Sabine Gabriel
Spaziergang durch das schöne Hof an der Saale
Während meiner vielen Aufenthalte im Fichtelgebirge habe ich auch immer wieder die Stadt Hof besucht. Da ich ja nun mal kein Auto habe, komme ich also am Hauptbahnhof an. Dort fällt mir als erstes eine Skulptur bzw. mehrere Skulpturen auf, die eine Art Daumenkino ergeben. Ein Mann klettert eine Holzsäule empor. Oben auf dieser Säule steht ein anderer Mann, der ihm die Hand hinunter reicht, um ihn hochzuziehen. Leider sind schon einige der Figuren verschwunden, aber es lässt sich immer noch erkennen, was diese auf den ersten Blick so gleichen Holzsäulen oder eher –latten darstellen sollen.
Hof ist ein Verkehrsknotenpunkt zwischen Ost und West, Nord und Süd. Es verkehren viele IC und ICE-Züge. Da die Strecke noch nicht elektrifiziert ist, die Strecke München – Berlin aber eine wichtige Strecke ist, wurden hier die ersten Diesel-ICE-Züge eingesetzt und schon zu Zeiten getestet, als man sie noch mit InterRegio-Fahrpreis benutzen konnte.
Das Bahnhofsgebäude selbst ist ein schönes altes Gebäude mit öffentlichen WC’s, Presse-und Buchlädchen, noch einem Fahrkartenschalter mit richtigen Menschen, also nicht nur Automaten, und einem wunderschönen Saal, in dem jetzt ein weniger stilgerechtes Bahnhofsselbstbedienungsbistro untergebracht ist, wo aber der Kaffee in Ordnung und das Personal sehr freundlich ist.
Der Bahnhofsvorplatz ist sehr modern, links vom Bahnhof ist eine kleine Post, gegenüber vom Bahnhof eine kleine Grünfläche mit Ruhebänken und Taubenschlag. Ich habe gehört oder gelesen, dass dies eine gute Methode ist, die Tauben, die oft zur Plage werden – vor allem auf Bahnhöfen etc. – ein wenig unter Kontrolle zu halten, und das scheint zu stimmen. Der Hofer Bahnhof ist doch weitgehend von Tauben und all dem Dreck verschont, den sie hinterlassen.
Normalerweise würde ich jetzt in die City von Hof gehen, aber beim letzten Mal, als ich da war, habe ich die Freiheitshalle gesucht, und hier führe ich Euch zuerst hin. Links vom Bahnhof kommt man also erst an der Post vorbei und dann an einer endlosen roten Mauer, hinter der sich alte Fabrikgebäude oder ähnliches verbergen, die alle einen ziemlich verlassenen Eindruck machen. Gegenüber sind schöne alter Häuser, wobei allerdings eines ein Erotikcenter ist. Die Bahnhofstrasse ist eine Allee und macht alles in allem einen etwas unheimlichen Eindruck …
An einer Stelle gibt es einen Weg in die Mauer, der wie ein U-Bahn-Eingang oder ähnlich wirkt. Das muss wohl der Zugang zu dem Steg sein, der über die Gleise führt und den man vom Bahnhof aus gut sehen kann. Ich wunderte mich immer, warum dort nur so wenige Menschen lang gehen – jetzt weiß ich es – hier in dieses Loch würden mich keine zehn Pferde kriegen!
Am Ende der Straße kann man dann unter den Schienen auf die andere Seite der Schienen gehen. Die Freiheitshalle ist auch beschildert – aber dann ist es nicht mehr klar, wohin genau ich mich wenden muss. Ich entscheide mich für die Straße, die ganz rechts lang führt, wo es auch zur A9 und zu McDonald’s geht. Diese Straße führt auf die Ernst-Reuter-Straße, eine furchtbar laute und hässliche Durchgangsstraße, wo dann sowohl die A9, wie auch McDoof, das Theater und die Freiheitshalle klar und deutlich beschildert sind. Endlos zieht sich der Weg bis dahin – und ich verstehe, warum die Menschen im Fichtelgebirge Hof als hässliche Stadt empfinden, wo sie nie und nimmer wohnen möchten. Ich kannte ja vorher nur den anderen Teil der Stadt …
Die Freiheitshalle habe ich nach endlosem Laufen dann gefunden. Sie ist ein schlichter Betonbau, quadratisch – praktisch – gut – wobei sich das „quadratisch“ dann eher auf die Quaderform als auf ein Quadrat bezieht.
