Er war der Beste seiner Art. Seine Aufnahmefähigkeit
und sein Gedächtnis übertrafen das von gewöhnlichen Menschen um ein Vielfaches.
Sein muskulöser Körperbau ließ im Zusammenhang mit seinen geschmeidigen
Bewegungen jedes Frauenherz höher schlagen. Seine Stimme war angenehm, sein
Gesicht zeugte von Charakter, seine Augen blickten offen und ehrlich. Seine
Überlegenheit war unverkennbar.
Seit er für die General Insurance tätig war, hatte
die Versicherung jährlich 20 % mehr Abschlüsse zu verzeichnen. Eine
bemerkenswerte Steigerung angesichts der Tatsache, daß er nur einer unter 1000
Agenten war.
Im Moment war er mit seiner tadellos gepflegten
Cobra zu einem Kunden unterwegs. Die Benzinanzeige neigte sich dem äußersten
linken Rand zu und er steuerte eine Tankstelle an. Einer der Jungs kam sofort
angerannt. Er wurde stets mit äußerster Zuvorkommenheit bedient.
Er hatte gerade die Rechnung beglichen, als der
Radiosprecher meldete, die Straße nach L.A. sei wegen eines Unfalls gesperrt.
Zwei Männer im Auto hinter ihm beschlossen aus
diesem Grund in die gegenüberliegende Kneipe zu gehen. Er dachte, es wäre gut,
ihnen zu folgen.
Nachdem er dem Kunden telefonisch seine Verspätung
mitgeteilt hatte, betrat er das Lokal und nahm an der Theke neben den beiden
Männern Platz.
„Auch nach L.A. unterwegs?“ fragte der eine.
„Nachlässige Sprechweise, Jeanshemd, Cowboystiefel,
unrasiert. Offensichtlich kein Mitglied der gehobenen oder mittleren
Gesellschaftsschichten. Kein potentieller Kunde.“ faßte er seinen Eindruck
gedanklich zusammen. Laut sagte er: „Ja.“
Unaufgefordert fingen die beiden an, über ihre
Farmen zu erzählen. Er hörte ihnen höflich zu und warf Interesse heuchelnd ein
paar Fragen ein. Ebenso unaufgefordert stellte der Barkeeper ein Glas Bier vor
ihn hin, an dem er schließlich langsam nippte. Er ließ sich ebenso oft
nachschenken, wie die Farmer, und ihr Gespräch wurde angeregter und lebhafter.
Gut eine Stunde verging, ehe sie zu ihren Autos
zurückkehrten und die Fahrt fortsetzten. Während er sich nun wieder auf der
Straße bewegte, bereitete er sich innerlich auf das Kundengespräch vor. Daneben
gehörte seine ganze Aufmerksamkeit dem Verkehr.
Eine ganze Weile schon hatte er das Motorrad im
Rückspiegel beobachtet, als es plötzlich zum Überholen ansetzte und schwungvoll
an ihm vorbei zog. Prinzipiell konnte ihn nichts und niemand dazu veranlassen,
die 80 m/h - Grenze zu überschreiten. In diesem Augenblick jedoch, geschah das
Unfaßbare.
Er trat scharf auf die Bremse, hielt auf offener
Straße an, entnahm dem Kofferraum das Abschleppseil, formte eine Schlinge,
setzte sich wieder hinter das Steuer und stach los. Er sah deutlich, wie
verwundert oder vielleicht sogar erschrocken der Motorradfahrer war, als er
sich ihm wieder näherte.
„Yeah!“ schrie er, steuerte nur noch mit der rechten
Hand und schwang das Abschleppseil über seinem Kopf. Vor seinem inneren Auge
sah er deutlich den lebendig gewordenen Bericht des Farmers vom Einfangen eines
ungezähmten Pferdes. Das hier würde ihm nicht entrinnen.
„Yeah!“
Er wechselte die Fahrbahn. Natürlich war der Motor
der Cobra um einiges leistunsfähiger, als der der Harley. Er kam immer näher,
hatte sein Opfer schon fast erreicht ... Die Harley schwenkte überraschend nach
rechts in einen Seitenweg ab. Da er mittlerweilen im Auto stand, konnte er
nicht schnell genug reagieren. Er hatte sich nie zuvor mit dieser
Geschwindigkeit bewegt und unterschätzte so die Fliehkraft. Bei seinem hastigen
Versuch zu wenden, überschlug sich das Auto mehrmals.
Der nach einer halben Stunde eintreffende Arzt
stellte zu seiner Verwunderung noch ein Lebenszeichen fest und bestellte daher
einen Krankenwagen. In der Klinik wurde jedoch bald klar, daß hier nur ein
Spezialist helfen konnte. Man fand in seinen Ausweishüllen die entsprechende
Telefonnummer und kurze Zeit später rückten drei grau gekleidete Herren mit
umfangreichen Geräten an.
Das Notwendigste wurde sofort veranlaßt. Sobald er
transportfähig war, schaffte man ihn wiederum in den Krankenwagen und brachte
ihn ins Zentrum, wo es einfacher sein würde, ihm weiterzuhelfen.
Am gleichen Nachmittag ging an seinen Arbeitgeber
folgender Bericht:
· Überdruck
infolge der Freisetzung von Kohlensäure im Nahrungsspeicher hat zu
unerwünschten Kontakten der Nahrungsspeicheraußenwand mit den
Hauptspeicherschaltkreisen geführt und so die Fehlreaktion ausgelöst. Es wird
noch darüber beraten,
ob die Nahrungsspeicher mit
einem Drucksensor ausgestattet werden und verbunden damit der Androide auf
Verwendung einer Toilette bei Überdruck programmiert werden soll, oder ob
im Eßprogramm die Aufnahme
kohlensäurehaltiger oder gärender Getränke und Speisen schlichtweg verboten
werden kann. Auf jeden Fall wird er ab Montag wieder einsatzbereit sein.