Daniela Müller

Von leeren Worten

"Ist es wahr, Großmutter, dass die Menschen unterschiedliche Wahrnehmungen und Ansichten haben, was ein gegebenes Wort betrifft ? Ein Versprechen ? Der junge Mann sah die ältere Frau an, die mit einer Spindel vor dem Kamin saß und im Schein des Feuers und im Licht einer Kerze Wolle spann. Draußen war es dunkel. Ein Sturm heulte und rüttelte an der Tür und an den geschlossenen Fensterläden. Donner grollte über das Land und das Prasseln des Regens, der auf das mit Stroh und Reet gedeckte dach fiel, füllte den Raum. "Ja", antwortete die Alte, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. "Leider ist das wahr. Viele Menschen mindern den Wert ihrer Worte, weil sie nicht nach ihnen handeln.Du weisst es ja selbst: Worte und Handeln müssen im Einklang sein, um ein ehrbares Leben zu führen und auch verlässlich zu sein." Er nickte. "Ja, ansonsten wird mein Wort wertlos und leer. Aber warum gibt es Menschen, die nicht nach ihren Worten handeln und so ihr Wort wertlos und leer werden lassen?" Der junge Mann, der erst auf einem Fell vor dem Kamin gesessen hatte, stand auf und setzte sich neben die alte Frau auf einen Schemel. Er beobachtete, wie die Wolle zwischen den Fingern hindurch floß und sich zu einem Faden zusammen drehte. "Menschen finden dafür viele Grnde", antwortete die Alte, während sie weiter spann. "Es gibt Menschen, die nicht fähig sind, ihr Wort zu halten aus Angst, sie könnten dabei die Erwartungen des anderen nicht genügend erfüllen. Es gibt Menschen, die nicht merken, dass sie ein Wort nicht halten, weil sie einfach vergessen haben, dass sie ein Wort gegeben haben. Es gibt auch Menschen, die nach ihrer Wahrnehmung, auf ihre Weise glauben und sehen, dass sie ein gegebenes Wort erfüllt und gehalten haben, was aber die Umwelt, die Mitmenschen anders sehen und empfinden. Und dann gibt es da noch die Menschen, die sehr wohl den "Wert" ihres Wortes kennen, es auch in diesem Gewahrsein geben, aber dann an der Erfüllung scheitern, weil ihr Handeln nicht danach ist oder das Handeln erst viel später als erwartet oder angenommen eintrifft. Und dann sind da noch viele andere "Arten" und Gründe, warum Menschen ihre Worte meinen, nicht oder nur teilweise erfüllen zu können und warum die Taten der Menschen nicht ihren Worten entsprechen." Nachdenklich schwieg der junge Mann und ließ die Worte erst einmal eine Weile in sich wirken. "Aber wie kommt es dazu", wollte er dann wissen, dass es so viele verschiedenen "Arten", wie du es nennst, gibt? Es müsste doch eigentlich jedem auffallen und bewusst sein, dass unser Wort und wie wir danach handeln, wie wir dies erfüllen, bei unseren Mitmenschen Bilder erzeugen, die uns darstellen und wonach sie uns dann beurteilen..." Die Alte blickte von ihrer Arbeit auf. "Natürlich. Aber du solltest bedenken, dass viele Menschen einfach die Augen vor den Konsequenzen ihrer Worte, aber auch ihrer Taten verschließen. Diese Menschen belügen sich selbst ebenso, wie sie andere belügen, weil sie denken, ihre Situation würde dadurch besser werden oder weil aber weil sie denken, sie könnten nicht anders in einer Situation reagieren, als mit einer Lüge, oder wie manche es so vornehm ausdrücken "Flunkerei" oder "Notlüge". Sie haben Angst vor der Wahrheit, weil sie befürchten, sie könnten die Konsequenzen der Wahrheit schlechter ertragen als die Konsequenzen einer kleinen Lüge, wobei sie nicht merken, wie sie sich selbst Stück für Stück in der Lüge verlieren. Die Lüge, mein Kind, ist wie ein Parasit der sich in die Seele einnistet und ihr Leuchten nach und nach zum Erlöschen bringt." Sie wandte sich wieder der Spindel zu, die zum Stillstand gekommen war, versetzte ihr wieder