Christa Eva Walter

Als eine Lady bei uns einzog! Teil 3

 

                            Als eine Lady bei uns einzog...  3. Teil
 
Plötzlich ging alles sehr schnell, ein wehleidiges Klagen durchzog den Raum, ich blieb ein wenig entfernt stehen und doch ließ ich ihr meine Nähe spüren. Es war wohl der große Augenblick, indem sie die Heldin war. Ich traute meinen Augen nicht, als ich nach ihrer Schwerstarbeit,... diese niedlichen Jungen sah. Sie versorgte und liebkoste sie, wie es hätte eine Mutter nicht besser machen können. Meinem Mann der hinzukam, stellte sie jedes der Kleinen vor,... indem sie liebevoll an ihnen zuppelte, dies war so rührend anzusehen, ich glaube sie schien selbst überrascht zu sein, über das was sie da hervorgebracht hatte. Ich habe sie niemals so glücklich gesehen.Wir hätten es nie übers Herz gebracht, eines ihrer Jungen abzugeben, so mussten wir uns darauf einstellen, noch drei kleine Mäuler zu stopfen. Lady bewegte sich nun sehr königlich, hütete ihre Kleinen von früh bis spät und verlieh ihnen die Würde die sie selbst besaß. 

In den nächsten Tagen konnte ich nur staunen, wie schnell sich die Kleinen entwickelten, Ladys erzieherische Art war beeindruckend und ich spürte ihre Absicht, wenn ihre Zeit gekommen war,... mussten sie gehen! Sie brachte ihnen das Jagen bei, die Geduld auszuharren,... wenn es nötig war. Sie war in all den Dingen niemals oberflächig und konnte auch uns noch etwas beibringen. In der Natur scheint alles geregelt zu sein, selbt der kleinste Ablauf ist kontrolliert und hat seinen Sinn. Wir denken oft, wir sind die Größten und erkennen nicht die einfachsten Dinge die unser Leben ausmachen. Tiere zeigen uns auf natürliche Art, wie man im Einklang mit der Natur leben kann, aber nur wenn wir sie mögen werden sie von uns geliebt,... ansonsten stören wir uns nicht daran, wenn wir sie verletzen und misshandeln.
Es gibt immer noch zu Wenige, die wirklich etwas dagegen tun,...  wann wird die Menschheit soweit sein, sich nicht mehr zu versündigen und Tier und Umwelt als etwas Einmaliges zu sehen!

 

Es wurde Frühling und alles schien hell und freundlich, für unsere Lady begann jetzt eine schöne Zeit. Endlich in der Sonne liegen, herumtollen, spielen mit den Grashalmen und kratzen an den Bäumen. Die Kleinen machten ihre ersten Sprünge und was ihre Mutter ihnen an kühlen Tagen beigebracht hatte, machte jetzt keine Mühe mehr. Immer wieder suchte sie dabei unsere Nähe, sie wollte uns zeigen, welche Fortschritte ihre Kleinen gemacht hatten, spielerisch zeigte sie ihnen den Umgang mit Gefahren und
ließ sie auch manchmal allein, um zu prüfen, wie selbständig sie schon waren, dabei entging ihr nichts.
Selbst nach nächtlichen Abenteuern brachte sie ihre Kleinen immer unbeschadet zurück. Irgendwann aber merkten wir,... dass ihre Fürsorge nachließ, sie ließ die Jungen nicht mehr an sich heran, sie versuchte Abstand zu gewinnen, geschickt tat sie so, als
würde sie schlafen wollen, von diesem Schauspiel konnte man fasziniert sein, sie wiederholte dies ständig,... und wollte so ein Zeichen setzen, ihre Jungen waren nun alt genug. Als diese Gestik vorbei war ging sie in die Offensive, wann immer ihre Jungen
die Nähe der Mutter suchten,... sie stupste sie weg,... ihre Hartnäckigkeit ging so weit, dass sie ihre eigenen Wege ging, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. 

