Daniel Thame

Eines Elfen unwürdig

Eines Elfen unwürdig
eine Kurzgeschichte in der Welt Aventurien
geschrieben von Daniel Thame



Der Wind strich sanft über die Eichen des kleinen Wäldchens nahe Norburg.
Die Vögel trällerten ein leises Lied und die anderen Tiere des Wäldchens gingen ihren Pflichten nach. Er strich nun schon stundenlang durch dieses Wäldchen. Er hatte kein Ziel, er ging dorthin wohin seine Füße ihn hintrugen. Und da seine Füße zur Zeit in dem Wäldchen bleiben wollten war er schon so lange dort. Zur Zeit lag er auf einer Moosfläche an einer großen Eiche gelehnt und lauschte den Klängen der Natur. Silvantas entspannte sich völlig und ließ seine Sorgen hinter sich. Endlich einen Moment Ruhe vor seinen ewigen Dämonen.
Es war schon fast zu ruhig und tief in seinem inneren wußte er, daß es nicht lange so bleiben würde. Und kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende geführt, flogen auch schon die Vögel davon und der Wald rings um ihn wurde plötzlich lebendig. Alles Leben rannte aufgescheucht davon. Sil (so nannten ihn seine wenigen Freunde) stand langsam und gemächlich von seinem Plätzchen auf, als just in diesem Moment ein großer Schatten über ihn fiel. Als Sil sich die Ursache näher anschauen wollte huschte der Schatten zur Seite und Sil war für einen Augenblick, durch die plötzlich wieder hell scheinende Sonne geblendet. “Nun, nun! Was macht denn ein Wanderer in diesem Wald?“ Die Stimme klang rau und nicht freundlich. Aber das war Sil gewöhnt. Gerade als sich seine Sicht wieder klärte und nur noch vereinzelte Schlieren seine Sicht trübten, erklang die Stimme erneut: “Ich frage mich was ein einzelner Mensch so allein hier tut? Es muss doch ziemlich einsam hier sein. Es sei denn der Herr versteckt sich vor jemandem? Das wird’s wohl sein. Na da hab ich ja n schönen Fang gemacht. Da werden sich unsere Büttel aber freuen.“ Mit diesen Worten wurde Sil am Kragen gepackt und in die Höhe gezerrt. Sil versuchte gerade sich zu sammeln und eine gerechte Antwort auf die Beschuldigungen zu finden, als er auch schon einen dumpfen, betäubenden Schlag in seine Rippen verspürte. “Ach Entschuldigung tat das weh?“
Die Stimme klang voller Hohn. Sil wurde abermals am Kragen gepackt und noch höher gezerrt. Feuchter, stinkender Atem flog ihm ins Gesicht. Jetzt endlich konnte er einen Blick auf sein Gegenüber erhaschen: Der Kerl der ihn so unsanft hielt war ungefähr so groß, breitschultrig und behaart wie ein Orklandbär. Und dieser Gestank. Sil musste sich beherrschen nicht in Ohnmacht zu fallen. Nur eine Stelle, so schien es ihm jedenfalls, in seinem Gesicht war nicht behaart: Eine tiefe hellrosafarbene Narbe zog sich durch das Gesicht. Der Mann hatte einen gefährlichen Gesichtsausdruck. Im Moment grinste der Kerl Sil mit seiner lückenhaften und verfaulten Zahnpracht höhnisch an. Der Kerl hielt es für nötig seinen Worten auch Spucke folgen zu lassen.Mitten in Sil`s Gesicht: “Wenn ich’s mir recht überlege. Warum sollte ich dich Abschaum zu den Bütteln bringen, wenn ich dich doch hier auf der Stelle erledigen kann.“
“Na toll“, dachte Sil, “Warum muss ausgerechnet ich immer an die Verrückten geraten?“
Sagen tat er allerdings: “Einen Moment mal, der Herr. Ihr befindet euch offensichtlich in einem Irrtum. Ich habe nichts unrechtes getan. Ich habe hier nur eine kleine Rast eingelegt. “Da traf ihn auch schon wieder ein Schlag. Diesmal mitten auf seine Nase. Blut spritzte und er vernahm ein leises knacken, welches zweifellos das seiner gebrochenen Nase war. Eine Explosion an Farben flackerte vor seinen Augen auf und ein stechender Schmerz durchzog seinen Kopf. Zu allem Überfluss hatte dieses Abbild eines Bären ihn wohl losgelassen und er prallte mit dem Hinterkopf gegen die Eiche. Er konnte sich nicht entscheiden welche Schmerzen nun wohl schlimmer waren. Doch er hatte Glück im Unglück und fiel auf den Moosboden. “So du götterverfluchtes Mistschwein, jetzt bin ich dran“, waren die Gedanken die ihm durch den Kopf gingen. Doch egal was er auch geplant hatte, bevor er auch nur die geringste Bewegung gemacht hatte, traf ihn ein harter Stiefel in seine Rippen. Wieder diese vielen Farben vor seinem, inzwischen leicht vernebeltem, Geist. Er hörte erst ein, dann zwei Rippen brechen und eine weitere Welle des Schmerzes durchzog seinen Körper. In diesem Moment spürte er die schöne Verlockung der Ohnmacht. Wie einfach wäre es doch, würde er in Ohnmacht fallen. Keine Schmerzen mehr. Aber der Teil seines Gehirns der noch arbeitete schrie, dass er wach bleiben müsse, da er sonst mit Sicherheit totgeprügelt werden würde und anschließend in Borons Hallen aufwachen würde. Also nahm er noch einmal alle Reserven zusammen und murmelte einige Worte. Er hielt seinen Finger in die Richtung aus der die Angriffe kamen. Er spürte schon das altbekannte kribbeln in seinem Körper, das langsam annahm und immer heftiger wurde. In seinem Bauch entstand eine große wärme und eine Kraft von solcher Macht, dass sie einfach rausmusste. Ein Gefühl der Ekstase durchflutete seinen Körper die so schnell wieder weg war wie sie gekommen war. Aus seinem Finger, der auf den “Bär“ deutete schoß ein gleißender Energiestrahl der den Angreifer in mitten seiner Magengrube traf. Der Kerl blieb fassungslos stehen, als ob er seinem Körper nicht glauben wollte welche Schmerzen ihn durchfluteten. Dann brach er wie vom “Blitz“ getroffen zusammen. Kleine Rauchwölkchen stiegen von dem Kerl herauf. “So du Mistkerl, das hast du davon, wenn du dich mit mir anlegst.“ Sil lächelte etwas, was aber Erstaunen wich als er auf einmal das klatschen von Händen vernahm. “Bravo, hast dich ja gut geschlagen. Konnte ja keiner wissen was du so draufhast. Vielleicht können wir dich noch mal brauchen!“ Diese Stimme war eindeutig weiblich, doch auch sie hörte sich nicht freundlicher an.
“Bei allen Zwölfen, nicht noch so ne Verrückte“, ging Sil durch seinen immer noch hämmernden Schädel. Er wollte sich zu seinem Gegenüber rollen, um festzustellen wer ihm nun Schwierigkeiten machen wollte, da spürte er abermals einen wuchtigen Hieb mit irgendeinem schweren Gegenstand. Das war selbst für ihn zuviel und er entschwand in die Ohnmacht.