Gegenüber steht ein hübscher und origineller Glasbau, der leider in all der Hässlichkeit gar nicht so recht zur Geltung kommt. Dieser Bau ist das Theater, das ein ganz ansprechendes Programm hatte. Das Theater steht schon auf einer Seitenstraße der Ernst-Reuter-Str., die wieder zu einer Eisenbahnbrücke führt, was mich hoffen lässt: die City ist nah. Also gehe ich unter der Brücke durch – es ist schon gleich viel stiller und idyllischer hier – und viele Wege führen nach Rom äh Hof-Innenstadt. Ich mache mich also auf den Weg und lande auch ungefähr da, wo ich hin wollte …
Dies zu meinem Ausflug in den hässlichen Teil der Stadt. Meine „idealer“ Spaziergang durch Hof sieht eher wie folgt aus:
Vom Bahnhof aus über den großzügig geschnittenen Bahnhofsvorplatz geht es geradeaus zur Saale. Direkt an der Saale liegt das Hof Bad. Ich war dort noch nicht zum Schwimmen, aber durch die große Glasscheibe kann man erkennen, dass es ein schönes Bad sein muss.
Am Saaleufer entlang kann man wunderschön spazieren gehen oder Rad fahren. Der Saaleradweg führt wohl von der Quelle bis zur Mündung in die Elbe immer am Ufer entlang.
Vom Uferweg aus gibt es mehrere Möglichkeiten, in die Stadt zu gehen, die ein wenig erhöht liegt. Außerdem gibt es einige Informationstafeln am Weg, die die Fische beschreiben, die in der Saale leben und die den Hochwasserschutz und die dafür vorgenommenen Umbauten erläutern.
Gleich hinter der Michaelisbrücke gibt es eine Besonderheit, die es nur in Hof und einmal noch in Kanada gibt, von wo aus ein Hofer Bürger diese Idee mit nach Hof gebracht hat: man steht auf einmal in einem Schilderwald bestehend aus Ortsschildern aus aller Welt, Autokennzeichen aus aller Welt und Plakaten von Prominenten mit Autogrammen. An einer Stelle wird man aufgefordert zu lächeln mit dem Hinweis, dass man gerade per Webcam online geht und von der ganzen Welt gesehen werden kann. Dieser Schilderwald ist der Hofer Fernwehpark oder Signs of Fame analog zur Hall of Fame in USA. Wer sehen will, wer gerade lächelt – oder auch nicht, kann das tun unter www.fernweh-park.de.
Hier befindet man sich auf einer grünen Halbinsel, die von der Saale umflossen wird. Es gibt eine Pferdekoppel und viel Grün halt. Nach ein paar Schritten trifft man auf die nächste Besonderheit: es stehen zwei gewellte Tafeln im Wasser mit merkwürdigen Schriftzeichen. Wenn man genau hin guckt, findet man die Lösung: im Wasser erkennt man den Schriftzug Wasser, der auf den Tafeln also in Spiegelschrift und auf dem Kopf erscheint.
Noch ein paar Schritte weiter geht es über eine Brücke in den Wald und auf mehreren kleinen Wegen ziemlich steil bergauf an einigen kleinen Aussichtspavillons vorbei. Dieser Wald ist aber kein Wald sondern ein Park, der schönste Park Deutschlands im Jahre 2003 und Park der Landesgartenausstellung von 1994.
Ich liebe diese Mischung aus Park und Wald – der Park ist wirklich wunderschön. Sein Name: Theresienstein wie die Villa, die dort oben steht und ein wunderschöner Restaurantbetrieb mit riesiger Terrasse ist, von wo aus man einen wunderschönen Blick über Hof hat. Außerdem gibt es in dem Selbstbedienungsbistro guten Kaffee und leckeres Essen zu günstigen Preisen.
Wenn man also auf der Terrasse ist, hat man es geschafft: der steile Anstieg liegt hinter einem, und für die wunderschöne Aussicht auf die Stadt haben sich die Mühen auch gelohnt. Hinter dem Haus fängt der Wald-Park oder Park-Wald aber erst richtig an. Es gibt so eine Art Naturlehrpfad, also an einigen Bäumen gibt es Tafeln, die die Bäume erläutern. Es gibt einige schöne Brunnen und kleine Tümpel mit Fischen und Fröschen und Libellen.
