• 18.12.2005
  • Kategorie "Weihnachten" (Kurzgeschichten)
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Monika Peter

Fröhliche Weihnachten

"Fröhliche Weihnachten"...
wünschen die Menschen sich und den Anderen jedes Jahr.
Meistens gedankenlos, weil man sich das immer schon sagt.
Sie lassen sich von dem Trubel und der Hektik mitziehen,
wie jedes Jahr.
Und nehmen sich - auch wie jedes Jahr - vor,
die nächsten Weihnachten anders zu verbringen:
Ruhig, besinnlich, ohne Hektik und Einkaufsstress...
Trotzdem genießen sie - wie jedes Jahr -
diese besonderen Tage.
 
Jahrelang war das bei uns genauso:
Wir, das waren Mutter, Vater, drei Söhne, zwei Omis,
eine Freundin und ein Hund
begingen diese Festage
mit Plätzchen backen, Geschenke besorgen, Einkaufen,
Krippe aufstellen, Christbaum schmücken,Liedern,
Kaminfeuer, Lachen, Festessen usw...
Aber so feierten wir am 24. Dezember 1992 zum letzten Mal!
 
Im Sommer darauf starb unser Stephan bei einem Motorradunfall.
Weihnachten war nun kein Familienfest mehr,
es war nur noch ein Feiertag.
 
Drei Jahre später war auch Matthias, unser Jüngster tot.
Auch er verunglückte bei einem Motorradunfall.
Für meinen Mann, unserem Sohn und mir war klar:
Wir ertragen Weihnachten nicht mehr zu Hause,
wir halten diese Atmosphäre aus Licht, Freude und Erwartung nicht aus.
Wir fliehen dorthin, wo der 24. Dezember ein ganz normaler Tag ist.
Unser Ziel war Abu Dabi,
ein kleines, reiches Emirat am persischen Golf,
moslemisch natürlich.
 
Aber die Hoffnung Weihnachten zu entkommen,
verflog als wir das Hotel betraten:
Extra für die westlichen Touristen stand ein riesiger, bunter
Weihnachtsbaum in der Eingangshalle.
Und bei 30°C wurden wir den ganzen Tag
mit amerikanischen Weihnachtsliedern berieselt.
 
Das Schlimmste aber war für uns,
dass um uns herum nur fröhliche und glückliche Menschen waren,
die diese Feiertage einmal anders verbringen wollten.
Und wir mitten drin -
mit unserer Trauer, Verzweiflung und Verlassenheit.
Es wurden die schlimmsten Weihnachten unseres Lebens.
 
Inzwischen haben wir einen Weg gefunden,
diese schwierigen und schweren Tagen
zu Hause zu überstehen.
Es sind jetzt wirklich ruhige und besinnliche Weihnachten.
Ohne Einkaufsstress und Hektik,
aber auch ohne Christbaum, ohne Kerzenduft,
ohne Krippe, ohne Plätzchen und ohne Lieder...
 
Es sind keine "fröhlichen Weihnachten" mehr.

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