“Sil? Sil! Hey Sil geht es dir nicht gut? Was ist los mit dir?“
Sil öffnete langsam seine Augen. Leichter schmerzverzerrter Nebel schwob vor seinen Augen. “Wer hat das gesagt?“, fragte er sich. Er konnte sich genau erinnern eine Stimme gehört zu haben.
“Na endlich wachst du auf. Du hast dir ja böse den Kopf angeschlagen. Wie geht’s dir? Vermutlich hast du wieder ne dicke Beule. Und Mama hat dir immer gepredigt, dass du dich nicht mit denen einlassen sollst. Aber nein, du hörst ja nicht auf Mama!“
Sil war wie betäubt. Was hatte diese Stimme gesagt? MAMA? Aber was hatte das zu bedeuten? Das letzte an das er sich erinnern konnte, war ein harter Schlag auf den Kopf.
“Du weißt doch genau, dass die anderen doof sind. Warum versuchst du auch immer wieder mit denen zu spielen? Ich find die eh doof, nur weil du spitze Ohren hast hacken die auf dir rum. Ich find deine Ohren eher lustig! Hi, hi!“
Da war es, dieses verschmitzte lachen. Dieses Lachen würde er nie vergessen. Es war das süßeste was er je gehört hatte. Aber nein das konnte nicht sein. Seine Schwester war doch.... .
Da zuckte ein tiefer, dumpfer Schmerz in seiner Brust auf. Dieser Schmerz war nicht körperlich, es war dieser Schmerz den er nie wieder spüren wollte. Doch bei dem Gedanken an seine Schwester.....
“Na was ist nun großer Bruder? Kommst du mit zu Mama, oder willst du im Dreck liegen bleiben?“
Sil schwirrte der Kopf. Wie zum Teufel konnte sich seine verstorbene Schwester mit ihm unterhalten? Oder war er gar schon in Borons Hallen? Nein, dafür war das alles zu echt.... oder erlaubte sich da jemand einen makaberen Scherz?
“Was ist nun Sil, kommst du?“
“Hör auf! Las mich! Du bist nicht meine Schwester! Wer bist du? Was willst du?“
Plötzlich verschwamm alles vor seinen Augen und er hatte das Gefühl unendlich tief zu fallen. Dann erscholl auf einmal eine bekannte Stimme: “Was bei allen Zwölwen faselt dieser Bastard da? Hey Bernson, du hättest ihm vielleicht nicht so derbe drannehmen sollen!“
Diese Stimme.... er kannte sie, aber woher? Da erklang eine andere bekannte Stimme, diese war männlich: “Nicht so hart rannehmen? Ich hätte ihn sofort zerquetschen sollen und nicht auf deinen bescheuerten Plan hören sollen!“
Nun fiel es ihm wieder ein: Der Wald, der Kampf, die Niederlage, der Schmerz und die Ohnmacht. Das war diese verfluchte Drecksbande.
“Dann war alles nur ein Traum? Muss wohl!“ ,dachte Sil. “Also nichts weiter als meine verfluchte Vergangenheit.“
Er öffnete langsam seine Augen, da sie sich erst wieder an Licht gewöhnen mussten. Er saß gefesselt nicht aber geknebelt in einer Art Höhle. Fackelschein erhellte die Höhle nur teilweise, so dass einige Stellen der Höhle unbeleuchtet waren. Man hatte ihn bis aufs letzte Hemd alles genommen was er gehabt hatte. Nun ja es war ja nicht besonders viel gewesen:
Ein paar Silberstücke, seinen Lederwams, sein Kurzschwert und was das schlimmste war seine Panflöte.
Besser gesagt, die seiner Schwester. Langsam stieg Wut in ihm auf. “Diese verfluchten Dreckssäcke hätten sich alles nehmen können, aber nicht diese Flöte. Phex warum hast du nur immer diese Prüfungen für mich. Ist es nicht langsam genug?“
“Hey Spitzohr, endlich aufgewacht?“ Eine Männerstimme sprach. Es war dieser Hüne, der ihn im Wald angegriffen hatte. “He, verdammt noch mal, Ich rede mit dir. Oder bist du dir zu schade um mit uns zu reden?“ Er kam näher zu Sil und hob ihn mit einer Hand auf. “Na was is jetzt du kleiner Scheißer?“ Er holte zum Schlag aus und Sil bereitete sich geistlich schon wieder auf die Explosion der tausend Farben in seinem Kopf vor. Doch bevor ihn der Schlag erreichte erklang wieder diese weibliche Stimme: “Bernson, halt. Was denkst du tust du da? Meinst du tatsächlich, dass wir noch einen akzeptablen Preis für ein zermatschtes Gesicht bekommen? Da kann er noch so elfisch oder magisch sein wie er will. Also sei so gut und las ihn runter.“ Sil wurde mit einem Satz durch die halbe Höhle geschleudert. Er kam ziemlich unsanft auf dem harten Boden auf und zusätzlich zu seinen eh schon ramponierten Knochen brach wohl noch sein Schlüsselbein. Doch das war inzwischen auch schon egal. Der Kerl sagte nur zu der Frau: “Du hast nicht gesagt wie.“ Zu Sil meinte er: “Das war für die Sache im Wald.“ Nachdem die erste Woge des Schmerzes über Sil geschwappt war fragte Sil: “Was oder wer seid ihr eigentlich? Eine dreckige Bande von Sklavenjägern?“
“Nun ja,“ die Frau sprach, “Mein Name ist Ariane und wie du sicherlich schon vernommen hast das hier ist Bernson mein Partner. Und zu der Anschuldigung dass wir dreckige Sklavenjäger sein sollen, dreckig vielleicht aber keine Sklavenjäger. Wir sind freiberufliche Leute die ihre Fähigkeiten jedem anbieten dessen Geldbeutel genug gefüllt ist.“ “Also habe
ich es mit Söldnerpack zu tun,“ dachte Sil bei sich. “Doch da wir zur Zeit etwas knapp bei Kasse sind, musst du halt herhalten. Not macht halt erfinderisch.“ Bei diesen Worten fing Sil herzhaften zu lachen. Sil bekam sich nicht mehr ein. Bernson schaute ziemlich argwöhnisch in Arianes Richtung. Diese erwiderte seinen Blick mit einem verständnislosem Kopfschütteln.
Es dauerte eine Weile bis Sil sich wieder gefangen hatte. Tränen vom Lachen und des Schmerzes rannen sein Gesicht hinunter. Bernson machte Anstalten sich zu Sil hinzubewegen, doch bevor er dort ankam sprach Sil: “Bei allen Zwölwen, ihr denkt doch nicht im Ernst daß ich euch nur einen müden Heller einbringen werde? Falls doch seid ihr nicht die großen Söldner für die ihr euch ausgebt.“ “Wenn du nicht sofort dein verfluchtes Maul hältst, muss ich dich wohl zum Schweigen bringen!“ Mit diesen Worten ging Bernson auf Sil zu. “Du kannst mich so oft schlagen wie du willst, ich bin schlimmeres gewohnt.“ Sil wandte sich an Ariane: “Bevor dieser Hornochse mich hier zu Brei schlägt möchte ich dir etwas sagen. Da du wenigstens den Anflug von Menschenverstand besitzt wirst du wohl verstehen was ich dir zu sagen habe: Wenn du mit so etwas wie mir auf einem Sklavenmarkt erscheinst oder mich einem Sklavenhändler zum Kauf anbietest so wirst du nie wieder in deiner Söldnerlaufbahn ernst genommen werden. Glaube mir.“ Bernson holte in diesem Moment zum Schlag aus, da erscholl ein eindringliches “Warte“ von Ariane. Bernson schaute über seine Schulter und betrachtete Ariane mit einem vorwurfsvollem Blick. “Ariane, was im Namen der Niederhöllen hast du jetzt schon wieder? Lässt du dich etwa von dem Spitzohr einwickeln?“ Mit einem Seitenblick zu Sil bemerkte er noch zusätzlich: “Ich bin sowieso der Meinung wir sollten den Scheißer einfach abmurksen. Niemand ist so viel Wert, wie der uns schon an Streß gekostet hat.“ “Bernson, halt für einen Moment mal deine Klappe.“ Sie wendete sich an Sil: “Was meinst du mit dem was du gesagt hast? Erläutere mir das bitte?“
“Na bitte sie hat angebissen, jetzt nur keinen Fehler machen“; dachte Sil bei sich. Laut antwortete er: “Nun schau mal. Für was hältst du mich? Für einen Elfen nehme ich einfach mal an, nicht wahr? Nun wäre dem so, so würde ich in der Tat einen guten Preis bringen. Doch hast du jemals einen Elfen mit Bartwuchs gesehen? Nein? Ich schätze mal du hast noch nie in deinem leben einen echten Elfen gesehen, nicht wahr? Nun las dir gesagt sein: Elfen haben keinen Bartwuchs! Ja in meinen Adern fließt Elfenblut, doch fließt es mit Menschenblut zusammen. Ja ich bin ein Halbelf. Ein Bastard wenn ihr so wollt. Und was würde euch ein Bastard auf dem Sklavenmarkt bringen? Ihr wäret für euer restliches Leben gebrandmarkt als Idioten. Ihr würdet euch nur lächerlich machen, denn solch ein Malheur verbreitet sich wie ein Buschfeuer. Also entscheidet selbst welchen Nutzen ich für euch habe.“ Ariane sah Sil ungläubig an. In ihren unergründlich tiefen Smaragdaugen sah Sil Zweifel, das war alles worauf Sil gewartet hatte. Er hatte den Köder ausgeworfen und der Fisch hatte angebissen, nun brauchte er die Angel nur noch einholen und er war frei. Sil lächelte innerlich.
Ariane kam gemäßigten Schrittes auf Sil zu und ging kurz vor ihm in die Hocke. Sil konnte nun ihren angenehmen Körperduft wahrnehmen, sie roch irgendwie wie eine Wiese voller Wildblumen. “Wie kann eine solche Frau so wunderbar duften“, waren Sils Gedanken. Sie schaute Sil tief in seine Augen, was Sil unangenehm war. “Sag sprichst du auch die Wahrheit?“ Sil verspürte wie etwas versuchte ungeladen in seinen Geist einzudringen. Automatisch baute er eine Barrikade gegen den ungebetenen Gast auf. Die fremde Macht wurde immer stärker, bis Sils Wiederstand dann doch endlich brach. Ariane lächelte zufrieden. “Nun es ist erstaunlich, dass du mir so lange Widerstand leisten konntest. Doch zu guter Letzt war es umsonst. Und nun sag mir die Wahrheit: Stimmt das was du mir sagtest?“ Sil wurde ganz und gar von ihren Augen gefangengenommen, ohne es zu wollen sprach er: “Es ist die Wahrheit. Ich bin tatsächlich ein Halbelf und ihr würdet für mich nicht viel bekommen. Mein ganzes Leben ist nicht mal einen müden Heller wert.“ Ariane zog sich aus Sils Geist zurück. Sil war wieder er selbst.Ariane stand auf und schaute Sil mit schief gelegten Kopf an. Sie fragte ihn: “Nun was sollen wir deiner Meinung nach mit dir tun? Überleg dir gut was du antwortest, denn wie du weißt bist du für uns ohne Wert. Wir haben dein Leben in unserer Hand.“ Ihre Lippen verzogen sich zu einem schmalen Grinsen. Sils Gedanken überschlugen sich mit einem Mal: “Na toll, mein Versuch ist nun nach hinten losgegangen. Was soll ich nur tun, damit mich diese Irren freilassen? Denk nach Sil, du hast dich schon aus ganz anderen Situationen befreit. Dann werden diese beiden doch wohl kein Problem darstellen. Wenn ich nun..... vielleicht funktioniert es damit!“ Sil wand sich an Ariane und sprach: “Nun obwohl ich mir darüber im klaren bin, dass ich nicht in der perfektesten Situation bin um zu verhandeln, möchte ich doch einen Vorschlag machen: Wie ihr ja gesehen habt und auch gespürt“, Sil riskierte einen Seitenblick auf Bernson, der von dem Kommentar nicht sonderlich entzückt war, “bin ich als Kämpfer nicht unbedingt unbegabt. Ich biete euch folgendes an: Ich trete in euren Dienst und stelle euch meine Klinge zur Verfügung. Und soweit es mir möglich ist auch meine arkanen Künste. Mein Dienst soll so lange dauern bis ihr eine angemessene Entschädigung für mich bekommen habt. Wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt kostet mich dieses Angebot einiges an Überwindung, doch in Anbetracht meiner derzeitigen Lage ist mir mein Leben lieber als mein Stolz. Also, was sagt ihr?“ Bevor Ariane den Hauch einer Chance hatte sich dazu zu äußern brüllte Bernson los: “WAS, ich soll mit diesem verfluchten Bastard auf einer Seite kämpfen? Niemals! Vorher stirbt dieser kleine Scheißer.“ Bernson verschluckte sich beinahe an seinem eigenem Speichel, sosehr regte er sich über die Anmaßung des “Bastards“ auf.Ariane erwiderte auf diesen Wutausbruch nur ganz trocken: “Reg dich ab Bernson. Nun gut Halbelf, dein Vorschlag ist nicht so übel. Aber warum sollte ich dir trauen? Nun bevor du nun etwas sagst akzeptiere ich deinen Vorschlag. Aber sei gewarnt: Sollte ich nur den Hauch einer Ahnung haben daß du uns angelogen hast stirbst du. Und glaube mir, ich bin in der Lage dich zu töten egal wo du bist. Verstanden?“ Da Sil in keinster Weise an Arianes Worten zweifelte fing er an breit zu grinsen und antwortete: “Jawohl meine teuerste!“ Ariane zückte ein Messer und durchschnitt Sils Fesseln. “Also gut und darf man nun fragen wie du heißt?“ Sil rieb sich ersteinmal seine Gelenke um die Durchblutung wieder zu fördern. Er erwiderte: “Mein Name lautet Silvantas, aber nennt mich einfach Sil.“ “Also, schön Sil willkommen an Bord“, sie reichte Sil ihre Hand. Sil nahm sie entgegen und kam so wieder auf die Beine. Er war noch leicht taumelig auf den Füßen, da seine Beine noch taub waren. Doch überraschender Weise kam Bernson und bot ihm einen Arm als Stütze an. Sil, der nicht richtig wußte was er davon halten sollte nahm mit einem kurzen zögern die Geste dankend an.“ Da nun alles geklärt scheint, werde ich mich mal ein wenig draußen umsehen. Mal schaun ob uns etwas in eine unserer Fallen gegangen ist.“ Mit diesen Worten wandte sich Ariane zum Ausgang hin und verschwand.Kaum war Ariane verschwunden spürte Sil ein heftiges Drücken an seinem Arm. Er schaute zu Bernson dessen Gesicht nun unmittelbar vor seinem war. Abermals schlug ihm fauliger Atem ins Gesicht. Bernsons Gesicht hatte sich verfinstert, er packte noch fester zu und zischte Sil entgegen: “Nicht dass du glaubst ich würde alles vergessen haben. Du bist für mich immer noch der selbe Bastard der du vor ein Paar Minuten noch warst. Eins lass dir gesagt sein: Egal wie nett ich dich in Arianes Gegenwart auch behandeln mag, sollte es tatsächlich dazu kommen daß wir dich und deine Klinge in einem Gefecht benötigen, so wirst du im Eifer des Gefechts als erster niedergestreckt. Und zwar von mir!“ Nun lachte Bernson ihm unverhohlen ins Gesicht, so dass Sil dessen verfaultes Gebiß sah. Hätte Sil vor kurzem etwas gegessen, so wäre es ihm mit Sicherheit nun wieder hochgekommen. Stattdessen kam ihm nur seine Magensäure unangenehm hoch. Doch Sil beherrschte sich und zwang sich zu einem sarkastischem Lächeln. Er erwiderte voller Ironie: “Ich wäre vorsichtig mit dem was du sagst Bernson. Denn so wie es mir scheint hat Ariane Gefallen an mir gefunden. Anders jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen warum sie mich hat leben lassen. Ich kenne diesen Typ Frau wie sie. Wäre ich für sie ein ganz normaler Tagedieb, so wäre ich nicht frei gekommen. Und außerdem hat sie mir zugezwinkert.“ Sil hatte anscheinend den richtigen Punkt gefunden um Bernson eins auswischen, denn während Sil sprach veränderte sich Bernsons überhebliches Grinsen in einen gequälten Gesichtsausdruck. Sil lachte nun seinerseits Bernson triumphal ins Gesicht. Da veränderte sich Bernsons Gesicht in eine wutverzerrte Grimasse. Das nächste an das sich Sil erinnern konnte war wieder einmal eine Explosion des Schmerzes in seiner Magengrube. Das selbstgefällige Grinsen wich Schmerzensschrei. Immer noch benebelt kam Sil wieder zu sich. Er lag neben Bernson der abfällig auf ihn herab sah. “Das war für deine Unverschämtheit. Sei dir sicher das dieser Kommentar deinerseits noch weitere Folgen haben wird. Gerade dann wenn du es am wenigsten erwartest. Ach, bevor ich es vergesse: Ein Wort über diesen bedauerlichen Zwischenfall zu Ariane und du wirst deines Lebens nicht mehr froh. Haben wir uns verstanden Bastard?“ Sil nickte nur benommen. “Na also, geht doch. Lass mich dir aufhelfen Freund!“ Bernson hob Sil mit einer Hand auf seine Beine. Sils Magengrube verkrampfte sich erneut, doch er ließ sich nichts anmerken. Diesen Triumph wollte er Bernson nicht gönnen. “Warte nur ab du überdimensionales Riesenrindviech. Ich werde dir alles zurückzahlen. Und zwar auf meine Art.“ ,waren Sils Rachegedanken, sofern er überhaupt klare Gedanken fassen konnte.