Wer sich ziemlich links hält, erreicht bald den Botanischen Garten mit Vielen Pflanzen und Erläuterungen, mit Brunnen, Teichen, Ruheoasen und einem schönen Rosengarten. Er ist nicht sehr groß aber sehr schön.
Als nächstes kommt man zum Zoo, der mehr eine Art Streichelzoo ist. Besonders interessant dort ist der geologische Garten, wo man Hof mit der Saale, den umgebenden Gebirgen und Gewässern stilisiert aufgebaut hat. Es wird genau die geologische Lage Hofs erklärt, das zwischen dem Frankenwald, wie der bayrische Teil des Thüringer Waldes heißt, dem Fichtelgebirge und dem Vogtland liegt. Die Berge sind ebenfalls stilisiert nachgebaut und enthalten Beispiele der Gesteine, die man dort findet. Bei jedem dieser Gesteinsbrocken gibt es eine Tafel mit Erläuterungen zur Geschichte und Beschaffenheit des Steins. So habe ich hier also erfahren, dass Marmor aus gepresstem Kalk entsteht, was ich vorher nicht wusste.
Im Zoo gibt es ein kleines Café mit Sonnenterrasse und Kinderspielplatz, wo man gemütlich Kaffee trinken und was essen kann, auch nicht zu teuer.
Weiter in den Park hinein gibt es eine Katzenskulptur, die man sich ansehen sollte. Von dort aus hat man auch einen schönen Blick Richtung Frankenwald. Dieser wird aber noch schöner, wenn man den höchsten Berg Hofs erklimmt, den Labyrinthberg, auf dem es eine kleine Ruine mit Aussichtsturm gibt.
Auf dem Rückweg kann man sich dann wieder ziemlich weit links halten und dem Hinweisschild zum Weisheitstempel folgen. Der Weisheitstempel ist ein kleiner Aussichtspavillon, der nichts mit Weisheit zu tun hat sondern seinen Namen von den Gebrüdern Weisheit hat, die ihn Anfang des 20. Jahrhunderts der Stadt Hof gestiftet haben. Dieser kleine Pavillon liegt sehr idyllisch im Grünen, und von hier aus hat man wieder einen schönen Blick auf Hof.
Zurück zur Villa, wo es wieder mehrere Wege abwärts gibt. Man sollte aber auf jeden Fall noch einen Blick auf die Löwenskulptur und den schönen Brunnen inmitten der Blumenrabatte werfen, bevor man den Park ganz verlässt.
Wir verlassen ihn nun nach rechts, gehen an ein paar Häusern vorbei und links über eine Brücke über die Saale. Auf der Brücke sollte man noch einmal nach links sehen zu dem romantischen Postkartenmotiv mit den alten, hübschen Häusern direkt am Wasser und dahinter nur das Grün des Theresiensteins.
Auf der rechten Seite befindet sich nun die kleine Hospitalkirche und dahinter das Museum Bayrisches Vogtland, das leider geschlossen hatte, als ich beim letzten Mal dort vorbei kam.
Noch ein paar Schritte weiter hat uns die Großstadt wieder. Wir gehen über die Ampel in die Fußgängerzone bzw. Richtung Fußgängerzone, Auf der rechten Seite befindet sich das malerische Rathaus, dessen Turm man besteigen und von dort die Aussicht über die Stadt genießen kann, was ich aber noch nie gemacht habe … Lediglich die Touristeninfo unten im Rathaus habe ich schon in Anspruch genommen.
Gegenüber vom Rathaus befindet sich die Michaeliskirche, die „leider“ evangelisch und damit fast immer verschlossen ist, allerdings mit Hinweis, dass man sich den Schlüssel im Pfarrbüro holen kann. Ich finde diese Kirche sehr faszinierend. Sie wirkt sehr schlicht, und ich könnte sie keinem Stil zuordnen, so einzigartig und originell finde ich sie. Die Türme sehen von unten bewohnt aus und sind durch eine Brücke miteinander verbunden. Die Außenfarbe der Kirche ist gräulich.
