Angela Heise
Nikolausabend bei Mäxchen
Mäxchen war schon ganz aufgeregt. Nur noch wenige Stunden, dann
würde er polternd ddie Treppe herauf kommen, an die Wohnungstür pochen
und nachdem der Vater geöffnet hat herein kommen.Immer wieder lief
Mäxchen zum Fenster und spähte hinaus. Heute wollte es aber auch
garnicht dunkel werden. Solange es nicht dunkel war würde er ncht
kommen, das wussted Mäxchen schon. Seufzend setzte er sich wieder an
den Tisch. Der Wunschzettel fürs Christkind wurde dieses Jahr nicht
recht fertig. Mäxchen schnitt Bilder aus Katalogen und klebte sie
sorgfältig auf das Blatt Papier. Sicher ist sicher, dachte der Knirps.
Wer konnte sicher sein, dass das Christkindchen genau wusste, welche
Eisenbahn er haben wollte? Und gerade beim Zubehör musste man schon
Fachkenntisse haben.
„Mama, ist das Christkindchen ein Mädchen?“, schrie Mäxchen über den
Flur. Keine Antwort. „Menno, wo ist Mama denn nur?“ murrte Mäxchen und
ging in die Küche. Weihnachtsmusik lief im Radio, im Backofen waren
Plätzchen und die Mutter knetete Teig am Tisch. „ Mama, ist das
Christkindchen ein Mädchen?“ wiederholte der Kleine seine Frage. Die
Mutter sah ihn an. „Mäxchen, woher soll ich das denn nun wieder wissen?
Ich denke aber, dass Christkindchen ist neutral.“, antwortete
sie. Mäxchen runzelte die Stirn. „Neutral? Also weder Mädchen noch
Junge?“ wollte er wissen. „Jetzt nerv nicht, sonst kommt er nicht!“
antworte Mama. Mäxchen stiebizte einen Keks und rannte in sein Zimmer
zurück. Neutral? Na, da würde er wohl alles sehr genau beschreiben
müssen! Die Zungenspitze zwischen den Zähnen eingeklemmt feilte er an
seinem Wunschzettel.
Draussen war es endlich dunkel und Mäxchen marschiert zu seiner Mutter.
„Mama, wie lange dauert es denn noch?“ fragte er ungeduldig. „Nicht
mehr lange denke ich“, war die Antwort. Liebevoll strubbelte Mam durch
die roten Locken. „Komm, wir gehen ins Wohnzimmer und machen es uns
gemütlich“, sagte sie und nahm ihren Sohnemann an die Hand. Da! An der
Tür war etwas zu hören. M#xchen rutschte ein wenig näher zur Mutter.
Angst hatte er nicht, aber man konnte ja nie recht wissen. „Och, Du
bist das nur“, begrüßt Mäxchen seinen Vater wenig erfreut. „Na hör mal,
was heisst hier nur?“ meite der so wenig herzlich Empfangene. „Ich
dachte ER wäre es endlich. Der lässt sich heute ganz schön Zeit“,
motzte der Kurze.“Und wer soll ihn herein lassen, wenn ich nicht da
bin?“ forschte der Vater. Das leuchtet dem Kleinen ein.
Da, das war er aber jetzt. Mäxchen hörte es heftig rumpeln und im
nächsten Moment klopfte es auch fest an die Tür. Vater ging hinaus und
kam kurz daruf wieder herein. Hinter ihm trat er ins Zimmer.
„Guten Abend Euch allen,“ sagte er freundlich. „Hier soll es einen
kleinen Max geben, der mich schon erwartet! Wo ist der junge Mann
denn?“ Mäxchen war ein wenig blass um die Nase. Die Mutti stubste ihn
an. „ Nun geh hin!“, meinte sie aufmunternd. Max atmete tief durch und
stand auf. Oh Gott, war der groß. Max kam sich winzig klein
vor.Entschlossenen ging er näher heran und gab ihm artig die Hand.
„Hallo, ich bin der Max!“, sagte er mit zittriger Stimme. „Wie heisst
Du denn nun eigentlich? Nikolaus, Weihnachtsmann, oder wie sonst?“
forschte er. Der Nikolaus musste lachen. „Das hat mich noch nie ein
Kind gefragt! Ich bin der Nikolaus, Max“, antwortete er. Heute musste
er sich sehr bemühen ernst zu bleiben. Mäxchen Forschdrang war ihm
hinlänglich bekannt. „Sag Max, hast Du denn auch ein Gedicht gelernt?“
wollte der heilige Mann jetzt wissen. „Ja, hab ich. Willst Du es denn
wirklich hören?“ Max hoffte um dieses Gedicht herum zu kommen. „Ja,
wenn Du etwas aus meinem großen Sack haben willst wirst Du mir ein
Gedicht vortragen müssen!“
„Von draussen vom Walde da komm ich her“, legte Mäxchen los. Er konnte
sein Gedicht auf einmal ganz prima. Komisch, bis heute früh musste die
Mutter immer aushelfen, aber jetzt ging es wirklich glatt. Der Nikolaus
schien zufrieden und holte eine bunte Tüte und ein kleines Päckchen aus
dem Sack und gab es Mäxchen. „Hier, mein Junge, das ist für Dich. Du
hast Dein Gerdicht sehr gut aufgesagt!“ meinte er. Max druckste ein
wenig, aber dann platzte die Frage, die ihn den ganzen Nachmittag
beschäftigte heraus. „Du, Nikolaus, ist das Christkindchen neutral?“
wollte er wissen. Der Nikolaus sah Mama ein wenig ratlos an, aber die
putzte sich geräuschvoll die Nase und konnte nicht helfen. „Neutral?
Was meinst Du damit?“ fragte der Nikolaus. „Naja, weder Mädchen noch
Junge, „ antwortete Max. „Weißt Du Mäxchen,“ antwortete der Nikolaus,
„das Christkindchen ist alles und über allem. Es ist doch das Kind aus
der Krippe.“ Max sah ihn ungläubig an. „So ein kleines Baby kann doch
garnicht die ganzen Geschenke schleppen! Ausserdem dürfen Kinder
garnicht arbeiten!“ belehrte Max gewichtiger Stimme den Nikolaus. „Ich
muss jetzt weiter“, rettete der sich, „auf mich warten noch viele
andere Kinder. Und was das Christkindchen angeht: warte doch einfach
Heiliabend ab!“
Der Nikolaus schulterte seinen Sack und ging hinaus.
Später am Abend, als Mäxchen längst schlief saßen die Erwachsenen in
der Küche. „Neutral“, knurrte der Großvater, „wenn Du Mäxchen noch mal
so einen Mist erzählst kannst Du Dir einen anderen Nikolaus suchen! „
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.12.2005.
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