Ariane durchstreifte schon seit geraumer Zeit den Wald ohne Erfolg. Sie war ohnehin mit ihren Gedanken woanders. Sie dachte über diesen Elfen, nein Halbelfen, nach. Was war nur in sie gefahren? Normalerweise hätte sie diesem Bastard gar nicht erst zugehört. Sie hätte ihn kurzerhand getötet. Aber irgend etwas an ihm war anders, das hatte sie von Anfang an gemerkt. Und als sie dann noch in seinen Geist eingedrungen war und er ihr solch einen Widerstand entgegenbrachte, war sie fest davon überzeugt gewesen daß er nützlich sein könnte. Ja genau das war es gewesen, sie hatte ihn als nützlich eingestuft. “Und falls ich mich doch irren sollte, kann ich ihn immer noch abmurksen.“ ,ging ihr durch den Kopf. Sie grinste zufrieden. Mit einem Mal schrak sie zurück. Wie aus heiterem Himmel stand ihr nun ein hochgewachsener Mann gegenüber. Er sah sie aus seinen grauen Augen kühl an und stand regungslos vor ihr. Nachdem sie den ersten Moment der Überraschung überwunden hatte, stieg Wut in ihr auf. “Was soll denn das, verflucht? Wer bist du? ...Ach was kümmerts mich? Geh mir aus dem Weg,“ fauchte sie ihn an. Sie machte Anstalten weiterzugehen, doch der Mann wich keinen Zentimeter zurück. Sie blieb abermals stehen. Inzwischen kochte sie vor Wut. “Sag mal, stehst du auf deinen Ohren? Oder bist du einfach nur zu blöde? Ich hab gesagt verzieh dich!“ Der Mann erwiderte mit einer eisigen Stimme: “Und was gedenkt ihr zu Unternehmen wenn ich nicht vor euch weiche?“ Er schaute sie abermals mit einem eisigen Blick an. Erst jetzt bemerkte sie seine mandelförmigen Augen und seine spitz zulaufenden Ohren. Er war ganz in schwarzer Lederkleidung, die sich eng an seinen Körper legte, so dass seine sehnigen Muskeln sich abzeichneten, gehüllt. “Na klasse noch so`n Spitzohr“, dachte sie sich. Antworten tat sie: “Was ich machen will? Na was denkst du denn? Oder glaubst du vielleicht das Schwert an meiner Seite ist ein Spielzeug? Und jetzt meine letzte Warnung:
Geh mir aus dem Weg, Elf.“ Doch der Elf bewegte sich abermals kein Stück und meinte nur kühl: “Seid ihr euch so sicher, dass ihr euer Schwert gegen mich einsetzen könnt?“ Ariane verstand nicht ganz. Was für ein Spiel dieser verfluchte Elf auch spielen mochte, es war Zeit dem ein Ende zu setzen. Blitzschnell hielt sie ihre Klinge in der Hand und holte zum Schlag aus. Doch ihre Klinge sollte ihr Ziel nie erreichen. Mitten in der Luft hielt ihre Klinge an und nicht nur ihre Klinge. Ihr ganzer Körper erstarrte mit einem Mal. Nun lächelte der Elf und Panik stieg in Ariane auf. Sie wollte fluchen, doch selbst ihre Zunge gehorchte ihr nicht mehr. Ihr war klar, dass sie nun in der Falle saß. Der Elf fing an zu lachen. Ja er lachte sie aus. “Wie töricht ihr doch seid. Dachtet ihr ernsthaft ich hätte vor eurem kleinen Spielzeug Angst? Ich habe schon viele wie euch gesehen... und auch vernichtet. Doch habt keine Angst, ich bin nicht gekommen um euch zu töten. Jedenfalls noch nicht. Ich möchte euch nur einen guten Rat geben. Wie mir bekannt ist, habt ihr einen Halbelfen namens Silvantas gefangengenommen. Nicht war?“ Er unterbrach seinen Monolog und schaute sie erwartungsvoll an. Kurze Zeit später begann er weiterzureden: “Ach ja ich vergaß, ihr könnt mir ja zur Zeit keine Antwort geben. Nun ja zurück zu meinem Anliegen: Wegen besagtem Elfen. Ich gebe euch den Rat: Lasst ihn am Leben, oder ihr werdet es bereuen. Silvantas muss leben damit er seine Bestimmung erfüllen kann. Denn seine Bestimmung ist es durch meine Hand zu sterben und nicht durch eure oder eine sonstige. Da ihr euch nun mal in meine Angelegenheiten eingemischt habt, könnt ihr mir genauso gut von Nutzen sein.
Ihr werdet Silvantas auf seiner Reise begleiten. Ihr werdet an seiner Seite sein und nicht mehr von der Selbigen weichen. Ihr werdet von nun an sozusagen sein Kindermädchen sein und auf ihn aufpassen. Denn für mich ist es außerordentlich wichtig, dass er noch lebt wenn wir uns begegnen. Nicht dass ihr mich falsch versteht, dies ist keine Bitte an euch“, er lächelte sie an, “Es ist ein Befehl. Ihr seid dringend beraten euch diesem nicht zu wiedersetzen, ansonsten sehe ich mich gezwungen euer Leben und das eurer Tochter zu verkürzen!“ Ariane packte gleichermaßen Entsetzen und Unverständnis. Wie konnte dieser Hurensohn über ihre Tochter Bescheid wissen? Sie war noch nicht einmal geboren. Das Gesicht von dem Elfen wurde spöttisch als er ihre tiefe Verzweiflung in ihren Augen sah.
“Überrascht? Ja ich weiß von eurem ungeborenem Kind, das derzeit noch in euch heranwächst. Fragt euch nicht woher ich es weiß, es würde euren Verstand bei weitem überfordern es zu verstehen. Also, lasst es. So wie ihr mich anschaut beginnt ihr mich aus tiefstem Herzen zu hassen. Gut so, Hass ist die stärkste Macht aus der man Kraft schöpfen kann. Ihr möchtet mich nun am liebsten töten nicht wahr? Nun ihr sollt eure Chance bekommen, wenn ihr meinen Rat befolgt werden wir uns wiedertreffen. Bis dahin müsst ihr euch noch etwas gedulden.“ Mit diesen Worten verwandelte er sich vor ihren Augen in einen Habicht und flog von dannen. Mit einem Mal war sie wieder frei und ihr erstarrter Schlag sauste nutzlos hernieder. Sie sah dem Habicht nach und schrie ihm hinterher: “Du Sohn einer schmierigen billigen Hure. Niemand wagt es ungestraft sich mir in den Weg zu stellen. Das wirst du büßen du verdammter Bastard.“ Als der Habicht außer Sichtweite war verstummte sie und fiel auf ihre Knie. “Du verfluchter Bastard. Mögen dich alle Dämonen aus den Niederhöllen holen.“ Sie wurde immer leiser bis es nur noch ein Flüstern war. Dieses Flüstern wurde zum Schluchzen und daraus wiederum wurde Weinen.

