Angela Heise

Patricias Weihnachtswunsch


Es war kalt draußen. Patricia sah aus dem Fenster und schaute den Schneeflocken zu, die dicht wirbelnd herunter fielen. Der Garten vor dem Haus, die Straße, Bäume, Autos, alles war mit einer dicken weißen Schicht bedeckt. Aus der Küche zogen die Düfte des bevorstehenden Festessens ins Kinderzimmer. Patricia rutschte von der Fensterbank und lief zur Mutter. Leise Musik klang aus dem kleinen Radio in der Küche. Die Mutter summte vergnügt mit. „Wie lange dauert es denn noch?“ fragte Patricia ungeduldig. Die Mutter nahm ihren Blondschopf in den Arm. „Gedulde Dich, ich rufe Dich schon, wenn es soweit ist. Papa ist ja auch noch nicht da“, antwortete sie leise. Ein herzhafter Kuß und dann ein Klaps. „Und nun geh in Dein Zimmer und sei artig. Du weißt ja, der Weihnachtsmann kommt nur zu braven Kindern!“
Patricia verzog den Mund ein wenig, trollte sich aber dann. Mit ihrem alten Teddy bezog sie wieder Position auf der Fensterbank. Sie spähte hinaus, ob sie den Vater nicht sehen könnte. Nein, niemand war auf dem Weg zu sehen. Die Fenster der umliegenden Häuser war festlich beleuchtet. Auf vielen Scheiben klebten bunte Weihnachtsbilder. Patricia fand den Lichterglanz schön und sah sich die Fenster gern an. Auch in ihrer Wohnung hatte Patricia mit der Mutter die Fesnter geschmückt. Eine weiße Wolke, aus der Schneekristall kamen, bute Bilder, Lichterketten, Tannengirlanden und Strohsterne hatten sie aufgehangen. Patricia mußte gähnen. Ein wenig müde war sie schon, aber einschlafen würde sie natürlich  nicht. Eng kuschelte sie ihren Teddy an sich und lehnte das Köpfchen ans Fenster. Ganz viele Sterne funkelten am Nachthimmel, der Mond schickte sein mildes, freundliches Licht zur Erde .
Aber was war das? Patricia  reckte den Hals. Rentiere? Na klar, das war doch Rudolph! Sie konnte die rote Nase genau sehen. Angestrengt schaute Patricia zum Himmel. Da, der goldene Schlitten voll gepackt mit Geschenken und vorne saß er: der Weihnachtsmann. Sie konnte ihn gut sehen und winkte ihm zu. Der Weihnachtsmann entdeckte Patricia und winkte zurück. Sekunden später hielt der Schlitten vor Patricias Fenster an. Patirica öffnete das Fenster und kletterte hinaus. Rasch lief sie hin zum Schlitten und gab dem Weihnachtsmann artig die Hand.
„Komm, setzt Dich zu mir“, meinte der Weihnachtsmann und hob Patricia hinauf auf den Schlitten. „Erzähl mir, was Du Dir vom Weihnachtsmann wünschst“. Nachdenklich sah Patricia den Weihnachtsmann an und legte die Stirn in Falten. „Aber das habe ich Dir doch geschrieben. Hast Du meinen Wunschzettel denn nicht bekommen?“ Ein wenig bang war dem kleinen Mädchen jetzt doch zu Mute. Sollte der Weihnachtsmann ihre Wünsche nicht kennen? Dann würden ja keine Geschenke unterm Baum liegen! „Mach Dir keine Sorgen“, antwortete der Weihnachtsmann. „Deinen Brief habe ich bekommen, aber die Sachen, die Du aufgeschrieben hast suchen meine Elfen zusammen. Ich verteile dann am Heiligen Abend alles so, wie sie es mir aufschreiben.“ „Aber eines habe ich vergessen aufzuschrieben, und das ist ganz wichtig!“ Patricia zögerte kurz.. Ob sie dem Weihnachtsmann jetzt noch einen zusätzlichen Wunsch sagen dürfte? Die Kleine holte tief Luft und nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Weißt Du, meine Oma ist schon lange krank. Kannst Du nicht etwas machen, damit sie gesund wird? Dann könnte sie vielleicht aus dem Krankenhaus und mit uns Weihnachten feiern“. So, jetzt war es heraus. Patricia sah den Weihnachtsmann forschend an. Er schien nach zu denken. Dann strich er sich durch den dichten Bart. „Hm, ich will sehen, ob ich Deinen Wunsch noch erfüllen kann. Bis zum Heiligen Abend sind es ja nur noch wenige Stunden. Jetzt geh wieder hinauf in Dein Zimmer und warte ab“. Patricia nickte. „Danke lieber Weihnachtsmann, ich werde sicher ein braves Mädchen sein“, verprach sie. Dann rutschte sie vom Schlitten und kletterte wieder hinein ins warme Zimmer.
Sie winkte dem Weihnachtsmann nach, als er den Schlitten wieder in den Himmel lenkte. Toll, sie konnte sogar die Glöckchen hören!
„Patricia?“ Das Licht ging an und die Mutter stand im Zimmer. „Da ist mein kleines Mädchen doch glatt vor der Bescherung eingeschlafen!“, lachte sie. „Komm, wir waretne schon auf Dich. Du wirst Augen machen“. Patricia hopste neben der Mutter her. Die Wohnzimmertür war noch verschlossen, Lichterglanz schimmerte unter der Tür hervor. „Hallo Prinzessin,“ sagte der Papa, „dann wollen wir doch mal schauen, ob der Weihnachtsmann schon hier war“. Patricia nickte und dann endich ging die Tür auf. Mit großen Augen stand die Kleine vor dem prächtigen Weihnachtsbaum. Wie das funkelte! Und die vielen bunt verpackten Geschenke, die darunter lagen, und….! Patricia stockte der Atmen. Was war das denn? Da saß ein wenig vom Baum verdeckt im Lehnsessel die Omi!
Jubelnd rannte Patriccia hin und nahm sie stürmisch in dem Arm. „Omi, wie schön, dass Du hier bist. Dann bist Du als owieder gesund?“  „Ja, mein Engelchen,“ antwortete die Oma, „das gebrochene Bein ist wieder heil und ich bin wieder gesund. Nur mit dem Laufen geht es noch nicht so gut, aber das wird schon werden“.

Später, viel später am Abend kletterte Patricia noch einmal auf ihr Fensterbrett und sah hinaus. „Danke, lieber Weihnachtsmann“, flüsterte sie ganz leise!
 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Angela Heise).
Der Beitrag wurde von Angela Heise auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.11.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Angela Heise als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Ein Schelm von Paul Rudolf Uhl



„Ein Schelm“ umfasst 95 Gedichte auf 105 Seiten, Größe: 19,2 x 14,6 cm, Klebebindung, größtenteils farbig illustriert. Das Büchlein erscheint im Selbstverlag.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Weihnachten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Angela Heise

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Tante Mausi ist schuld! - SOKO PUPPI von Angela Heise (Humor)
schöne BESCHERUNG !? von Egbert Schmitt (Weihnachten)
SIE und ER von Julia Russau (Alltag)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen