Robert Fischaleck

Traumfrieden

Die Katze hatte mich geärgert.
Das war am Vormittag gewesen, Nachmittags war sie nach draußen geflüchtet, mehr aus Gewohnheit, als aus Widerspruch.
Der Tatendrang der Katze stand in keinem Buch beschrieben, ist nicht nötig, sie hat mehr als genug davon und ihre Neugier war einfach unglaublich.
Nein, nein ich habe noch nie ein Katzenbuch gelesen und ich will auch keins schreiben.
Ist auch nicht nötig, es gibt mehr als genug davon, es gibt von vielen Dingen mehr als genug, trotzdem leiden Menschen an Hunger.
Menschen leiden an allen möglichen Dingen, an Zahnweh, dann müssen sie zum Zahnarzt, an Kopfweh, dann nehmen sie eine Tablette, an Hühneraugen, dann gehen sie zum Hautarzt und noch vielen anderen lästigen Dingen, manche leiden sogar am Überfluß, aber diese Menschen, die da an Hunger leiden, bei denen scheint irgendetwas anders zu sein.
Ich hab Bilder gesehen, schreckliche Bilder, von schrecklich ausgehungert aussehenden Menschen.
Man sieht ihre Knochen und sie haben schrecklich große Augen in schrecklich knochigen Gesichtern.
Dagegen soll jetzt endlich etwas getan werden. Mann, bin ich froh.
Es gibt auch Tiere die manchmal sehr ausgehungert aussehen, unsere Katze zum Beispiel, aber dagegen kann ich nichts tun, sie mag einfach nicht mehr fressen als nötig.
Eigentlich weiß ich gar nicht was Hunger eigentlich ist, meine Oma wußte es noch, sie hat einen Krieg miterlebt.
Krieg soll es jetzt auch keinen mehr geben, es soll Friede herrschen. Das haben sie gesagt. Das waren diesselben, die jetzt auch den Hunger bekämpfen sollen und die Arbeitslosigkeit.
Aber die werden auch nicht mehr lange Zeit dafür haben, denn das regieren sollen jetzt die anderen erledigen, und ich bin gespannt ob die das besser können, eigentlich sind alle gespannt, ob es tatsächlich jemand gibt der das besser kann.
Und obwohl alle so gespannt sind, ob bald jemand kommt der besser regiert und obwohl Alle mit all diesen Leiden zu kämpfen haben, es gibt schrecklich viel Leid auf unserem Planeten, sind wir bereits mit Dingen versorgt, von denen hat man vor hundert Jahren noch nicht einmal geträumt.
Ich träum auch manchmal von Dingen, die ich nicht haben kann.
Ich träum dann von Situationen, die notwendig wären, diese Dinge trotzdem zu bekommen.
Im Traum geht das ganz einfach, man weiß was man will und man weiß auch ganz genau was dazu notwendig ist, damit es passiert. Man weiß eine ganze Menge über die Dinge, die man wirklich will.
Und man läßt dann einfach zu, daß es passiert, Träume können das.
Und manchmal gibt es diese Dinge dann im wirklichen Leben auch.
Man träumt davon und es passiert, und es ist gut so.
Ich hab neulich von Musik geträumt, die ich dann tatsächlich mit Leuten gespielt habe, und ich hatte das Gefühl sie haben mitgespielt, weil der Traum so schön und stark war. Ich hab ihnen nämlich nicht gesagt was sie spielen sollen.
Wie träumt man jetzt eigentlich davon, daß diese armen Menschen nicht mehr so Hungern müssen.
Und wie träumt man, daß es endlich Frieden gibt.
Den Traum vom Frieden gibt es schon, ich glaub schon sehr lange.
Aber wie träumt man ihn als einzelner kleiner Mensch.
Und was passiert dann, wenn alle den gleichen Traum vom Frieden Träumen, wird das dann langweilig oder gut.
Kann jeder den Traum vom Frieden anders träumen und es bleibt immer der Traum vom gleichen Frieden, oder kämpfen die Träume dann miteinander, und der beste Traum vom Frieden gewinnt dann, das wird bestimmt wieder so ein Gemetzel.
Wieso ist es so einfach von einer Frau oder von einem Auto zu träumen und warum ist es so schwer vom Frieden zu träumen.
Jetzt kommt gerade die Katze zurück und will rein.
Sie ist vorsichtiger als gestern.
Sie steht nur da und wartet, schaut und wartet.
Manchmal läuft sie dann weg, wenn ich aufmache.
Es gibt Frauen und es gibt Traumfrauen und es gibt Autos und Traumautos, die Traum-Was auch-immer sind die besonders guten, oder, so war das doch, warum gibts dann eigentlich keinen Traumfrieden.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.11.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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