“Wo nur Ariane bleibt?“ Bernson lief nun schon seit ca. einer Stunde unruhig hin und her. Mit Sil hatte er seit dem kleinen Vorfall nicht ein Wort mehr gewechselt. Er hatte ihm nur gelegentlich einen bösartigen Blick zugeworfen. Sil hatte seinerseits nicht versucht ein weiteres Gespräch mit Bernson zu führen, da er (seiner Meinung nach) schon genug gebrochene Knochen hatte. Und er war nicht auf weitere Brüche aus, bei weitem nicht. Nun saß Sil still mit dem Rücken an der Wand auf dem Boden und versuchte zu dösen. Dies wurde allerdings durch das unruhige hin und herlaufen von Bernson und dessen unablässigen Kommentaren vereitelt. Sil blinzelte gelegentlich in Bernsons Richtung und vergewisserte sich, dass Bernson nicht auf die Idee kommen würde seinem Groll an Sil auszulassen. Bernson machte sich sichtlich Sorgen um Ariane. “Wie die beiden wohl zueinander stehen? ...Ach was geht’s denn mich an? Hey vielleicht ist Ariane ja tatsächlich etwas passiert. Das würde mir recht gelegen kommen. Sobald ich mich wieder fitt genug fühle müßte ich mich dann nur noch um Bernson kümmern. Das hab ich ja schon einmal geschafft.“ Sil schaute Bernson erneut an. Dieser fluchte in diesem Moment wieder: “Wo bei allen verfluchten Gehörnten steckt sie. Sie sollte doch inzwischen Alt genug sein um auf sich selbst aufzupassen. Verdammt!“ Sil dachte: “Aber andererseits, wenn Ariane nicht zurückkehrt verspeist der mich als Abendbrot. Nicht gerade die tolle Aussicht. Vielleicht sollte ich mir schon einmal einen weiteren Plan ausdenken wie ich diesen Ochsen überlisten könnte falls... ja falls Ariane nicht wieder hier auftaucht. So oder so, keine rosigen Aussichten. Tja Sil da bist mal wieder in etwas hineingeschliddert, da komm ich dieses mal nicht so leicht raus.“ Sil brach seine Gedanken ab da er vor der Höhle Schritte hörte. Bernson schien nichts bemerkt zu haben. Er ging immer noch wie vom flinken Difar getrieben auf und ab. Sil erhob sich und wartete. Eine Person trat in die Höhle und fing an zu reden: “He Bernson, was verflucht noch mal keifst du hier die ganze Zeit so rum? Man hört dich mindestens eine Meile weiter im Wald. Wenn du so weiter tönst dann können wir dieses Versteck gleich den Gardisten zeigen und uns selber anklagen.“ Es war Ariane. Sil begann zu lächeln. Ihm gefiel es wie Ariane in ihrem Zorn mit Bernson umging. Aber noch besser gefiel ihm die Reaktion von Bernson auf dieses Donnerwetter. Er stand regungslos in der Höhle und gaffte sie unverhohlen mit offenem Mund an. Ein Zwerg dessen gesamter Reichtum sich vor dessen Augen in einen Haufen Scheiße verwandelte, könnte nicht dümmer schauen, fand Sil. Es dauerte jedoch nicht lange da hatte Bernson seine gewohnte Maske wieder aufgesetzt und nun fing wiederum er an sie anzukeifen: “Sach ma spinnst du jetzt komplett? Ich steh hier, warte auf dich und frag mich wo du eigentlich die ganze Zeit steckst, da mein Magen schon verrückt spielt und da kommt das Fräulein und schnauzt mich an? Sach ma ich glaub mich tritt n Tralopper. Wo verflucht noch eins hast du gesteckt?“ Sil musste sich die ganze Zeit schon einen herzhaften Lacher verkneifen, da ihm klar war das dies nicht der richtige Zeitpunkt dazu war. Ariane setzte zu einer heftigen Erwiderung an, überlegte es sich wohl doch anders und ging kaltschnäuzig an Bernson vorbei ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Das Gesicht von Bernson wurde mit einem Mal krebsrot und seine Halssehnen traten hervor. Er wollte wohl irgend etwas sagen doch es kamen nur ein paar unvollständige Sprachfetzen raus und ein übertriebenes Grunzen. Da platzte es aus Sil heraus: Er begann aus voller Brust zu lachen und im gleichen Moment wußte er daß das ein großer Fehler war.
Jetzt lenkte Bernson seine volle Aufmerksamkeit auf Sil. “Was ist denn so verdammt komisch du Bastard? Wolln doch mal sehen ob du es immer noch komisch findest wenn ich dir deinen beschissenen Schädel zertrümmere.“ Bernson stürmte mit einer wahnwitzigen Geschwindigkeit auf ihn zu. Sil der dies durch seine tränenverschleierten Augen sah, reagierte instinktiv und sprang zur Seite. Das rettete ihm höchst wahrscheinlich sein Leben. Denn just in dem Moment in dem Sil zur Seite sprang sausten Bernsons Fäuste nieder. Wenn Sil dort stehengeblieben wäre, wäre nicht viel von ihm übrig geblieben. Sil wandte sich sofort wieder zu Bernson. Dieser stand nun wutschnaubend dort wo Sil bis gerade noch gestanden hatte. Er wollte gerade wieder auf Sil los und dieser machte sich zu einer weiteren Ausweichaktion bereit, als Bernson beinahe in die gezückte Klinge von Ariane lief. Er pendelte einen Schritt zur Seite um der Klinge zu entgehen und stolperte über seine eigenen Füße. Mit einem lauten Klatsch ging er zu Boden. Sil war so sehr über Arianes Aktion überrascht daß er sie nun mit offenem Mund angaffte. Ariane trat zu Bernson und steckte ihre Klinge weg. Sie reichte ihm ihre Hand und meinte: “Du bringst ihn gefälligst nicht um. Verstanden?“ Nachdem Bernson wieder einigermaßen klar im Kopf war drehte er diesen und schaute vorwurfsvoll in Arianes Gesicht. Völliges Unverständnis lag in seinem zweifelndem Blick. “Was gaffst du denn so? Komm schon hoch.“ Sil bemerkte den entschuldigenden Blick in Arianes Augen. Sie ergriff die Hand von Bernson und half ihm hoch. Dieser war immer noch recht verwirrt, für einen weiteren hasserfüllten Blick in Richtung Sil reichte es dennoch. Ariane schaute Sil verachtungswürdig an und richtete ihr Wort an ihn: “Glaub jetzt nur nicht daß mir irgend etwas an deinem Leben liegt. Es war nur der pure Eigennutz der mich dazu führte. Ich hoffe du bist es wert!“ Sil nickte was wohl einen Dank andeuten sollte, doch Ariane hatte sich schon wieder von ihm abgewandt und ging in die entgegengelegene Ecke der Höhle. Sie setzte sich dort auf den Boden und verfiel in ein tiefes Grübeln. Bernson der ihr nachgeschaut hatte drehte sich zu Sil um und meinte in einem Flüsterton: “Irgendwann wird keine Ariane da sein um dich vor meinem Zorn zu schützen. Merk dir das!“ Er ging wieder zum Eingang der Höhle und setzte sich an die frische Luft. Er machte keinerlei Anstalten sich zu Ariane zu bewegen. Sil vermutete dass es besser war sie nun nicht zu stören. Sil betrachtete Ariane eingehend, denn etwas war ihm aufgefallen als sie mit ihm sprach. Er war sich nicht sicher ob es auch wirklich so war doch ihm ging eines nicht aus seinem Kopf. Sil war sich ziemlich sicher dass Ariane noch einen anderen Grund für ihr tun hatte. Sie hatte ihm nicht die Wahrheit gesagt dessen war er sich sicher und wenn er sich nicht total getäuscht hatte klang in Arianes letzem Satz Freundlichkeit mit oder aber pures Hoffen. Doch was auch immer es war, falls Sil recht hatte, wusste er nicht warum Ariane aus heiterem Himmel ihre Meinung über ihn geändert hatte. Mit diesem und einigen anderen Gedanken lehnte er sich an die nächst gelegene Wand und versank in einem unruhigen Schlaf.

