchte bitte zwei halbe Hähnchen zum Mitnehmen.“

„Sind Sie sicher?“

„Wie? Ob ich sicher bin? Na klar! Zwei halbe Hähnchen. Am besten schön knusprig!“

„Unsere Curry-Wurst ist aber auch sehr lecker. Oder lieber zwei Schnitzel?“

„Ist das so schwer zu verstehen? Zwei halbe Hähnchen! Oder gibt’s heute keine Hähnchen?“

„Doch, doch! Hähnchen gibt’s. Und Sie möchten also zwei halbe Hähnchen, ja?“

„Wie ich’s bereits mehrfach sagte: ja! Hähnchen. Zwei. Halbe. Knusprig.“

„Haben Sie schon mal unseren hausgemachten Kartoffelsalat probiert?“

„Kartoffelsalat? Zu Hähnchen?“

„Natürlich ohne Hähnchen. Vielleicht lieber mit Jägerschnitzeln?“

„Sie haben ein Problem, oder? Sind Ihre Hähnchen vielleicht vergiftet?“

„Keineswegs. Wir haben nur erstklassige Waren im Angebot!“

„Und warum machen Sie dann so ein Theater, wenn ich Hähnchen kaufen möchte?“

„Theater? Ich? Unsinn! Sie wollen zwei halbe Hähnchen – und Sie bekommen sie auch!“

„Schön. Das beruhigt mich ungemein!“

„Ich kann also nichts an Alternativen anbieten? Es sollen wirklich die Hähnchen sein?“

„Geht das schon wieder los? HÄHNCHEN! Und zwar möglichst schnell, wenn ich bitten darf!“

„Wie der Herr wünscht. Möchten Sie Pommes zu den ...Hähnchen?“

„Pommes wären gut. Bitte zwei Portionen. Dauert es denn lange?“

„Lange? Was dauert lange?“

„Die Hähnchen. Oder geht’s schnell?“

„Die Tiere sind schon tot. Insofern dürfte es nicht allzu lange dauern!“

„Sie sind wohl ein kleiner Spaßvogel, wie?“

„Eigentlich nicht. Humor ist noch nie meine starke Seite gewesen.“

„So? Na ja. Ist auch egal. Kann ich schon mal zahlen?“

„Woher soll ich wissen, ob Sie zahlen können?“

„Sie sind aber wirklich sehr trocken! Ich meine, dass ich zahlen möchte!“

„Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen!“

„Aha! Und was bekommen Sie für zwei halbe Hähnchen und zweimal Pommes?“

„Zahlen Sie denn bar oder mit Kreditkarte?“

„An der Imbissbude? Mit Kreditkarte? Sehe ich etwa so aus? Natürlich zahle ich bar!“

„Das ist schön. Das ist sogar sehr schön. Ich mag nämlich keine Kreditkarten.“

„Höchst interessant. Was darf ich also bezahlen?“

„Zwei halbe Hähnchen und zweimal Pommes.“

„Schon gut! Wie viel Geld möchten Sie von mir haben?“

„Wie viel haben Sie denn dabei?“

„Lassen Sie das jetzt! Sagen Sie mir endlich den Preis – und geben Sie mir mein Essen!“

„Wie wär’s denn mit ...äh ...sagen wir ..., sagen wir ...so um die zehn Euro?“

„Um die zehn Euro? Haben Sie denn keine festen Preise?“

„Bei Hähnchen leider nicht. Bei Hähnchen schätze ich immer!“

„Sie schätzen den Preis? Was sind Sie denn für ein Kaufmann?“

„Kaufmann? Stimmt! Heinrich Kaufmann. Und Ihr werter Name?“

„Mir wird es jetzt zu blöd mit Ihnen! Lassen Sie das mit den Hähnchen. Auf Wiedersehen!“

„Wann?“

„Bitte? Wann?“

„Ja. Wann sehen wir uns denn wieder?“

„Sind Sie schwul? Was soll diese alberne Frage?“

„Bitte diskriminieren Sie mich deswegen nicht gleich. Mir tut das sehr weh...!“

„Schon gut. War nicht so gemeint. Ich wusste ja nicht, dass Sie tatsächlich...“

„Entschuldigung angenommen! Also sagen wir ...fünf Euro? Für alles zusammen?“

„Sei’s drum! Hier sind Ihre fünf Euro!“

„Danke schön! Ihnen noch einen schönen Tag, der Herr!“

„Moment! Ich bekomme noch die Hähnchen und die Pommes!“

„Weshalb?“

„Weil ich sie eben gerade bezahlt habe. Ist doch logisch! Also? Was ist nun?“

„Was soll sein?“

„Geben Sie mir jetzt das Essen – oder ich rufe die Polizei!“

„Weil ich schwul bin?“

„WEIL ICH NICHT BESCHISSEN WERDEN WILL!“

„Wer will das schon. Ich mag es auch nicht unbedingt, beschissen zu werden!“

„Dann geben Sie mir jetzt, was ich bezahlt habe!“

„Ich hätte da zwei ganz leckere Schweineschnitzel mit hausgemachtem Specksalat!“

„Geben Sie mir endlich irgendetwas zu essen. ZACKZACK!“

„Gerne. Hier bitte! Schweineschnitzel mit Specksalat.“

„Sie sind echt durchgeknallt! Auf Wiedersehen!“

„Stop! Sie müssen noch bezahlen!“

„Was? Schon wieder? Ich habe doch gerade bezahlt!“

„Sie haben die Hähnchen und die Pommes bezahlt. Ich bekomme noch sechs Euro, bitte!“

„Dann rufe ich jetzt die Polizei!“

„Tun Sie, was Sie nicht lassen können! Ich lasse mich doch nicht über den Tisch ziehen!“

„Schade! Versuchen musste ich’s aber zumindest, oder?“

„Sie sind wirklich verrückt...!“

„Ich? Ich soll verrückt sein? Stehe ich etwa vor dem Ladentisch eines Juweliergeschäfts und versuche, Hähnchen mit Pommes zu bestellen? Sein Sie bloß froh, dass ich heute so gut gelaunt bin! Und jetzt machen Sie bitte, dass Sie meinen Laden verlassen! Sie sollten es zuerst mal bei einem Optiker versuchen, wenn Sie nicht wieder blind durchs Leben rennen wollen!“

„Juweliergeschäft? Das hier ist gar keine Imbissbude?“

„Haben Sie schon mal eine Imbissbude gesehen, in der sie Diamantcolliers kaufen können?“

„Oh Gott! Das tut mir jetzt aber leid! Das war keine böse Absicht!“

„Schon gut. Auf Wiedersehen, der Herr!“

„Ich hätte nur noch eine Frage, bevor ich gehe...!“

„Ja?“

„Ob ich wohl auf die Pommes etwas Majo bekommen könnte...?“

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