Dennis Kesy

„Wir haben die Augen geschlossen“

 
Wir haben die Augen geschlossen, das Fenster ist geöffnet, es regnet herein. Lass das Leben in die Mauern!; wir haben uns für die Unendlichkeit entschieden, sie ist eine geflügelte Kreatur. Es braucht keinen Tag, der anbricht, um dich vor die Entscheidung zu stellen, keine Bücher, in denen steht, dass Leben auch anders ginge, kein okkultes Manifest mit seltsamen Riten. Wir erkennen aus uns selbst heraus, dass wir sind und bleiben wollen und wachsen. Reiß die Zwischenwelten auf, aus ihnen tritt bunt glänzend all das, und noch mehr, und Liebe zum Wort und Faszination zur Stille. Wenn du je einen Baum berührt hast, im kalten Winterwind und mit gefrorenen Händen, und du dich gefragst hast, ob das die einzige Ebene wär: Nein, und hier ist der Beweis. Öffne die Fenster weit, es regnet herein!
 
Hannah. Tau auf Engeln im Morgenlicht.
„Guten Morgen. Öffne die Augen, das Herz, die Ohren, die Welt in dir und lasse alle Geister frei. Der Tag bricht an.“ Sie war so schön. Ich rieb mir die Augen und schluckte Sonne. Hier war alles alt und echt. Das Zimmer roch nach Holz und Vanille.
„Hast du gut geschlafen?“
„Ich erinnere mich selten meiner Nächte.“ Sie lächelte. Sie hatte den blauen Rock an. Den mochte ich. Ihr Haar fiel auf mein Gesicht. Das auch.
„Ich mache dir Kaffee.“ Das war ein Wort. Noch einmal umdrehen. Ich erwartete den Geruch des Kaffees, auf dass er sich mit dem Holz und dem Vanille vermischte. Die Düfte tanzen. Alles Poesie.
 
Zwischen hier leben und hier lieben stehen nur du und zwei Wörter. Ich möchte mich dafür entscheiden. Für „Leben ist Poesie“ und „die albernen Sachen schätzen“. Dafür, die Details wahrzunehmen und mir zu merken, wie ihre Haare riechen. Für wach sein und Träume falten. Für seufzen und das große und kleine „Ach ja...“.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.11.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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