Langsam öffneten sich seine Augen. Ein wissendes Lächeln huschte über sein Gesicht. “Gut so meine Teuerste. Genau wie ich es euch aufgetragen hatte.“ Decoron blinzelte leicht irritiert und versuchte sich an das grelle Licht zu gewöhnen das ihn umgab. Schweiß rann sein Gesicht und seinen Körper herab und durchtränkte so seine Lederkleidung. Sie wurde mit der zeit unangenehm eng. Als er endlich vollkommen aus seiner Meditation erwacht war und sich seine Augen an das Licht der sengenden Sonne gewöhnt hatten, stand er auf und sah sich um. Er stand inmitten einer verlassenen Tempelruine, die voller Sand und dahinbleichenden Knochen war. Er hatte sich extra an einen beschatteten Ort hingesetzt um zu meditieren, doch während seine Sinne fern waren war die alles versengende Sonne unaufhaltsam weitergewandert und schien nun durch einen riesigen Riß in der Decke. Es hatte nicht lange gedauert und die Steine hatten die Hitze gespeichert, so glich dieser “Raum“ nun eher einem Backofen als einem “Schattigen Plätzchen“. “Ich verstehe immer noch nicht wie es Borbarad hier ausgehalten hat.“ Dies waren die Gedanken die ihm durch seinen Kopf gingen. “Und doch, es gibt wohl keinen geeigneteren Ort als diesen um sich ganz seinen Studien und Zielen zu widmen.“ Wieder huschte ein leichtes Lächeln über sein Gesicht. Es war das Lächeln eines gefährlichen Mannes. Er lief durch die Tempelruine in den Schatten. Nun stand er an einem Fenster durch das die Sonne noch keinen Einlaß gefunden hatte. Sein Blick schweifte über die endlos scheinende Gorische Wüste. Wo er hinsah war nur tot. Diese Wüste hatte kein Leben in sich, auf alle Fälle kein Heiliges. Denn diese Wüste gehörte einst ihm. Er hatte diese Wüßte zu dem gemacht was es nun war: Ein perfekter Ort an dem man seine Pläne verwirklichen konnte. Pläne. Wahrlich er hatte viele davon. Doch der wichtigste war diesen Vermaledeiten Halbelf aus dem Weg zu räumen. An und für sich kein Problem, doch der Bastard mußte durch seine Hand sterben. So war es vorausgesagt worden. Decoron begriff immer noch nicht ganz warum dieses widerwärtige Geschöpf eine solch große Gefahr sein sollte. Er war doch schließlich nur ein Bastard. Doch Decoron war nicht so dumm um der Weißsagung keinen glauben zu schenken. Besonders nicht von ihr. Entweder glaubte man ihr oder man starb. Ihre Weißsagungen traten immer ein. Nun, manchmal half sie etwas nach. Als er über sie nachdachte kam ihm wieder dieser Schale Geschmack hoch. Er wurde das Gefühl nicht los daß sie ihn für ihre Machenschaften ausnutzte. Nein er war sich sogar ziemlich sicher, dass sie ihn nur als Schachfigur benutzte, doch das war ihm egal. Solange er sein Ziel erfüllen konnte war er zufrieden. Was danach kommen mochte war noch weit entfernt. Und doch würde er nicht unvorbereitet sein, das schwor er sich. Er würde sich diesem dummen Spiel erst einmal fügen. Doch wenn die Zeit gekommen war würde er seine eigenen Wege gehen und sie wäre dann nur noch eine kleine lästige Fliege die er verscheuchen musste. Nicht töten, nur verscheuchen. Würde er sich tatsächlich vornehmen sie zu bezwingen, wäre er größenwahnsinnig. Oder wie seine Sippe sagen würde Badoc. Doch das war er nicht, er war klug. Er würde warten können. Er würde nicht so wahnsinnig sein und sich anmaßen ihrem Leben ein Ende zu bereiten. Schließlich entkommt nicht jeder den Niederhöllen oder gar dem Dämonensultan. Ja sie war wirklich einmalig. Schließlich war sie die älteste noch lebende Elfe. Und die schlechteste und Wahnsinnigste. Sie war Pardona. Mit einem Mal wurde er aus seinen Überlegungen herausgerissen. Er hörte hinter sich Flügelschlagen und ein irres Kichern. Er wusste sofort wer es war. Wer sollte ihm sonst hier einen Besuch abstatten? Er schaute weiter auf die Wüßte und meinte: “Hallo Lysandra. Ein ganz schön heißer Tag heute, nicht war? Was führt euch in meine “bescheidene Behausung?“ Hat sie euch wieder einmal geschickt um mir auf die Finger zu klopfen?“ Er drehte sich auf seinem Absatz um und sah nun in ein irres Augenpaar. Vor ihm stand eine Harpye. Halb Mensch, halb Greifvogel. Zu diesem bizarren Aussehen kam noch der pure Wahnsinn der aus dem menschlichen Gesicht sprach. Erschaffen wurde diese Chimäre von Pardona persönlich. Obwohl die Harpyien nur ein mißglücktes Experiment von Pardona waren, so waren sie ein wahrer Geniestreich.
Sie waren die ersten Chimären die sich selbständig fortpflanzen konnten. Aus dem wirren Geiste einer Wahnsinnige entsprungen, waren sie fast genauso Irre. Wenn man einer Harpye gegenüber steht, muss man äußerste Vorsicht wallten lassen, denn Harpyien sind Schizophren. Sie besitzen zwei Persönlichkeiten, manchmal auch mehr. In einem Augenblick haben sie ihren hellen Moment und sind äußerst scharfsinnig, in dem nächsten Moment steigt ihnen der Wahnsinn wieder zu Kopf und sie picken einem die Augen raus.
Die Harpye hatte den Kopf in einem unmöglichen Winkel gelegt, der für jeden normalen Menschen den Genickbruch bedeutet hätte. Sie glubschte Decoron mit ihren ausdruckslosen Augen intensiv und eindringlich an. Mit einem Mal füllten sich ihre Augen mit einer scharfsinnigen Intelligenz und Decoron wusste, dass er Glück hatte. Die Harpye hatte zur Zeit ihren hellen Moment. Decoron nutze die Gelegenheit bevor sie wieder verschwand: “Also, was will eure Herrin diesmal?“ Die Harpye legte den Kopf auf die andere Seite und erwiderte: “Sssie willl wissssen ob du den verloorennen Ssson schon geffunden hassst.“
Decoron musterte sie mit Schlitzaugen. Er hasste die Aussprache dieser Kreaturen. Er antwortete: “Sagt eurer Herrin, dass der erste Schritt zu Aventuriens Untergang getan ist. Nun muss mir eure Herrin noch Zeit geben. Ich gehe davon aus daß sie davon mehr als genug hat. Ich werde mich wieder melden wenn es etwas neues zu berichten gibt. Sagt eurer Herrin...“, In diesem Moment fing die Harpye an fürchterlich zu Kichern. Wieder trat dieser irre Blick in ihre Augen und Decoron trat instinktiv einen Schritt zurück. Er bereitete einen Ignifaxius vor, nur um sicher zu gehen. Es wäre nicht das erste Mal, dass er einen Boten töten müsste, bevor dieser ihn tötete. Aber die Harpye zog es vor sich wieder in die Lüfte zu begeben und von dannen zu flattern. Decoron beobachtete sie solange sie in seinem Sichtfeld war. Als sie endlich verschwunden war strich er mit seinem Handrücken über seine Stirn und wischte so den Schweiß von seiner Stirn. Es war ein kalter Schweiß und er kam nicht nur von der verfluchten Hitze.

Sil wurde durch einen starken Schmerz in seiner Seite wach. Er blinzelte und schaute sich um. Er saß immer noch an der Wand an der er sich gelehnt hatte. Inzwischen war es schon wieder Nacht, oder immer noch? Er wusste es nicht. Der Schmerz den er gespürt hatte kam wohl von einer seiner gebrochenen Rippe. Er raffte sich hoch um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Immer noch war sein Geist von dem Nebel des Schlafes verhangen. Bernson war am Eingang der Höhle wohl eingeschlafen. Instinktiv sah Sil nun in die Ecke der Höhle in die Ariane gegangen war. Ariane war nicht da. Er schaute sich noch einmal in der ganzen Höhle um, entdeckte jedoch keine Ariane. Das einzige was er sah waren die notdürftig errichteten Schlafplätze. Und seine Habseligkeiten. Sie lagen in einer Ecke der Höhle. Sil wurde schlagartig wach. Das war die Gelegenheit sich von diesen Irren zu verabschieden. Er dachte nach. Es dürfte ihm keine Schwierigkeiten bereiten sich an seine Sachen zu schleichen und diese zu packen ohne Bernson zu wecken. Und näher betrachtet wäre es wohl auch kein Problem an Bernson vorbei in die Freiheit zu schleichen. Er beschloss die Gelegenheit zu nutzen um sich in der Dunkelheit der Nacht davonzumachen. Er ging leise zu seinen Sachen Er nahm sich seinen Geldbeutel, zog sich lautlos seinen Lederwams über, befestigte sein Schwert an seiner Seite und nahm vorsichtig die Flöte. Als er die Flöte in der Hand hielt schlich ein warmes Lächeln über sein Gesicht. Er strich kurz darüber und verstaute sie. Darauf schaute er in Bernsons Richtung und vergewisserte sich daß er noch schlief. Dem Schnarchen nach zu urteilen würde Bernson eine Zeitlang nicht aufwachen. Er schlich sich auf leisen Solen zu Bernson, also zum Ausgang. Kurz bevor er Bernson passiert hatte, regte dieser sich. Sil blieb wie angewurzelt stehen. Bernson schmatzte ein paar mal genüßlich und drehte sich um. “Schlaf ruhig weiter es ist alles in Ordnung.“ waren Sils Gedanken. Als er sich wieder sicher war, dass Bernson tief und fest schlief schlich er nach draußen in die stille Nacht. Er zog ersteinmal die frische Nachtluft ein und sah sich um. Denn schließlich musste Ariane ja auch hier irgendwo stecken. Nachdem er sich zweimal umgeschaut hatte und er nichts bis auf einen Habicht, der in einem Baum schlief, gesehen hatte machte er sich auf seinen Weg. Als er einige Schritt weiter weg war sah er sich noch einmal um. Bernson schlief immer noch. “Tja, meine Rache muss wohl doch warten mein Freund. Von mir aus dein ganzes Leben. Ich hoffe dass ich dir und Ariane nie wieder über den Weg laufen werde.“ Er schaute in den Sternenhimmel. “Und was dich angeht Ariane. Was auch immer du verbirgst, mögest du Ruhe finden. Lebt wohl.“ Er drehte sich um und ging in den Wald.