Es war eben ein bisschen anders, als in unserem Leben,... 
sie musste Sorge tragen, dass ihre Jungen überlebten, sie mussten sich nun selbst versorgen. Wir machten uns Gedanken wie wir dieser neuen Situation begegnen konnten. In der näheren Umgebung hörten wir uns um, ob nicht vielleicht jemand ein niedliches Kätzchen haben wollte. Die Schwierigkeit aber war, nicht nur das eine Kätzchen, sondern gleich drei in einer guten Familie unterzubringen. Dabei wollten wir auch vermeiden, dass sie nicht so weit auseinander gerissen wurden. Nach Feierabend ging mein Mann los, fragte hier und da, hatte manche Zusage und auch Zweifel,
so mussten wir uns in Geduld üben. Durch Mundpropaganda aber, sprach es sich schnell herum, und plötzlich war der Andrang enorm. Wir hatten großes Glück, für jedes Kätzchen eine Familie zu finden. Im Stillen dankte ich meinem Mann, dass er das alles organisiert hatte. Beruhigt fielen wir abends ins Bett, nur eine hatte von allem nichts mitbekommen, sie legte sich friedlich ans Fußende, reckte sich nach allen Seiten und schlief ein. Auch am nächsten Tag gab es nicht die geringsten Anzeichen, dass etwas passiert war, Lady benahm sich so wie immer, nahm auf dem Sofa den größten Platz ein, und ließ es sich gut schmecken.
Lady wusste wann man loszulassen hatte. Mit Disziplin, Fürsorge, und Toleranz hatte sie ihre Pflicht erfüllt. Und so ganz nebenbei war sie unser Kummerkasten für verwundete Seelen, durch ihren intensiven Blick, dem man sich kaum entziehen konnte, sah sie uns direkt an, lautlos setzte sie auf Gefühle die uns Ruhe, Geborgenheit und Ausgeglichenheit vermittelten.
Was war ihr Geheimnis ?


Wir wissen zwar soviel, aber dann eigentlich wieder so wenig,... einen Menschen kann man täuschen, ein Tier niemals, ich glaube sie sind uns weit voraus und wir werden dies nie ergründen. Unsere kleine Lady wurde nun immer ruhiger, sie machte zwar ihre Ausflüge, kehrte aber in der Regel wieder schnell zurück. Sicherlich lag es auch daran, weil wir in die Natur eingegriffen hatten, um zu verhindern, dass weitere Jungen zur Welt kamen und wir keine Möglichkeit sahen, später dafür Sorge zu tragen. Ob sich Lady dabei wirklich wohlfühlte,... wir wissen es nicht. Von ihren täglichen Gewohnheiten her, machte sie stets einen harmonischen Eindruck, so konnten wir ein gutes Gewissen haben.

Es vergingen viele Jahre und aus unserer Lady wurde eine alte Dame, sie war in den Jahren ein bisschen fülliger geworden, aber ihr hübsches Aussehen blieb unberührt, ihre Schritte waren ein wenig schwerfällig, aber ihr Gang blieb graziös.
Das Jagen und Tollen war längst vorbei und sie suchte sich ruhige Plätze um sich auszuruhen. Wenn aber eines unserer Enkelkinder sie streicheln, drücken oder gar in die Arme nehmen wollte, war sie wieder ganz die Alte, und ließ alles mit sich machen. Es ist so wunderbar, unsere Lady ist immer noch bei uns, sie teilt mit uns unser Leben.  Sie nimmt Anteil an unseren Sorgen und Freuden.

 

Erziehen ließ sie sich niemals, immer ging sie als Gewinner hervor, wirkliche Verlierer waren wir,... schmunzelnd konnten wir das
oft genug erleben, wenn sie nur eine bestimmte Sorte Katzenfutter fraß! 
Wenn es draußen mal stürmte, saß sie am Fenster, beobachtete die Äste, wie sie sich im Winde verbiegten, und konnte stundenlang diesem Treiben nachsehen, aber wehe wenn es mal donnerte,... da war sie pötzlich verschwunden,... unter dem Bett konnte man dann zwei große grüne Augen entdecken. 
Sie kam auch erst dann hervor wenn wirklich nichts mehr zu hören war.

 

Fortsetzung...

 
  
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.12.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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