Anlässlich eines Orgelkonzertes war ich dann doch in der Kirche und war überwältigt von dem riesigen Altar aus dunklem Holz, der in ganz hellem Holz geschnitzt das letzte Abendmahl Christi zeigte. Die Figuren wirkten sehr lebendig und waren originell angeordnet, so dass alle Apostel und Jesus deutlich zu erkennen waren auf einer eher quadratischen Fläche. Über dem Abendmahl gab es noch eine kleinere Kreuzigungsszene auch in dem hellen Holz. Verzierungen unter dem Abendmahl waren in einem wärmeren Holzfarbton geschnitzt und enthielten auch kleine Figuren in dem ganz hellen Holz. Außerdem gab es noch Engel und Heilige an den Seiten. Die Form des Altars erinnerte mich an Gothik, habe aber weiter keine Informationen darüber gefunden.
Ebenso wirkte die Kanzel dunkel und mit spitz zulaufenden Verzierungen eher gothisch auf mich. Ansonsten wirkte die Kirche sehr hell und freundlich und auf eine angenehme Art schlicht. Die Wände waren weiß gestrichen und altrosa abgesetzt.
Es gab noch viele schöne, bunte Fenster mit Szenen aus der Bibel, nur wenige Scheiben waren durch schlichtes Glas oder moderne Kunst ersetzt worden.
Als Besonderheit möchte ich noch erwähnen, dass die Kirche drei Emporen hatte, wo sich auf einer davon eine wunderschöne Orgel befand. Die Orgelpfeifen waren zum Teil so angeordnet, dass sie ein dreidimensionales Bild ergeben, so eine Art Weg. Verziert ist die Orgel mit „goldenen Gardinen“.
Fazit: so eine Kirche habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen!
Wie ich später heraus fand, gibt es dort noch eine Besonderheit: die Kirche hat auch eine arabische christliche Gemeinde mit einem ägyptischen Pastor.
Wieder zurück in die Fußgängerzone, wo es einige schöne Brunnen gibt, ein preiswertes SB-Restaurant im Kaufhof, wo Kaffee und Kuchen in Ordnung sind, das Essen mir aber nicht so gut geschmeckt hat.
Ach ja: vorher kommt noch am Teddybärenmuseum vorbei. Das ist auf jeden Fall sehenswert mit all seinen Teddies und anderen mit viel Liebe gesammelten und ausgestellten Stofftieren. Im Café gibt es dann noch einen guten Kaffee. Das Museum befindet sich in alten Kellergewölben, die an sich schon sehenswert sind.
Fast am Ende der Fußgängerzone steht die katholische Marienkirche, die zum Glück immer geöffnet ist – also nachts wohl nicht … aber immer wenn ich da war. Von außen wirkt sie mit ihren Natursteinen am Turm fast wie Teil einer Burg. Der untere Teil ist gelb gestrichen, ebenso wie die glatten Flächen zwischen den Steinen am Turm.
Innen wirkt sie heiter mit ihren barocken(?) Haupt- und Nebenaltären. Sie ist hell und freundlich gestaltet mit viel Gold, was aber nicht überladen wirkt. Die Decke ist himmelblau gestrichen und soll wohl den Himmel symbolisieren.
Steht man vor der Kirche, geht es rechts zum Busbahnhof und zum Chat-Away, dem wohl einzigen Internetcafé in Hof, das mir nicht so sehr sympathisch ist.
Links an der Kirche vorbei befindet sich noch das letzte Stück der Fußgängerpassage und die kleine, evangelische St.Lorenz-Kirche, für die man wieder ein paar Schritte steil bergan laufen muss, was ich mir in Anbetracht der Tatsache, dass ev. Kirchen fast immer abgeschlossen sind, gespart habe. Von unten ist sie hübsch anzusehen, das reichte mir dann auch.
Noch einmal ins Verkehrsgewühl und dem Hinweisschild Richtung Bahnhof folgen, dann geht es durch „Klein-Istanbul“ – wie ich es so liebevoll nenne *g* - zum Bahnhof. Hier gibt es fast nur türkische Geschäfte, eine Moschee und einen Telefonladen, wo man auch das Internet nutzen kann, was ich aber noch nie gemacht habe …
Am Bahnhof ist dann unser Rundgang durch den schönen und malerischen Teil Hofs beendet.
Alles Liebe von Sabine
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.10.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).