Ariane war nun schon seit geraumer Zeit in diesem Wald umhergestreift. Sie hatte keinen blassen Schimmer warum sie keine Ruhe fand. Doch sie tippte auf diesen verfluchten Elfen. Nicht auf Sil, sondern diesen verfluchten Magier oder was immer er auch war. Zur Zeit lehnte sie an einer mächtigen Eiche und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Warum hatte sie Sil nicht einfach niedergestreckt? Weil sie Angst hatte vor diesem anderen Elfen? Nein, oder doch? Sie dachte nach. Ja das war wohl ein gewisser Faktor. Sie schätzte dass sie mehr davor Angst hatte was er mit ihrem ungeborenen Kind machen konnte. Schließlich war er ein Magier und er hatte sich vor ihren Augen in einen Vogel verwandelt. Wer wusste schon was er ihrem Kind antun konnte. Doch das war es nicht allein. Sie sinnte ebenso auf Rache wie sie Angst hatte. Vergeltung für die Schmach die er ihr angetan hatte. Noch nie war sie so hilflos gewesen. Verdammte Magie. Sie malte sich ihr nächstes Treffen aus. Dieses Treffen würde anders verlaufen. Diesesmal wäre sie vorbereitet. Außerdem waren Bernson und Sil dann dabei. Moment was dachte sie da? Hatte sie Sil tatsächlich in ihre Gedanken mit einbezogen? Was kümmerte sie dieser Halbelf? Er war nur der Schlüssel zu ihrer Rache. Sonst nichts. Doch dieser Gedanke führte sie zu einem weiteren Grund: Ihre Neugier. Sie war gespannt was passieren würde, wenn dieser Magier und Sil aufeinander treffen würden. Und außerdem interessierte sie dieser Halbelf. Jemand der ihrem “In dein Trachten“ solch einen Wiederstand entgegenbringen konnte, war etwas besonderes. Und dieser Elf interessierte sich ja wohl auch sehr für Sil. Was hatte es mit ihm also auf sich? Da war allerdings noch ein Gefühl das sie nicht erklären konnte. Oder doch. Ja sie kam immer mehr zu dem Schluss, dass sie Sympathie für Sil hegte. Sie hatte keinen blassen Schimmer warum, doch es war so. Sie hatte eine menge an Fragen die beantwortet werden mussten. Und so hatte sie Sil eben am Leben gelassen.
Sie strich so Gedankenverloren durch den Wald, dass sie die fünf Gestalten nicht bemerkte, die sie seit geraumer Zeit beobachteten. Es waren fünf beunruhigende Augenpaare die sie aus der Dunkelheit fixierten. Und sie schlichen sich immer näher.
Plötzlich blieb Ariane stehen. Die Augenpaare verschwanden. Sie drehte sich nach allen Seiten um. Hatte da nicht eben ein Ast geknackt? Nach einer kurzen Weile ging sie sorglos weiter. Sie hatte sich wohl verhört. Oder etwa doch nicht? Nun war sie sich sicher. Sie hatte was gehört. Blitzschnell drehte sie sich in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war. Gerade rechtzeitig um zu sehen wie fünf Gestalten aus dem Dickicht auf sie zugestürmt kamen. Säbel blitzten im Schein des Madamals. Instinktiv ließ sie sich zu Boden fallen und wich so nur knapp einem Säbelhieb aus. Sie fluchte und rollte sich weg, nur um von einem Stiefel aufgehalten zu werden. Dieser traf sie mit voller Wucht in die Seite. Sie stützte sich auf ihrem Ellenbogen auf und schnellte in die Höhe. Mit dieser Aktion traf sie ihren Widersacher mit ihrem Kopf. Sie fühlte einen dumpfen Schmerz und eine klebrige flüssige Substanz an ihrem Kopf. Ohne Zweifel Blut, doch der Schmerzensschrei ihres Gegners ließ keine Zweifel aufkommen, dass dies das Blut ihres Gegenüber war. Kaum stand sie auf den Beinen da spürte sie einen tiefen, schneidenden Schmerz in ihrer rechten Seite. Ein Säbel hatte sein Ziel gefunden. Sie drehte sich auf ihrem Absatz um und rammte ihrem Feind ihr Knie in dessen Magengrube. Dieser grunzte einmal laut bevor er sich vor Schmerzen windend auf dem Boden wiederfand. Nun hatte sie einen Augenblick Zeit und sie zog ihr Schwert. Sie hielt gerade ihr Schwert in Händen als schon der nächste Angriff kam. Sie parierte den Schlag gekonnt und setzte zum Gegenschlag an. Doch bevor sie diesen ausführen konnte wurde sie von dem am Boden liegenden Kontrahenten ihres Gleichgewichts beraubt und landete unsanft auf dem Boden. Sie schlug genau neben eben diesem Gegner auf und konnte nun endlich erkennen was sie da angriff. “Verdammt noch mal, Orks! Was machen die denn hier?“ Doch bevor sie ihren Gedanken weiterverfolgen konnte sah sie wieder einen Säbel in der Luft blitzen. Er schnellte direkt auf sie zu, mit der Spitze voraus. Sie verdankte es ihrer Schnelligkeit, dass sie rechtzeitig ausweichen konnte um nicht von diesem Säbel aufgespießt zu werden. Jedoch schnitt der Hieb ihr schmerzhaft in den linken Oberarm. Sie fluchte erneut und versuchte vom Boden wegzukommen, was ihr auch gelang. Als sie wieder stand blickte ein erstaunter Ork, der geradezu gebannt war durch ihre Schnelligkeit, sie nur dämlich an. Bevor dieser überhaupt wusste was ihm blühte, nutze sie diese Gelegenheit und rammte ihr Schwert in dessen Unterleib. Ein erstaunter Ausdruck erschien in den Augen des Orks, der dann der Leere wich. Der Ork gab noch ein paar gurgelnde Laute von sich, bevor er zu Boden sank. Doch Ariane hatte Unglück im Glück, ihre Klinge ließ sich nicht wieder ohne weiteres aus dem Körper des Orks ziehen, da es zu tief saß. Während sie versuchte ihre Klinge zu befreien, schnellten zwei weitere Orks auf sie zu. Sie musste sich abermals fallen lassen, kam jedoch mit einer gekonnten Rolle wieder auf die Beine. Doch nun hatte sie kein Schwert mehr in ihrer Hand, da dies immer noch in dem Orkkadaver steckte. Sie schaute sich um. Es waren immer noch vier Orks die, ihre Säbel schwingend, auf sie zukamen. Sie umrundeten Ariane und bildeten einen Kreis um sie. In ihren Gesichtern lag pure Mordlust. Ariane war sich im Klaren darüber, dass dies eine Ausweglose Situation war doch mit dem Atem der ihr noch zur Verfügung stand hauchte sie trotzich: “Kommt ihr Bastarde und holts euch.“

Sil eilte ziellos durch den Wald. Er wusste nicht wie viel Schritt er schon zwischen ihm und Bernson gebracht hatte, doch es war ihm auch egal. Er wollte nur weg. Erst war er behutsam durch das Dickicht gegangen, doch als er die Entfernung für groß genug eingeschätzt hatte, war er in einen schnelleren Schritt verfallen, bis er rannte. Er rannte vorbei an Bäumen, Ästen die ihm ins Gesicht peitschten, hinweg über Wurzeln und nicht nur einmal wäre er beinahe hingefallen, doch seine Eile war zu groß, als dass er sich darüber Gedanken machte. Er lief einfach nur, bis er nicht mehr konnte. Er wurde immer langsamer, bis er stehenblieb. Sein Atem ging schnell und unkontrolliert und seine gebrochenen Rippen drohten zu bersten. Als er eine Weile verschnauft hatte, versuchte er sich ein Bild von seiner Umgebung zu machen. Er befand sich mittendrin im Nirgendwo, um ihn herum nur Bäume und unendlich wirkendes Dickicht. Er war vollkommen orientierungslos. Gerade als sich seine Atmung wieder normalisierte, hielt er die Luft an und lauschte angespannt. Er meinte durch sein gutes Gehör etwas vernommen zu haben. Ein kleiner Vorteil den sein Erbe mit sich brachte. Er horchte in die Stille des Waldes hinein. Es dauerte eine Weile bevor er Kampfeslärm gewahr wurde. Er hatte sich also nicht getäuscht. Wenn auch nicht immer alles bei ihm funktionierte, auf sein Gehör war immer Verlass. Er entschied der Sache auf den Grund zu gehen.
Er schlich sich leise durch das Unterholz und folgte den Geräuschen. Es dauerte nicht lange und er sah im Wald fünf Gestalten die in einem Gefecht verwickelt waren. Er versuchte sich zu konzentrieren um die Gestalten zu erkennen. Durch seine Gabe, die ihm von seiner Mutter vererbt wurde, im dunkeln eine spezielle Wärmesicht anzuwenden gelang es ihm wenigstens die Spezies der Gestalten zu erkennen. Vier von ihnen waren Orks und die fünfte war ein Mensch. “Bei Phex, mir bleibt aber auch nichts erspart. Erst der Halbaffe und nun auch noch stinkende Orks. Irgend jemand sollte diesen Wald mal reinigen.“ Dies waren Sils Gedanken. So wie sich ihm die Szene darstellte hatte der Mensch nicht gerade die besten Karten. Im Gegenteil, der Mensch wurde soeben von den mordlustigen Orks eingekreist. Soweit Sil die ganze Sache beurteilen konnte war der Mensch unbewaffnet, im Gegensatz zu den Orks. “Nun ich hoffe mal daß ich noch genug Kraft habe um diesem Unglücklichen zu helfen.“ Nachdem Sil diesen Gedanken zu Ende geführt hatte begann er abermals mit dem Sprechen einer magischen Formel. Er spürte wieder dieses Kribbeln welches langsam in ihm hochstieg. Es wurde immer stärker und er spürte wie sich etwas mächtiges in ihm formte das aus ihm hinaus zu drängen versuchte, es durchflutete seinen Körper und wieder durchflutete ihn dieses Gefühl der Ekstase und er konnte es nicht mehr halten. Er ließ es frei und es verließ seinen Körper in einer Woge übermenschlicher Empfindungen und Farben.

“Na ihr verdammten Hurensöhne, worauf wartet ihr noch? Kommt schon ich erwarte euch.“
Ariane rannten die Schweißperlen über ihr Gesicht. Jeder Muskel ihres Körpers war angespannt. Sie wartete nur auf den ersten Angriff. Ihr war klar, daß egal welch gute Kämpferin sie war sie gegen diese Überzahl keine Chance mehr hatte. Doch eins stand für sie fest: “ Ich nehm so viel von euch mit mir wie ich kann, bevor ich in Borons Hallen komme.“
Plötzlich fing einer der Orks an wie wild mit seinem Säbel herumzufuchteln und sich in Panik zu bewegen. Von da an ging alles ziemlich schnell. Der wild gewordene Ork schlug in seiner Panik einen der anderen erstaunten Orks zu Boden. Ariane nutzte die nun frei gewordene
Lücke und entschlüpfte so den anderen Orks. Die beiden Orks die nur verdutzt schauen konnten, was ihr verrückt gewordener Kamerad tat, bemerkten nicht den Schatten der lautlos zu ihnen herüber huschte. Der Ork der auf dem Boden lag grunzte etwas in seiner kehligen Sprache, woraufhin sich die beiden anderen der entschlüpften Ariane zuwandten.
Sie brauchten nicht lange um zu verstehen was los war: Ihr Opfer war dabei zu entkommen.
Sie stießen einen kehligen Schlachtruf aus und rannten ihr hinterher. Ariane war inzwischen an ihrem Schwert angekommen und stemmte sich mit all ihrer Kraft gegen den Orkkadaver in dem das Schwert steckte. Sie zog einmal mit aller Wucht und Blut spritzte ihr ins Gesicht.
Sie hatte ihr Schwert wiederbekommen. Sie drehte sich um und sah, daß zwei der Orks auf sie zugestürmt kamen. Kampfbereit hob sie ihr vor Blut triefendes Schwert in Abwehrposition. Einer der Orks strauchelte über etwas und viel mit seiner Schnauze auf den Boden. Der andere jedoch gelang zu Ariane und setzte zum Hieb an. Sein Säbel beschrieb einen großen Bogen in der Luft und sauste mit voller Wucht auf sie herunter, nur um im letzten Moment seinen Schwung zu verlieren. Ariane wußte nicht wie ihr geschah als der Ork einfach umfiel und noch ein bißchen gurgelte. Sie sah einen Schatten der an ihr vorbeischnellte. Das nächste was sie sah, war daß der zweite Ork der versucht hatte sie anzugreifen, aber gestolpert war, bereits tot auf dem Boden lag und seine Gedärme um ihn herum verteilt lagen. “Was bei allen Dämonen der Niederhöllen geht hier vor?“, schnellte es ihr durch ihren Kopf. Sie wandte sich blitzschnell zu den übrigen Orks. Der Ork der anscheinend den Verstand verloren hatte, schien wieder bei Verstand zu sein. Derjenige, der von eben diesem niedergeschlagen worden war stand ebenfalls wieder. Beide schauten sich verdutzt um. Der verrückte Ork war immer noch recht orientierungslos und sah nicht die blitzende Klinge die an ihm vorbei sauste. Er verspürte urplötzlich einen stechenden Schmerz an seiner Kehle. Seine Hand tastete nach seinem Hals und er entdeckte daß seine kehle aufgeschlitzt war. Er sank ohnmächtig zu Boden und blutete ganz still aus. Arianes Blick ging ruhelos auf den übrigen Ork. Er stand mit seinem Säbel in der Hand einfach da und bewegte sich nicht. Da sah Ariane eine Klinge aufblitzen die auf den Ork zuschnellte.
Leider sah auch der Ork diese Klinge und zwar rechtzeitig genug um den Hieb zu parieren.
Er erwiderte seinerseits den Hieb mit all seiner Kraft und Ariane hörte nur einen dumpfen Aufprall. Da schnellte Ariane hervor und rannte ihr Schwert schwingend auf den Ork zu.
Den einzigen Gedanken den sie hatte war, daß der Mensch der sie gerettet hatte vielleicht tot war. Dafür würde der Ork bezahlen. Dieser erkannte bereits die erneute Gefahr und war abermals bereit zu parieren. Doch womit er nicht gerechnet hatte war Arianes Entschlossenheit, ihre Schnelligkeit und ihre Stärke. Arianes Schlag durchbrach die Deckung des Orks und trennte seinen Kopf unter lauten knacken von seinem Rumpf. Der Kopf landete, ebenfalls wie der Körper, auf dem Boden, jedoch etwas weiter entfernt. Das Blut quoll aus dem Körper des Orks und färbte den Waldboden rot.
Ariane stand nun alleine auf dem Schlachtfeld, ihr Atem ging sehr schnell und ihre Schläfen pochten wie wild. Sie stand einfach nur da und atmete tief ein und aus. Ihr Blick fiel auf ihr Schwert das dort wo sie den letzten Ork erwischt hatte eine tiefe Kerbe aufwies. Sie lies erschöpft ihr Schwert auf den blutgetränkten Boden fallen und sank dann selber erschöpft auf den Boden. Sie verschnaufte und ihr Puls und ihre Atmung verlangsamten sich. Erst nun bemerkte sie abermals den stechenden Schmerz an ihrer rechten Seite. Sie untersuchte die Wunde und kam zu dem Schluß, daß dies eine weniger beunruhigende Wunde war.
Da fiel ihr plötzlich wieder ein, daß sie ja nicht alleine gegen die Orks gekämpft hatte. Dieser Fremde hatte ihr wie aus heiterem Himmel geholfen. Sie hatte noch nicht einmal gesehen ob es tatsächlich ein Mensch gewesen war. Dieser Geheimnisvolle Retter mußte noch auf dem Schlachtfeld liegen, tot oder bewußtlos. Sie stand wieder auf und ging zu der Stelle an der sie den Retter vermutete. Und siehe da, im Schein des Madamals erkannte sie eine andere Kontur als die eines Orks. Sie ging langsam darauf zu. Als sie dort ankam beugte sie sich über den Unbekannten, doch was sie sah verschlug ihr den Atem. “SIL? Nein, das kann doch nicht... ! Aber wie, warum?“, hauchte sie erstaunt. Es war in der Tat Silvantas der dort bewußtlos auf dem Boden lag. Er blutete ziemlich stark in der Nähe seiner linken Schläfe. Ariane sank vor ihm auf die Knie und betrachtete seine Wunde genauer. Die Wunde war zum Glück überhalb der Schläfe und so nicht weiter schlimm. Sie mußte lediglich die Blutung stoppen, dann würde er schon wieder. Sie riß sich einen Ärmel ihres Hemdes ab und verband damit notdürftig Sils Wunde. Ihre Hände strichen sanft über Sils Gesicht. In diesem Moment verspürte sie ein Gefühl in ihr, das sie schon seit sehr langer Zeit verloren glaubte.
Sie verspürte Zuneigung.