einen kleinen Schwung und setzte ihre Arbeit fort, während sie weiter sprach: "Die Lüge verleiht ihrem Opfer die trügerische Sicherheit, dass alles kontrollierbar und nach eigenen Gutdünken durch Verdrehen, Verzerren und Verändern zum eigenen Nutzen beeinflussbar sei. Doch zu welchem Preis? Manchmal fängt es mit kleinen Ausreden an, oder, wie gesagt, mit kleinen Notlügen. Du kennst es doch sicherlich auch noch, nicht wahr?" Sie hob ihren Kopf und sah den jungen Mann mit ihren dunklen Augen von der Seite her an. Natürlich kannte er das. Er erinnerte sich noch gut an seine Ausflüchte, wenn er beim Apfelklau erwischt worden war oder wenn er zu spät mit seinen Aufgaben dran gewesen war oder sie vergessen hatt... da hatte er des öfteren nach einer Ausrede gegriffen, und es auch einmal mit einer Lüge probiert. Allerdings war das Gefühl, das er dabei gehabt hatte alles andere als angenehm gewesen. Selbst als er in den Genuss eines Erfolges durch eine Lüge gekommen war, so hatte er doch immer einen schalen Beigeschmack erhalten. "Es gibt aber auch Menschen", fuhr die Alte nach dieser kleinen Pause fort, während sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandt, "die nie etwas anderes kennen gelernt haben als Ausreden und Lügen. Bei denen es dazugehörte und normal war, dass Worte und Handlungen nicht zusammen passen. Die nie mitbekommen haben, was es heißt, wenn Wort und Handeln im Einklang sind, wie das"gemacht" wird. Sie hatten zu Hause, in ihren Familien, in ihrem Umfeld keine Vorbilder, an denen sie sich orientieren konnten, von denen sie lernen konnten, dass ein Wort auch eine Tat, ein Handeln bedeutet. Stell dir vor, ich würde dir sagen, dass es wichtig sei, das Spinnen und Weben wichtig seien und das deine Schwestern dies lernen müssten, aber in diesem Haus würde keine Spindel zu finden sein und kein Webstuhl. Wie sollte sie das Verlangte lernen? Oder du solltest das Weiden von Schafen lernen, weil dies wichtig für unsere Lebenserhaltung ist und wir hätten weder Schafe, noch wäre jemand da, den du bei der Arbeit beobachten könntest und der dich lehrt, worauf du achten musst, was wichtig ist... Der Mensch lernt durch seine Vorbilder, durch seine Mitmenschen. Wie du erzogen wurdest prägt dich dazu dein gesamtes Leben lang, gibt dir einen Teil deiner Persönlichkeit. Wenn du Eltern hast, die es mit dem Wert ihres Wortes, bewusst oder unbewusst, nicht so genau nehmen, die auch gerne einmal Notlügen in Kauf nehmen, bei denen Wortbruch und Unehrlichkeit zum Leben und Miteinander dazugehören, so wirst auch du das als selbstverständlich hinnehmen. Auch wenn du selbst eines Tages entdeckst, dass Unehrlichkeit und Wortbruch für dich nicht vertretbar sind, so wirst du, wenn du nicht wirklich aufpasst immer wieder ein Opfer derselben werden, weil es dir so beigebracht wurde und du selbst merkst es vielleicht noch nicht einmal. Weil es für dich zu einer Normalität geworden ist." Fragend sah er die Alte an."Wie sollte ich nicht merken, dass ich lüge?" Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Weil die Lüge ein Teil in deinem Leben geworden ist, und vielleicht sogar zu einem Teil deiner Selbst geworden ist, deines Wortes und Deiner Handlungen. Sie ist für Dich so selbstverständlich geworden, wie das Atmen." Nachdenklich sah der junge Mann in die Flammen, die über das verkohlte Holz leckten. Das Unwetter war etwas abgeklungen. In der Ferne war noch hin und wieder das Grollen eines Donners zu vernehmen. Der Sturm hatte sich etwas gelegt, aber der Regen prasselte noch immer ungebremst auf das Dach des kleinen Hauses, als wären sämtliche Schleusen des Himmels geöffnet worden. "Aber wenn das so ist", Überlegte er laut, "kann solch