Christian Beyer

Schlaflos

Leiher, leiher, leiher, leiher – endlos erscheint der regelmäßige Turnus von hervorgehobenen Worten und Sätzen. Leiher, leiher, leiher, leiher – wie das Knirschen einer Kaffeemühle. Leier, leiher, leiher, leiher ... Pause – böser Blick – Groll, Grummel – leiher, leiher, leiher, leiher – rums!
„Ah!“ und „Mist!“ schreie ich, bevor ich meinen Kopf erneut auf den Arm stütze, und meine Augenlieder senken sich wieder zum Halbschlaf. Leiher, leiher, leiher, leiher – nur das erinnert mich daran, dass ich in der Schule bin und ermahnt mich nicht einzuschlafen. Wie aus weiter Ferne höre ich dabei das leihernde Gemurmel wie das monotone Schienengeratter eines fahrenden Nachtzuges, dessen Scheinwerfer sich langsam aber unaufhaltbar durch den Nebel bohren. Ratam – ratam – ratam – tuuuhuuut – und der Scheinwerfer blendet mir frontal ins Gesicht. Hinter der Lichtquelle die dunkle Silhouette des dampfausspuckenden Stahlmonsters, das genau auf mich zukommt. Immer näher kommt das dunkle, dampfende, mich blendende Ungetüm. Schon ist es heran! Die Erde bebt, als es über mich hinweg rattert. Leiher, leiher, leiher, leiher ... Hausaufgabe ... leiher, leiher ... Stühle hochstellen nicht vergessen ... rumpel, rumpel ... murmel ... Gelächter – wie aus weiter Ferne, und dann Stille. Langsam, ganz langsam öffne ich die Augen. Totenstille – wäre nicht der Lärm auf der Straße. Die umgedreht hochgestellten Stühle mit ihren Beinen in der Luft erscheinen mir wie die zerschossenen Baumstümpfe auf Bildern von längst vergangenen Schlachten. Froh diese Doppelstunde überstanden zu haben, packe ich ganz langsam und gemächlich meine Sachen zusammen, stelle auch meine Baumstümpfe hoch und gehe nach Hause.

Jaja ... diese Begebenheit hat sich im Wirtschaftsdlehre/Recht-Kurs abgespielt. Deshalb geht mein Dank an Herrn Weiske ... ohne ihn hätte ich wohl nie so etwas erlebt. Danke auch dir Tais ... hast mir sehr bei meiner Rechschreibschwäche geholfen.Christian Beyer, Anmerkung zur Geschichte

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