“Silvantas! Sil! Komm endlich zu dir! Hey, hörst du nicht? Du mußt aufwachen! Wir haben es doch gleich geschafft! Komm schon Bruderherz. Mama hat gesagt du mußt auf mich aufpassen und das kannst du nicht wenn du hier rumliegst. Biiiete Sil, wach auf. Für mich?“
Sil versuchte seine Augen zu öffnen. Es gelang ihm sein rechtes Auge einen Spalt breit zu öffnen. Verschwommen sah er eine Scheme über ihm. “Sil, Sil sie kommen. Schnell du musst aufstehen, sonst kriegen sie uns doch noch.“ Sil nahm ein leichtes zerren an seinem linken Arm wahr, konnte sich aber nicht bewegen. Das Bild vor seinem Auge wurde immer deutlicher. Nun sah er das blutverschmierte, angsterfüllte Gesicht das er nie vergessen würde. Es war Elana, seine Schwester, die ihn mit ihren großen, sanftmütigen Augen ansah.
Er erinnerte sich wie schön ihre Augen gewesen waren. Kein Edelstein der Welt konnte so funkeln wie diese Augen. Und wieder überkam ihn dieser Schmerz, der mit seiner Schwester verbunden war. Wo war er diesesmal? War wieder alles nur ein Traum? Sil versuchte seinen Kopf zu schütteln damit dieser wieder klar wurde, doch er konnte nicht. Er war wie gelähmt.
“Sil lieg nicht einfach so da, steh nun endlich auf sonst haben sie uns wirklich gleich. Sil, ich flehe dich an, komm endlich. DA..... Ich höre sie schon. Bitte, bitte, bitte, komm endlich.“
Sil spürte abermals dieses Zerren, doch diesesmal war es verzweifelt, ja fast hysterisch.
Wie von selbst spürte er wie sein Arm sich bewegte und seine Hand sich auf das kindliche Gesicht legte. Er spürte die Panik die in Elana war, er spürte ihre heißen Wangen und das Blut, den Dreck und die Tränen die auf dem sonst so schönen Gesicht waren. Er hörte sich selber in einer ruhigen Stimme sagen: “Ela, du mußt nun ohne mich weiter. Ich kann nicht mehr. Ich muß mich nur noch ein bißchen ausruhen, dann komme ich sofort nach. Geh schon Ela, ich bin bald wieder bei dir.“ Seine Schwester sah ihn mit ihren tränenverschleierten Augen an und wimmerte: “Nein, Sil. Ich kann dich nicht hier liegen lassen. Die tun dir sonst weh. Komm einfach mit ja? Wir verstecken uns vor ihnen und alles wird wieder gut. Sil, sag bitte, daß du mich nicht wegschickst!“ Eine Träne rann ihr über ihr Gesicht. Sils Herz verkrampfte sich, da ihm klar war daß er sterben würde. Er mußte Ela alleine weiterschicken, nur so hatte sie eine Chance zu überleben. Er hörte abermals wie er, dieses mal mit einem Befehlston, sprach: “Nun verschwinde endlich du Dickkopf. Ich komme gleich nach, aber du mußt nun gehen. Los verschwinde endlich!“ Ela wimmerte herzzerreisend und schaute ihn anklagend an. “Versprichst du mir daß du sofort nach kommst? Du musst es mir versprechen!“ Sil spürte wie die Ohnmacht ihn zu überkommen drohte. Er hörte nun den Satz den er am liebsten nie ausgesprochen hätte: “Ja, schon gut ich versprechs dir. Mein Ehrenwort darauf und jetzt zieh Leine Naseweis!“ Ein leichtes grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie nickte und sagte: “Bis gleich also. Und mach nicht zu lange, ja?“ Damit verschwand sie und Sil versank in tiefe Ohnmacht.

Bernson wanderte ruhelos umher und fluchte lauthals vor sich hin. Seine erzürnten Blicke trafen mal Ariane, doch häufiger trafen sie den bewußtlosen Halbelfen. “Nun komm endlich wieder auf den Teppich, ja?“ Bernson wirbelte herum und donnerte: “Erzähl du mir nicht was ich tun soll. Wer ist denn beinahe von dämlichen Orks geplättet worden? Na... ah ja richtig, das warst ja du! Einfach in den Wald gehen ohne irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Du weißt doch ganz genau was hier für Müll rumläuft.“, sein Blick fiel auf Sil,“ Und damit nicht genug, nein du läßt dich auch noch von diesem Bastard retten. Bei allen Niederhöllen was hast du nur da draußen gemacht? Wo bei allen Dämonen warst du nur mit deinen Gedanken?“ Bernson sah sie fragend an. Doch statt der erhofften Antwort brüllte Ariane, die wohl wenig von Bernsons Gebrüll beeindruckt war, zurück: “Erstens ist es meine Sache was ich tue und warum. Zweitens, wenn du nicht geschlafen hättest wäre Sil niemals entkommen und hätte demzufolge mich auch nicht retten können. Und drittens wäre es dir wohl lieber gewesen, wenn diese Drecksbande mich niedergemacht und die Götter alleine wissen was noch hätten?“ Sie funkelte Bernson mit ihren Augen an. Es war nicht dieses streitsüchtige Funkeln was sie so oft in ihren “Diskussionen“ bekam, sondern ein durch und durch bösartiges. Bernson schluckte seine weiteren Anschuldigungen und Entgegnungen herunter und beschloß nichts weiter zu sagen. So boshaft hatte er Sie noch nie erlebt. Es erschien ihm daher wesentlich klüger seine Klappe zu halten. Er drehte sich um und ging, ohne ein weiters Wort, vor die Höhle in die Nacht. Ariane schrie ihm noch “Riesenrindvieh“
hinterher und setzte sich wieder auf den Boden zu Sil. Sie schaute sich noch einmal seine Wunde an und vergewisserte sich daß die Bandage auch richtig saß. Als sie sich Sil so ansah verflog ihr Zorn langsam. Sie konnte es sich nicht richtig erklären, doch selbst nun in seiner Bewußtlosigkeit hatte Sil einen beruhigenden Einfluß auf sie. Sie sah ihn intensiv an und bemerkte wie Silvantas anfing zu zucken. Er begann etwas zu murmeln, was sie aber nicht verstand. Sein Gesicht verzog sich zu einer schmerzerfüllten Grimasse und er begann sich wie wild umher zu wälzen. Schweiß begann von seiner Stirn herab zu tropfen. Ariane legte beruhigend ihre Hand auf seine Stirn. Sie begann ihm durch sein naßgeschwitztes Haar zu streichen und murmelte einige beruhigende Worte. Sil murmelte immer noch, doch das einzige Wort was Ariane immer wieder verstand war “Ela“. So schnell wie dieser Anfall gekommen war, so schnell endete dieser auch. Nun lag Sil regungslos auf dem Boden, all seine Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Ariane überprüfte instinktiv Sils Puls. Als sie ihren Finger auf seinen Unterarm legte umschloß Sils Hand die ihre. Sie wollte ihre Hand zurückziehen doch ihre Hand versagte ihr den Dienst. Sie ließ ihre Hand vollkommen in die von Sil gleiten und erwiderte seinen Druck. Sie sah wie Sil seine Augen langsam öffnete und sah ihm tief in die Augen. Auch er sah sie vernebelt an. In seinem Blick lag eine tiefe Trauer und eine sehr tiefe Zuneigung. Er hob seine Hand und legte sie auf ihr Gesicht. Er strich ihr sanft über ihre Wange und wisperte “Es tut mir leid“. Dann fielen seine Augen wieder zu und er versank abermals in Bewußtlosigkeit. Ariane saß einfach nur da und starrte Sil fassungslos an. Eine Träne rann ihr übers Gesicht.