ein Mensch dann den wahren Wert seines Wortes überhaupt verstehen und danach handeln? Ist es ihm dann überhaupt noch möglich, sein Verhalten zu ändern? Solch einem Menschen wird doch nichts mehr geglaubt werden oder nur schwerlich, auch wenn er sich noch so sehr bemüht!" Er stand auf und legte noch einen Scheit trockenen Holzes auf das Feuer. Die Alte wiegte den Kopf. "Den Wert eines Wortes und den Zusammenhang von Wort und Handlung, um ein ehrhaftes und wahrhaftiges Leben zu führen, kennen diese Menschen wohl. Sie verstehen ihn auch, aber es fällt ihnen schwer, selbst so zu handeln. Sie können das erkennen und erst recht verstehen, wenn ihnen Menschen begegnen, deren Handeln und Worte eins sind und wenn sie solche Menschen als Vorbilder haben, wird es ihnen leichter fallen, sich zu verändern. Dennoch ist es ein für sie schwer erscheinender Weg, die liebgewonnenen, bequemen und auch für sie nützlich erscheinenden Angewohnheiten los zu lassen und durch andere zu ersetzen. Auch wenn es so einfach erscheint."erklärte sie ihm. "Hmm...Aber sie brauchen sich doch einfach nur an das Halten, was sie versprechen und sagen. Das ist doch nicht so schwer", wandte der Jüngere ein. Wieder huschte ein Lächeln ob der Einfachheit des Jungen über ihr Gesicht. "Natürlich, im Prinzip ist es wirklich einfach", stimmte sie ihm zu. "Für dich mag es ein Leichtes sein, dich an das zu halten, was du zu sagst, was du versprichst. Du hast es dir als Kind von deinen Eltern abgeguckt, hast es von deinen Eltern nicht anders gelernt. Für dich gibt es keine wirklich Alternative so zu handeln, weil es auch zu einem Teil von dir selbst geworden ist. Ein Teil deiner Werte und Tugenden. Ein anderer Mensch, so wie ich dir vorhin beschrieb, hat dies vielleicht gar nicht von seinen Eltern und seiner Familie mitbekommen. Bei ihm hat eher Priorität, dass er Worte gibt, weil es von ihm verlangt wird, ohne sich vielleicht wirklich im Klaren darüber zu sein, was für Konsequenzen dies hat, vielleicht auch, was für Nutzen ihm aus diesem erwachsen können. Für ihn ist es nicht schlimm, wenn er das Wort aber nicht einhalten kann, weil es ja immer noch mal die Möglichkeit gibt, das Versprochenen nachzuholen. Kommt Zeit, kommt Rat. Du siehst die Unterschiede ?" Der junge Mann nickte. "Aber dennoch ist es doch nur eine Frage meines Wollens und meines Willens, ob ich mich und mein Verhalten verändere, oder nicht?" "Natürlich, aber wirfst du etwas so einfach und leicht weg, von dem Du überzeugt bist, dass es dir bisher immer gute Dienste gebracht hat? Ist es für dich, im Gegenzug, einfach zu sagen: ´ich lüge ab jetzt nur noch!´? Oder ´Ach ich kann das, was ich versprochen habe noch etwas beugen und leicht verändern, so dass es für mich einfacher wird, es zu erfüllen! Es merkt ja auch niemand, wenn ich nicht gleich ein Versprechen erfülle. Und wenn doch, dann ist das auch nicht schlimm, weil ich ja mit Sicherheit wichtige Dinge hatte, die mich davon abgehalten haben!´? Es herrschte einige Zeit Stille, in der der Enkel über die Worte seiner Großmutter nachdachte und sich einmal in die Situation hinein zu versetzten, wie es wohl sei, plötzlich alle seine Überzeugungen und Werte zu überwinden und alles von Grund auf anders machen zu müssen. In der Tat erschien ihm das nicht mehr so einfach, denn es schlichen sich Selbstzweifel und Fragen ein. Seine Gedanken und Gefühle berichtete er seiner Großmutter, die zufrieden nickte. "Genau so ist es", bestätigte sie seine Erfahrung. "Genau solche ähnlichen Ängste, Zweifel und Fragen beschäftigen jemanden, der sein Leben in der Hinsicht ändern will, dass sein Wort wieder den Wert erhält, den es eigentlich haben sollte. Solche Veränderungen ziehen