Malte Gamdschie

Alltag


Verzweifelt sitze ich in einem Raum, der eigentlich mein Zuhause sein müsste, aber mir kommt es eher vor wie ein Gefängnis. Der Regen prasselt wild an die Scheibe und ich träume davon, raus zu gehen, frei zu sein und durch den Regen zu rennen.
Einfach draußen sein, wenn alle drinnen sitzen und sich über das „schlechte“ Wetter beschweren und düstere Gedanken hegen.
Aber anstatt raus zu gehen und meiner Lust und meinen Gefühlen nachzugehen, bleibe ich sitzen und starre nach draußen.
Ja, warum bleibe ich sitzen? Was hält mich hier noch? Hier in meinem Zimmer, in meinem Gefängnis?
Es ist der Alltag, der dafür sorgt, dass ich nicht rausgehe, das mein Heim zum Gefängnis wird und ich stupide in meinen vier Wänden sitze und versuche mich auf Schularbeiten zu konzentrieren, dabei weiß ich ganz genau, dass ich es nicht schaffen werde.
Das meine Gedanken verkleben werden und ich keinen Schritt weiter kommen werde.
Ich werde da sitzen, und mir die Wörter in den Büchern anschauen, aber keinen Sinn in ihnen entdecken, weil sie für mich auch keinen Sinn beinhalten werden.
Was macht es für einen Sinn mich mit Tabellen über längst veralteten gesellschaftlichen Differenzen auseinander zu setzen? Was macht es für einen Sinn, wenn ich verzweifelt versuche, mir Französisch Grammatik und Vokabeln reinzuwürgen, wobei dich doch ganz genau weiß, dass ich diese Sprache niemals lernen werde, weil ich es ganz einfach nicht will und nie brauchen werde.
Mein ganzer Alltag, macht größten Teils keinen Sinn und das Schlimme ist, er wiederholt sich, von Tag zu Tag, immer wieder das gleiche.
Immer wieder früh aufstehen und sich in die Schule quälen, nur damit ich dann in ein paar Jahren, genau den gleichen Ablauf durchziehen kann, nur dass ich dann zur Arbeit geh und nicht mehr zur Schule.
Und wenn dann alles zu spät ist und ich durch und durch fertig bin und sabbernd im Altersheim hänge, dann, ja endlich dann kann ich machen was ich will, kann endlich leben.

 
Das sind wunderbare Aussichten, wie diese Tropfen geht auch unser Leben vorbei. Der Unterschied ist nur, dass sie noch einen Sinn erfüllen, nämlich Leben in die Welt setzten, während wir nur zerstören und mit jedem Menschen, der in die Welt gesetzt wird, wird alles nur noch schlimmer!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.10.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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