Gorgir saß in seinem Zelt und sabberte genüßlich an einer Hirschkeule herum. Er überlegte gerade ob er nicht vielleicht noch den Rest des Hirsches verspeisen sollte. Ein kurzer Blick auf den Fleischberg der ihm zu Füßen lag genügte um ihm von der Richtigkeit seines Vorhabens zu überzeugen. Sollen doch seine Untergebenen noch einmal in den Wald hinausgehen und sich selber etwas zu Essen suchen. Gorgir grinste und entblößte damit seine fauligen Zähne. Seine vier langen Eckhauer jedoch waren sehr gepflegt und jederzeit einsatzbereit. Zur Zeit dienten sie jedoch lediglich als Reißwergzeug für das Fleisch. Von draußen hörte er auf einmal aufgeregte Stimmen, die alle wild durcheinander redeten. Er sah auf den Ausgang seines Zeltes und überlegte ob er nicht einmal nach dem Rechten schauen sollte, kam aber zu dem Schluß daß dies nur Zeitverschwendung sein würde. Also kaute er weiterhin auf seinem Fleisch rum und schmatzte genüßlich. Doch die Stimmen wurden immer lauter und aufgeregter, bis alle wild durcheinander schrien. Da platzte Gorgir der Kragen. Er schrie auf seiner eigenen Sprache, die aus einigen Grunz- und Gurgellauten bestand; “He ihr da draußen. Haltet gefälligst eure Schnauzen, euer Meister isst gerade und will verdammt noch mal nicht dabei gestört werden.“ Genau in diesem Moment stürzte ein halb verkohlter Ork in sein Zelt. Sein Fell brannte an einigen Stellen immer noch. Er stammelte etwas von einem Schwarzen Mann und viel dann in Ohnmacht. Gorgir, der sofort verstand um welchen schwarzen Mann es sich handelte, ließ sein Essen in den Dreck fallen und stand auf. Er versuchte eine würdevolle Haltung einzunehmen, was ihm angesichts seiner Leibesfülle nicht so recht gelingen wollte. Er wischte seine fettverschmierten Hände eilig an seinem Fell ab und wartete. In diesem Moment betrat Decoron das Zelt. Er war, wie immer, in seiner speziellen Lederkleidung gehüllt. Ein langer schwarzer Reisemantel hing über seinen Schultern, seine langen schwarzen Haare hatte er zu einem Zopf geflochten, was ihm einen aristokratischen Glanz verlieh. Er sah sich ganz in Ruhe in dem Zelt um und als sein Blick auf den Ohnmächtigen Ork fiel verzogen sich seine Lippen zu einem höhnischen Grinsen. Ohne seine Augen von dem ohnmächtigen Ork zu nehmen sagte er ganz ruhig: “Sei gegrüßt Gorgir, Kommandant der mächtigen Olochtai.“ Sein spöttisches Grinsen wurde noch breiter bei dem Wort “mächtig“. Nun richtete er den Blick auf Gorgir, der halb verstört, halb erzürnt dastand. Gorgir drehte sich beim Anblick dieses Langohrs immer der Magen um. Er hasste es, wenn Decoron die Würde der Olochtai mit Füßen trat und am liebsten würde er seine mächtigen Hauer in diesen verfluchten Mistkerl jagen. Jedoch war ihm genau das von seinem Stammesoberhaupt untersagt worden. Und die Befehle vom schwarzen Marschall nicht zu befolgen verhieß mehr Qualen als sich ein Ork jemals vorstellen konnte. Also mußte er wohl oder Übel die Schmach über sich und sein Volk ergehen lassen. Als ob Decoron seine Gedanken gelesen hätte fing dieser an zu lachen.
Langsam wich bei Gorgir die Verstörtheit der Wut. Er grunzte Decoron herausfordernd an, worauf dieser abrupt mit dem Gelächter aufhörte und einen sehr ernsten Blick auf Gorgir richtete. Gorgir hatte sein Ziel erreicht und fragte: “Darf man erfahren warum du so erheitert bist, Schwarzer?“ Decoron erwiderte: “Warum ich erheitert bin? Nun das liegt doch auf der Hand: In deiner Gegenwart kann ich einfach nicht ernst bleiben.“ Decoron funkelte Gorgir herausfordernd an. Der Ork, der im Begriff war völlig seine Fassung zu verlieren, lugte nach seinem Streitkolben. “Denk nicht mal dran Ork!“, ertönte eine Stimme in Gorgirs Kopf. Der Ork haßte es wenn Decoron das tat. Er wand seinen Blick wieder Decoron zu. Er war das Spielchen satt. “Also, was willst du? Du bist doch sicherlich nicht den weiten Weg hierher gekommen um die Olochtai zu verspotten!“ Gorgirs letzte Worte waren schneidend gewesen. Decoron erwiderte: “Nein da hast du recht. Ich habe in der Tat wichtigeres zu tun als mich mit solch unwichtigen Sachen aufzuhalten. Mein Anliegen ist eigentlich ganz einfach. Selbst du und deine beschränkten Diener dürften mich verstehen.“ Decorons Blick schweifte über den ohnmächtigen Ork. Gorgir setzte sich wieder hin. “Und was willst du nun von mir? Spucks endlich aus und hör auf hier große Töne zu spucken!“ Decoron schien eine spitze Antwort geben zu wollen, verwarf sie aber anscheinend sogleich wieder. Statt dessen erwiderte er: “Nun gut genug gescherzt. Also, der Grund meines Kommens ist der folgende.
Du hast doch vor gut zwei Stunden einen Trupp in den Wald geschickt, oder?“ Decoron wartete gar nicht erst auf die Antwort und fuhr fort: “Dieser besagte Trupp wird nicht mehr zu dir zurück kommen! Er ist vollständig vernichtet!“ Gorgirs Augen weiteten sich. Er wollte etwas sagen, doch Decoron kam ihm zuvor: “Nein mein Freund, ich hatte nichts damit zu tun. Sie wurden allesamt von einem Halbelfen getötet. Erinnerst du dich noch an den Halbelfen dessen Schwester ihr mir ausliefern solltet?“ Gorgir versuchte seine Gedanken zu sammeln. Er hatte gerade erfahren, daß einer seiner besten Trupps vernichtend geschlagen worden waren. Und dazu von nur einer einzigen Person. Seine Gedanken überschlugen sich. “Dieser miese Hurensohn würde dafür büßen.“, war einer der Gedanken. Decoron wartete eine Weile bis der Ork seine Gedanken gesammelt hatte. Er beobachtete spöttisch wie Gorgir krampfhaft versuchte diese Nachricht zu verdauen und dazu noch seine Frage zu beantworten. Es war immer wieder ein Schauspiel einem Ork beim “Denken“ zu beobachten. Nach einer Weile fragte Decoron abermals: “Erinnerst du dich?“ Gorgir versuchte einen klaren Gedanken zu fassen und langsam erschien ihm ein Bild in seinem Kopf. Eine kleine Elfe die sie, er und seine Krieger, durch einen Wald gejagt hatten. Ja nun erinnerte er sich wieder. Er nickte langsam mit dem Kopf. “Schön. Also eben dieser Bastard ist für den Tod deiner Leute verantwortlich. Aber bevor du jetzt anfängst Rachepläne zu schmieden möchte ich dich warnen: Kommt ihm noch einmal einer deiner Leute oder gar du in die Quere, dann werden dich deine Götter auch nicht mehr vor dem Zorn von ihr bewahren können. Hast du mich verstanden? Sollte noch einmal solch ein Zwischenfall passieren, wird dir die Rache Tairachs wie ein Fliegenkod, im Gegensatz zu dem was ich dir antun werde, erscheinen!
Halte deine Leute von diesem Halbelfen und seiner Reisegefährten fern. Es sei denn ich gebe dir ausdrücklichen Befehl dich mit ihnen zu befassen. Hast du mich verstanden?“
Decoron schaute Gorgir ernst an, sein Blick durchbohrte den Ork förmlich. Gorgir brauchte seine ganze Selbstbeherrschung um nicht zu explodieren, aber er wußte daß ihm die Hände gebunden waren, wenn Decoron ihm solch genauen Anweisungen gab. Und da selbst Gorgir an seinem Leben wenigstens etwas hing antwortete er: “Ja, ich habe verstanden. Aber gib mir wenigsten auf eine Frage eine Antwort: Warum sollte ich diesen Bastard nicht suchen und ihn Tairach als Opfer darbringen lassen? Außerdem würde sein Skalp garantiert meine Sammlung erweitern!“ Decoron dem das schlichte Gemüt seines Gegenübers zuwider war erwiderte: “Weil sie und auch ich noch große Pläne mit ihm haben. Aber wenn es dir ein Trost ist, dann erlaube ich dir seine Gefährten zu massakrieren wenn es so weit ist.
Ist das ein Handel?“ Gorgir grunzte zufrieden. Ihm war egal wer dafür büßen würde, Hauptsache irgend jemand würde dafür büßen. Und wenn es mehrere waren um so besser.
Decoron lächelte zufrieden: “Also gut abgemacht. Du bekommst viel Blut für Tairach und einige Skalps für deine Sammlung und ich bekomme den Halbelfen. Aber nur unter einer Bedingung: Du und einige deiner besten Krieger beobachten jeden Schritt von dem Bastard und seiner Gefährten. Somit weiß ich immer was sie gerade tun. Aber bleibt ihnen aus dem Weg verstanden?“ Gorgir hatte verstanden. Ein breites Grinsen entblößte seine Hauer. „Gut so. Das hier“, Decoron hielt dem Ork ein kleines Medaillon entgegen,“ dient dir zur komunikat... ich meine mit dem Ding hier kannst du mit mir reden auch wenn ich gar nicht da bin. Klar?“ Er überreichte es Gorgir, der es mit Staunen entgegennahm. Dadurch daß es wertvoll aussah, hatte Decoron sichergestellt daß Gorgir es wie sein bestes Stück behandeln würde. Decoron lächelte zufrieden, sein Plan schien aufzugehen. “So wenn du mich nun entschuldigen würdest!“ Ohne auf die Antwort zu warten ging der Elf aus dem Zelt und überließ Gorgir mit sich selbst und seinem neuen “Schatz“.



Anm. des Autors:
Kurzgeschichte befindet sich im Anfangsstadium und wird fortgesetzt.

Update vom 03.11.08
Diese Geschichte wird vorerst nicht weitergeführt.
Daniel Thame, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.05.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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