außerdem immer eine Reaktion der Umwelt, der Mitmenschen, der Familie mit sich und wirken sich also nicht allein bei dir aus. Die Umwelt wird, in welcher Weise auch immer, auf deine Veränderung reagieren. Und jeder Mensch, wie auch du, wird abwägen, welchen Nutzen und welche Risiken solch eine Veränderung für ihn hat und sich vielleicht erst einmal nur langsam heran tasten, um abwarten zu können und abzuklären, wie die Umwelt reagiert." "Aber das ist doch gar nicht sinnvoll und möglich!", protestierte der junge Mann."Manchmal müssen solche Veränderungen doch auch schnell von Statten gehen, da kann man sich doch nicht die Zeit nehmen und seiner Unsicherheit über einen längeren Zeit Raum geben!" Erneut unterbrach die Alte ihre Arbeit und blickte ihren Enkel ernst an. "Und das ist ein wichtiger und entscheidender Punkt, der ebenso einfach, wie auch schwierig ist. Manche Veränderungen, insbesondere solche, die in die Persönlichkeit eines Menschen gehen, brauchen ihre Zeit, auch wenn diese Zeit nicht oder vielleicht gar nicht vorhanden ist. Manchmal ist es auch in der Tat notwendig und wichtig, auch wenn dies ein Widerspruch zu sein scheint, das solche Veränderungen am Besten sofort geschehen. Aber dann gibt es für den Menschen, der dort drin steckt nur zwei Möglichkeiten: Entweder, er zerbricht an seinen eigenen Zweifeln, Ängsten und Befürchtungen, oder aber, er überwindet diese, allem zum trotz und mit allen Konsequenzen." "Aber Befürchtungen und Ängste müssen nicht eintreffen, ebenso, wie viele einfach unbegründet sind...", wand er ein. Sie nickte. "Ganz richtig. Aber auch Ägste haben ihren Ursprung in Erlebten. Jeder Mensch wird nach seinen Erfahrungen und Erlebnissen entscheiden wollen. Viele Menschen durchleben in solchen Entscheidungssituationen viele Ähnliche Situationen noch einmal in Bruchteilen eines Lidschlages. Und dann stehen sie vor der Frage, ob sie bereit sind die Konsequenzen, die damals erfolgten, wieder zu tragen, auch wenn sie sich verändern können.
Die situationsbedingten Faktoren werden natürlich bei der Entscheidung mit einbezogen." Er stand nachdenklich auf, ging zu einem Tisch, der in Raum stand und auf dem ein kleiner Tonkrug und zwei tönerne Becher ihren Platz gefunden hatten. Er goß etwas Wasser in die Becher und kehrte mit diesen zu seiner Großmutter zurück. "Aber da drehen wir uns doch im Kreis", erklärte er, als er sich gesetzt hatte und der Alten einen Becher reichte. "Wie soll dann eine Veränderung stattfinden, wenn der Mensch sich nicht von seinen Ängsten und Befürchtungen befreit? Er behindert sich doch nur selber, wenn er sich nur mir seinen Ängsten beschäftigt, anstatt damit, wie er sie besiegt." Die Alte setzte ihren Becher ab, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte. "Es bedarf Selbstvertrauen, Disziplin und Menschen, die ihm helfen, die als Vorbilder dienen und auch Nachsicht üben, wenn es mit der Einhaltung des gegebenen Wortes nicht so schnell umgesetzt wird, wie es vielleicht erwartet wird oder auch gesehen werden würde. Natürlich schafft ein Mensch es nur aus eigener Kraft, dauerhafte Veränderungen herbei zu führen, aber bei manchen Menschen bedarf es eines vertrauensvollen und hilfreichen Umfeldes, damit diese Veränderung sich auch festigen und zu ihrem Teil ein Teil der eigenen Persönlichkeit werden kann." Sie nahm erneut einen Schluck aus ihrem Becher. Die kurze Pause nutze der junge Mann, um seine Großmutter neugierig zu fragen: "Und wie war es bei dir?" Als die Alte ihren Becher abgesetzt hatte, blickte sie ihn wieder an, so dass er in ihre dunklen Augen sehen konnte, in denen sich das Flackern des Feuers spiegelte. "Ich musste mich eines Tages entscheiden, wohin mich mein Weg weiter führen sollte. Und er führte mich zu der Schwelle, an der ich mich entscheiden musste, ob ich mich von meinen Ängsten besiegen und damit zerbrechen lasse..." Ihr Blick schien in die Ferne zu schweifen. "Mein Handeln und meine Worte waren nicht immer im Einklang, wie sie es heute sind. Auch ich habe das Wort und die Wahrheit schon oft so gebogen, wie ich es brauchte. Für mich war das ganz natürlich und nichts "Verächtliches" oder "Schlimmes". In meiner Familie machte das jeder. Und niemand war wirklich böse, wenn der andere sein Wort nicht gehalten hatte, weil es ja immer irgendwelche Dinge geben kann, die einem an der Erfüllung seines Wortes hindern können. Aber es kam ein Tag, an dem mir auffiel, dass ich mit meinem Verhalten bei vielen, mir liebgewonnen Menschen anstieß, auch wenn ich der Meinung war und der festen Überzeugung, dass ich, von meinem Standpunkt aus betrachtet, mein gegebenes Wort gehalten hatte. Ich verstand manche Reaktionen nicht und hinterfragte mich und mein Verhalten und auch mein Verhältnis, was ich zu meinem eigenen Wort hatte." Sie seufzte. "Ich habe gemerkt, das im Prinzip mein gesamtes angestrebtes und an den Tag gelegtes verhalten ein leeres Gerüst gewesen ist, weil ich nicht wusste, wie ich meine gegebenen Worte mit Leben füllen sollte. Ich musste mir in den Spiegel sehen und mir eingestehen, dass, obwohl mir mein gegebenes Wort, in welcher Form ich es auch gegeben hatte, wirklich viel bedeutete und ich dahinter stand, von den Blickwinkeln meiner Mitmenschen und auch wahrhaft angesehen noch nicht einmal wirklich den Atem wert gewesen waren, mit den ich sie bisher gegeben hatte, so wichtig, wie sie mir auch gewesen waren..." Einen Augenblick hielt sie in ihrer Erinnerung inne. "Was hast du gemacht?", wollte ihr Enkel wissen. "Das war der Augenblick, in dem ich mich entscheiden musste, was ich wirklich möchte. Und ich musste danach handeln. Aber ich hatte Angst, vor den Reaktionen der Menschen, die sich schon sooft auf mein Wort verlassen hatten, und bei denen ich dann mein Wort gebrochen hatte. Ich musste mich dem Stellen und sehen, wie ich dem dann standhalten konnte." In Gedanken versunken saß die alte Frau auf ihrer Bank und blickte in die Vergangenheit. "Aber als ich mich entschieden hatte und endlich Frieden und Ruhe in mir einkehrten, veränderte ich mich und ich konnte auch meinen Mitmenschen und Freunden wieder begegnen, ohne ein schlechtes Gefühl in mir zu tragen... Auch meine Umwelt reagierte. Meine Familie warf mir vor, ich hätte mich zu meinem Nachteil verändert, würde für sie nicht mehr fassbar sein. Wir hatten einen furchtbaren Streit, in dessen Folge ich mich einer zweiten Entscheidung gegenüber stehen sah: Mein Leben so zu leben, wie ich es für mich richtig hielt und als Konsequenz den Streit mit meiner Familie in Kauf zu nehmen oder aber in der trügerischen Familienidylle weiter zu leben, als sei nichts gewesen. Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen... Aber sie hat sich gelohnt. Ich habe mich seit dem nicht mehr hinter Lügen versteckt. Ich konnte endlich die sein, die ich war und die ich auch heute noch bin uns sein werde. Und mein Wort hat endlich den Wert erhalten, ist wirklich das geworden, was ich immer in ihm als Wunschbild gesehen habe: Wahrheit und Ehre." Wie aus einem Traum erwacht, blinzelte sie ihren Enkel an und lächelte. "Aber im Nachschauen bin ich dankbar für diese Erfahrung und diesen Weg", sagte sie lächelnd. "Denn so kann ich Dir heute darüber berichten." ©by Daniela Müller

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.12.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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